Grau, schweres Grau und ein silbriger Schimer. Den Mond sieht man nicht, aber im Silberschein bleibt er ahnbar. Die Schwere des Grau erstarrt Alles, bedeckt Alles, verharrend in feucht kaltem Dunst.
Metallischer Geruch, widerwärtiger Geschmack, der nicht weichen will. Und die quälende Langsamkeit, in der die Gedanken rasend sind. Hin und wieder tauchen Silouhtten auf, unbestimmt vage, wenn das Silber durch das Dunkel schimmert.
Fernes Getrappel entschwindend, dann wieder nähert es sich, schwillt an zu ohrenbetäubendem Tosen, bis plötzlich grell, übermächtig mit brachialer Gewalt Weiß in das Dunkel bricht.
Aufplatschende, zerspritzende Tropfen erst, dann ein Strom unaufhaltsam, gleißend. Für einen Moment wird eine Scenerie aus berstenden Zacken und Zinnen sichtbar, von dem blendenden Blitz erhellt, der kurz darauf opak wird, rot geädert, von feinen Linien verästelnd durchwoben. Pupillen öffnen sich schwarz dumpf glotzend, bevor sie sich wieder schließend im Weiß versinken. Das Weiß fällt in sich zusammen, zerläuft, schmelzend weißes Eis vermischt sich mit dem schweren Grau zu einem schmutzigen Wintermorgen. Eisiger Wind frischt auf. Schneeflocken begrüßen umherwirbelnd einen tristen Morgen. Der Wind geht schneller, tost, das Grau wogt. Schaum wird vom jagendem Sturm von den Kämmen gerissen, versprüht.
Zu Staub, der sich mit den Eiskristallen vermischt und waagerecht über das graue Brodeln hinwegfegt.


© Karl Maria Sprachlos


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