„Guten Abend, mein Hund“
„Guten Abend, meine Herrin“

Allein die Begrüßung ist für mich fast wie ein Ritual geworden. Jedes Mal, wenn ich meine Herrin treffe, sie begrüße, ist da diese Spannung bevor die ersten Worte fallen. Und das ist auch noch immer der Fall, bis heute. Es lässt nicht nach. Ich frage mich, ob es für immer so sein wird.

Sie ergriff zuerst das Wort. In der Regel mache ich das immer, wenn ich beitrete. Nur ist das hier etwas anderes, denn jetzt ist es Wirklichkeit.
Meine Gefühle zu verbergen oder zu verleugnen, sinnlos. Sie kennt mich zu gut, um das zu übersehen. Ich habe sie kennengelernt, ihre Art, ihr Wesen und es hatte einige Zeit gedauert, für mich Idioten, das zu verstehen, sie zu verstehen. Ich weiß bis heute nicht, ob ich das volle Ausmaß der ganzen Sache begreife. In ihrer Nähe fühle ich mich wohl. Wir sind uns so vertraut geworden. Dieses Vertrauen schenken zu können, ist schön. Ich sehne mich nach ihr, wenn sie nicht da ist und ich denke an sie, fast pausenlos.
Nach aller Zeit, die wir uns nun kannten, war es dieses Treffen, das mir zum Verhängnis werden sollte.

„Ich habe dich vermisst“, sagt sie.
Wie sehr, kann ich gar nicht sagen, meine Herrin.

Ich hatte den Vormittag im tiefen, und undurchsichtig schwammigen Gewässer der Depression verbracht. Doch dann tauchte sie auf einmal darin auf, wie ein Engel und gab mir etwas von ihrer Kraft. Obwohl ich nicht funktionierte, war sie gekommen. Das hatte mich überwältigt. Und jetzt musste ich sie sehen. Ich konnte gar nicht anders, auch wenn ich noch immer nicht hundert Prozent funktionierte. Wie ich mich fühlte, verlor in diesem Moment die Bedeutung. Ich würde immer herkommen, wenn sie ich ruft, völlig gleich wie es mir geht.

„Ich habe die ganze Zeit an dich gedacht, meine Herrin, konnte mich nicht auf die Arbeit konzentrieren. Ich dummer Hund hab ständig was falsch eingeräumt.“
Sie schmunzelt.
„Vielleicht ist mein Einfluss auf dich dann ja nicht gut?“, spekuliert sie.
Ich kenne das inzwischen. Sie will mich ärgern. Immer wieder macht sie solche Andeutungen… ich weiß ja, was sie hören will.
„Ich werd mich zusammenreißen, Herrin. Der Mist auf der Arbeit ist es mir doch nicht wert, dich nicht mehr zu sehen. Du bist mir wichtiger.“ Schwache Leistung. Toll, das mir ausgerechnet jetzt nichts Besseres eingefallen ist, als es wörtlich zu nehmen. Das sie mir wichtig ist, weiß sie ja schon. Nichts neues, also. Ich bin ein wenig enttäuscht von mir.
„Aber wenn es dich ablenkt…unkonzentriert arbeiten lässt…“ Ich weiß keine Erwiderung. Sprachlos. Es passiert mir immer wieder. Dabei sollte ich wirklich genug Worte haben. „Wir scheinen beide viel aneinander zu denken, mein Hund.“

