Alle denken sich zusammen etwas aus! Die Klügsten des Staates überdenken den Entwurf und stellen ihr Ergebnis zur Diskussion. Wer zu Klügsten zählt ergibt sich von selbst: Die Kompliziertheit ausgeführter Gedankengänge, sowie das Ausmaß der Vorstellungskraft zeigen auf, wer vorangehen kann und von daher auch soll!

Alle helfen allen, ohne der Gleichmacherei des Kommunismus zu verfallen, oder der Gewinnsucht des Kapitalismus zu erliegen – auf diese Weise lässt sich der NATÜRLICHE Fortschritt erzielen: eine andauernde Weiterentwicklung der Spezies, ohne die Notwendigkeit „übernatürlicher“ Eingriffe.

Die vierbeinigen „Ameisen“ wurden also langsam, aber ganz sicher, zu einer intelligenten Rasse, in deren Gene Empathie und Fürsorge bereits festgeschrieben war. Anders, als bei den, sehr viel später von ihnen kreierten, Säugetieren, gestaltete sich das Ringen ums tägliche Überleben wesentlich ruhiger, sinnvoller: effektiver! Dies zeigte sich auch bei der Aufzucht des Nachwuchses: sie verlief undramatisch – wie übrigens auch die Fortpflanzung.

Ein völlig anderer Entwicklungsverlauf, in welchem es keine sexuellen Rivalitäten und keine Dauerbereitschaft zu empfangen und zu zeugen aufkam, bestimmte den Rhythmus der Aufzucht neuer Generationen. Ihr Entstehen war an die umgebende Natur gebunden: Welche Bäume geben zu welcher Zeit welche Früchte mit flüssigem Inhalt?! Die Verfütterung dieser Ernten erlaubte eine unkomplizierte Pflege des Nachwuchses ohne die Notwendigkeit von „Brüsten“. Besonders auffallende sexuelle Merkmale waren deshalb nicht notwendig.

Das sehr viel später, künstlich auf einem anderen Planeten, erzeugte „Säugetier“ stilisierte jedoch gerade die starken sexuellen Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu beinahe „göttlichen“ Gesetzen hoch, die nicht nur für leidenschaftliche Liebesaffären, sondern auch für Kriege verantwortlich zeichneten. Das ging, bei einigen Völkern sogar so weit, daß sie die Frauen nahezu vollständig entrechten mussten, um sich vor ihren körperlichen Reizen in Sicherheit zu bringen.

Ein Volk von Brüdern und Schwestern teilte sich die in Frage kommenden Fortpflanzungspartner freundschaftlich zu und sich später auch in die Kinderbetreuung friedlich auf, ohne ein nahezu perverses Konkurrenzdenken aufkommen zu lassen (wessen Ableger sind in der Schule die besten?!). Es zerstörte nicht mutwillig und aus purem Egoismus das Erreichte! Die Intelligenz entwickelte sich ohne übermäßigen Druck langsam.

Dem aufrechten Gang und dem Gebrauch von Werkzeugen folgte der Bau von oberirdischen, anstatt den bisher weitgehend unterirdischen, Städten, in denen alles Platz fand was man zum Leben brauchte. Auch die Pilzzuchtanlagen waren darin enthalten! Denn bereits seit Millionen Jahren kultivierten die vierbeinigen Ameisen eine Pilzart, die alle Nährstoffe aufwies, die ein Staat brauchte. Der Weg vom insektenähnlichen Wesen zum menschähnlichen Sozialdenker verlief – für spätere Spezies – einwandfrei nachvollziehbar.

Und schließlich entwickelte sich, aus der mündlichen Überlieferung (nach der Herausbildung der Sprache), auch die Geschichtsschreibung. Dabei wurde jedoch niemals eine Verfälschung der Geschichte notwendig, denn selbst nach einem Sieg der einen oder anderen Sorte hatte keiner etwas zu verbergen…die einen waren eben weniger effizient gewesen und wurden deshalb ganz natürlich verdrängt. Und keiner versuchte seine philosophischen Grundlagen einfach auf alle übrigen auszudehnen. X war einfach rückständig und Y einfach kreativ überlegen und damit basta.

Niemals musste die Wahrheit modifiziert werden. Es wurden keine Werbestrategen benötigt, um ein Volk in die gewünschte Bahn zu lenken, denn die gewünschte Bahn ergab sich, in Übereinkunft mit allen Mitgliedern der Gesellschaft, ganz von selbst. Man wollte als Staat überleben und tat eben sein Bestes, damit der Unterschied zu niedrigeren Lebensformen stets deutlich zutage trat. Dies galt jedoch nicht als Verbrechen, sondern als herausragende Lebensleistung!

Und es war keineswegs so, daß sich andere, ebenfalls Herausragendes leistende, Einzelwesen, nicht am Gesamtergebnis beteiligen konnten! Wer, innerhalb eines primitiven Systems, durch beeindruckende Gedanken, oder Taten auffiel, dem stand es, nach eingehender Prüfung, frei, sowohl die Stadt, als auch den Staat zu wechseln…er musste sich nicht in heimtückischer Absicht, einschleichen!

Der Intelligenzgrad stieg an und die Toleranz ebenfalls, allerdings ohne ein gefährliches Maß an Selbstzerstörung zu überschreiten. Alles sollte schließlich sinnvoll bleiben, wenn aus den vierbeinigen Ameisen einmal Götter werden sollten. Man war sich dessen durchaus bewusst, daß dies ein Naturgesetz war: Die Bösen haben immer die stärkeren Gene, weil es ganz einfach urtümlicher ist! Und es ist das Privileg der Vernunft sich das eingestehen zu können.

Doch der Weg war noch sehr lang und die Widerstände auf einem Planeten der unbegrenzten, fleischlichen Möglichkeiten erwiesen sich als gewaltig. Man musste nicht nur mit einer überaus gefährlichen Lebensform, den, wir würden heute sagen „geflügelten Affen“, fertig werden, sondern auch mit einer gewaltigen Übermacht primitiver, stets gewaltbereiter Völker, deren oberstes Anliegen es war Unheil über die vierbeinigen Ameisen zu bringen…
Bald mussten die Städte mit hohen Mauern umgeben werden!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -2- Die Entwicklung des Denkens"

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -2- Die Entwicklung des Denkens

Autor: Sonja Soller   Datum: 03.07.2020 19:58 Uhr

Kommentar: Es kann die frömmste Ameise nicht in Frieden leben, wenn es dem "geflügelten Affen" nicht gefällt.

Herzliche Grüße aus dem toleranten Norden, Sonja

Re: Als die Götter noch vierbeinige Ameisen waren -2- Die Entwicklung des Denkens

Autor: Alf Glocker   Datum: 04.07.2020 8:11 Uhr

Kommentar: die flattern auch hier überall rum, dideldumm-----

Herzliche Grüße aus dem flugunfähigen Süden
Alf

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