Am nächsten Morgen fühle ich mich wieder so, als hätte ich die Höhle nie betreten. Und doch blieben meine Sorgen von letzter Nacht. Auch der Leutnant hatte wieder zu seinem alten Selbst gefunden, auch wenn er häufiger zu mir rüber sah, wenn er dachte, ich würde es nicht sehen. Anscheinend machte er sich noch immer Sorgen. Was aber vermutlich eher daherkommt, dass ich meine Mission nicht beenden kann, als aus Sympathie. Ich kann es ihm nicht verübeln. Unser Trupp marschiert wieder durch die Berge und wir folgen den Markierungen der Orks. Doch irgendetwas war seltsam. Ich konnte nirgendwo in unserer Nähe irgendwelche Tiere entdecken. Fast so, als würden sie uns meiden. Auf der einen Seite war es gut, denn so erreichten wir unser Ziel in weniger als einem halben Tag. Ich ging mit dem Leutnant alleine ins Dorf, während wir die Männer draußen ein Lager aufschlagen ließen. Thorak erwartete uns bereits und wir folgen ihm wieder in sein Zelt. Nachdem ich ihm die Kette überreicht und berichtet habe, was sich in der Höhle zugetragen hat, wird er nachdenklich. „Ihr habt euch den Segen der Ahnen verdient, Runenknecht. Damit kann ich euch den Weg zum Tor der Schwerter erlauben.“ Er fädelt noch einige Federn in die Kette und reicht sie mir wieder. „Tragt diese Kette und zeigt sie jedem Ork, dem ihr auf dem Weg bis zum Eisenfürst begegnet.“ Damit erhob er sich. Lucien wirkte irritiert. „Moment. Das wars? Wir haben euch die Kette gebracht und jetzt sollen wir wieder gehen. Diese ganze Farce für eine Kette?“ Ich verstehe seine Frustration, jedoch… „Leutnant. Beruhigt euch. Diese Kette ebnet mir den Weg innerhalb des Orkreiches, nicht wahr Thorak?“ Thorak wendet sich zu mir um. „Die Ahnen haben sich der Rechtschaffenheit eurer Absichten vergewissert. Eure Aufgabe unterliegt ihrem Segen. Als solches gebe ich euch das Zeichen, dass jedem Ork zeigt, dass ihr mit dem Segen der Ahnen reist.“ Ich schaue zu Lucien. „Seht ihr?“ Er wirkt nicht zufrieden, aber behält weiteren Unmut für sich. Wir stehen auf und wenden uns zum Ausgang. Thorak gibt uns noch einen Ratschlag. „Aber vergesst nicht. Sobald ihr das Portal zum Tor der Schwerter passiert, müsst ihr euer Dunkelelfenbatallion zurücklassen.“ Ich bleibe stehen. „Ich weiß. Danke Schamane Thorak. Möge Zarach über euch wachen.“ „Und über euch, Runenkrieger.“ Damit verlassen ich und der Leutnant das Dorf. Dann zieht der Trupp Richtung Nordwesten in die Berge. Irgendwann am Abend erreichen wir ein großes Plateau, ähnlich dem, dass nach Dragh’Lur führt. Dort steht das Portal. Und wieder standen überall Ruinen. Diesmal jedoch war die große Ringmauer erhalten geblieben. Sie war direkt in den Hang gearbeitet worden um Feinde, die vom Tal herkamen angreifen zu können. Auch die Bauart war anders. Ich frage mich, was hier in der Vergangenheit geschehen war. Kurz vor dem Portal macht mein Trupp Halt und ich nutze die Gelegenheit um ein letztes Mal zu den Männern zu sprechen, die mich bis hierher begleitet haben. Es war keine ergreifende Rede, sondern eher ein Dank. Und ich schwor noch einmal, dass ich die Mission fortführen und zu Ende bringen werde. Dann machte ich mich daran das Portal zu durchqueren. Ich spürte, wie einige der Männer mich gerne begleiten würden. Aber sie haben ihre Befehle. So wie ich. Ein letztes Mal drehe ich mich um und dann schreite ich durch das Portal. Auf der anderen Seite erwartete mich