Das Leben ist surreal! Es ist wie ein Traum in einem Traum, der in einem Traum, als ein Traum von einem Traum, geträumt werden könnte, wenn man nur ein bisschen Phantasie hätte. Aber wer hat das schon?! Nicht einmal die Tsetse-Fliege, welche die gfürchtete und, als Schlafkrankheit bezeichnete, „Afrikanische Trypanoso-miasis“ überträgt. Aber was soll man machen? Am besten eben, dem manchmal schon ein wenig dubiosen, Zauber der Märchen verfallen, die uns, aus dem realen Leben, in eine Art Trance lullen!

Märchen sind leise, Laut für Laut gelesen, eröffnen sie allegorische Welten, die voller Helden und Prinzessinnen sind, voller Frösche, Zauberer, Hexen, Schlösser und Schlüssel, die man nur zu drehen braucht, um den Weg in das eigene Herz zu finden – denn die Herzen sind weiläufige Labyrinthe, ohne Ariadnefäden, aber mit Minotauren bestückt. Wer sich darin zurechtfinden möchte, der erfindet am besten selbst ein Märchen…wie dieses?

Irgendwo hinter den 7 Zwergen, bei den 7 Schergen hatte jemand von fremden Tellerchen gegessen und in fremden Bettchen ge-schlafen. Darüber war der böse Wolf sehr traurig und deshalb sag-te die Königin-Großmutter zu ihm (nicht zum Wolf) „weißt du warum ich so große Zähne habe? – damit ich dich besser kontrol-lieren kann!“. Doch der, der hinter den 7 Zwergen, bei den 7 Schergen, von fremden Tellerchen gegessen und in fremden Bet-tchen geschlafen hatte, kümmerte sich nicht darum.

Er hielt sich für einen Erlöser, der, wartend auf den Erlös, aus dem Verkauf seines Schweißes, sich selbst von seinen Sünden befrei-en konnte, weil er dachte, daß er es gut meine. Der Königin war das entschieden zu kompliziert, denn sie hatte ihn ursprünglich eher für einen Frosch gehalten. Sie stellte sich diesen Möchtegern immer viel lieber ganz in grün, auf einem hohen Schimmelross vor, in dessen Sattel er durch das Dorngestrüpp galoppierte um sie in den Schlaf zu küssen, in den süßen Schlaf der Gerächten.

Ganz früh hatte sie deshalb schon ihre rosa Brille abgenommen und das was sie für einen Frosch hielt, 1000 mal an die Wand ge-worfen. Doch mehr als ein Silberstreif am Horizont war dabei nicht herausgekommen. So zog sie sich aus, ihn das Fürchten zu leh-ren, wetzte ihre scharfen Gedanken an dem Stein, in welchem Excalibur eingelassen war und träumte von einem Flitter-Ritter. Von einem Wunderwesen, das Clown und Heroe zugleich für sie sein wollte, der kräftigen und unerschrockenen Schrittes herbei trat, um sie voll Inbrunst und Wagemut zu schwängern.

So lautet der Text in einem guten Diktat! Aber schlechte Schüler achten nicht auf die rechte Schreibung des Vorgeschriebenen, sie setzen sich nicht nur hinweg, sie bleiben auch sitzen – auf ihren Ansichten und (Er-) Lösungsvorschlägen. Verdutzt rief der grüne Frosch noch „aber sie bewegt sich doch“ in den Brunnen, dann fiel er wie ein Apfel, nicht weit vom Stamm, hinein, wie in eine riesige Traufe und schämte sich.

Aber er wunderte sich eben auch, wie sich jeder wundern sollte, der, jedes Irrtums fähig, sich nicht kapieren wollte. “Du hast dich eben getäuscht”, sagte da plötzlich ein feines Stimmchen, das mit-ten aus der schwarzen Seele des grünen Frosches kam und siehe da, es irrte sich nicht, denn dies begab sich zu einer Zeit ohne goldene Kugeln, dem einzigen Zahlungsmittel des Glücks. Sie blieben am Grund, am grundlosen Grund, unertaucht, unerfunden, nicht einmal hinab geworfen von einer Prinzessin, liegen.

Auf dem Highway to Hell sah man deshalb (alle die Märchen entschlüsseln konnten) jetzt die sofort versteinernden Fußspuren des großmächtigen, bösen Wolfs, der zusammen mit einer schwarzen Witwe das saftige Obst, die feinen süßen Äpfel und die prallen Pfirsiche, sowie auch die reifen Zwetschgen, tückisch in giftige Spezereien verwandelt hatte und nun unterwegs war, sie zu verteilen. Die Wegweiser zeigten dabei alle um Rom herum! Und sie waren das erklärte Ziel der Bornierten.

Schneewittchen lächelte in ihrem gläsernen Sarg – und wären seine Scheiben nicht beschlagen gewesen vom Morgentau, dann hätte man ihre langen spitzen Eckzähne gesehen und sich auf die kommende Nacht gefreut, wo sie den Deckel wieder beiseiteschieben würde um sich restlos zu outen. So sind sie nun mal, diese verkappten Vampire: unverbesserlich! Aber das tut für Frösche weiter nichts zur Sache, denn Frösche lieben Wände, um kopflos daran zerschmettert zu werden. Und wenn sie dann gestorben sind…


© Alf Glocker


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