Warum man Gott vielleicht gar keinen Vorwurf machen kann.

© Alf Glocker

Manchmal haben wir doch wirklich den Eindruck die ganze Welt sei verrückt geworden – nichtwahr?! Na klar – warum nicht?! Jetzt brauchen wir nur noch annehmen es gäbe einen Gott, dann ist der vielleicht auch nicht ganz koscher: Malen wir uns aus woher er kommen könnte und denken wir uns, es hätte vor diesem Universum auch schon eines gegeben. Ein Universum mitsamt einem Gott. Wenn wir dann weiterhin im höchsten Grad fabulieren wollen, dann sagen wir doch mal ganz einfach: Dieser Gott wurde von der Gesamtheit der Seelen „ins Amt“ gewählt. Das wäre dann wenigstens demokratisch gewesen.

Eine demokratische Wahl? Um Gottes Willen! Wie läuft denn sowas eigentlich ab? Seien wir ehrlich: Ganz viele Leute, die von ganz viel nicht die leiseste Ahnung haben, werden gefragt wer uns regieren soll – harharr! Die meisten davon wissen doch kaum was sie wollen – außer essen, trinken, hmmhmm und anerkannt sein natürlich. Und noch weniger wissen sie, was die Personen, die sich da zur Wahl gestellt haben, in Wirklichkeit vorhaben. Ein paar machen sich wenigstens vage Vorstellungen. Die meisten aber sind Opfer irgendwelcher, idiotischer Parolen geworden – und so wählen sie dann auch.

Nun müssen wir dieses Prinzip nur noch auf ein Universum übertragen, das, aufgegliedert in „Diesseits“ und „Jenseits“, seiner „Vollendung“ entgegenstrebt…so wie jeder lebende Mensch übrigens auch. Nach dem Tod – so glauben wir zu wissen – muss jeder dann Rechenschaft über sein Handeln zu Lebenszeiten abgeben und so folgt für jeden das spezielle, Jüngste Gericht. Ich stelle mir gerade vor ich stünde vor dieser Jury und müsste mich für alles was ich getan, oder unterlassen habe, verantworten. Da kommt einiges zusammen! Anstatt in den Himmel, zum Frohlocken, komme ich also in die Hölle!

Die tollste Hölle haben, wie ich, schwarz auf weiß, lesen konnte, die Muslime. Da wird jedem – unter anderem – sekündlich die Haut vom Körper gebrannt, aber sie wächst leider immer wieder nach, denn sonst würde man ja sofort ausfallen und dann womöglich in den Himmel kommen. Nein! Man bleibt, schön brav(?), in der Hölle und zwar für eine, nicht absehbare Ewigkeit! Was geschieht dann wohl mit einem? Ich stelle mir das folgendermaßen vor: Die ersten 1000 Jahre kann man gar nicht so laut schreien wie man Schmerzen empfindet! Aber was passiert dann? Vermutlich begreift man irgendwann, daß es so schnell nicht aufhört…

Man „arrangiert“ sich mit seinem Schicksal und lässt die Prozedur die nächsten 1000 Jahre einfach über sich ergehen. Weitere 1000 Jahre später kann man sich gar nicht mehr vorstellen, daß man ohne Schmerzen noch „existieren“ kann und nochmal 1000 Jahre draufgerechnet braucht man sie womöglich, um überhaupt noch irgendwie glücklich zu sein. Dann hofft man, daß das Universum noch lange dauern möge, damit dieser wundervolle Zustand weiter genüsslich ausgekostet werden kann. Inzwischen sind die 3, die ohne Schuld waren, im Himmel vor Langeweile eingeschlafen, oder aus allen Wolken gefallen.

Dann aber ist plötzlich das Ende der Fahnenstange erreicht: Die letzten Sternhaufen enden in einem ultimativen Schwarzen Loch, nachdem die letzten, nur noch schwach glühenden Sonnen, erloschen sind. Jetzt gibt es einen einheitlichen, neutralen Gesamtzustand! Auf einmal sind alle gleich! Die Höllenbewohner sind von ihren längst vergessenen Taten gereinigt und die 3 Himmelswesen haben ihren Glanz verloren – niemand kann mehr von den anderen unterschieden werden: Es gibt keine Privilegierten mehr! Es gibt nur noch ein Vakuum. Ein neues Universum muss her! Und dazu selbstverständlich auch ein neuer Gott.