eine savannenartige Umgebung. Und Berge. Ich selbst stehe in einer Art Mulde zwischen zwei Bergen. Vor mir erstreckte sich eine Straße aus plattgetretener Erde. Dort wo die zwei Berge sie trafen war ein Stück weiter vorne ein großes steinernes Tor eingelassen worden. Und wiederum vor dem Tor standen einige Orktürme. Inklusive Wachen. Ich atme einmal tief ein und aus. Dann wollen wir mal. Sicherheit ausstrahlend marschiere ich auf die Wachen zu. Als sie sehen wer, oder besser gesagt was, da auf sie zukommt, ziehen sie ihre Waffen und nehmen eine aggressive Haltung ein. Ich versuche ruhig zu bleiben. Angst würde mir jetzt nicht weiterhelfen. Ein Veteran, ein Ork in schwerer Kettenrüstung kam auf mich zu, als ich nur wenige Schritte vor den Türmen stehen blieb. Er trug einen Hammer mit rückwärtigem Stachel und blieb nur etwa drei Schritte vor mir entfernt stehen. „Was wollt ihr hier, Mensch? Und wie seid ihr durch Tuscari gekommen?“ Wieder diese unglaubliche Abneigung gegen Menschen. Langsam wird es langweilig. Aber nun gut. „Ich bin ein Runenkrieger auf der Reise. Ich erbitte Einlass zum Tor der Schwerter“ „Pah! Und warum sollten wir einer Bleichhaut wie euch „Einlass“ gewähren?“ Ich ziehe die Kette von Thorak hervor und halte sie zu dem Ork hin. Seine Augen werden groß. Dann gibt er ein Knurren von sich. „Wieso seid ihr im Besitz eines Schamanenzeichens?“ „Der Schamane Thorak aus Tuscari hat sie mir gefertigt, nachdem ich mir den Segen der Ahnen verdient habe.“ „Ein Mensch soll sich den Segen der Ahnen verdient haben? Oder nein. Ein Runensklave soll das getan haben?“ Er macht eine Pause. „Aber die Tradition ist klar. Geht hinein, Runenknecht. Der Eisenfürst wird euch auf dem Richthügel erwarten.“ Zu seinen Männern hinter sich ruft er. „Öffnet das Tor, ihr Maden.“ Während das Steintor runterfährt, wendet sich der Veteran noch einmal an mich. „Wehe ich erfahre, dass ihr euch diese Kette auf unehrlichem Weg angeeignet habt. Dann werde ich euch persönlich jagen. Vergesst das nicht.“ Mit ernstem Gesicht antworte ich ihm. „Werde ich nicht. Und danke.“ Er gibt noch ein Hmpf von sich und geht wieder zurück auf seinen Posten. Nachdem ich das Tor und den Wachposten auf der anderen Seite, der mich argwöhnisch beobachtete, passierte, schloss sich das Steintor wieder. Anscheinend hatten die Orks herausgefunden, wie es funktioniert. Ihr Glück. Mein Blick fiel auf eine Art Götzenbild aus Stein, das neben dem Wachposten in den Felsen gehauen worden. Das erste, was ich bemerkte war, dass der Götze innen hohl war. Die Augen waren ausgeschnitten worden und gaben den Blick auf das leere Innere frei. Oder zumindest einen Teil davon. Vor dem Götzen lagen allerlei Opfergaben. Nahrung, Gold, Waffen und Rüstungen. Es war kein Abbild von Zarach, soviel stand fest. Also warum betten die Orks ihn an? Diese Frage musste warten. Ich ließ meinen Blick nach Norden schweifen. Neben dem Götzen führte ein schmaler Weg an der Flanke des Berges entlang durch das Unterholz. Links davon ging es eine Steilwand hinauf. Dort oben auf dem Felsen standen allerlei Palisaden und Türme. Und dahinter standen Zelte. Das musste die Orkstadt sein, von der ich gehört habe. Und dort würde ich vermutlich auch der Eisenfürst warten. Ich folge dem durchaus steilen Aufstieg nach oben und befinde mich wenige Minuten später oben auf dem Felsen. Vor mir erstreckte sich eine große