Es ist ein warmer Nachmittag im Sommer. Die Vögel zwitschern blöde und ein seichter Wind geht durch die Bäume, welche ihr Grün in voller Pracht präsentieren. Die Brise verursacht ein leichtes Rascheln in den Kronen.
Ein paar Kinder radeln über die wenig belebte Straße. Ich biege gerade in die lange Einfahrt ab, welche zum Haus der Herrin führt, als ich ein Kind im Vorbeigehen krähen höre: „Der ist ja ganz schwarz!“

Doch Vergnügen gibt es für mich nicht. Ich stehe vor einer, für mich fast unlösbaren Aufgabe. Ich soll das Badezimmer meiner Herrin putzen und das am besten, ohne es unter Wasser zu setzen. Wie um Himmels Willen soll das gehen? Außerdem wäre ich jetzt viel lieber draußen und würde meine Nase in den Wind halten. Gerade in dieser Gegend gibt es eine Vielzahl von schönen Gerüchen, meine Herrin eingeschlossen. An ihren Haaren zu riechen zu dürfen, muss himmlisch sein.
In der Realität sieht es allerdings anders aus. Ich knie im Bad auf den Fliesen und sehe mit hilflosem Gesichtsausdruck zu, während sie mir zeigt, wie ich es zu putzen habe. Durch das gekippte Fenster scheint die Sonne herein.

„ …Dusche und Waschbecken werden mit Essigreiniger geputzt. Du musst aber schon kräftig schrubben, mein Hund, sonst wird es nicht perfekt sauber… “ Klar, ich soll auch schwitzen dabei. Und das bei diesem warmen Wetter. „In die Toilette kommt WC-Reiniger. Der muss eine Weile einwirken.“
„Ich hab echt keine Ahnung, wie man ein Bad ordentlich saubermacht, meine Herrin.“, erwidere ich verzweifelt, in der Hoffnung, irgendwie drumrum zu kommen.
„Nichts da! Deswegen zeige ich es dir ja. Den Boden machst du zum Schluss. Und wenn ich nachher Geschmiere auf dem Spiegel finde, kannst du dich auf was gefasst machen!“
„Aber Herrin? Ich bin wirklich sehr untalentiert, was Putzen angeht.“, jammere ich. Heute bin ich etwas arschig drauf, womöglich. Und eigentlich ist es ja sauber, finde ich. Aber das jetzt noch auf höfliche Weise zu äußern, dürfte schwer sein.
„Willst du dich etwa drücken, du fauler Hund!? Und gerade weil es dir unangenehm ist, musst du es machen!“, stellt sie gnadenlos fest. „Ich brauche ein sauberes Badezimmer, also mach dich nützlich!“

Damit verlässt sie den Raum, vermutlich um sich draußen in die Sonne zu legen und entspannt einen eiskalten Tropendrink zu schlürfen? Meine Fantasie schweift mal wieder ab, während ich gerade den Boden und die Wände der Dusche putze.
Mir wird schnell heiß. Ich kremple meine Ärmel hoch. Hätte ich doch nur ein T-Shirt angezogen. Und nachdem ich soeben mit dem Waschbecken fertig bin, ist es auch schon passiert: Ein beachtlicher See Wasser erstreckt sich über den Boden. So ein Mist. Wie konnte das wieder passieren? Selbst wenn ich ihn aufwische, bevor meine Herrin es sieht, wird sie es merken, wegen des Handtuchs, das ich damit verbrauche. Also lasse ich den See zunächst einmal See sein. Darum werde ich mich später kümmern, bevor sie wiederkommt.
Der Rest verläuft zunächst ohne Zwischenfall. Aber als ich am Spiegel dran bin, stehe ich vor einem weiteren Problem. Nachdem ich den Spiegel trockengewischt habe (nicht ganz nach Vorschrift), sind ein paar fette Flecken darauf. Ich nehme den Schwamm und putze nochmal drüber, wieder abtrocknen, doch es geht einfach nicht weg. Egal wie oft ich es versuche, es bleiben ein paar fettige Schlieren zurück. Ich fluche. Dabei hab ich mich doch so bemüht.
Noch ehe ich in meinem riesigen Hirn nach einer Lösung kramen kann, ist sie bereits zurück.
„Bist du fertig, mein Hund?“ Ich schaue auf. Sie steht, eine Hand an den Türrahmen gestützt, in der Tür.
„Ja, meine Herrin.“ Eigentlich.
„Und was ist das?!“, fragt sie scharf und deutete auf den Boden. Das Handtuch liegt in einer großen Wasserlache. Zugegeben, es sieht ziemlich dreckig aus.
„Ähm ja … ich hab das Bad unter Wasser gesetzt“, gebe ich betrübt zu.
„Also ist es wirklich so? Du setzt das halbe Bad unter Wasser?“, fragt sie überraschenderweise amüsiert. Das Ganze. Dann fügt sie ernst hinzu: „Du hättest dir mehr Mühe geben müssen!“
„Ja meine Herrin.“
Da entdeckt sie leider auch die Schmierflecken auf dem Spiegel. Das ist einer zu viel, um es mit Humor zu nehmen. Ohne weitere Vorankündigung verpasst sie mir einen kräftigen Schlag in den Nacken. Ich gehe in die Knie. Ein Kribbeln läuft mir den Rücken hinunter.
„Ich hatte gesagt, kein Geschmiere auf dem Spiegel! Erst der See und jetzt auch noch das! Willst du mich etwa ärgern?!“, blafft sie mich an.
„Nein, meine Herrin. Ich hab es wirklich nicht besser hinbekommen.“, sage ich kleinlaut. „Ich hab ja gesagt, ich bin nicht gut darin.“
„So ein Unsinn!“, spottet sie, „Du warst ein fauler Hund und hast es nicht richtig versucht!“
„Natürlich, meine Herrin.“, sage ich. Weiter zu widersprechen, halte ich für sinnlos. Außerdem finde ich es ganz nett bzw. geil von ihr auf diese Art beschimpft zu werden, wie ein dreckiger Hund, aber doch nicht ganz ernst. Doch meine Erwiderung war dezent frech. Ein weiterer Schlag folgt.
„Wirst du da etwa frech?!“
„Ja, meine Herrin.“, antworte ich wahrheitsgemäß. Dumme Idee.
Sie schlägt mir mit der Hand durchs Gesicht. Mein Kopf fliegt zu Seite. Autsch. Sie packt mein Halsband und reißt mich zu sich heran, sodass ich sie ansehen muss. Mein Atem beschleunigt sich.
„Du machst das so lange, bis hier alles sauber ist! Hast du verstanden?! Und eine Belohnung kannst du dir jetzt sonst wohin schieben, du Hund!“
Wo ist sonst wohin, frage ich jetzt besser nicht. Doch als sie sich umdrehen und gehen will, rutscht es mir doch raus. Daraufhin verpasst mir einen Tritt, stark genug, das ich auf dem Boden lande bzw. in dem See aus Wasser neben mir.
„Unverschämter Köter!“
Sie geht. Ich bleibe auf dem harten Fliesenboden zurück und fühle mich jetzt doch ziemlich schlecht. Unnötige Aktion, hätte ich mal besser sein lassen. An meiner linken Körperhälfte saugt sich meine Kleidung mit Wasser voll. Eigentlich hatte ich das nicht trinken wollen. Ich stütze mich hoch. Wasser tropft von meinen Haaren auf den Boden, zurück in die Pfütze. Es gibt ein Kuchen, der heißt kalter Hund oder? Aber "nasser Hund"? Nich so toll. Immerhin musste ich nicht den Kopf ins Klo stecken.


© D.M.


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