Der Abend dämmert. Draußen ist es fast dunkel. Spärliches Licht eines Sommerabends zieht sich hinter die düsteren Hecken und Bäume zurück. Es ist spät.
Die Wohnung dagegen ist noch hell erleuchtet. Das weiße Licht brennt in müden Augen.
Ich knie im Flur vor dem Bad und höre wie sie sich fertig macht, einen Deckel auf eine flache Dose schraubt, den leichten Geruch duftender Creme, das Plätschern des Wasserhahns. Ich kann nicht durch Wände sehen, aber ich sehe sie genau vor Mitte des Spiegels stehen. Ihre schlanke Figur umspielt ein dünner schwarzer Stoff, fast gänzlich aus Spitze. Ihr Finger massieren sanft die Creme ein. Ihr Gesicht ist nicht müde im Abendlicht. Es leuchtet vielmehr auf, als wäre der Abend der Beginn des Tages und die tiefe Nacht in der sie aufblüht, die Königin der Nacht, während ich nur ein Schatten darin bin. Ich hab mich schon immer gefragt, woher sie diese Kraft nimmt.
Unruhig gehe ich auf und ab.

Wenn die Nacht erst beginnt, finde ich die richtigen Worte, die Gefühle, alles was uns verbindet ist noch intensiver und deutlicher. Wenn die Abendsonne lange Schatten wirft auf diesem Feldweg, werden wir uns treffen im Wind.
In der Dunkelheit können wir uns spüren… so nah, endlich dort. Wäre es so, sich im Traum zu begegnen, tausende Meter über dem Boden in den Wolken? In meiner Fantasie wachsen diese Gedanken wie verschlungene Zweige eines Kirschbaums im Winter.
Ich entferne mich so leicht aus der Realität, verschwinde daraus, fliehe an einen anderen Ort. Was wird letztlich mein Leben ausmachen, wenn ich nicht aufwache? Sollte das nicht ein Ende haben? Aber ich will es nicht und ob ich es jemals kann ist unabsehbar.

Als sie aus dem Bad kommt lächelt sie angesichts dessen wie verlegen ich dastehe und auf sie warte. Es ist ein rätselhaftes Lächeln. Sie verwirrt mich.
„Wer hat gesagt das du aufstehen darfst, mein Hund?“ Fragend sieht sie mich an.
„Ich…“ bin mal wieder sprachlos.
Sie schnaubt belustigt und gibt mir einen ordentlichen Nackenschlag. Ich spüre es kaum, so sehr bin ich von ihrem Auftreten verzaubert. Warum wirkt sie so liebevoll, wenn sie hart ist? Wie würde diese Nacht werden?
„Du willst dir die gute Sache doch jetzt nicht ruinieren mein Hund?!“
Ich freute mich schließlich darauf mit ihr rausgehen zu dürfen.
„Nein, meine Herrin. Das ist das Letzte was ich wollte.“ Obwohl ihr Ton etwas scherzhaft ist, bin ich ernst.
„Aber du wolltest es?!“
„Nein meine Herrin. Ich meinte nur…“
„Ja was?“
Ich komme nicht weiter, hab keine Chance.
„Es liegt mir fern, dich zu verärgern.“
Ich will keinen Fehler machen, nicht bei ihr. Es liegt mir jedes Mal wie ein Fels auf der Brust.
„Ach tatsächlich?“ Sie legt den Kopf schief und legt eine Hand an meine Wange. Ihre Nägel krallen sich in meine Haut. „Dann frag ich mich warum du nicht kniest, du Hund!“
Ich werde rot und sinke rasch auf die Knie.
„Ich war ein wenig befangen meine Herrin“, stammele ich. Wieder wird mir klar wie sehr sie mich in der Hand hat, das ich kaum atmen kann.

