Ungeduldig lief ich vor der Tür auf und ab. Ich wollte hineingehen, aber Malakit hat sich vor ihr aufgebaut. Er blickte mit ernster Miene zu mir. Ich lauf links an der Tür vorbei. Drinnen, so wusste ich, wurde gerade der Außenseiter von zwei Heilern behandelt. Ich erinnerte mich noch gut an die Blicke der Heiler, als sie erfuhren, dass sie einen Menschen, einen Oberflächler behandeln sollten. Sie taten es mit Abscheu. Rechts an der Tür vorbei. Fast hätten sie sich geweigert und ich bin mir sicher, wenn ich nicht der König wäre, würden sie sich niemals zu so einer Aufgabe überreden lassen. Links. Auf der anderen Seite, würden sie sich hüten ihn einfach sterben zu lassen. Und das war gut. Rechts. Ohne ihn wäre ich jetzt tot. Er durfte nicht sterben. Er darf nicht. Links. Jemand hatte versucht mich zu töten. Mitten auf der Krönungszeremonie. Das war unerhört. Rechts. Plötzlich reißt mich Malakit aus meinen Gedanken. „Reiß dich zusammen! Du bist der König verdammt!“ Ich bleibe unvermittelt stehen und funkle ihn Böse an. „Das weiß ich!“ „Du hast Wichtigeres zu tun als hier auf und abzulaufen, wie ein altes Weib.“ Seine Wortwahl erschreckt mich, holt mich auf den Boden zurück. „Verzeih, du hast recht.“ Ich schaue zur Tür. „Aber er darf nicht sterben.“ „Ich weiß, aber du bist der König. Du musst dich um diese Situation kümmern.“ Er trat zu mir und legt eine Hand auf meine Schulter. „Die Heiler kümmern sich um ihn. Auf uns wartet Arbeit.“ Ich nicke und wir machen uns auf den Weg ins Arbeitszimmer meines Vaters. Malakit verschließt die Tür hinter mir und ich lehne mich an den Marmorschreibtisch. „Was hast du bisher herausgefunden?“ Malakit trat neben mich. „Der Schütze konnte nicht gefasst werden, aber wir wissen mittlerweile, dass er aus dem Staubviertel gekommen ist. Durch die Krönungszeremonie hatten die Wachen keinen Unterschied gemacht, welcher Zwerg das Stadion betretet. Danach hatte der Schütze sich auf die oberen Balkons geschlichen und auf eine günstige Gelegenheit gewartet. Ich vermute, dass der Attentäter von einer der anderen Häuser geschickt worden ist.“ Ich sehe ihn verwundert an. „Was?!?“ Er nickt. „Aber warum?“. „Ich glaube, du kannst es dir denken.“ Verständnislos schaue ich ihm in die Augen und schüttle den Kopf. Er seufzt. „Hör mal. Ich kenne dich jetzt, seitdem du ein kleiner Knabe warst. Vor mir kannst du es nicht verbergen. Ich weiß, dass du eine große Faszination für die Oberfläche hegst und insbesondere für die Oberflächler.“ Entsetzen macht sich in mir breit. Malakit wusste davon. Es stimmte. Die Oberfläche hat mich schon immer gereizt. Und es war auch immer ein Traum von mir, einmal die Oberwelt zu besuchen. Einmal den Himmel sehen. Aber es war Zwergen untersagt, den Fels zu verlassen. Tat man das, so würde man entehrt und aus seiner Familie ausgeschlossen werden. Also habe ich versucht dieses Interesse immer zu verbergen. Nur Vater wusste davon. Und Malakit offensichtlich auch. „Du glaubst also, dass eines der anderen Häuser versucht hatte mich zu töten, weil ich Interesse an der Oberfläche hege?“ „Nicht direkt. Aber überleg mal. Was hindert dich und andere Zwerge daran die Oberfläche zu besuchen. Die Entehrung.“ Ich nicke und Malakit fuhr fort. „Und nun bist du König. Was hindert dich daran, dass zu ändern? Und davor fürchtet sich jemand.“ Was er da sagt, macht durchaus Sinn. „Hast du eine Vermutung, wer es sein könnte, der mich fürchtet?“ Er schüttelt den Kopf. „Leider nein.