Savanne. Etwas weiter vor mir ging der Berg langsam abwärts. Und vor diesem Abstieg stand ein riesiger, schwarzer verdorrter Baum. Am Horizont selbst sehe ich die große Mauer der Orks, dass als Tor der Schwerter bekannt war. Ziemlich einfallslos ein Tor nach der Insel zu benennen. Aber egal. Rechts von mir führt ein Weg durch ein Lager aus Zelten und Menschen, was mich sehr wunderte, hinauf zu den Orkzelten. Links ging es über die Savanne zu einem schmalen Bergpfad der hinauf ins Gebirge führt. Etwas weiter Richtung Norden konnte ich Ruinen erkennen. Ich wende mich dem Menschenlager zu. Es war klein. Nur ein paar Zelte und Wägen. Und es sah aus, als ob einige der Menschen Waren feilboten. Ich setze mich langsam in Bewegung. Als ich die ersten Zelte erreiche, kommt ein Mensch in Lederkleidung auf mich zu. Ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht. „Guten Tag, Fremder. Ihr seid neu hier, nicht wahr?“ Ich verlangsame meinen Schritt und lasse den Fremden auf mich zukommen. „Das bin ich in der Tat.“ Der Mann hatte kurzes zerzaustes Haar. Und ich kann die Gier in seinen Augen sehen. Besser vorsichtig sein. „Nun dann werdet ihr bestimmt Hilfe brauchen, damit ihr euch hier nicht verlauft.“ „Da könntet ihr recht haben. Ich hätte tatsächlich einige Fragen, Herr…Wie war euer Name noch gleich?“ „McWinter, mein Herr. Flink McWinter. Was wollt ihr denn wissen?“ McWinter…McWinter. Irgendwo hatte ich diesen Namen schonmal gehört. Aber wo? „Ich hatte nicht mit Menschen bei den Orks gerechnet.“ „Ja, ich weiß, wie es euch da geht. Die meisten Menschen bei den Orks sind Söldner. Die Menschen hier sind Freihändler.“ Aha. So war das also. Freihändler waren Menschen, die mit allerlei Völkern Handel treiben. Sie reisen in der Regel durch die verschiedenen Inseln. „Äußerst interessant.“ „Nun erlaubt mir eine Gegenfrage, mein Herr. Weshalb seid ihr hier?“ „Ich bin unterwegs zum Eisenfürst.“ „Zum Herren der Orks? Was wollt ihr dort?“ „Ich habe eine Aufgabe zu erledigen. Und fragt erst gar nicht nach Details.“ „Verstehe.“ Er wirkte immer noch sehr neugierig und ich glaube aufgegeben hat er trotzdem nicht. „Nun, wenn ihr zum Eisenfürst wollt, dann müsst ihr nur zum höchsten Punkt des Lagers. Das ist der Richthügel und dort residiert er.“ „Danke vielmals, McWinter.“ Ich setze mich in Bewegung, allerdings springt Flink vor mich. „Aber, aber, wohin den so hastig. Ihr habt doch sicher noch mehr Fragen.“ „Im Moment nicht. Aber vielleicht komme ich auf euch zurück.“ Ich versuche mich an ihm vorbei zu drängen, aber er lässt nicht locker. „Wie wäre es dann für eine Bezahlung für die Informationen?“ Ich seufze. „Na gut.“ Ich greife in mein Wams und hole zwei Silbermünzen hervor und reiche sie Flink. „Danke für die Informationen.“ Dann gehe ich. Hinter mir höre ich, wie Flink mir hinterherruft. „Kommt gerne auf mich zu, wenn ihr Informationen braucht.“ Ich beschleunige meinen Schritt. Ich traue diesem Flink nicht über den Weg. Wenn ich nur wüsste, woher ich ihn kenne. Während meines Weges komme ich an einer Grube vorbei, die ich offensichtlich als Arena genutzt wird. Dann erreiche ich die ersten Palisaden. Dahinter standen Zelte und Hütten der Orks. Ich folge dem Weg den Hügel hinauf. Dabei kommen mir einige Krieger entgegen. Die Blicke die sie mir zuwarfen, waren argwöhnisch, hasserfüllt und misstrauisch. Ich ignoriere sie und setzte meinen Weg fort. Oben