Sie geht an mir vorbei zu ihrem Kleiderschrank und nimmt ein schwarzen gestuften Rock raus, ein ledernes Korsett und einen langen schwarzen Mantel. Ein Outfit für die Nacht.
Während sie sich ankleidet meint sie: „Du warst also derart gelähmt von meinem Anblick, das du im Stehen erstarrt bist? Klingt für mich nicht sehr wahrscheinlich. Deine natürliche Reaktion wäre es, wie vom Blitz getroffen auf die Knie zu sinken. Aber das kann ja noch kommen.“, spekuliert sie. „Und das du dich nützlich machen solltest und mir deine Hilfe beim Ankleiden hättest anbieten sollen, muss ich dir eigentlich nicht extra sagen!“
Ich knie mit gesenktem Kopf da.
„Ja meine Herrin.“
„Nun gut, hilf mir. Aber schnell!“
Ich krieche zu ihr hinüber. Langsam stehe ich auf, schräg hinter ihr. Sie beobachtet mich aus dem Augenwinkel. Es macht mich nervös.
Sie könnte in der Position perfekt mit dem linken Fuß zutreten, sodass ich, noch während ich dabei bin mich zu erheben, wieder zu Boden fallen würde. Ich zucke zurück. Ihre Lippen verziehen sich zu einem leicht spöttischen Grinsen, als ahnt sie, was ich denke. Mit fahrigen Fingern ziehe ich die Schnüre an ihrem Rücken zusammen.
„Mach es ordentlich!“
Ich atme tief durch und bin in dem Moment froh, das ich nicht zu den Männern mit plumpen Händen gehöre, auch wenn sie dafür nicht so stark sind. Meine sind gerade eben schmal genug dafür.
Als ich fertig bin, dreht sie sich zu mir um, in der linken den Mantel, holt sie mit der rechten Hand aus und schlägt mir mit voller Wucht durchs Gesicht ehe ich gucken an.
„Wofür war das, meine Herrin?“, frage ich erschrocken.
„Was wagst du danach zu fragen? Brauch ich denn einen Grund?!“, erwidert sie scharf.
„Nein meine Herrin.“ Ich sinke wieder auf die Knie. Es wird Zeit zu erkennen, wo ich hingehöre. Hab ich denn eine Chance? Sie ist unberechenbar.
„Na dann... Und den Grund kannst du dir denken!“

Ich kann mir sehr viele Gründe denken und zugleich nur einen. Sie schlüpft in die langen Ärmel des Mantels und greift der grobgliedrigen Kette, die von meinem Halsband herunterbaumelt. Sie lässt sie durch die Finger gleiten und windet sich das Ende einmal ums Handgelenk. Noch in derselben fließenden Bewegung verlässt sie mit großen Schritten das Zimmer und zieht mich hinter sich her wie ein Hund.
„Wie praktisch, das du da eine Leine an dir hast.“, stellt sie im Weggehen beiläufig fest.
Ich folge ihr, durchs Haus, die Treppe hinunter, an der Garderobe vorbei nach draußen. Sie ist ungeduldig mir mir. Ich falle fast die Stufen hinunter. Die Hundekette zieht sich fest um meinen Hals.

Sie dreht sich halb um. Im Licht der Straßenlaternen wird sie von der Seite beleuchtet, ansonsten ist es dunkel. Über den schwarzen Kleidern wirken ihre Gesichtszüge wie gemeißelt und doch sanft. Es rasselt metallisch, als sie die Kette stramm zieht. Offenbar wird sie mit mir Gassi gehen. Doch etwas ist anders, von der ungewöhnlichen Uhrzeit abgesehen.
„Auf gehts.“
„Wo gehen wir hin, meine Herrin?“ Ich bin dezent aufgeregt. Ein wenig kommt der neugierige Welpe von früher durch.
„Halt den Mund und folge mir! Du darfst aufstehen, aber bei der kleinsten Unverschämtheit liegst du ganz schnell vor mir auf dem Boden. Hast du verstanden?!“
Rasch stehe ich auf. Die Kette hängt etwas lockerer zwischen uns, bis sie diese kürzer nimmt.
„Ich werde brav sein und mich benehmen, meine Herrin.“, sage ich, die Worte genau abwägend. Schwer liegen sie in der Luft.
„Na…“, sie sieht mich zweifelnd an. „Du magst ein braver Hund sein, mir geradezu ergeben, aber überzeugt bin ich deswegen trotzdem nicht, das du kein Mist baust.“
Ich kann mich nicht daran hindern zu grinsen. Ihre Augen werden schmal.
„Das wirst du noch bereuen.“, meint sie streng. Ihr Blick verrät, das ich mich auf was gefasst machen kann.