Sie liegt ausgestreckt da, auf dem riesigen roten Herz, in einer Art und Weise, die unglaublich sexy aussieht. Ich knie daneben, gut zehn Meter weg, auf dem weißen Fliesenboden.
„Du bist wunderschön, meine Herrin.“ Ich bin darin versunken sie zu betrachten und merke kaum, was ich sage.
„Willst du etwa schleimen, du Hund?“, fragt sie, aber ihre Stimme klingt nicht besonders scharf oder vorwurfsvoll. Was soll ich jetzt denken? „Ich finde ja, das ich mich hier ausgezeichnet mache.“, stellt sie fest.
Ihr Körper schmiegt sich an die Form dieses ungewöhnlichen - Sofas?! Kein Plan, wie man ein riesiges rotes Stoffherz, auf das man sich legen kann, sonst nennen soll. Ihr Kopf hängt nach hinten, ihr Arsch kommt in der Mitte besonders gut zu Geltung und ihre Beine hat sie aufreizend übereinander geschlagen. An ihren Füßen schwarze Heels.
„Es betont deine Kurven, Herrin.“ Jap, und ich sag einfach mal genau das, was ich denke… aber bei ihrer Position… - „Läuft dir nicht das Blut in den Kopf, meine Herrin?“
„Hmmm, ich weiß nicht… vielleicht solltest du mal nachgucken kommen, ob ich noch atme! Nicht, das ich dich gleich nicht auspeitschen kann.“
Ich gehe zu ihr, stelle mich an die „Kopfseite“ des Herzens (scheisse, es ist fast so groß wie ich) und befinde mich plötzlich mit meinem Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt. Ihre Lippen sind meinen sehr nah. Ich spüre ihren Atem über mein Gesicht streichen und sie sicherlich meinen. Es ist ein Moment der Spannung. Bin ich zu weit gegangen?!
„Ich hab nicht mal gefragt.“, stelle ich fest. Jetzt ist es ohnehin passiert.
„Na ja, ich hab gesagt, du sollst näherkommen. Aus der Ferne konntest du ja schlecht was sehen.“
Ich hätte vielleicht vorher mal mein Hirn einschalten sollen.
Sie ist wunderschön, reizend, heiß... Das würde jeder Mann sagen, der sie sieht. Dennoch "sehen", das klingt zu oberflächlich. Jedenfalls vermittelt das Wort diesen Eindruck. Ich meine es jedoch deeper. Was ich in ihr sehe, ist soviel mehr.

„Das was ich von dir sehen kann, ist himmlisch, meine Herrin.“ Und oftmals auch teuflisch schön. „Damit meine ich aber nur in zweiter Linie dein Äußeres.“
„Was meinst du dann in erster Linie, mein Hund?“ War ja klar, das ich das jetzt näher erklären muss.
„Alles andere, meine Herrin. Dein Charakter, deine Art und dein Geist. Die Seiten von dir, die du dich entschieden hast, mir zu zeigen.“

Ich würde nicht behaupten, sie durch und durch zu kennen. Und ihr das an den Kopf zu werfen, wage ich erst recht nicht. Bei aller Offenheit ist sie mir doch immer wieder ein Rätsel, geheimnisvoll, obwohl ich mir Mühe gebe sie zu durchschauen. Zwischendurch werde ich dann, immer wieder mal, "freundlich" darauf gestoßen, das ich eigentlich keine Ahnung habe, was sie denkt. Aber ich würde es gerne wissen.

„Das ist das Schönste, was mir je jemand gesagt hat, mein Hund. Leider ist für die meisten das Optische immer auf dem ersten Platz… “
Was?! Bin ich wirklich der erste, der ihr etwas in der Art sagt? Ich kann nicht glauben, das diese Schönheit noch keinem anderen aufgefallen ist.
„Bist du immer noch besorgt, mein Hund? Oder haben sich deine Gedanken inzwischen aufgelöst?“
„Besorgt ist wahrscheinlich der falsche Ausdruck, Herrin. Ich bin nur noch niedergeschlagen und müde.“
Meine geistige Abwesenheit hat schon in so einigen Situationen meines Lebens für Ärger gesorgt. Und meine Probleme sind höchstens schlimmer geworden. Aber ich will sie damit nicht belästigen und Egoismus ist es auch. Die Zeit mit ihr ist zu kostbar, als das ich sie mit Jammern verbringen will. Und ich weiß auch was mir hilft, was ich jetzt brauche. Ich habe mich schon die ganze Zeit danach gesehnt, vielleicht…
„Ich sehne mich danach, das du mich auspeitschst.“ Ich möchte diesen Schmerz fühlen. Denn nur etwas, das wehtut, ist echt. Ich bin begierig, ihre ganze Macht auf meinem Körper zu spüren. Ich möchte ihr beweisen, das ich es tatsächlich aushalten kann, ihr meine vollkommene Hingabe zeigen.
Sie setzt sich auf, ihre Beine baumeln in der Luft… sie stützt sich auf ihren Arm.
„Oh, dann haben wir ja gerade den selben Gedanken gehabt, mein Hund. Mir juckt es seit heute Nachmittag in den Fingern, dich mit all meiner Kraft auszupeitschen. Ich will dich vor Schmerz zittern sehen, mein Hund!“
„Und es wäre ein schöner Schmerz, meine Herrin.“ Ich hatte ja keine Ahnung, was ich da sage. Welche Untertreibung!
„Los, lass uns woanders hingehen, mein Hund.“ Mit diesen Worten steht sie auf, greift nach meinem Halsband und zieht mich hinter sich her…