“ Ich überlege, aber auch mir will niemand einfallen. Es gibt aber noch etwas das Malakit mit mir besprechen wollte. „Ich habe, nebenbei noch einige Nachforschungen angestellt. Und zwar über den Außenseiter.“ Meine Augen weiten sich. „Warum?“ „Ich konnte die Möglichkeit nicht ausschließen, dass der Mensch etwas damit zu tun hat. Und mir kam es komisch vor, dass ein Oberflächler so kurz vor der Krönungsfeier, so kurz, bevor wir die Stadt verriegelt haben, hier auftaucht.“ Ich schüttele den Kopf. Nicht weil ich seine Sorgen nicht verstehe, sondern weil ich seine Sorgen für unbegründet halte. „Aber warum sollte er mich dann retten? Warum hat er die Bolzen für mich abgefangen? Um in meine Nähe zu kommen?“ „Ich weiß es nicht. Aber als dein Berater muss ich alle Möglichkeiten abdecken.“ Ich seufze. „Und, was hast du herausgefunden?“ Er legt einige Dokumente neben mir auf den Tisch. Ich nahm sie in die Hand und las. Es waren hauptsächlich Listen und Berichte von Wachen und Wirten. Nebenbei fasste Malakit seine Ergebnisse nochmal zusammen. „Der Mensch ist genau am Abend, bevor wir die Stadt abgeriegelt haben angekommen. Die Wachen wollten ihn erst nicht einlassen. Allerdings hat er ausgiebig gezahlt.“ „Wie ausgiebig?“ „Mehrere Sovereigns.“ Nicht übel, dachte ich mir. Das war eine Menge Geld. Malakit fuhr fort, als ich nichts sagte. „Danach hat er sich ein Zimmer in einem der Gasthäuser gemietet. Seitdem hat er sich viel in der Stadt umgesehen und viel herumgefragt. Vor allem über den neuen König, wollte er viel wissen. Aber auch über die Lage innerhalb der Stadt.“ Ich blicke wieder zu Malakit. „Sonst noch etwas?“ Er schüttelt den Kopf. „Nein, ansonsten hat er sich sehr ruhig verhalten. Zumindest bis er heute dein Leben gerettet hat. Seitdem ist er in aller Mund. Als der Mensch, der den König gerettet hat.“ Ich seufze. Nichts davon sehr ungewöhnlich. An Malakit konnte ich erkennen, dass er das sehr wohl wusste. Plötzlich hörten wir ein Klopfen an der Tür. Ich erhebe meine Stimme. „Herein.“ Die Tür öffnete sich und die beiden Heiler traten ein. Sie verbeugten sich knapp. Die Ärmel ihrer Uniformen waren blutgetränkt. „Eure Majestät. Der Außenseiter ist außer Lebensgefahr und befindet sich auf dem Weg der Besserung, wie ihr es gewünscht habt.“ „Ich danke euch.“ Sie verneigen sich und machten sich wieder daran den Raum zu verlassen. Der Zweite blieb noch einen Moment stehen. „Er ist nebenbei wach und wünscht Euch zu sehen.“ Mit diesen Worten verließ auch er den Raum, ließ aber die Tür hinter sich offen. Ich seufzte leise in den Raum. Bei den Heilern hatte ich mich schonmal unbeliebt gemacht. Aber egal. Ich machte mich sofort auf den Weg. Malakit schüttelte den Kopf und folgte mir schnellen Schrittes. Wir erreichten die Tür und ich klopfte an. Von innen ertönte eine Stimme. „Herein?“ Ich öffnete die Tür und trat ein. Malakit schloss hinter mir die Tür. Der Raum war ein üblicher Raum für Gäste. Ein Bett, ein Schrank und ein steinernes Waschbecken und darüber ein Spiegel. Und alles auf Oberflächlergröße gebaut worden. Im Raum war nichts mehr von der Behandlung der Heiler zu sehen. Der Mensch saß aufrecht am Rande des Bettes. Oberkörperfrei, wie ich erst einen Moment später bemerkte. Dabei konnte ich ihn mir auch mal genauer anschauen. Trotz der Verbände, die sich um seinen Oberkörper spannten, konnte ich seinen kräftigen Oberkörper sehen. Er hatte langes, schwarzes Haar, dass ihm bis über die Schultern fiel, und zu einem Zopf geflochten war. Außerdem hatte er auch Zöpfe auf der Vorderseite, die rechts neben dem Ohr herunterhingen. Sein Gesicht ist kantig, hat aber auch weiche Konturen. Als er uns sah, setzte er ein Lächeln auf und erhob sich. Ich versuchte ihn aufzuhalten, aber bevor ich mich versah hatte er sich schon in Bewegung gesetzt Sichtlich unter Schmerzen stand er auf und verbeugte sich. Malakit hinter mir erwiderte den Gruß und auch ich verbeugte mich schnell. Er schaute direkt zu mir. „Verzeiht mir eure Hoheit, wenn ich mich setzte um mit euch zu sprechen.