In tiefer Nacht durch die menschenleeren Straßen zu laufen, ist traumhaft. Es ist ziemlich still. Die meisten Lichter hinter den Fenstern sind erloschen. Die Dunkelheit hat sich ausgebreitet. Die frische Nachtluft fährt zwischen geparkten Autos durch, über die Häuserreihen an den hell leuchtenden Straßenlaternen vorbei. Es duftet ein wenig nach Regen. Ich atme tief ein. Gedämpftes Brummen der Motoren aus der Ferne. Eine Querstraße weiter schlägt eine Autotür zu. Die Lichter des Industriegebietes erhellen den Horizont im Osten. Meine Herrin geht zügigen Schrittes vor mir her. Ihre Absätze pochen auf den Boden. Ich laufe lautlos wie ein Schatten hinterher. Und jetzt weiß ich, was kommen wird. Ich habe keine Ahnung.
Für drei Blocks behält sie das rasche Tempo bei. Wir begegnen vereinzelt Leuten. Ein paar befremdliche Blicke. Meine Herrin kümmert sich nicht im Geringsten darum. Und ich bin stolz das sie mich an der Kette hinter sich herzieht. Andererseits nimmt mich in meinem schwarzen Aufzug, inklusive Haare wahrscheinlich keiner wahr.
„Wo bist du mit deinen Gedanken mein Hund?!“ Ihre Stimme ist ruhig wie tiefes Gewässer, aber ich weiß ziemlich genau, wie schnell sich das ändern kann.
„Ich habe an dich gedacht meine Herrin.“, sage ich ertappt. Keine Lüge.
„Ich bin aber hier, du Blödmann.“ Sie verpasst mir ein weiteren Nackenschlag. „Deine ´brave´ Antwort kannst du also stecken lassen.“
Ihr Augen funkeln. „Ich habe gerade ohnehin Lust dich zu versauen.“
Ich starre sie mit großen Augen an. Kann man zu brav sein? Sie packt mich direkt am Hals und drückt mich gegen die nächstbeste Hauswand. Sie sieht von oben auf mich herab.
Ich kann alles sehen. Meine Vorstellung hat in Sekundenschnelle ein paar bewegte Bilder gemalt. Ich höre ihr Stöhnen wie von Weitem. Braver Hund. Ironie. Ich sollte mich schämen, das ich sie in meiner Vorstellung so oft nackt sehe. Ein Schlag ins Gesicht ist wohl immer gut.
Ohne die Leine loszulassen fährt sie mit beiden Händen unter meinen weiten Pullover. Sie zieht ihr Krallen von meinem Halsansatz über die Brust bis über den Bauch.
Ich atme schneller. „Womöglich war ich schon immer ein dreckiger Hund meine Herrin.“, gebe ich zu.
Ich bezweifle das es da ein Unterschied gibt. Auch wenn ich noch denken kann. Zumindest so lange, bis sie mir den Verstand raubt.
„Tatsächlich?“ Sie zieht ihre Krallen über eine sehr empfindliche Stelle. Ich ziehe die Luft zwischen den Zähnen ein. Ihr Gesicht ist ganz nah an meinem. Ich wage kaum, zu atmen.
„Denkst du ich weiß nicht, was für ein versauter braver Hund du bist?!“
Wie kann man zur selben Zeit brav und versaut sein? Ihre Hände spielen beiläufig mit meinem Gürtel. Ich starre auf ihre Lippen. Gleichzeitig spüre ich wie ein unbändiges Verlangen in mir wächst. Und etwas anderes wächst auch. Ich kämpfe damit. Der Moment hält an. Dann zieht sie ihre Hände weg und sieht mich spöttisch an.
„Was hast du denn gedacht, mein dreckiger Köter?!“ Sie spuckt mir ins Gesicht.
Ich sehe sie fassungslos wie bewundernd an. Meine Herrin. Eine einzigartige Frau und es ist unmöglich ihr auf irgendeine Art etwas vorzumachen. Ich dachte immer, das ich gut mit Worten bin, aber für sie bin ich ein offenes Buch. Und sie hat die Schließen geklaut. Sie grinst anzüglich und zieht mich dezent verwirrten Hund weiter die Straße hinunter.

