Science-Fiction im Garten

- Hallo, Reisender! Wie geht’s dir denn so?
- Hallo, Gärtner! Ich gehe nicht, ich sitze.
- Egal! Vergiss es. Ich wollte nur wissen, ob du dich wohl fühlst. Und verzeih, dass ich zu allgemeine Frage gestellt habe. Nun fahren wir fort. Was hast du mir zu berichten?
- Nicht schon wieder diese Metaphorik! Ihr, Menschen benutzt oft merkwürdige sprachliche Ausdrücke, die mich oft verwirren. Also, Gärtner! Fahren möchte ich jetzt nicht – genug bin ich gereist! Nun darf ich mich vielleicht in deinem Garten ausruhen?
- Jawohl, Reisender, du darfst! Aber ich möchte gern über deine Reisen hören!
- Schon besser! Verstanden. Ich war und bin noch immer im Nichts.
- Im Nichts? Jetzt kapiere ich überhaupt nichts! Erkläre bitte Reisender, mein Freund! Was hat das zu bedeuten?
- Wie du wünscht. Ich habe vergessen, dass du als Erdbewohner keine Ahnung über die anderen Welten hast.
- Das stimmt nicht! In gewissen Massen habe ich schon eine Vorstellung. Ich abonniere und lese gern in den Pausen, wenn ich mit meinen Komposthaufen nicht gerade beschäftigt bin, „Bild der Wissenschaft“ und „National Geographic“. Diese Zeitschriften beinhalten ziemlich präzise Vermutungen über die Entstehung der Erde und des Weltalls. Dabei wird mir klarer, warum aus dem Haufen Unrat guter Humus entsteht.
- Welche fabelhafte Schlussfolgerungen! Guten Appetit! Also dich faszinieren lauter präzise Hypothesen, die eure Wissenschaftler ständig ausbrühten!
- Verdammt! Du kennst unsere Gelehrten!
- Genau! Den gesamten Irrtum der Klugheit der Menschheit speichere ich in meinem Spielprogramm, um mich zu amüsieren.
- Mag schon sein, du außerirdischer Vagabund, dass es einzelne Fehler bei unseren Wissenschaftlern hin und wieder gibt. Wie in meinen Garten, wo nicht aus jedem Mist gute Nährstoffe entspringen! Aber nichts desto trotz! Unsere Physiker haben zahlreiche wichtige Naturgesetze entdeckt, die wir erfolgreich in unserem alltäglichen Leben nutzen.
- Ach, mein Gärtner! Das bestreite ich auch nicht! Eure Gelehrten haben emsig Tag und Nacht geschuftet, um neue Technologien zu entwickeln. Auf Grund dessen wird Schritt für Schritt euer Planet vernichtet. Dieses Phänomen bewundere ich! Erstaunliche Leistungen!
- Na das ist uns auch bewusst! Aber wir, Menschen, arbeiten daran, um unsere Zivilisation voran zu treiben und die negativen Auswirkungen zu verringern.
- Schon wieder diese Rhetorik! Da verstehe ich nicht viel. Jedes Mal merke ich, wenn ihr, Erdbewohner, in Krisen geraten, dann sprecht ihr über Fortschritte. Aber lassen wir es! Nun möchte ich lieber berichten und nicht andauernd eure Existenz kritisieren.
- Genau! Dies ist mir auch lieber! Zurück zu meiner Frage. Was bedeutet das Nichts, über das du gesprochen hattest?
- Also, Nichts bedeuten auch Nichts und nichts anderes!
- Wie, wie bitte? Ein Raum im Vakuum, oder?
- Nein und nochmals nein! Das Weltall besteht aus dem Nichts!
- Ach ne! Das ist doch unmöglich! Das Universum enthält unzählige Sterne, Planeten, Schwarze Löcher, Dunkle Materie und viele weitere Dinge, die wir noch nicht kennen. Mich entzücken stets die flimmernden Himmelkörper, wenn ich am späten Abend meinen müden Blick vom Komposthaufen nach oben richte! Wenn es jedoch nichts geben würde, dann gebe es auch uns nicht! Mach doch keine Witze, Reisender!
- Ach was! Ich gebe mich viel zu viel Mühe, um dir das Offensichtliche beizubringen. Trotzdem versuche ich es. Dabei bin ich gezwungen auch eure Metaphorik zu benutzen. Andersfalls wirst du, Gartenwühler, nichts verstehen.
- Na bitte, bitte! da bin ich ja gespannt!
- Nun hör mal zu. Ihr, Menschen könnt nur einzelne Körper wahrnehmen. Und welche Mittel ihr auch einsetzt, ob Auge oder die Modernste wissenschaftlichen Geräten, es ist mit dessen nur das Äußere der Dinge zu betrachten. Ob Mikro oder Makro – egal! Ihr seid überzeugt, dass das, was ihr seht oder registriert – wirklich existiert. Verdammt! Es reimt sich schon. Das wollte ich nicht. Obwohl eure Dichter näher an die Wahrheit angekommen sind, als eure Physiker. Nun weiter. Euer Gehirn kann nur endliche Formen wahrnehmen. Stets setzt man Grenzen. Das größte ist das Universum und das kleinste ist das Higgs-Bosons-Teilchen. Das Erste ist aus einer Nuss entsprungen infolge des so genannten Urknalls und das Zweite wurde verzweifelt vermutet und sogar neulich im Teilchenbeschleuniger GERN gefunden. Und das Alles soll zu einer Weltformel führen.
- Prima, Reisender! Genauso so ist es! Und die Zeit naht, bis die Formel entdeckt wird. Das größte Ereignis in der Erdgeschichte steht bevor!
- Und das Irrsinnigste! Das ich nicht lache, Gärtner! Die Sache ist die, das es weder Universum, noch das kleinste Partikel gibt. Und je weiter eure Forschung gehen wird, desto mehr wird man, sowie im unendlichen Makrokosmos, als auch im unendlichen Mikrokosmos imaginäre Entdeckungen machen. Und das wird nie zu einer Weltformel kommen! Viel Spaß!
- Jetzt widersprichst du dir selber! Erst sagtest du, es gebe nichts und nun erwähnst du unendliche Welten.
- Das stimmt und beides ist richtig. Ihr, Menschen habt lediglich einen winzigen Einblick in die sichtbare Welt gemacht. In der Tat gibt es jedoch nur das unendliche Nichts und unendliche Antinichts. Um es dir deutlicher zu machen, benenne ich das Nichts als NT und das Antinichts ANT. Also das NT ist die absolute Null mit Nullenergie. Das NT kann sich in ANT sich verwandeln und umgekehrt: ANT kann in NT übergehen.
- Soll das heißen, die Masse ist negativ. Unmöglich!
- Im Gegenteil! Unmöglich ist die Masse. Es gibt sie überhaupt nicht! Es ist nur NT-Energie und ANT- Energie vorhanden.
- Hör auf! Mir wird von deinem Wortschwall schwindelig. Machen wir Pause.
- Von mir aus.