„Kannst du dich noch an diese Szene erinnern, mein Hund?“, fragt sie.
Wir befinden uns vor einem Holzpranger in besagtem Raum. Ich stehe unverschämterweise.
„Ja, das kann ich, meine Herrin.“
Das letzte Mal, als wir hier waren, war schon unvergleichlich. Es ist ihre Art, mir ihre Gefühle zu zeigen. Es war voller Leidenschaft, voller Hingabe und voller Blut. Aber das Gespräch dabei war mindestens so hart wie ihre Schläge. Dieses Mal würde es noch viel intensiver werden.
Ich habe keine Angst. Mein Blick fällt auf die Peitsche in ihrer Hand. Mein Herz klopft mir dennoch bis zum Hals.
„So? Worauf wartest du dann noch!“, erkundigt sie sich.

Mein Hals steckt, eingeklemmt in dem dafür vorgesehenen Loch, zwischen den zwei dicken Holzbalken. Meine Hände auf derselben Höhe, rechts und links neben mir. Ich hänge in gebückter Haltung darin. Mein Rücken bietet sich im perfekten Winkel an, um darauf einzuschlagen, und nicht nur der.
Ich kriege eine Gänsehaut. Ich kann sie nicht sehen, nicht wohin sie guckt oder was sie gerade macht. Die Anspannung macht mich immer unruhiger. Meine Beine bewegen sich nervös. Sie zieht den Moment vor dem ersten Schlag in die Länge. Ich komme fast um vor Erwartung. Es ist ein extremer Nervenkitzel. Ich bin ihr ausgeliefert. Jetzt Vertrauen zu haben, ist wichtig und doch hat es was von einem Fallschirmsprung. Ich bin kurz davor zu betteln, als...
„Gut.“, meint sie zufrieden. Ich hab keine Ahnung, wie sehr und ob es sie erregt, mich so zu sehen, gänzlich hilflos, zwischen den alten Holzbalken fixiert, welche wahrscheinlich schon sehr viel Blut gesehen haben.
„In mir brodelt so viel Leidenschaft… du kannst dir gar nicht ausmalen, wie viel. Aber mit meiner Peitsche werde ich dir meine Leidenschaft in Form von Schmerz übermitteln, mein Hund. Es wird dich fast umreißen.“
Während sie noch spricht, schlägt sie das erste Mal zu. Völlig unerwartet. Es knallt förmlich.
Ich keuche. Es ist ein Brennen, wie von einem Draht, der sich in meine Haut schlitzt.
„Ist es der Schmerz, der dich nach mir süchtig macht, mein Hund?!“, fragt sie scharf, aber auch neugierig?
„Allein diese Verzögerung hat mich fast wahnsinnig gemacht, meine Herrin. Ich habe so große Sehnsucht und du lässt mich da stehen, in dieser unangenehmen Pose … es war so erregend und demütigend zugleich. Drei Sekunden länger und ich hätte gebettelt.“
Erneut holt sie aus. Der Schmerz durchzuckt mich eiskalt. Meine Muskeln verkrampfen sich.
„Ach ja?! Du "stehst" aber immer noch in dieser Pose.“, stellt sie grinsend fest.
Jedenfalls glaube ich, das sie grinste. Ihren Tonfall kann ich nur schwer einordnen, irgendetwas zwischen fies, schadenfroh und erotisch. In meiner Hose zieht es.
„Und was meinst du mit "war erregend und demütigend"? Ist es das jetzt nicht mehr?!“, fügt sie hart hinzu.
„Doch!“, flehe ich.
„Doch?!“ Knall. Ich zucke zusammen. Scheisse, tut das weh.
„Doch, meine Herrin. Hättest du es drei Sekunden länger herausgezögert, ich hätte darum gebettelt, das du mich auspeitschst. Du hast mich weich gekocht, meine Herrin.“
Meine Stimme bebt. Ich habe fast Sehnsucht nach dem Schmerz. Wieder schlägt sie zu.
„Na dann ist es ja schade, das ich das verpasst habe.“, überlegt sie. Ich fange an zu schwitzen.
„Ich tue alles für dich, meine Herrin.“
„Tatsächlich? Habe ich es also geschafft dich zu zähmen oder ist es etwas anderes?!“ War ich jemals ungehorsam? Möglicherweise. Aber darauf antworten will ich trotzdem nicht. Und wieder. Bei jedem Schlag zucke ich zusammen. Meine Haut wird wund. Mir wird heiß.
Mein Schwanz beginnt sich zu regen.
„Ich hoffe es reißt mich um und in tausend Stücke, Herrin.“, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Es brennt wie Feuer. Die Peitsche knallt auf meine nackte Haut.
„In Stücke wohl kaum! Ich brauche dich noch etwas länger.“, meint sie anzüglich. Ich stöhne vor Schmerz. „Aber es wird sich definitiv so anfühlen … als würde ich dich in winzig kleine Stücke zerschlagen.“
Definitiv. Ich bekomme Angst vor ihr. Furcht mischt sich in die Erregung. Es gibt keinerlei Zweifel, das sie das ernst meint.
Wieder klatscht die Peitsche gegen meinen Rücken. Ich kann mich nicht mehr beherrschen und schreie. Soll es sich so anfühlen? So schmerzhaft, und so dominant. Ich werde dabei zerquetscht.
„Zu gerne würde ich jetzt in dich reinschauen, um spüren zu können, was in dir vorgeht, mein Hund.“