Die Wahl steht an. Überall ist das Getuschel der Seelen zu vernehmen: „Wen sollen wir denn bloß aussuchen, wir können doch niemanden von niemandem unterscheiden?!“ Das Ergebnis wird also ebenso kurios ausfallen wie eine irdische Wahl…denn die Seelen können, im allgemeinen Tohuwabohu (Begriff aus der Bibel – Genisis) ja leider nicht erkennen was da auf uns zukommt. Der Geist der Zukunft schwebt über den Wassern des Unwissens. Aber er bleibt eben unerkannt! Und das ist auch richtig so. Denn nur so kann ein für alle passendes Ergebnis erzielt werden. Der Zufall entscheidet – wie schön?!

„Einer für alle und alle für einen“, lautet der universelle Wahlslogan im Universum – daraufhin gibt jeder seine Stimme ab. Ich habe mich enthalten, denn es gibt durchaus noch Dinge, vor denen ich mich ekle, oder mich sogar fürchte. Dann rotiert die große Trommel mit den abgegeben Stimmen wie bei einer Lotterie und die Geburtstagsfee der Zukunft zieht lächelnd ein Winzteilchen aus dem Überangebot an Seelenkorpuskeln, im Biotop der beginnenden Schöpfung. Und was soll ich sagen?! – ich bin‘s geworden! Da wundert mich doch nichts mehr! Das Leben wird, gemäß meinem reichen, höllischen Erfahrungsschatz neu einsetzen und ich kann zusehen, wie sich die Schose zum xten Mal, in gleicher Weise wiederholt.

Mir bleibt nur die Hoffnung, ein irgendwann vielleicht auch einmal existierendes Universum könnte der Hauptgewinn sein. Die mathematische Wahrscheinlichkeit dafür ist, denke ich, ungefähr 666 Quintiliarden zu ½ ! In diesem Fall würden wir, bei der Geburt, ein Paradies vorfinden, geschaffen von einer der nahezu niemals vorkommenden, absolut reinen Seele, die weder eine Hölle erlebt hat, noch im Himmel eingedöst ist und dabei aus den Wolken gefallen ist. Einem solchen Gott bräuchte dann tatsächlich keiner mehr etwas vorwerfen. An den könnte man getrost glauben, ohne eine Lüge dafür erfinden zu müssen, warum er an nichts und wieder nichts die Schuld trägt, sondern allein man selbst!


© alf glocker


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Kommentare zu "Warum man Gott vielleicht gar keinen Vorwurf machen kann."

Re: Warum man Gott vielleicht gar keinen Vorwurf machen kann.

Autor: Sonja Soller   Datum: 08.05.2020 11:59 Uhr

Kommentar: Eine sehr schöne, unglaubliche, fantasiereiche Fantasiegeschichte, lieber Alf, die auch Fantasie bleiben wird.

Herzliche Grüße aus dem realistischen Norden, Sonja

Re: Warum man Gott vielleicht gar keinen Vorwurf machen kann.

Autor: Alf Glocker   Datum: 09.05.2020 10:35 Uhr

Kommentar: Hihi, das bestimmt, lieber Teddybär!

LG Alf

Vielen Dank liebe Sonja!

Herzliche Grüße aus dem surrealistischen Süden, Alf

Re: Warum man Gott vielleicht gar keinen Vorwurf machen kann.

Autor: Vergissmeinnicht   Datum: 09.05.2020 10:38 Uhr

Kommentar: Ja ...da haste mal wieder was nieder geschrieben...irre !!!
Lg. Vergissmeinnicht.

Re: Warum man Gott vielleicht gar keinen Vorwurf machen kann.

Autor: Alf Glocker   Datum: 09.05.2020 10:51 Uhr

Kommentar: Dank Dir Vergissmeinnicht - ich versuch mich ja so gut es geht zurückzuhalten, mit meinen "Gemeinheiten", aber meistens geht's nicht... :-)))
LieGrü Alf

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