Nach einer Pause.

- Reisender, du hast eben gesprochen von einem Nichts, das Energie besitzt. Wie ist das möglich? Ohne Masse und ohne Geschwindigkeit gibt es keine Energie!
- In menschlichen Sinne stimme ich dir zu. Aber diese Energie, welche ich meine, ist eine ganz andere. Weder entsteht, noch endet sie. Solche Art von Energie des Nichts war, ist und wird immer da sein. Ihre Werte nehmen zu und nehmen ab und bilden ein ständiges Gleichgewicht.
- Willst du etwa behaupten, dass das Nichts nicht korrekt ist, weil es doch irgendwelche Energie besitzt?
- Du, Gärtner, bist ja schlau genug und lernst schnell. Gratuliere!
- Ha! Meinst du – ich kann nur Rasen mähen und Kartoffel puhlen?
- Na über diese Fähigkeiten werde ich mich noch später mit dir unterhalten. Nun zu deiner Frage. Das Nichts bleibt Nichts nur für euch, Menschen, da ihr es mit keinen technischen Mittel registrieren können. Und in dieser Tatsache wird sich auch in der Zukunft nichts ändern. Egal wie weit die Menschheit sich weiter entwickelt werdet! Das Nichts ist kein Teilchen, es besitzt keine Masse und besteht lediglich aus purer Energie, die besonders ist, sodass ihr, Menschen, sie niemals wahrnehmen können.
- Schon besser, Reisender. Jetzt sag mal, was ist das für eine besondere Art von Energie, wovon wir hier auf Erden keine Ahnung haben?
- Selbsterzeugende.
- Ach ne! Mach keine Scheiße! Perpetuum mobile! Es weiß ja jedes Säugling, das dies Unsinn ist! Du bist ein Schwindler, Reisender! Und ich habe gedacht, dass du eine ernste Kreatur bist!
- Egal wie du mich nennst – hier geht es um die Wahrheit!
- Verdammt noch mal! Dann erklär mir bitte, was ist das? Die ewige Bewegung? Oh Gott! Was quatsche ich da! Das ist doch alles Unsinn!
- Natürlich klingt es für euch, Menschen, unsinnig! Deshalb wird die Forschung auf Erden nie in diese Richtung gehen, da ihr von vorne an die Existenz der selbsterzeugenden Energie des Nichts willkürlich ablehnt!
- Hör auf! Hör auf! Ich glaube ich muss mal zwischendurch einen Wodka zu sich nehmen!

Der Gärtner steht auf, geht ins Gartenhaus und kommt dann mit einer Flasche Wodka und einen Einmachglas mit Gurken zurück. Er setzt sich wieder neben dem Reisendern auf die Bank und nimmt einen kräftigen Schluck. Dazu beißt er knirschend eine Gurke an. Dann
räusperte er sich zufrieden und fragt seinen Freund:

- Nun ja! Und wie kannst du beweisen, dass es diese selbsterzeugende Energie des Nichts ohne Masse überhaupt gibt? Jeder Körper besitzt doch eine Masse, oder?
- Im Gegenteil! Es gibt hier, oder im Weltall weder Körper noch Masse! Nun wechseln wir das Thema. Gärtner, erklär bitte was hast du da eben getrunken und gegessen?
- Ah, du meinst Wodka! Hier probiere mal! Und denk daran – die Flasche hat eine Masse, ein Gewicht! Halte sie fest und trinke! Nimm dazu eine Salz-Dill-Gurke, sonst bekommst du keinen Genuss!

Der Reisender nickt. Die Flasche schwebt einen Moment schwerelos in der Luft und wippt. Er nimmt einen kräftigen Schluck und macht sich an die Gurke ran.

- Uff, uff! Mein lieber Gärtner! Das ist ja ein tolles Zeug! So was habe ich noch nie zuvor in mich aufgenommen! Danke mein Freund!
- Na also! Von solcher Art Energie hast du wohl gequatscht, du außerirdischer Säufer! Ich kann dir noch mehr Wodka beschaffen! Unendlich viel! Willst du, oder willst du nicht?
- Aber ja natürlich! Her damit! Nun wie viel Salz-Dill-Gurken brauchen wir denn dazu?
- Dann vorwärts! Da ist noch was in der Flasche. Für jedes Glas Wodka passt eine halbe Gurke. Der Vorrat reicht leider für uns nicht lange genug... Nun Prost!