Wir kommen näher ans Stadtzentrum. Ein dünner Menschenstrom bewegt sich wie im Halbschlaf an geschlossenen Geschäften vorbei. Nur wenige Passanten scheinen wirklich wach zu sein und angeregt durch die kühle Nachtluft. Richtig unangenehm wird es erst, als ich vor ihr gehen muss, ihren Blick in meinem Nacken.
Eine Frau in Businesskleidung mit einem bitteren Zug um die schmalen Lippen, torkelt müde an uns vorbei. Sie sieht etwas gerupft aus. Vor einem geschlossenen Bistro gegenüber sitzt ein Betrunkener mit langen grauen Haaren auf einer Bank, er wiegt sich vor und zurück.
Wir betreten eine Seitenstraße. Links steht ein Pärchen an einem grauen Wagen, sie im geblümten dünnen Sommerkleidchen und Riemchensandalen, er im Anzug mit Bügelfaltenhose, das Jacket unterm Arm. Offenbar waren sie hastig gelaufen, denn sie sind etwas außer Atem. Außerdem scheinen sie zu streiten.
„ …deine Mutter musste ja unbedingt aussuchen.“, motzt er gerade.
„Jetzt schieb es nicht auf sie. Du kannst froh sein, das sie die Karten bezahlt hat!“, zetert die Frau zurück.
„Du tust ja so, als ob ich es mir nicht leisten könnte!“, erwidert er aufgebracht.
„Ja stimmt doch auch!“
Ich kann mir ein belustigtes Schnauben nicht verkneifen. Und dann ist es auch noch so klischeehaft. Da reißt meine Herrin plötzlich grob an der Kette.
„Scheint als wäre dein Interesse woanders?!“
Das bis dahin im Streit vertiefte Pärchen bemerkt meine Herrin und sieht sprachlos zu, wie sie mich wie ein räudigen Hund am Halsband packt, daran herunterzieht und zu Boden tritt.
„Ab auf den Boden wo du hingehörst, du Hund! Ich bin wohl viel zu nett gewesen.“
„Ja meine Herrin. Entschuldige bitte…“ Sie schneidet mir das Wort ab. Ich lande unsanft vor ihr auf dem Asphalt. Er ist nass. Es musste am frühen Abend geregnet haben. Sie stellt ihren Heel auf meinen Nacken und drückt mein Kopf auf den Boden, mein Gesicht und Haare auf den Teer. Die zwei Streithähne schnappen nach Luft. Ich wage nicht mich zu rühren.
Die Frau scheint ihre Sprache wiedergefunden zu haben, denn ich höre sie fragen: „Was machen Sie denn da?“ Wobei sie einerseits empört aber auch unsicher klingt. Ich kann nur die Beine der Anwesenden sehen. Die Demütigung kribbelt durch meine Adern, als ich die Blicke auf mir spüre. Die Feuchtigkeit dringt langsam durch den Stoff meines Pullovers.
„Wonach sieht es denn aus?“, antwortete meine Herrin ungerührt. Ihr Blick dabei ist vermutlich ebenso kühl.
Daraufhin trippeln die Sandalen des Mädchens hastig zu den polierten Booten ihres Begleiters. Sie sind bestimmt auch durchgeweicht.
„Komm Schatz, wir gehen.“
Ich schiele hoch, soweit möglich und sehe wie sie ihn am Arm packt, er aber zunächst wie versteinert stehen bliebt und meine Herrin anstarrt, was mich nicht gerade wundert.
Meine Herrin bemerkt da allerdings, das ich mich unter ihrem Fuß bewege und bohrt ihren Absatz in meine Haut. „Du bleibst liegen! Das klären wir noch!“
Von dem Normalo kommt immer noch kein Ton. Womöglich sabbert er ja auch. Sein Starren scheint seine Freundin wütend zu machen.
„Was guckst du die an?!“, schimpft sie erbost und zerrte ihn am Ärmel in den Wagen. Wenn meine Lage nicht so schmerzhaft wäre, würde ich jetzt grinsen.