“ Schnell antworte ich ihm. „Das ist schon in Ordnung. Erlaubt ihr mir mich ebenfalls zu euch zu setzen?“ Er lächelte mir mit freundlichen Augen zu. „Ich bitte darum. Und danke, dass ihr sofort zu mir gekommen seid.“ Malakit zieht einen Stuhl heran und stellt ihn Gegenüber des Bettes aus. Ich setze mich. „Aber das ist doch selbstverständlich. Schließlich habt ihr mir das Leben gerettet. Dafür danke ich Euch.“ Ich verneigte mich erneut. Der Fremde war für einen kurzen Moment erstaunt, fing sich jedoch einen kleinen Moment später wieder. „Und ich muss mich entschuldigen, dass ich euch gestoßen habe.“ Jetzt schaute ich ihn verwirrt an. Aber es war ihm ernst. „Kein Problem. Wenn ihr es nicht getan hättet, würde ich vermutlich nicht mehr leben.“ Ich machte eine kurze Pause. „Das bringt mich auf das nächste Thema. Warum habt ihr mir das Leben gerettet? Versteht mich nicht falsch. Es liegt mir fern mich zu beschweren, aber ihr seid, verzeiht mir den Ausdruck, ein Außenseiter.“ Er lächelte weiterhin, anscheinend stört ihn der Begriff nicht. „Damit habt ihr nicht unrecht. Es hatte keinen bestimmten Grund. Regenten Mord ist immer ein Verbrechen, oder? Und selbst wenn ich nur ein Gast in eurer Stadt bin, so konnte ich wohl kaum danebenstehen und ihn geschehen lassen.“ Ich nicke. Jetzt war ich beeindruckt. Dieser Mensch war nicht nur wortgewandt, sondern hatte auch noch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Aus Geschichten, die Mütter ihren Kindern erzählen, hieß es immer, dass die Oberflächler keinerlei Ehre kannten. Jedoch war das wohl augenscheinlich falsch. Ich konnte nicht anders als ihn zu bewundern. Doch jetzt wurde ich neugierig, jedoch bremste mich Malakit im letzten Moment mit einem Räuspern und erinnerte mich an meine Position. „Verzeiht mir, dass ich so unhöflich war. Mein Name ist Harathorn Silberhand. Amtierender König der Zwerge.“ Auch der Fremde stellte sich vor. „Mein Name ist Faron Cyril. Ich bin ein Krieger auf der Durchreise.“ Faron war also sein Name. Klingt nicht nach einem Menschennamen, jedoch konnte ich ihn nicht fragen, denn Faron kam mir zuvor. „Harathorn? Der Name stammt aus der alten Sprache und bedeutet so viel wie schwarzer Stachel. Wenn ich mich richtig erinnere, habt ihr Zwerge so euer Obsidian früher genannt. Wirklich, ein sehr schöner Name.“ Okay, jetzt bin ich beeindruckt. „Das stimmt. Ihr müsst sehr gebildet sein.“ „Ach was, ich habe nur etwas die alte Sprache studiert.“ War Faron dabei gerade rot geworden? Völlig unvermittelt trat Malakit neben mich. „Ich bin Malakit Dumas. Berater seiner Majestät und treuer Diener der Familie Silberhand.“ Er machte eine Pause. „Verzeiht mir meine Unhöflichkeit, Herr Cyril, aber ihr seid kein Mensch, oder?“ Ich war überrascht und blickte erst von Malakit zu Faron, danach wieder zu Malakit. Faron seufzte hörbar. „Ihr habt recht. Ich bin kein reiner Mensch.“ „Also ein Halbblut.