Die beiden trinken. Der Reisender gibt auf:

- Nun genug mit der Sauferei! Ich brauche keinen Wodka mehr und das komische Gemüse auch nicht!
- Was? Bist du etwa dieser Herausforderungen nicht gewachsen?
- Jawohl! Für meine künstlich angepassten Eingeweiden für diesen Vorgang war das ziemlich hart! Für meine wahre Existenz jedoch bedeutet dieses Zeug überhaupt nichts! In Wirklichkeit besitze ich keinen Verdauungstrakt. Tut mir leid.
- Welch ein Jammer, Reisender! Aus was bestehst du denn?
- Wie auch du – aus purer Energie des Nichts!
- Quatsch! Du vielleicht, aber ich bestehe aus Fleisch und Blut!
- Nur scheinbar. Die Realität sieht aber anders aus. Deine und meine Substanz ist fast identisch. Nur die Konstellation der Nichts-Energie ist bei uns verschieden.
- Moment, Moment mal! Du sprichst ja plötzlich von Substanzen und Konstellationen! Aber das ist doch schon etwas mehr als Nichts! Ha!
- Nein! Mehr als Nichts gibt es nicht! Lediglich die Quintessenz
der Energie des Nichts kann sich unterscheiden. Zu 99 % dieser Quintessenz ist für euch, Menschen, nicht sichtbar. Nur einen winzigen Teil dieser Art Energie könnt ihr wahrnehmen und registrieren.
- Ach du lebe Zeit! Und das sind die Sterne, Planeten inklusive Erde und wir...
- Jawohl, Gärtner, mein Freund! Ich dachte nicht, dass du mir folgen konntest!
- Na so blöd bin ich doch nicht! Also du plädierst über sichtbare Energie als Ausnahme! Und wir, Erdbewohner, dachten, dass unser Universum eine bedeutende Sammlung von Materie, Raum und Zeit bildet. Welche Täuschung! Da brauche ich noch einen Wodka! Prost, Reisender! Trinken wir für das sichtbare Nichts! Benutz dazu deine künstliche menschliche Hülle!
- Das mache ich! Prost!

Es wird kräftig geschluckt und Gurken als Nachspeise verputzt.

- Ha! Sag mal, du Reisender Irreführer, wie kann man dann die Vielfalt der sichtbaren Formen erklären? Was ist mit dem Leben und Tod? Ha!
- Tja, mich interessiert diese Frage überhaupt nicht, da für mich nur die Energie des Nichts existiert. Die ist selbsterzeugend und selbstorganisierend, anders gesagt – ewig. Ich rate dir – denke so wie ich und du wirst zufrieden sein.
- Verdammt! Ich möchte mich aber nicht als Nichts bezeichnen! Und wenn das doch so ist, warum bin ich dann nicht unsterblich?
- Ganz einfach, weil deine Energieeinheit sich ständig weiter entwickelt und zwar in einer Verbindung mit anderen Energieeinheiten. Dieser Prozess dauert auch ewig.
- Was? Was habe ich von dieser Entwicklung, wenn ich einfach krepiere? Was nutzt mir dieser Gedanke, dass meine Energien sich weiter entwickeln, wenn ich sowieso tot bin? Oder geht es hier über die übliche Wiedergeburt? Aber ich möchte nicht nach einiger Zeit als Kakerlake oder Prinz wieder rumlaufen!
- Ach, Gärtner! Es ist ganz natürlich, dass du so reagierst. Übrigens jede Energieeinheit bemüht sich seine Existenz so lange wie möglich zu erhalten. Dafür benötigt sie nicht nur ihre eigen selbsterzeugende Kraft, sondern des gesamten Umfelds. Nur irgendwann geschieht der Übergang zu anderen Dimensionen. Dieser Vorgang nennt ihr Menschen Geburt und Tod. Und was die Wiedergeburt betrifft, so geschieht dies tatsächlich, nur nicht so, wie eure Esoteriker das behaupten. Der zeitliche Zyklus der Wiedergeburten von jeglichen Kreatur ist beträchtlich groß. Ich sag mal: Milliarden von Lichtjahren, wie ihr Erdbewohner es mögen zu zählen.
- Da hast du recht, Reisender. Solchen Riesenzyklus habe ich schon früher vermutet. Das ist ja logisch. Aber das Geheimnis des Lebens hast du kaum gelüftet. Mit deiner Nichts-Theorie kann ich da nicht viel anfangen. Übrigens, unsere Parapsychologen quatschen auch von irgendwelcher Weltenergie. Ob es da über dieselben Dingen geht, wie du behauptest, weiß ich nicht.
- Was du nicht alles weist, Gärtner! Ich wundere mich, wieso gehörst du nicht zu den Gelehrten? Stattdessen buddelst du im Gartenmist herum.
- Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Aber ich mag keine Klausuren zu schreiben und besitze dazu auch keinen Hochschulabschluss. Und ohne diesen Kram kommt man nicht in die wissenschaftliche Elite. Schließlich, was habe ich auch da zu suchen? Die bisherigen Theorien der Physik haben noch keine eindeutigen Beweise vollbracht. Und du, Reisender, hast mich überzeugt, dass wir, Erdbewohner, verdammt sind im Dunklen zu tappen. Da ernte ich lieber Johannesbeeren, Kirschen und Gurken. Die zergehen auf der Zunge und Wodka macht lustig!
- Ha! Ha! In diesem Falle hast du auch Recht. Ich möchte auch das irdische Leben genießen wie du. Doch leider kann ich das nur, wenn ich eure menschliche Gestalt annehme. Deshalb erlaube mir etwas von den Früchten deines Gartens zu kosten.
- Natürlich! Nur zu!
- Ach schmeckt es herrlich! danke vielmals!

Es wird vergnüglich gespeist. Der Reisender entzückt:

- Schmeckt das gut! Schade, dass dieses Gefühl verschwindet, sobald ich mich rückwärts verwandele.
- Ha! Pass auf, Reisender! Du hast grade eine Lieblingspassage der Science-Fiction-Autoren unserer Zeit wiederholt. Da bewundern die Außerirdische die leiblichen Vergnügungen der Menschen. Wirst du auch solchen Schriftstellern verfallen? Dann bist du nicht der Erster.
- Oh! Verzeihung für meinen Ausrutscher! Das war nicht ganz ehrlich von mir. Ich wollte lediglich deine Gastfreundschaft loben. Es ist doch bei euch Menschen so eine Heuchelei üblich. Natürlich gefällt mir meine wahre Existenz viel, viel besser. Ein pures Vergnügen ohne Katerstimmung.
- Danke, Reisender, für deine Ehrlichkeit. Das schätze ich in dich sehr! Nun wir, Erdbewohner, müssen für eine gute Stimmung stets mit einer herben Enttäuschung bezahlen. Das ist einmal so. Und da kann man nichts ändern.
- Tja, mein lieber Gärtner, man kann nicht alles haben, wie ich von dir oft höre.
- Das stimmt. Und doch besitzen wir Menschen sehr viele positive Eigenschaften. Wir sind nämlich die vollkommensten Geschöpfe auf diesen Planeten. Unsere ungezügelten Gefühle versetzen uns in Ekstase. Unser Verstand ermöglicht uns das Wissen über die Geheimnisse der Materie zu erweitern. Vergnügen und Sachlichkeit. Was gibt es noch besseres auf der Welt!
- Ach ne! Nicht schon wieder diese Prahlereien! Materie, die es nicht gibt, scheinbare vergnügen und Sachlichkeit, für das man teuer bezahlen muss! Prima!
- Lästere nur, du mit deinem Nichts-Gehirn! Du kannst uns Menschen nicht verstehen! Warum solltest du auch! Du bist ja ein Nichts! Warum spreche ich überhaupt mit dir? Scher dich zum Teufel!
- Oh! Typisch Mensch! Schon beleidigt, wenn man Kritik übt. Entschuldige Gärtner! Ich nehme es zurück. Jede Energieeinheit hat Vorteile auch Nachteile.
- Gut! Ich flappte einfach aus! Es war aber nicht so gemeint. Wir bleiben doch Freunde. Nun mit den Nachteilen genug! Über welche Vorteile wolltest du da sprechen?
- Genauer gesagt sind das nicht nur Vorteile, sondern etwas viel, viel Wichtigeres.
- Da bin ich ja gespannt! Weiter, Reisender.
- So unterschiedliche Merkmale auch jede Energieeinheit besitzt, eines haben alle gemeinsam. Ein unaufhörliches Streben zur gegenseitigen Unterstützung und einheitlichen Handlung, um Erhaltung seiner Existenz.
- Das hast du gut gesagt, Reisender, mein Freund! Aber diese deine Aussagen betreffen doch nur das Leben.
- Nein! Ich meine sämtliche Energieeinheiten des Nichts im unendlichen Weltall. Und da gibt es keinen Unterschied zwischen Leben und Nichtleben! Solche Begriffe habt nur ihr, Menschen erfunden! Zum Beispiel, zwischen dieser Bank, dir, Gärtner, und den Komposthaufen gibt es lediglich rein äußerliche Unterschiede. Eines habt ihr jedoch gemeinsam: Ihr seid gleichberechtigte Energieeinheiten des Nichts, die sich gegenseitig unterstützt, um eure Existenz zu verlängern. So entsteht das Gleichgewicht in der Unendlichkeit!
- Oh Mann! Oh Mann! Das war ein Hammer! Eine wahre Erleuchtung! Wo ist Wodka! Prost, Reisender!
- Prost!
- Es klingt gut, was du gesagt hast, Reisender. Aber mit der gegenseitigen Unterstützung klappt es noch lange nicht. Wie ist es mit dem Hass, oder Krieg? Was ist mit dem gegenseitigen Verspeisen von Tieren und Pflanzen? Oder sind das unsere Nachteile, die nur uns, Erdbewohner betreffen?
- Da hast du leider Recht, mein irdischer Kollege. Ich wollte schon dir diese Passage ersparen, weil du mal wieder sich aufregen konntest. Aber was soll’s! Bringen wir auch das hinter uns. Die Energie des Nichts hat auf der Erde vorhandene Einheiten gebildet, die noch zu jung und unvollkommen in ihrer Entwicklung sind. In diesen früheren Stadien gibt es leider häufig Fälle, in dem die Einheiten ihre Energiereserven auf gewaltsame Art gegenseitig entnehmen. Ihr, Erdbewohner, nennt dieses Missgeschick die Nahrungskette, die scheinbar sogar einen Gleichgewicht erschaffen konnte. Leider ist es dabei zu einer Abweichung gekommen. Das lokale menschliche Gehirn ist außer Kontrolle geraten. Die natürliche Vernunft wird ständig von unermesslicher Habgier unterdrückt. Daher kommt es oft zu Gewalttaten und Krieg. Dabei tötet man ohne Grund und erwirbt mehr als man für seine Existenz braucht.
- Da hast du ebenfalls recht, Reisender. Das alles ähnelt einer gesellschaftlichen Krebserkrankung, oder?
- Du sagst es!
- Aber gibt es denn keinen Ausweg aus dieser Situation?
- Bestimmt gibt es eine Lösung! Nur die wird mit der Zeit kommen, wenn ihr, Menschen, euch weiter entwickelt.
- Wird es dann nicht zu spät sein?
- Es wird nie zu spät sein! Hoffe!
- Danke für deinen Trost, Reisender!
- Prost, mein Freund!

Pause. Sie trinken.

- Ja da stimmt etwas nicht mit deiner Behauptung, Gast am Ast. Der Nichts-Energie ist doch scheißegal was mit uns Kreaturen auf der Erde passiert. Sie ist nämlich ewig, wie du sagst, und besitzt keine Gefühle. Du, Reisender, bist auch einer von dem Nichts! Sag mal, warum kümmerst du dich um mich? Ich bin ja sowieso unterentwickelt!
- Langsam, langsam, mein Freund! Lass diese negative Euphorie! Diesmal hast du Unrecht. Ihr, Erdbewohner, sind gleichberechtigte Energieeinheiten, wie auch die andere im Weltall. Wir alle bestehen aus dem Nichts und sollten einander respektieren. Nur die Konstellation und die Entwicklungsstufe sind bei uns verschieden. (Schiet! Ich wiederhole mich wieder!)
- Verzeihung, mein teurer Gast! Aber warum sollten wir einander respektieren? Zu welchem Zweck, verdammt noch mal? Das hat doch keinen Sinn im kosmischen Maßstab! Alles schwebt im Nichts und führt zum Nichts. Wozu kann das gut sein?
- Hier ist das Argument! (kneift den Gärtner am Arm)
- Aua! Was soll das? Bist du verrückt geworden?
- Aha! Tut es weh? Genauso fühlt sich der unendlich große Weltall-Organismus, wenn es mit einigen seiner Einheiten nicht stimmt.
- Wow! Bist du betrunken, Reisender? Was für ein Gespenst ist es noch?
- Kein Gespenst, sondern ein in aller Ewigkeit funktionierender Organismus, der zugleich auch Weltall genannt wird.
- He! Ob das stimmt? Irgendwie hat es schon jemand hier auf der Erde behauptet, aber er wurde ausgelacht, weil es absurd klang. Da muss das Universum aus lebenden Zellen wie wir bestehen. Jedoch ist das alles außer uns hier tote Materie!
- Der jemand von euch hatte doch recht gehabt und ich bewundere seine Intelligenz!
- Na gut, na gut! Ich quatsche wieder über das Leben und den Tod. Diese Zustanden gibt es jedoch nach deiner Meinung nicht. Okay, Okay! Nun ohne Wodka verstehe ich es trotz dem nicht! Prost!
- Prost!