Nachdem sie weggefahren sind, dachte ich dürfte wieder aufstehen, aber unterlag dabei offenbar einem Irrtum. Sie verstärkt den Druck auf ihrem Fuß noch. Ich wimmere ein bisschen.
„Was war das denn eben?!“
„Es war nur lustig meine Herrin, weiter nichts.“, erzähle ich der Straße in dem Bewusstsein, das dies wahrscheinlich keine ideale Antwort ist.
„Ich mach auch gleich was Lustiges.“, erwidert sie gespielt nachdenklich.
„Was meinst du meine Herrin?“
„Och… das siehst du noch früh genug. Nebenbei, gefällt es dir da unten?“, fragt sie stichelnd und stellt ihren Heel auf mein Kopf und bewegt ihn etwas.
Ich muss schlucken. „Ja meine Herrin, es gefällt mir.“ Meine Stimme ist etwas belegt.
Sie lässt mich noch eine Weile auf dem Boden liegen, um das angenehme Gefühl zu genießen und erledigt ein kurzes Telefonat, während ich wie ein nasser erbärmlicher Hund vor ihr auf der Straße liege. Es fängt an zu nieseln, dann regnet es richtig.
Eine Gruppe angetrunkener Jugendlicher geht etwas entfernt an der Straßenecke vorbei. Sie lachen lauthals, als sie mich sehen. Ich befinde mich wo ich hingehöre und bin durchnässt.
Sie nimmt den Fuß von meinem Nacken. Der Absatz hat sich schmerzhaft in die Haut gebohrt. Ich unterdrücke ein Stöhnen bei der Erleichterung.
„Leck mein Schuh sauber, du Hund.“, befiehlt sie. Gleichzeitig zieht sie die Leine stramm. Unter großer Mühe fahre ich mit der Zunge über die Kante ihres Absatzes. Ich erreiche ihn kaum. Die Kette schneidet mir qualvoll in den Hals und der Regen tropfte an mir herunter. Im Licht der Laternen glänzen ihre Heels vor Nässe. Ich kann kaum gucken.

„Na dann wollen wir mal. Los!“, sagt sie gut gelaunt und packt in meine Halskette und zieht mich daran hoch, dann wendet sie sich zum Gehen. Ich folge ihr, dezent nass und dreckig.
Während ich vor ihr her trabe, mache ich mir Sorgen, das ihr langweilig ist. Die silberne Kette klimpert im Dunkeln. Sie hatte mich erfolgreich gedemütigt und dabei ein Telefonat erledigt und das alles mitten in der Nacht. Ich bin ziemlich gut drauf, dafür das ich nass bin. Wenn ich so darüber nachdenke, überlege ich mit wem sie eigentlich telefoniert hat. Auf dem Rückweg kommen wir durch ein schlecht beleuchtetes Wohngebiet. Gegenüber einer einzelnen Laterne zieht sie mich plötzlich in eine Hofeinfahrt. Ein brennender Peitschenschlag trifft mich plötzlich auf dem Rücken. Wo zum Teufel hat sie jetzt die Peitsche hergenommen?

