Mein Entschluss stand fest. Ich wollte beginnen meine Fantasien aufzuschreiben. Es erfüllt mich, das zu tun. Es nun auszuformulieren packt mich. Es ist vergleichbar mit einem Künstler, der zu seinem Pinsel greift und anfängt ein Bild zu malen, allein aus seiner Vorstellung heraus. So möchte ich mit Worten malen, für sie - und auch für mich.

Am frühen Vormittag saß ich in der Küche am Tisch, neben der Fenstertür, den bitteren Geschmack von Kaffee im Mund. Die Sonne versuchte den wolkigen Himmel zu durchbrechen.
Ich begann damit, meine erste odt.Datei zu erstellen, in der ich meine Überlegungen über geplante Texte festhielt. Die Tastatur klapperte. Da ließ mich plötzlich ein dumpfes Geräusch von meiner Arbeit aufblicken. Ein kleiner Vogel war gegen die Scheibe geflogen, kaum größer als eine Walnuss. Ich sah wie er zu Boden fiel. Dort liegend flatterte er wild und verzweifelt. Halb verdeckt von der Stufe vor dem Haus, konnte ich sein Gezappel sehen. Langsam stand ich auf und ging zum Fenster. Der Vogel lag bebend auf der Seite, seine Flügel waren erschlafft. Ich ging in die Hocke um ihn mir genauer anzusehen. Es sah aus als würde er sich vor Schmerz krümmen. Nach einigem Zögern öffnete ich die Tür und ging zu ihm. Ich bewegte mich langsam, um ihn nicht noch mehr in Panik zu versetzen. Vorsichtig schob ich ihn mit der Hand zurück auf die Beine. Er fühlte sich zerbrechlich an und erstaunlich weich. Jetzt saß er da und sah mich an. Er schien heftig zu atmen. So stark wie sich die Stelle an seiner Kehle bewegte, musste sein Vogelherz rasen. Sein linker Flügel stand ein bisschen ab, so als wäre er dort verletzt.
Ich konnte nicht mehr für ihn tun, also ging ich rein und setzte mich wieder an meinen Laptop. Der Vogel blieb dort sitzen. Hin und wieder schaute ich zu ihm. Ich fragte mich ob der Schaden irreparabel war, ob er gerade starb. Er schien sich nicht mehr zu bewegen.

Etwas später dann sah ich, das er doch noch lebte. Er bewegte sich wieder. Aber er flog nicht weg.
Da vorne würde er leichte Beute für Fressfeinde sein. Ich überlegte ihn irgendwo ins Laub zu setzten, unter einen Busch, wo er eine Überlebenschance hätte. Schließlich ging ich hinaus und versuchte ihm zu helfen. Doch als ich die kleine Federkugel in meiner Hand hatte, berappelte er sich und flog davon.
Ich weiß nicht genau wieso, doch das Schicksal des Vogels rührt mich. Ich komme nicht ganz daran vorbei eine gewisse Symbolik darin zu sehen, denn ich hoffe ebenfalls meine Flügel ausbreiten und fliegen zu können.


© D.M.


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(reale Begebenheit)

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