Die beiden trinken.

- Sag mal du, außerirdischer Angeber, welchen Platz nehmen wir, Erdbewohner, in diesem riesigen kosmischen Leib ein? Sag bloß nicht, dass wir im Arsch stecken! Da ist es nämlich ziemlich dunkel! Ha! Wenn das doch stimmen sollte, dann muss ich leider kotzen!
- Sachte, sachte! Beruhige dich, mein Freund, und saufe nicht so viel! Nun diesmal irrst du dich. Es gibt am Weltall weder Gliedmaßen, noch Organe. Mit keinem Lebewesen hier auf der Erde, oder sonst noch wo kann man das vergleichen. Es besteht lediglich aus einer Gemeinschaft der Energieeinheiten des Nichts, das sich selbst steuert und selbst organisiert. Da gibt es kein Zentrum und keine Peripherie! Alles in einem und eins im allen!
- Cool! Da bin ich nicht im Arsch also! Das muss unbedingt begossen werden! Prost! Du Spinner! Trinken wir auf die unendliche Kreatur, die uns, Winzlinge, akzeptiert!

Der Gärtner trinkt und fällt unter die Bank. Der Reisender klettert auf einem Baum hinauf und wird langsam unsichtbar…
Nach einer kurzen Sommernacht kommt der Gärtner zu sich, kriecht auf die Bank und ruft:

- Hei! Reisender! Wo steckst du?
- Ich stecke nicht, ich sitze auf dem Ast am Baum.
- Wo, wo? Ich sehe dich nicht. Erscheine endlich!
- Erscheinen kann ich auch nicht, sondern wieder sichtbar sein.
- So, so, schon besser. Komm herunter. Auf der Bank ist es gemütlicher.
- Okay! Da bin ich. Nimmt Platz auf der Bank.
- Hast nichts dagegen, wenn ich meine Katerstimmung mit etwas Wodka verdränge?
- Mach was du willst, aber ich sehe und höre hier keine Katze.
- Ha! Ich habe einfach Katzenjammer, einer Lieblingsmetapher des Unwohlseins unter uns Säufer. Verstanden?
- Na klar, ich verspüre jedoch rein gar nichts, aber mitmachen kann ich auch weiter.
- Danke, mein Freund!

Die beiden nehmen jeder einen kräftigen Schluck und einen Bissen von der Salz-Dill-Gurke.

- Ach! Tut das gut! Sag mal, Außerirdischer, dieses Weltall-Geschöpf, über das du gestern gesprochen hattest, hat es Mitleid für seien Zellen, die wir nämlich sind? Und wie kann es uns helfen, wenn uns eine Krankheit plagt? Man spürt ja nichts von seiner Hilfe! Irgendwie ist man auf sich selbst gestellt.
- Stopp! Genau das letzte musst du auf jeden Fall vermeiden! Allein erreicht man nicht viel. Wir sind nur Teile des Weltall-Gehirns und deshalb auf gegenseitige einheitliche Existenz angewiesen. Benimm dich so, wie sich die Zellen deines Körpers sich verhalten. Mit den anderen Einheiten kommunizieren und sich mit denen zusammentun! Das ist die Aufgabe jeder Energieeinheiten.
- Na gut. Aber wie erfahre ich von der Botschaft dieses riesigen Wesens? Mache ich was falsch oder nicht?
- Das erfährst du ständig! Du musst nur aufmerksam sein! Außerdem ist das kein gewöhnliches Wesen. Es ist mehr! Es ist eine sinnvolle Zusammenfassung der Kräfte, sie sich selbst steuern. Es ist mehr als das Leben und hat nichts mit dem Tod tu tun. Es ist nämlich ewig!
- Es klingt wie ein Gott, oder?
- Von mir aus! Wenn du unbedingt der Universums-Ratio solchen Kurznamen geben möchtest, dann tue es. Übrigens, ihr Erdbewohner, habt eine Vorliebe für Namensgebungen für die Dinger, die ihr eigentlich nicht begreift. Nun denke daran, dass du in diesem Falle auch ein Teil dessen bist.
- Ah! Verstehe! Wir sind eine Gemeinschaft der Einheiten der ewigen Nichts-Energie! Das ist doch mehr als alle Götzer, die die Menschheit bisher angebetet hat! Stimmt?
- Stimmt! Stimmt! Besser könnte ich es auch nicht sagen! Prost!
- Prost!

Sie trinken. Der Gärtner möchte etwas klären:

- Eines begreife ich doch nicht. Was ist mit den Krankheitserregern, Viren, Mikroben? Wer bringt ihnen bei, dass sie uns Menschen und Tiere in Ruhe lassen?
- Na klar: du und deine Mitmenschen.
- Ja, wie? Das verstehe ich nicht!
- Ganz einfach! Ihr, Menschen sollten gegen die Krankheitsauslöser nicht kämpfen, sondern lieber mit ihnen in Kontakt treten und sich auf gegenseitige Hilfe verständigen.
- Verdammt! Du hast ja Recht! Aber wie und auf welche Weise können wir kontaktieren? Die kleinen Viecher sind doch keine Intellektuelle?
- Falsch! Die Viren und Mikroben sind gleichberechtigte Energieeinheiten und sind nicht klüger und nicht dümmer als du, mein Freund Gärtner. Ihr, Menschen zerstören ja bewusst und unbewusst ihre Umwelt. Genauso verfahren die Viren und Mikroben mit ihrer Umwelt, bzw. mit euch. Und warum? Weil jede Partei ihre Umwelten als nicht intellektuell und unerschöpflich finden.
- Wow! Diese genialen Parallelen müssen begossen werden! Prost!
- Prost! Die Gurken sind alle.
- Macht nichts! Ich rufe per Handy meine liebe Frau an. Sie beschafft uns welche. Nun sag mal, wie knüpft man solche Kontakte mit diesen Winzlingen?
- Da streng mal deinen Verstand an. Euch, Menschen sind doch schon einige Geheimnisse der Gene vertraut. Nun ja, dann ist der Weg zu den Viren auch nicht weit.
- Prima! Dann begraben wir das Kriegsbeil und die Ärzte werden arbeitslos!
- Im Gegenteil. Obwohl die Ärzte ihren Kampf aufgeben müssen, sollen sie prompt zu den Verhandlungen mit den Krankheitserregern übergehen!
- Gut! Ausgezeichnet! Aber was ist mit den Krankheiten, die nicht von Viren und Mikroben ausgelöst werden. Was ist mit den Krebszellen, oder mit Infarkt, Insult und ähnliches?
- In diesem Fall müssen ihr, Menschen mit jeder Zelle eures Körpers kommunizieren und mit ihrer Hilfe alle Hindernisse aus dem Weg räumen.
- Uff! Jetzt ist mir alles klar, wie dieses Glas Wodka! Aber wo sind die Gurken? Ruft per Handy an: "Meine Liebe, ich bin mit unserem Freund, den Reisendern, hier in Diskussionsnot geraten. Und das dauerte leider auch die ganze Nacht. Nun stellte sich heraus, dass wir ohne saure Gurken nicht weiter kommen. Bring bitte welche. Bis dann!"

Nach einer Weile steigt eine hübsche Frau aus dem Auto und geht in den Garten.

- Ha! da bist du ja schon, meine Liebe! He! mein Außerirdischer, meine Frau! Du kennst sie doch noch von früher.
- Hallo, Wachsame! Ich unterhalte mich mal wieder mit deinem Mann.
- Hallo, Reisender! Schön dich wieder zu sehen! Hier habt ihr eure Gurken, aber säuft nicht zu viel!
- He, mein Freund, warum nennst du meine Frau die Wachsame?
- Ist doch verständlich. Sie ist die Wachsame, weil sie dich und die ganze Familie überwacht, damit alles stimmt. Du weißt ja schon um was es geht.
- Ja! Ja! ich kapiere! Aber so unberechenbar bin ich doch nicht! Ha! meine liebste?
- Schon gut, schon gut! Nur deine Grenzen kennst du auch nicht. Den zweiten Tag säufst du und hast die Gartenarbeit vernachlässigt. Und du, außerirdischer Pfau, statt zu quatschen, konntest lieber meinem Mann bei der Kompostierung helfen. Die Beeten sind nicht gegossen, der Rasen nicht gemäht. Überall nur häuft sich der Müll! Was soll das?
- Sachte, sachte! Ich bring schon alles in Ordnung, meine Teuerste! Der Reisender ist mein Gast und kann nichts dafür, dass er keinen richtigen Körper besitzt, geschweige von den Gliedmaßen. Wie kann er helfen? Womit?
- Aber saufen kann er! Also mir ist es egal wie ihr das anstellt. Nur bis morgen früh soll hier alles in Gang gesetzt werden, oder ich mach euch fertig! Chao!

Die Wachsame fährt mit dem Auto weg.

- Deine Frau hat ja Recht! Ich habe dich bei der Arbeit gestört.
- Nein, nein, mein Freund. Du hast mit der Sache nichts zu tun. Trinken wir lieber und nimm eine Gurke. Prost!
- Prost, Gärtner!
- Wenn ich mit dir quatsche, Reisender, fällt mit nicht sofort ein, dass einige Tatsachen, von denen du erwähnst, auch bei uns bekannt sind. Nämlich die gegenseitige Unterstützung zwischen den Lebewesen. Statt sich zu bekämpfen, kooperieren. Die neusten Erkenntnisse unserer Wissenschaft bejahen das und kippen die Evolutionstheorie. Darwin hatte Unrecht, oder?
- Ja, das kenn' ich, gut, dass ihr, Menschen langsam kapieren, um was es geht. Das beweist lediglich, dass ihr euch weiter entwickelt. Aber ihr, Erdbewohner, solltet endlich begreifen, dass es nicht nur um so genanntes Leben geht, sondern um den gesamten Kosmos. Zögert nicht und erweitert eure Horizonte.
- Aber wie kann ich mich mit diesem Stein da vergleichen. Ich bin lebendig, denke, esse und trinke, habe Kinder mit meiner Frau. Der Stein aber liegt nach wie vor in meinem Garten und mit ihm passiert nichts, er ist nämlich tot!
- Falsch! Du bist hartnäckig und lässt dich gern irreführen. Da, der Stein vor dir ist ruhig und stabil und quatscht keinen Unsinn und neigt nicht zu Klassifizierungen. Ihr scheint verschieden zu sein, dabei seid ihr gleichberechtigte Energieeinheiten des Weltalls-Wesen. Es gibt nämlich kein Leben und Nichtleben! Wie oft soll ich dir das noch sagen! Ach! Ich glaube da brauch ich einen Wodka! Prost!
- Endschuldige! Prost! Ah! Aber du, mein Freund, erkläre mir bitte, was ist das für Weltall-Wesen? Das sollte doch lebendig und nicht tot sein?
- Ich wiederhole! Das ist nicht lebendig und nicht tot im irdischen Sinne! Es ist höher! Es existiert, aber stirbt nie, weil es ewig ist. Ich zweifle, ob du es je verstehen kannst!
- Ein göttliches Geschöpf also? Quatsch! Ich wiederhole mich auch! Ich sollte nicht so viel trinken, aber egal!
- Nenn es so wie dir es passt, aber bete es nicht an und verleihe ihm keine übermenschlichen Kräfte. Eine Zelle deines Körpers betet doch nicht dein Körper an.
- Weil es um eine Gemeinschaft der Gleichberechtigten geht! Stimmt!
- Na endlich hast es mal wieder geschafft, mein Freund! Prost!
- Nicht so eilig! Die Gurken gibt es nicht so viel. Prost! Sie trinken.
- Schluss mit dem Gerede! Ran an dem Komposthaufen, sonst was wird wohl die Wachsame sagen?
- Ha! Du hast ja Angst vor meiner Frau, was? Na dann an die Arbeit, du schmächtiger Schuft! (Lacht herzlich)
- Gut, aber wie funktioniert diese Forke?
- Ich zeig`s dir! Nur hüpfe nicht so blöde herum!