auf dem Hügel stand eine große Halle. Ähnlich wie der, in der Thorak lebt. Davor standen einige Orks mit verschiedenen Waffen und Rüstungen. Rechts von der Halle war ein gepflasterter Platz, etwa fünf Fuß groß. Und er war leicht zur Mitte hin gewölbt. Und in der Mitte, ab tiefsten Punkt war eine Stahlplatte mit armlangen Stacheln angebracht worden. Alte, getrocknetes Blut klebt noch an ihnen. Mir schauderts. Neben dem Platz steht ein großes Zarachtotem. Ich wende meinen Blick von dem Platz und wieder zu den Orks vor der Halle. Es waren vier Orks. Alle sehr verschieden, wie mir auffiel. Der Ork ganz links hatte hellgrüne Haut und Hauer, die ihm aus dem Kiefer ragten. Er trug Schulterpanzer und ein zerfledertes Kettenhemd. Neben ihm steckte eine zweihändige Streitaxt im Boden. Daneben stand ein Schütze. Seine Haut war bräunlich und seine Lederrüstung war mit Federn, sowie mit Schädeln beschmückt. Auf seinem Rücken war ein Köcher mit Pfeilen, die mit Rabenfeder befiedert worden waren. An einem Hacken am Köcher hing ein Kurzbogen aus schwarzer Esche. Seltenes Material. Der nächste Ork hatte dunkelgrüne Haut und trug eine schwere Plattenrüstung. Seine Rüstung war mal prachtvoll gewesen sein, doch ihr Glanz war von besiegten Feinden überdeckt worden. Vor ihm steckte eine Art Speer mit einer langen Klinge als Spitze. Der Ork ganz links, war ein Schamane und er hatte seinen Warg bei sich. Der Schmuck, den er trug war ähnlich, wie bei Thorak, aber wesentlich mehr. Eine höhere Stellung? Gab es eine Rangordnung unter den Schamanen, wie unter den restlichen Orks? Vielleicht. Ich setze meinen Weg fort und werde von einigen Orkwachen aufgehalten. „Was wollt ihr auf dem Ratshügel, Mensch? Ihr habt hier nichts verloren.“ Ich ignoriere den Hass des Orks. „Ich muss zum Eisenfürsten. Ich habe etwas mit ihm zu bereden.“ Ihr Blick verriet, dass die beiden Wachen auf der Hut waren. „Der Eisenfürst berät sich gerade mit seinen Chieftans. Ihr werdet warten, Mensch.“ Ich setze ein Grinsen auf. „Dann werden ich genau hier warten, bis der Eisenfürst und seine Chieftans fertig sind.“ Die beiden Wachen schauen mich verwundert an, machten aber auch keine Anstalten mich zum gehen zu bewegen. Ganz im Gegenteil, keine Minute später, verließ der Schütze und der Schamane die Versammlung und eine weitere Wache kam auf mich zugelaufen. „Der Eisenfürst wird jetzt mit euch sprechen.“ Wie seltsam, woher wusste der Eisenfürst, dass ich mit ihm sprechen wollte. Ich folge der Wache, bis zu den beiden übrigen Orks, die mich beide mürrisch ansehen. Nachdem die Wache wieder auf ihrem Posten war, ohne mich aus den Augen zu lassen, sprach der Ork mit der hellgrünen Haut. „Was wollt ihr von mir, Runenkrieger? Meine Wachen nach Tuscari berichten mir, dass jemand für euch bürgt.“ Ich ziehe die Kette von Thorak hervor und halte sie dem, wie ich vermute Eisenfürsten entgegen. „Die Ahnen?!“ Nach einem kurzen Laut, den ich als Knurren deute, spricht er weiter. „Also gut. Ich bin der Eisenfürst. Das ist Kor, Chieftan der Schwarzfänge. Nun sprecht, was ihr wollt. Und fast euch kurz.“ Ich verstaue die Kette und spreche. „Ich möchte durch das Tor der Schwerter und den Nabelberg reisen. Ich erbitte eure Erlaubnis, Fürst der Orks.“ Er schnaubt. „Und warum sollte ich eures Gleichen, diese Reise gestatten?“ „Ich möchte zu den Eisenfeldern und von dort aus weiter hinein in das Reich der Menschen.