Mein ganzer Körper zuckt und zittert bei der Aussicht auf weitere Schmerzen. Es ist ebenso grausam wie lustvoll. Die Peitsche gräbt sich immer tiefer in meine Haut. Es fängt an zu bluten. Gleichzeitig stellt er sich weiter auf. Offenbar kann sich mein Schwanz genauso schlecht beherrschen.
„Kannst du meine Energie spüren, du Hund?!“
Mein Schrei hallt von den Wänden wider, als die Lederschnur mich hart am Rücken trifft. Ich kann es spüren, wie die Haut aufreißt. Tränen rinnen meine Wangen hinunter. Der Schmerz ist auf dem besten Weg mich zu besiegen. Ich verliere jegliche Kontrolle über meinen Körper.
Er wird so hart. Meine Erregung steht im krassen Gegensatz zu meinem Schmerz, oder im Einklang? Ich verstehe es nicht. Ich leide für sie und in diesem Moment will ich auch gar nichts mehr anderes, als genau das.
„Antworte mir!“
„Ja, jetzt spüre ich sie, meine Herrin.“, krächze ich mit gebrochener Stimme.
„Das ist schön, mein Hund.“ Warum klingt ihre Stimme so? Macht es sie auch geil? Ich dagegen muss langsam Flagge zeigen oder es gibt Probleme.
„Ich kann ihn nicht mehr lange aufhalten.“, schreie ich verzweifelt, „Ich komme gleich.“
„Ach und hast du mich gefragt, ob du das darfst?!“, bohrt sie nach.
„Nein!“, schluchze ich. „Soll ich ihn einklemmen, meine Herrin?“, frage ich ergeben.
„Na, du könntest mich wenigstens fragen, ob du kommen darfst.“, schlägt sie vor. Er tropft. „Dein Schwanz gehört mir alleine, mein Hund. Also versuche ihn zu bremsen… “
Sie gibt noch mehr Kraft in ihre Schläge. Ich zucke bei jedem Schlag zusammen, brülle vor Schmerzen.
„Bevor ich dir erlaube den Boden zu besudeln, will ich von dir hören, wer deine Herrin ist, du Hund! Und wage es ja nicht vorher!“, donnert sie.
Die Peitsche schlitzt ein Muster in meinen Rücken. Mein Blut rinnt über die zerfurchte Haut hinunter. Ich schreie so laut, das es meine Kehle zerreißt. Und ein winziger Teil von mir fragt sich, ob ich nachher auch nur ein einziges Wort rauskriegen werde.
„Ich gehöre nur dir, meine Herrin!“, schreie ich. Mein Schwanz schmerzt so stark, als würde er gleich explodieren. „Bitte lass mich deine Macht spüren, meine Herrin.“, wimmere ich. Ich muss loslassen, oder es wird mich noch umbringen.
„Wenn dein Schwanz spritzt, tut er das allein für mich, seine Herrin.“