Sie setzten die Komposterde um, dabei stolpert der Reisender und stürzt.
- He! Stinkt das hier! Hol mich heraus bitte!
- Haha! Und wo bleibt deine Unterstützung, Reisender? Du solltest nämlich den Komposthaufen helfen seine Form zu bekommen und dir stinkt`s! Wo ist deine Toleranz? (Zerrt ihn aus dem Haufen)
- Meine künstliche menschliche Hülle ist geschwächt von dem Wodka. Ansonsten bleibe ich meinen Prinzipien treu.
- Du Angeber! Wenn das so ist, dann gebe ich dir keinen Schluck mehr! Ah, sag mal, wo steckt das Gehirn bei diesem kosmischen Wesen, Reisender?
- (nach dem der Reisender sich gründlich ableckt) Es gibt da keinen Gehirn, wie ihr Menschen euch das vorstellt.
- (Der Gärtner lacht laut) Was? Was? Du leckst den Mist ab! Bist du bescheuert? Oder schmeckt dir das? Du bist doch keine Katze! Ja, und warum gibt es da keinen gewöhnliches Gehirn? Mit was denkt es dann? Wie steuert es seinen Körper? Gibt es da etwa keine Nervenbahnen, wie bei uns Erdbewohner?
- Eigentlich funktioniert der unendlich große Körper des Wesens wie ein sonderbares Gehirn. Jede Energieeinheit des Nichts ist ein Teil seines Steuerungszentrums. Es gibt nämlich keine weitere Organe oder Gliedmaßen, wie ich schon sagte.
- Und alle Entwicklungsprozessen und die gesamte Evolution des gesamten Weltalls wird von diesen Universums-Ratio gesteuert und zwar bis in das kleinste Detail! Habe ich Recht?
- Super, Gärtner! Hurra! Diesmal bist mir mit diesem neuen Begriff zuvor gekommen! Trinken wir bitte doch noch eins!
- Natürlich mein lieber Freund! Prost!
- Prost, du cleverer Gärtner!

Sie trinken, auf dem Komposthaufen sitzend...

- Wenn ich das auch heraus gespuckt habe, begreifen kann ich es trotz dem nicht. Wie funktioniert das, Reisender? Woher stammen die Erkenntnisse, wo was gemacht werden sollte?
- Streng dich nur nicht weiter an, mein Freund Gärtner! Es funktioniert doch und basta!
- Und wozu sind wir, Erdbewohner, auch noch mit kleinen Gehirnen ausgestattet? Es reichte doch das Universums-Ratio aus!
- Mach dir keine Sorgen, Gärtner! Eine gewisse lokale Autonomie schadet nie! Ha! Ha! Ha! Ich verfasse schon wieder Reime! Prost!
- Prost in aller Ewigkeit! Salut!

Sie schmarotzen ziemlich lange bis ihnen der Wodka und die Gurken ausgehen...

- Ich mache mich für einen Moment unsichtbar, um den Wodka-Rausch abzuschütteln. Danach werde ich wieder nüchtern.
- Das ist nicht fair, du Reisender-Schurke! Soll ich denn alleine die Katerstimmung erleben? Da bleibt mir nichts übrig, als den Rasen zu mähen. Ran an die Arbeit! Wo bist du, mein Saufgefährte?
- Hier bin ich, mein Freund Gärtner! Und wozu möchtest du das grüne Gras köpfen?
- Damit das Gelände schön gleichermaßen aussieht. Ordnung muss sein. Außerdem hat das Gras keine Köpfe. Du sagtest doch, dass es kein Leben gibt, oder?
- Das stimmt, Gärtner, aber die Energieeinheit des Grases strebt nach einer Vollkommenheit seiner sichtbaren Form und jeder Eingriff von außen ist schmerzlich. Und Schmerz zuzufügen kann weder schön, noch in Ordnung sein. Es ist nämlich mehr als das scheinbare Leben!
- Mehr als Leben! Was soll der Quatsch, Reisender? Du verwirrst mich! Ohne Wodka verstehe ich es nicht und der ist alle! Scheiße!
In diesem Moment betätigt der Reisender den Rasenmäher und der springt aber nicht an.

- Verdammt! Was hast du mit meinem Gerät getan, du Schuft! (Geht dahin, versucht den Rasenmäher in Gang zu bringen, vergeblich.) Er ist tot und du, außerirdische Sau, du bist schuld daran! Repariere ihn sofort!
- Dieses Ding ist nicht tot, sondern ich habe mit ihm kommuniziert und es hat Verständnis für das Gras. Es wird nie wieder seine gleichberechtigten Kollegen verstümmeln. Aber die Omniszienz wird auch dein Wunsch erfüllen, mein Freund Gärtner. Ab jetzt wird auf dem Rasen in deinem Garten die Höhe des Grases nicht mehr als fünf Zentimeter erreichen. (Während er das ausspricht, senkt sich das Gras auf die entsprechende Höhe)
- Das ist doch unmöglich, Reisender! Zauberei! Zauberei! Aber ich glaube nicht an Wunder! Das ist bestimmt eine Illusion, die du Schwindler, mir vorgeführt hast. Weg damit, weg damit! Ich habe doch zu viel getrunken! (Fällt in Ohnmacht)
- Ach das war wirklich zu viel für ihn. (Schleppt den Gärtner in das Häuschen und legt ihn auf den Sofa. Der Gärtner kommt zu sich, schaut hinaus.)
- Danke, mein Freund Reisender! Danke, dass du den Rasen gemäht hast! Aber ich kann nichts mehr, ich möchte Schlafen!
- Er schläft, er hat`s nicht wahrgenommen, aber das mit dem Gras ist doch nichts anderes, als eine Weiterentwicklung, oder in menschlichen Sinne, ein Produkt der Evolution. Die Schnäbel der Finken vom Galapagos haben sich auch von selbst sich verändert. Das geht auch auf das Konto des Big-Gehirns! Über solche Erkenntnisse hatte der arme Darwin damals keine Ahnung. He! Ich drücke mich auch schon, wie ein irdischer Sachverständiger aus!