“ Jetzt sprach Kor. „Mein Fürst. Wir können ihn nicht gewähren lassen. Er spioniert vermutlich für den Bund.“ „Das könnte sein, Chieftan. In wessen Auftrag seid ihr unterwegs, Runenkrieger?“ Ich überlege kurz, ob ich mich einer Lüge bemächtigen sollte. „Ich bin im Auftrag von Craig Unshallach unterwegs. Größtem Krieger der Norcaine.“ „Craig?!?“ Er klingt, als würde er mir nicht glauben. Tatsächlich war der reine Fakt, dass ich hier alleine stehe und behaupte, dass ich für einen Norcaine unterwegs bin, ist schon sehr unglaubwürdig. Vielleicht sollte ich ihm Craigs Emblem zeigen? Aber ich denke, dass mir das nichts bringt. Es hat nur für die Dunkelelfen eine Bedeutung. Der Eisenfürst spricht weiter. „Ich hoffe ihr wisst, was ihr da tut. Zarach möge eurer Seele gnädig sein, sofern ihr eine habt, wenn ihr den Namen dieses Kriegers missbraucht. Aber vielleicht sprecht ihr die Wahrheit. Weshalb schickt Craig einen Runenkrieger ins Reich der Menschen?“ Erneut musste ich aufpassen, was ich für Informationen preisgebe. „Craig schickt mich um ein Artefakt zu bergen, welches den Verfall der Portale aufhalten kann.“ „Portale verfallen? Chieftan, habt ihr davon schonmal gehört?“ Kor nickt einmal kurz. „Ja, mein Fürst. Es liegen Berichte vor, dass einige Portale erlöschen. Allerdings hauptsächlich auf Inseln, die nicht von Orks bewohnt werden.“ Der Eisenfürst überlegt. Die Falten auf seiner Stirn werden tiefer. „Die Ahnen haben euere Reise gesegnet und gestattet. Wenn es nach den Schamanen geht, muss ich euch die Reise gewähren. Jedoch, weiß ich nicht, was euer wahres Vorhaben ist. Doch ich vertraue Thorak.“ Er macht eine Pause. „Ihr dürft über den Nadelberg reisen. Aber nur um zu den Eisenfeldern zu reisen. Kor wird euch begleiten, bis zum Portal.“ Kor schlägt mit der Faust auf seine Brust. „Jawohl, mein Fürst.“ „Ihr geleitet ihn bis zum Portal auf dem Nadelberg. Von dort aus muss er alleine weiter. Verstanden?“ „Ja“ Der Eisenfürst wirkt zufrieden. „Ihr brecht morgen bei Sonnenaufgang am Wall auf. Bis dahin könnt ihr bei den Freihändlern unterkommen, wenn ihr wollt. Ihr dürft euch frei bewegen. Aber verhaltet euch ruhig.“ „Verstanden“. Na das lief doch schonmal gut. Ich hatte mit mehr Problemen gerechnet. Kor kommt auf mich zu, nachdem der Eisenfürst in seiner Halle verschwunden ist. „Ich erwarte euch bei Sonnenaufgang am Tor der Schwerter. Ihr könnt es an den großen Statuen erkennen.“ Und er geht. Auch ich verlasse den Ratshügel und gehe wieder zu den Zelten der Orks. Dort bleibe ich stehen und atme tief durch. Bisher hatte ich viel Glück auf dieser Reise. Vielleicht steht sie unter einem guten Stern. Allerdings hatten sich auch die meisten Vermutungen meinerseits bestätigt. Craigs Name hat mich weit gebracht und mir viele Hürden geebnet. Hoffentlich musste ich im Menschenimperium nicht mehr auf seinen Namen zurückgreifen. Auch würde ich dann vermutlich eher auf Feinseligkeit treffen, wenn ich sage, dass ich im Auftrag eines Norcaine unterwegs bin. Aber das war ein anderes Problem. Ich habe noch einen halben Tag. Ich könnte Sorvinas Auftrag nachgehen. Besser als nichts zu tun und zu warten. Ich wandere durch die Zelte der Orks, bis ich einen Schamanen finde. Er sitzt neben seinem Warg, bei einigen Orks um ein Lagerfeuer. Ich warte in einigen Schritt Abstand, im Schatten der Zelte. Er erzählt eine Geschichte von einem großen Kriegsherrn