Sie reißt an der Leine. „Stell dich da an die Mauer, du Hund. Hände flach an die Wand.“ Ich gehorche und stelle mich mit dem Gesicht zur Wand etwa einen Schritt entfernt, nach vorne gebeugt, die Hände über mir an der Mauer. Ich seufze.
„Sieh was für ein armseliger Hund du bist! Du hast es kaum verdient den Dreck von meinen Schuhen zu lecken.“ Sie tritt direkt hinter mich.
Ich kann sie sie hinter mir spüren. Aber ich fühle mich nicht größer, nein, ich komme mir winzig vor, gegenüber ihrer Macht, die mich zittern lässt. Ich bin so voller Anspannung. Was um Himmels Willen hat sie vor?
Sie zieht von hinten an der Leine, nimmt sie kurz. Die Kette würgt mich.
„Ich kann deine Angst spüren, mein Hund.“, flüstert sie in mein Ohr.
„Ich habe keine, meine Herrin.“, murmele ich.
„Und dennoch zitterst du vor mir. Was ist es dann?“ Ich habe Angst vor ihren Flammen, aber es ist auch berauschend.
„Ich… genieße es. Die Nacht ist toll, meine Herrin.“
„Das ist die Antwort von jemandem, der sich raus reden will. Allmählich überlege ich, ob du nicht ein kleiner feiger Hund bist?“
„Nein meine Herrin. Ich bin kein… ich habe immer die Eier ein Fehler zuzugeben.“
„Oh du meinst diese?“ Sie hebt ruckartig ein Knie an und rammt es mir von hinten zwischen die Beine. Ich gebe ein Jaulen von mir, krümme mich vor Schmerz und falle fast zu Boden. Er pocht dumpf zwischen meinen Beinen. Das wird noch schmerzhaft werden.
„Stehengeblieben! Ich bin noch nicht fertig! Antworte mir!“ Sie steht jetzt so dicht hinter mir, das ich ihren Körper an meinem spüren kann. Ihre Hand greift um mich herum und packt dabei mein Schwanz inklusive Eier durch die Hose hindurch.
„Ja meine Herrin“ Der winselnde Ton in dem ich das sage, klingt allerdings nicht überzeugend.
„Hmmmm.“
„Bitte du musst mir glauben meine Herrin.“ Noch winseliger. Sie drückt zu.
„Soso muss ich das?! Das sind ja ganz neue Töne hier!“, meint sie empört.
„Es tut mir Leid... ich wollte nicht… ich hab mich im Ton vergriffen.“ Ich bin fast am Jaulen. Es tut scheisse weh.
Sie lässt los, packt mich brutal an der Halskette. Sie hat sich ein halben Zentimeter in meinen Hals gegraben. Es scheuert stark, die Krusten platzen auf. Vermutlich blutet es auch. Ich drehe den Kopf hin und her in dem verzweifelten Versuch dem Gefühl zu entkommen.
Sie zwingt mich dazu, mich umzudrehen und schubst mich gegen die Wand. Ohne Probleme findet ihre Hand den Weg in meine Hose und hält mich fest. Ich erstarre, wage nicht ein Laut von mir zu geben. Währenddessen drückt sie mir ihren Unterarm gegen die Kehle bzw. mein Kopf gegen die Mauer.
„Also jetzt nochmal ganz in Ruhe… Würdest du mir nicht zustimmen, das DAS “ - sie zerquetscht sie, das ich aufheulen muss - „mickrige Eier sind und du daher ein kleiner Hund?“
„Nein meine Herrin.“ Das kann ich nicht. Kein Mann würde je zugeben, er hätte kleine Eier. Es ist eine Frage der Ehre.
„Wie war das?!“
Ich muss schreien.
„Dich wird hier sowieso niemand hören.“, bemerkt sie nebenbei. Da hat sie wohl Recht.
„Ja meine Herrin. Ich bin ein kleiner Hund.“
Ich gebe mich geschlagen. Und es ist ja was dran. Ein kräftige Ohrfeige treibt mir Tränen in die Augen. Kann sie Gedanken lesen? Mein Herz rast.
Dann beugt sie sich unvermittelt vor und erstickt meine Schmerzenslaute mit ihren Lippen. Meine Hände neben mir an der Wand zittern. Das Mauerwerk ist rau unter meinen Fingern, aber zwischen unseren Lippen scheint ein Feuerwerk an Leidenschaft und schmerzhaft schönen Gefühlen zu explodieren.
Meine Arme greifen unter ihren Mantel, versuchen ihn herunterzuzerren. Mit der Rechten umfasse ich ihre Hüfte, meine Finger schieben sich unter das Korsett, soweit möglich. Die andere umfasst ihre Schulter, ihren Hals, streicht über ihr Schlüsselbein. Der Schmerz hört nicht auf.
Es sticht unbarmherzig an meinem Hals, ich bekomme kaum Luft und ihre Krallen bohren sich noch immer qualvoll in meine Eier, aber der Schmerz wird überlagert. Ein hoher Preis für ihre Liebe und ein hoher Preis für ihre Zärtlichkeit, den ich zahlen muss, doch ich würde alles dafür tun. Wir versinken ineinander. Sie nimmt die Hand aus meiner Hose und fügt mir noch ein paar blutige Kratzer hinzu. Und ich bin nicht mehr von dieser Welt.


© D.M.


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