Prolog

Aayana

Völlig außer Atem und mit panischer Angst, renne ich schon seit einer knappen Stunde durch den dicht bewachsenen Wald. Mein Verfolger spürte mich auf, als ich gerade vor dem Spiegel stand um mich für den Mitternachtsball an der High Society vorzubereiten. Ich zog mir mein rotes Kleid an und steckte mir die rabenschwarzen Haare hoch. Dazu trug ich schwarze Stiefel mit 10 Zentimeter Absatz.
Für diesen ganz besonderen heutigen Abend wollte ich ausnahmsweise einmal anders sein und die Regeln brechen. Immer musste ich mich strikt an die Anweisungen meines Vaters halten, denn sonst könnte es für mich eines Tages extrem gefährlich werden.
An meiner Schule gibt es einen Typen, den ich anziehend finde, den ich eigentlich näher kennenlernen will. Doch ich habe noch nie mit ihm gesprochen. Ich sehe ihn sehr selten. Ich kenne nicht mal seinen Namen. Mein Vater sagte mir, er würde es mir untersagen auf jegliche Art und Weise Kontakt zu dem jungen Mann aufzunehmen. Er meinte auch, dass der faszinierende Typ gefährlich sei. Warum wollte er mir erklären, wenn es mehr Zeit gab. Irgendetwas zieht mich immer wieder zu dem sonderbaren jungen Mann hin.
Es ist wie, als gibt es zwischen uns eine magische Anziehungskraft. Mein Eis fängt an zu sprudeln, sobald ich in seiner Nähe bin. Heute Abend wollte ich auffallen. Ihm schöne Augen machen. Ich weiß, dass er mich auch wahrnimmt, allerdings, wie eine unsichtbare Erscheinung, behandelt.
Aber bevor ich überhaupt auf dem Mitternachtsball auftauchen konnte, schnitt mir mein Verfolger den Weg ab.
Als ich gerade in den Wald einbog, in dem das Internat steht, überfiel er mich. Ries an meinen Haaren und wollte mich wegschaffen. Doch ich riss mich aus seinen Klauen und lief davon. Ich laufe und laufe. Inzwischen müsste es schon Mitternacht sein und ich versuche immer noch dem Flammenjäger zu entfliehen. Ich habe mich vollends verlaufen und weiß nicht mehr wo oben und unten ist. Fast hat mich die Dunkelheit komplett verschluckt. Nur vereinzelte Strahlen des großen und hellen Vollmondes kommen durch die dichten Baumkronen.
Immer wieder schaue ich mich gehetzt um. Ich habe Angst. Schreckliche Angst. Was will der Typ von mir? Schließlich kann ein Eissplitter, wie ich, zur tödlichen Gefahr werden. Oder er weiß gar nicht, was ich bin? Noch immer ist von meinem Verfolger nichts zusehen. Bisher habe ich auch noch nicht sein Gesicht gesehen, da er sein Gesicht hinter einer Maske verborgen hält.
Ab und zu falle ich über lange und dicke Äste, doch sofort rapple ich mich wieder auf und stolpere weiter. Mein rotes Kleid ist gerissen und ich bin voller Schürfwunden. Bloß weg. Der darf mich nicht erwischen. Der will mich sicher töten. Na toll. Ich muss mich schützen. Ich bin fiel stärker, wenn ich verwandelt bin, doch dafür ist keine Zeit mehr. Verflucht! Ich versuche mich zu konzentrieren. Ich muss bloß die Ruhe bewahren und schnell sein.
Ganz schnell. Wenn Dad mir nur helfen würde. Aber er will ja unbedingt, dass ich lerne mit meinen Fähigkeiten umzugehen und mich selbst schütze. Dann muss ich da wohl alleine durch!! Wo muss ich hin? Wo komme ich her? Und wo bin ich hier überhaupt?
Ich halte kurz an und schaue mich um. Überall sind nur hohe Bäume. Scheiße! Ich spüre eine furchtbare Hitze. Wo kommt bloß diese Hitze her? Völlig benebelt trete ich in eine Tierfalle und bleibe mit dem Fuß stecken. Mit aller Kraft versuche ich meinen Fuß der Falle zu entziehen. Mein Fuß knackt. Er tut weh. Ich rieche mein Blut. Auch noch geschnitten. Verdammt!! Wegen meines verletzten Fußes, komme ich nur noch schleppend vorwärts. Mir läuft der Schweiß von der Stirn. Ich schwitze. Naja. Eigentlich koche ich. Gerade schiebt sich der helle Vollmond hinter einen Baum, als ich mein Handy in der Hosentasche vibrieren fühle. Warum jetzt? So mache ich doch den bösen Täter auf mich aufmerksam! Höre auf zu klingeln! Ist es mein Dad? Will er mir doch helfen?
Endgültig mit meinen Kräften am Ende, lehne ich mich an einen Baum. Ausgerechnet dann hört es auf zu klingeln. Aber jetzt erst mal kurz durchatmen. Ich schließe meine Augen und halte inne. Ich genieße für den kurzen Moment den Frieden. Diese schöne Stille. Die kühle sommerliche Nachtluft ist so erfrischend.
Plötzlich höre ich den Unbekannten. Ich höre ihn. Er ist ganz nah. Ich rieche ihn. Er brennt. Kochend heiß. Wieso strahlt der den so eine Hitze aus? Wo ist der jetzt? Ich ducke mich.
Ich glaube er ist voller Tatendrang mich zu töten. Was mache ich den jetzt? Wo soll ich noch hin ohne, dass er mich davonzischen sieht?! Ich höre das Laub unter seinen Füßen rascheln und die Äste unter seinem Gewicht brechen. Er kommt immer näher. Jetzt steht er an der anderen Seite des Baumes! Ich nehme die Geräusche seines Ausatmens wahr. Ich glaube, auch er spürt mich. Meine Angst.
Warum habe ich eigentlich so eine Panik? Ich will ihn vernichten. Das Böse muss immer vernichtet werden. Ich muss mich kontrollieren. Ich kann mich verwandeln, also meine Fähigkeiten erwachen lassen. Soll ich? Ist es nötig? Urplötzlich steht er genau vor mir. Er trägt einen feuerroten Mantel und hat schwarze Handschuhe an. Er ist bösartig. Er hat kräftigere Statur, genau wie mein Vater. Der Kerl steht tatsächlich vor mir. Er ist so furchteinflößend. Mit einem Grinsen und seinen mich erstechenden Augen, streckt er seine glühende Hand nach mir aus.
Ich ducke mich. Jetzt habe ich keine Zeit mehr mich zu verwandeln! Ich bin ihm vollends ausgeliefert! In seinen Augen leuchtet der Triumph. Naja, der hat ja keine Ahnung, mit wem er es hier zu tun hat. Ich bin ein Eissplitter und dazu bestimmt, ihn zu töten. Doch statt mich zu verbrennen, schlägt er mich mit einem Hieb bewusstlos und schickt mich ins Land der Träume. Noch bevor mir alle Sinne schwinden, höre ich ihn flüstern: „So habe ich dich. Ein weiteres Opfer für meinen Boss, welches sein Flammenmädchen wird. Reizend!“ Dann fallen mir die Augen zu.


© Mysterium


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