der Orks. Ehemaliger Kämpfer unter der schwarzen Hand. Verstoßen, nachdem er in Northander versagte und gegen einen Runenkrieger verlor. Er und sein Klan, der Eisensturmklan wurden aus der schwarzen Hand verbannt und vertrieben. Als Außenseiter wanderten er und sein Klan durch Ödland und frostige Tundren. Schließlich erreichten sie eine Insel, die unbewohnt war. Fruchtiger Boden und weite Berge. Auch stand dort ein riesiger Wall, erbaut einst von den Dunklen. Dort lies er sich nieder und baute eine Orkfestung auf. Und er scharrte verschiedene Klans um sich. So wurde er zum Anführer seiner Klans und herrschte als Eisenfürst. Damit endete die Geschichte. Interessant. Die Orks verstreuten sich und ich passte den Schamanen ab. „Verzeiht, hätte ihr kurz einen Moment.“ Er bleibt stehen, sein Warg knurrt mich an. Mit einer Handbewegung, bringt er ihn wieder zur Ruhe. „Was wollt ihr, Mensch? Ich habe euch schon bemerkt, wie ihr im Schatten gewartet habt“ Ich versuche freundlich zu wirken. „Ich habe lediglich eurer Geschichte gelauscht. Ich habe nichts Böses im Sinn.“ „Was wollt ihr dann? Interessiert ihr euch etwa für weitere Geschichten?“ Der letzte Satz klang fast so, als würde er mich verspotten. „Das tue ich. Eine Freundin hat mich gebeten etwas herauszufinden. Und ich denke ihr könntet mir damit helfen.“ „Womit sollte ich einem Menschen helfen können?“ Er nimmt mich nicht ernst. Ich spüre, wie mein Zorn stärker wird. „Hört mich an, Ork. Wenn ihr mir nicht helfen wollt, dann sagt es mir direkt ins Gesicht. Oder habt ihr nicht den Mut?“ Jetzt knurren beide. Der Schamane und sein Warg. „Vorsichtig, Mensch. Ihr seid hier im Orkland, vergesst das nicht.“ „Das vergesse ich nicht.“ Ich seufze. „Also schön. Ich tausche.“ Er schaut mich verwirrt an. „Was meint ihr?“ „Informationen für Informationen. Geschichten für Geschichten“ „Was könntet ihr mir anbieten?“ Ich setze ein Lächeln auf. „Geschichten. Ich bin ein Runenkrieger.“ „Ein Runenkrieger? Nun das würde es erklären, weshalb ihr diese seltsame Magie an euch habt. Sie kommt aus dem Stein an eurem Hals.“ Er überlegt kurz. „Kommt mit zu meinem Zelt, dort können wir reden.“ Ich folge ihm zu einigen Zelten mit einem Feuer in der Mitte. Um das Feuer saß ein größerer Trupp an Orks. Unter ihnen könnte ich auch Kor erkennen. Er beobachtete mich verwundert, sprach aber ansonsten kein Wort mit mir. Der Schamane bleibt vor einem kleinen Zelt stehen und steigt vom Warg. Der Wolf rollt sich neben dem Eingang zusammen, beobachtet mich jedoch weiter, als ich seinem Herrn in das Zelt folge. Drinnen war es düster. Eine kleine Feuerstelle stand in der Mitte. Der Ork geht hin und wirkt einen Zauber um ein Feuer zu entfachen. Dann setzt er sich auf eine Fellmatte. „Setzt euch.“ Es klang eher wie ein Befehl, als eine Aufforderung, aber ich setzte mich ohne mich zu beklagen. „Mein Name ist Osal und ich bin Schamane der Schwarzfänge. Was wollt ihr wissen? Und was habt ihr anzubieten?“ „Ich möchte wissen, wie man Schatten ohne einen Schattenring sehen kann.“ Osal gibt einen Laut von sich, den ich als Erstaunen deute. „Weshalb wollt ihr das wissen?“ „Wie bereits gesagt, eine Freundin hat mich gebeten, es für sie herauszufinden.“ Das war jetzt schon das zweite Mal, dass ich Sorvina als Freundin bezeichne. „Ist eure Freundin magisch begabt.