Teil 3
Kurze Zeit später traf der König mit seiner Familie ein.
Maris Modama war eine stattliche Erscheinung, was sich durch seine Krone noch verstärkte. Wie ein riesiges Geweih erhob sich das golden glänzende Gebilde über seinem Kopf.
Seine golddurchwirkten Kleider verliehen im eine besondere Aura, der man sich nicht entziehen konnte.
Alle erhoben sich sofort, um dem König Respekt zu erweisen und verbeugten sich.
Maris deutete seinem Volk an, Platz zu nehmen.
In seinem faltenreichen Gesicht zeigte sich keine Spur von Angst oder Besorgnis, er wirkte vollkommen ruhig, so als sei dies nur eine
gewöhnliche Versammlung oder eines der zahlreichen Feste, die im Korallenreich stattfanden.
Seine schräg stehenden, grünen Augen blickten zuversichtlich in die Runde. Er hatte wie alle Korallenwesen keine Augenbrauen und keine Nase, dafür aber hervorstehende Wangenknochen, auf denen die goldene Königstätowierung leuchtete.
Er sprach kurz mit einem seiner Söhne, es hörte sich wie Gesang an, sehr melodisch und leise.
Die Haare des Königs waren grau und seltsam gewellt, so als seinen sie ständig in Bewegung.
Goldene Bänder waren darin geflochten, aber im Gegensatz zu seinen Untertanen trug er keinen Stirnreif aus hellem, poliertem Material mit einem leuchtend roten Stein in der Mitte.
Maris Modama war groß und schlank, mit langen, zierlichen Gliedmaßen, und seine Bewegungen waren sehr fließend und elegant.
Auch seine Gemahlin Suna Orea wirkte gelassen, allerdings sah es in
ihr ganz anders aus. Sie hatte furchtbare Angst, aber die durfte sie vor dem Volk auf keinen Fall zeigen!
Suna zeigte eine erstaunliche Ähnlichkeit mit ihrem Gatten, obwohl sie aus einer vollkommen anderen Familie stammte, aber das lag wohl daran, dass ihr Gesicht mit den großen, schrägen Augen genauso viele Falten zeigte wie das des Königs.
Auch sie trug ihre Krone, die jedoch um einiges kleiner war, und in ihrem silber-grünen Gewand strahlte sie eine Eleganz aus, die von vielen weiblichen Korallenwesen kopiert wurde.
Dennoch steckte in ihr eine Kriegerin, die in ihrer Jugend bereits gegen die Angreifer gekämpft hatte, die jetzt auch wieder das Reich bedrohten. Daher wusste sie nur zu genau, was die Krieger draußen jetzt durchmachen mussten.
Suna sprach mit den Bewohnern, versuchte ihnen Mut zu machen, scherzte mit den Kindern, so gut sie konnte.
Der König nahm mit seiner Familie inmitten seiner Untertanen Platz. Es war seine Pflicht, hier zu sein, und er war zuversichtlich, dass das fünfzigtausend Mann starke Kriegerheer die Feinde besiegen würde.

General Suram Olis war einer der besten Heerführer, die jemals dem Korallenreich gedient hatten, und außerdem kämpfte auch die älteste Tochter des Königs – Thora Modama – im Heer mit. Sie befehligte die Harpuniere, und der König wusste nur zu gut, dass er sich voll und ganz auf sie verlassen konnte.
Er rief einen Wächter zu sich, und befahl ihm, nähere Informationen einzuholen.
„Geh raus zur Kriegerhalle und sieh zu, ob du einen der Offiziere befragen kannst“, befahl er leise. „Wir müssen wissen, wie viele
Feinde angreifen und wie groß der Schaden ist, den sie eventuell
schon angerichtet haben. Und beeil dich!“
Der Wächter – ein junger Mann – verbeugte sich und rannte davon. Er musste sich durch den Strom vieler Korallenwesen kämpfen, die immer noch über die große Treppe nach unten zur Halle der Ahnen strömten.
In Friedenszeiten hatte Peran Tuth diese Treppe immer bewundert. Sie war ein Meisterwerk der Baukunst, leicht geschwungen, das Geländer war mit kostbaren Schnitzereien verziert, und die einzelnen Stufen waren mit Muscheln eingelegt. Auf jedem Absatz waren Quallensteine eingearbeitet, um die Treppe zu erleuchten.
Wenn man auf dem obersten Treppenabsatz stand und geradeaus zum hinteren Teil der Höhle schaute, blickte man genau auf die erhöhte Terrasse mit dem Grab von König Faran und dessen Baumeister Sachel. Sie hatten dieses Reich gegründet und viele Korallenwesen glaubten, dass sie immer noch darüber
wachten.


© M.C. Foster


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