Wir beide schreien und stöhnen vor Erregung. Ihre Schläge lassen nicht nach. Die Peitsche gleicht glühendem Metall. Mein Rücken wird immer blutiger. Das Blut tropft inzwischen bis auf den Fußboden.
Und dann kann ich mich nicht mehr halten. Sie schlägt zu, so fest, mit all ihrer Macht. Ich schreie markerschütternd. Sie schreit ebenso.
Ich stöhne und lasse los. Es ist ebenso schmerzhaft wie erleichternd, als ich auf den Boden spritze, ein Moment der Glückseligkeit.
Das Sperma vermischt sich mit dem Blut auf dem Boden.
„Den Schweinkram darfst du gleich wegmachen.“, sagt sie atemlos. Mir tut alles weh.

Die harte Schnur der Peitsche schneidet mir fortwährend in den Rücken und wir versinken völlig in der Leidenschaft. Der Schmerz hat mich gefangen genommen. Es gibt nur noch die Herrin und mich auf der Welt. Ich genieße den Schmerz, lasse es geschehen.
Mein Körper zittert jetzt dauerhaft unter dem Schmerz. Mein Rücken ist blutverschmiert.
Ich bin ausgelaugt, kann nicht mehr. Meine Beine geben kurz nach.
„Oh meine Herrin.“, seufze ich.
„Ja, mein Hund?“
„Du machst mich fertig.“, sage ich leise. Ich bin heiser.
„Na, das hoffe ich doch.“

Meine Schreie sind verstummt. Sie besieht sich meinen Rücken. Er brennt höllisch. Die kühle Luft bringt ein wenig Erleichterung. Sie legt eine Hand darauf. Ich winsele leise.

Ich kann die Spritzer auf dem Boden sehen. „Was für ne Schweinerei.“, stelle ich fest.
„Willst du dich etwa beklagen“, fährt sie mich an. „Du solltest mir wohl eher danken!“
Sie entfernt sich einige Schritte und lässt mich schwitzend da stecken.
„Ich wollte mich nicht beklagen, meine Herrin“, entgegne ich. Aber eine Begründung fällt mir auch nicht ein. Ich bin erschöpft und gedemütigt. Die Lust hat mich über meine Grenzen getrieben.

Ich knie vor ihr, gebeugt. Stehen, kann ich jetzt sowieso nicht mehr. Zeit, alles zuzugeben. Ich hebe den Kopf. Sie hat die Arme verschränkt.
„Ich wollte viel mehr sagen, das ich alles für DICH tue.“, flüstere ich rau. „Alles für dich, meine Herrin. Weißt du noch?“, sage ich müde.
„Wirklich alles? Das klingt ja wie eine Liebeserklärung, mein Hund.“, meint sie erstaunt.
„Das würde ich niemals zugeben, meine Herrin.“ Warum nicht? Ein Rest Stolz?, frage ich mich selber spöttisch.
„Streng dich an, mein Hund.“ Sie zieht mir die Peitsche über die nackte Brust. Ich ziehe zischend die Luft durch die Zähne ein. Aber es hilft nicht. Selbst der Schmerz kann mich nicht dazu treiben.
„Scheisse, ich kann das nicht. Ich kriege es nicht heraus, meine Herrin.“ Ich senke den Blick. Wie konnte es nur soweit kommen?!