“ Ich nicke langsam, dann gab Osal eine Art Glucksen von sich. „Dann könnte sie zum Beispiel eine Orkschamanin werden“ Auch ich gebe ein Lachen von mir. „Das halte ich für unwahrscheinlich.“ „Wir Orkschamanen können Geister und auch Schatten durch Rituale sehen und herbeirufen. Die Norcaine können sie von Natur aus sehen. Und für die Lichtvölker gab es den Schattenring.“ „Gibt es sonst keinen Weg wie man Schatten sehen oder sprechen kann?“ „Außer wenn sich ein Schatten entscheidet sich euch zu zeigen oder ihr selbst zu Einem werdet?“ Ich nicke. Osal runzelt die Stirn, oder zumindest glaube ich, dass er sie runzelt. Seine Stirn ist schon von Natur aus sehr faltig. Nach einer knappen Minute richtet er den Blick wieder auf mich. „In den Geschichten der Orks ist von einem Ort die Rede, der der Krater genannt wird.“ „Weshalb Krater?“ „Vor Äonen stürzte ein Stern auf Eos herab. Dieser Stern hätte eine riesige Welle der Zerstörung über die Inseln geschickt. Alles Leben wäre ausgelöscht worden. Doch kurz bevor der Stern Eos traf, stoppte Elen den Felsen. Trotzdem hinterließ der Stern einen tiefen Schlund in der Erde. Deshalb nennt man diese Insel, den Krater.“ „Erstaunlich. Und wie hilft mir dieser Ort.“ „Der Stern schwebt noch heute über dieser Insel. Laut Überlieferung unserer Ahnen kam mit dem Stern noch etwas anderes auf Eos. Es war die Geburt der Schatten, so sagt man. Denn in dem Stern befand sich der Schattenspiegel.“ „Schatten…spiegel?“ „Ein Spiegel aus Material, dass so schwarz war wie der Nachthimmel bei einer sternenlosen Nacht. Als der Spiegel das Antlitz Eos berührte wurde das Spiegelbild in ihm verzerrt. Er zeigte eine Welt komplett in Schatten gehüllt. Einige Jahrhunderte später erschienen die ersten Schatten. Auch wenn einige behaupten, dass sie bereits schon immer da waren.“ Ich werde nachdenklich. Sollte diese Geschichte tatsächlich wahr sein, dann hatte ich gefunden, was ich suchte. „Sagt mir, Schamane. Befindet sich der Spiegel noch immer an seinem Ort?“ „Das weiß ich nicht, Runenknecht. Keiner hat sich je über die Magnetsteine bis in den Krater gewagt. Dort soll sich ein untotes Heer niedergelassen haben, nachdem sie von der Magie des Spiegels erweckt worden waren.“ „Ich danke euch vielmals.“ Ich wollte mich erheben, doch Osal erinnert mich an den Handel. „Jetzt seid ihr dran.“ Ich seufze. „Was wollt ihr wissen?“ Er überlegt für einen Moment, wägt ab, welches der vielen Ereignisse vor und nach der Konvokation er hören möchte. Dann scheint er sich entschieden zu haben. „Was wisst ihr über die Schlacht von Mirraw Thur? Als das rote Imperium die Orks vertrieb und sie einen Gegenschlag durchführten, ihre Heimat zurückzuerobern.“ Ich erinnere mich gut an diese beiden Schlachten. Schließlich war ich dabei gewesen. Mehr oder weniger. Allerdings hatte sich alles etwas anders abgespielt, als es überliefert worden war. Oder die Wahrheit war verändert worden. „Wenn ihr die Invasion des roten Imperiums zu Zeiten des Zirkels meint, dann muss ich euch warnen. Die Wahrheit könnte euch nicht gefallen.“ Er nickt nur einmal kurz. Anscheinend war ihm das durchaus bewusst. Ich räuspere mich und erinnere mich zurück.


© Sora Hataki


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Beschreibung des Autors zu "Die letzten Runen Kapitel 4"

Etwas größere erdachte Geschichte zu der Strategie-Spielereihe Spellforce. Mal schauen, wer sie noch kennt

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