Der Reisender wird unsichtbar. Die Nacht bricht ein.
Am frühen Morgen wacht der Gärtner auf, reckt sich und geht hinaus.

- (Der Gärtner erwacht) Verdammt! Wie bin ich eingeschlafen? Die ganze Nacht im Garten! Was wird wohl meine Frau sagen? Ich muss es wieder gut machen. So, die Komposterde ist umgesetzt, der Rasen ist gemäht, obwohl ich mich nicht erinnern kann, wie ich das gemacht habe beim kaputten Rasenmäher. Man sollte weniger trinken! Dann bleibt mir nur das Gemüse zu gießen.

(Nimmt die Gießkanne und holt Wasser. Der Reisender erscheint auf dem Ast.)

- Schon gut fleißig, was?
- Ah, du bist es, Reisender! Komm herunter und helfe mir.
- Guck mal, Gärtner, wer da angekommen ist! Nee, ich bleibe lieber auf meinem Ast! Hier ist es sicherer!

Die Wachsame öffnet die Gartentür und lächelt höhnisch: Sie mal einer an! Da schleppt er das Wasser und gießt und gießt, nach dem er sich mit Wodka vollgegossen hat! Du - Schurke! Besoffenes Schwein du! Und ich, Idiotin, habe die ganze Nacht auf dich gewartet, Parasit! Ich dachte, es wäre etwas passiert!
- Sachte, sachte, Wachsame! Dein Mann war einfach zu müde, um nach Hause zu kommen!
- Warte, warte, du komischer Kauz! Mit dir werde ich auch noch fertig! Du hast wohl meinem Mann wieder viel dummes Zeug vollgequatscht! Du meinst wohl, du bist der klügste! Da täuschst du dich aber gewaltig!
- Verzeih, verzeih, meine Liebe! Mein Gast, der Reisender, hat nur Gutes für mich getan. Er hat mir so viele Dinge erzählt, von denen ich bisher keine Ahnung hatte! Und das mit dieser Nacht, das ist allein meine Schuld! Es wird nicht mehr vorkommen!
Die Wachsame lacht: Nicht zu fassen! Ihr Sonderlinge! Ihr befasst euch mit verschieden außerirdischen Dingen, während ich da Heim allein mit den Kindern ausharren solle! Nun Schluss mit dem Gequassel! Heraus damit! Ich möchte mal auch was Neues hören!
- Nun es ist nicht so einfach, wie du denkst, meine liebe. Es ist nämlich ganz schön kompliziert! Was meinst du, Reisender, wirst du bitte meiner Frau das mitteilen, was gestern du mir erzählt hast.
- Denkst du wohl ich bin dieser Herausforderungen nicht gewachsen! Da irrt ihr euch! Ich höre. Los! Und spring' endlich vom Ast herunter, du Klugscheißer!
(lacht scherzend)
- Oo! Wachsame! Ich komme ja schon. Also es geht um den Weltall-Organismus.
- Universums-Ratio ist gemeint.
- (Der Gärtner flippt aus:) Was? Von wo hast du das erfahren, mein Täubchen! Es ist doch nicht möglich! Woher weißt du das?
- Ich habe es schon geahnt! Meinst ich bin blöder als ihr beide! Ha! Ich bin aber froh, dass du Reisender, meine Vermutungen bestätigst. Es ist doch logisch, oder?
- Ich bin auch froh, dass es noch solche hoch entwickelte Spezies auf eurem Planet gibt, wie du, Wachsame!
- Hör auf, du Schmeichler! Erzähl' lieber wie funktioniert der Weltall-Big-Gehirn.
- Ja, ja! Nur ohne Wodka wird es schwierig dies zu verstehen! Sogar mein Freund, der Reisender ist schon kraftlos!
- Schluss mit der Sauferei! Als Ersatz gibt es Kaffee und Brötchen!
- Danke! danke, meine liebe Frau! Ich bin am Verhungern! Nun, gibt es vielleicht doch für mich einen kleinen Schluck?
- Natürlich kannst du ein Schlückchen bekommen! (Holt eine Flasche aus ihrer Tasche und schenkt ihm ein Gläschen ein)
- Och! Ich liebe meine Frau! Auf dich, meine Teuerste!
- Das Essen und Trinken ist wohl das Wichtigste bei euch Erdbewohner! Aber jetzt zu deiner Frage, Wachsame! Ich kann, leider nicht viel sagen über das Universum-Ratio. Es besteht nämlich aus einer Einheit der Gegensätze aller einzelnen Einheiten der Nichts-Energie.
- Eine Interferenz von Harmonien! Und die Energie des Nichts kann doch nur in unendlich kleinen Mikro-Teilchen ewig existieren! Stimmt, Reisender!
- Stimmt genau, Wachsame! Da bleibt mir die wiederholte Erklärung erspart.
- Was? Ich habe eine Kiste Wodka gebraucht, um dies Phänomen zu verstehen, ganz zu schweigen von den vielen Gurken!
- Tja! Nur hat es dir, mein Lieber Mann noch dazu eine Menge Geld gekostet bei E-Plus.
- Was meinst du damit!
- Da bin ich zum ersten Mal ratlos. Die Menschenfrauen können einem den Verstand verdrehen.
- Ganz einfach, mein Lieber! Die ganze Zeit hast du dein Handy in der Brusttasche gehabt und eingeschaltet. Da habe ich zu Hause alles mitgekriegt!

Eine Weile herrscht Stille, dann bricht ein gemeinsames Gelächter aus...


© Heinrich_Rahn


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