Sie trat ein paar Schritte zurück. „Nun, dann soll es wohl nicht sein…“
WAS?! Sie hatte meinen Körper, mich, über seine Grenzen getrieben. Aber nein, damit gab sie sich nicht zufrieden. Meinen Willen hatte sie doch schon gebrochen. Offenbar musste auch mein Geist zu Boden gerungen werden. Sie wollte schließlich alles von mir besitzen. Verständlich.
Dennoch stieg Bitterkeit in mir auf. Reichte also all mein Schmerz nicht aus, ihr das mitzuteilen? All das Blut… Mir war schwindelig geworden. Ich hatte mich zusammengerissen um nicht vor ihren Augen bewusstlos zu werden, ein Zeichen von Schwäche, das gegen die Ehre wäre. Wie gerne hätte ich es ihr gesagt, aber ich konnte nicht.
Ich sah sie über mir. Mein Mund war staubtrocken, mein Gehirn wie gelähmt. Ich senkte den Kopf. Was für ein feiger Hund ich doch war! Ich konnte es nicht zugeben.

„Es tut mir leid, wenn dich das verletzt, Herrin.“

Sie wandte sich wortlos ab und ging ins Esszimmer. Ich zog mich zurück und verkroch mich wie ein verletztes Tier in der hintersten Ecke des kleinen Raumes, neben dem Schrank.

Draußen wurde es langsam dunkel. Ich hockte immer noch da, im düsteren Dämmerlicht, als sie in der Tür stand. Sie sah wunderschön aus. Ihre Kurven schienen sich im flackernden Schein des Lichtes, welches von hinten auf sie fiel, zu bewegen. Ein Schauder lief über meinen Rücken, als ich ihren Blick sah. Ich wich soweit wie möglich zurück, was totaler Unsinn war, denn ich befand mich bereits mit dem Rücken an der Wand.
„Komm da raus, mein Hund! Du bist kein armer Welpe. Stell dich deinem Schicksal.“ Ich konnte nicht! Dieser Schmerz brachte mich um.
Ich fauchte sie an, knurrte fast aggressiv. „Lass mich in Ruhe, du gnadenlose Teufelin!“
„Ich dachte, du hattest festgestellt, das ich ein Engel bin?“, fragte sie, sichtlich gekränkt.
Das verschlug mir für einen Moment die Sprache. Sie hatte Recht.
„Und wie kommst du überhaupt dazu, mich so frech anzusprechen?!“ Ihr Blick erdolchte mich. Ach du heilige Scheisse. Wie sollte ich hier lebend rauskommen?
„Lass mich gehen, Herrin.“, flehte ich.
„Warum sollte ich das tun?“, fragte sie, ehrlich erschüttert.
„Du hast mir wehgetan, mich gebrochen.“ Es klingt fast trotzig. Tolle Begründung.
„Und nun leckst du deine Wunden im Dunkeln?!“, erwiderte sie kopfschüttelnd. „War es nicht das, was du immer wolltest?“

Die Realität war eben doch deutlich härter, als meine Vorstellung. Aber das hätte ich mir eigentlich denken können. Dennoch war mehr als nur mein Stolz verletzt. Es war gerade in diesem Augenblick die Art Demütigung, die mich noch schlechter fühlen ließ.

Ich antwortete nicht. „Du bockst mal wieder? Man zu.“
Sie ging.

Etwa eine halbe Stunde später, glaubte ich wieder genug Kraft zu haben und stützte ich mich zitternd an der Wand hoch. Ich sah auf meine Beine hinunter, trat prüfend von einem aufs andere. Sie waren ziemlich wackelig, aber ich konnte gehen.
Langsam ging ich aus dem Zimmer. In der Tür blieb ich kurz stehen und guckte mich vorsichtig um. Niemand zu sehen. Ich schloss die Augen und horchte ins Haus hinein. Auch nichts. So leise, wie ich es nur vermochte, schlich ich aus dem Haus. Als ich an der Garderobe vorbeikam, klaubte ich meine alte Sweatjacke vom Boden, woraufhin ich fast laut aufgeschrien hätte, als die kaum verkrusteten Wunden auf meinem Rücken wieder ausrissen und erneut bluteten, hoffentlich nicht auf den Boden. Die Tür knarrte in den Angeln, als ich sie mit zitternden Händen aufschob. Mein Herz klopfte so laut, das ich es hören konnte. Dies war der entscheidende Moment. Wenn meine Herrin mich jetzt erwischen würde, war es aus. Ich hatte scheinbar Glück.
Dann verschwand ich in die Nacht...


© D.M.


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