“ Es war keine Frage von Malakit, aber Faron nickte zur Bestätigung. Ich hatte Geschichten über sogenannte Halbblüter gehört. Halbblüter waren Wesen, in denen das Blut von zwei verschiedenen Rassen floss. Im Grunde nichts Schlimmes, aber die Realität sah natürlich anders aus. Häufig wurden sie ausgestoßen und mit Missachtung gestraft. Für die Meisten war es einfach unnatürlich und oder widerlich, dass sich beispielsweise ein Mensch mit einem Elfen paart. Was meine eigene Meinung betrifft, so war es mir egal. Zumindest bei Faron war es das. Sogar im Gegenteil. Meine Faszination wuchs geradezu mit jedem Detail, dass ich über ihn höre. Doch jetzt wundere ich mich. „Malakit, woher wusstet ihr das?“ Malakit sah mich direkt an. „Majestät, ich wusste es nicht, aber es gibt Anzeichen. Seht euch nur mal seine Ohren an. Sie sind nicht so spitz, wie bei einem Elfen, aber auch nicht so rund, wie bei Menschen oder Zwergen. Dann sein Körperbau und seine Bewegungen. Letzteres dürfte ihr nicht wissen, aber als er bei der Zeremonie euch gerettet hat, konnte ich genau sehen, wie er sich bewegt. Er besitzt genau die Anmut und Geschmeidigkeit, die man den Elfen nachsagt.“ Ich überlegte. Aber das was Malakit da sagte, hatte seine Richtigkeit. Wie als, hätte er meine Gedanken erraten, antwortete Faron. „Er hat recht. Ich bin ein Halbelf. Oder Halbmensch. Ganz wie ihr es sehen wollt.“ Wieder setzte er dieses bezaubernde Lächeln auf. Aber es erreichte seine Augen nicht. Ein Schatten lag in seinem Blick. Im nächsten Moment, war er aber wieder verschwunden. Malakit fuhr fort. „Weshalb seid ihr hier, Herr Cyril?“ „Ich kam wegen der Krönung.“ „Wegen der Krönung?“ Faron nickte. „Wie schon gesagt, ich bin ein wandernder Krieger. Ich war in der Nähe und hörte, dass ein neuer Zwergenkönig ernannt werden würde.“ „Das ist alles?“ Malakit konnte überaus misstrauisch sein. „Das ist alles.“ Faron schien das nichts auszumachen. Er saß nur geduldig am Rande des Bettes. Auch wenn er mit Malakit sprach, so wanderte sein Blick doch immer wieder zu mir. Ich wünsche mir so sehr, dass ich mit Faron alleine sprechen könnte. Er fasziniert mich. Und ich bewundere ihn. Mehr als ich mir zugestehen werde. Doch Malakit bohrte weiter. „Es heißt ihr hätte die Wachen am Tor bestochen, um hereingelassen zu werden. Sehr ausgiebig bestochen, um genau zu sein.“ „Das stimmt. Ich hoffe, dass die Beiden dadurch keine Probleme bekommen.“ „Nein, das wird nicht der Fall sein. Aber ich wundere mich, wie ein einfacher Söldner an so viel Geld kommt. Und verzeiht mir meine Dreistheit, eure Ausrüstung ist auch sehr hochwertig.“ Jetzt funkelte Farons Blick bösartig. Anscheinend hatte Malakit einen wunden Punkt getroffen. „Vielleicht bin ich einfach nur gut in meinem Metier.“ „Gut genug, um sich Ausrüstung aus Silbereiche zu kaufen?“ Jetzt reicht es mir. Malakit überschreitet seine Kompetenzen. „Malakit! Es reicht.“ „Verzeiht mir eure Majestät.“ Er trat wieder hinter mich und sagte nichts mehr. Seine Miene war eisern. Mit Malakit würde ich später ein ernstes Wort sprechen. Ich wende mich wieder an Faron. Die Situation ist mir unheimlich peinlich. „Verzeiht bitte Faron.“ Er lächelte. „Es ist in Ordnung eure Majestät. Meister Dumas ist lediglich besorgt um euer Wohl.“ Er wandte sich erneut an Malakit. „Meister Dumas, lasst mich eure Sorgen zerstreuen. Ich gebe zu, dass meine Ausrüstung hochwertig ist. Sehr hochwertig sogar. Wie euch sicherlich aufgefallen ist, besteht auch meine Waffe aus Mithril. Aber ich habe nicht gelogen. Ich bin ein fahrender Krieger. Und ich bin nicht hier um eurem Schützling Schaden zuzufügen.“ Malakit atmete einmal aus und blickte danach zu Faron. „Ich verstehe und danke euch für eure Offenheit, Meister Cyril.“ Danach dreht er sich zu mir. „Eure Majestät. Ich bitte euch, dass ich mich zurückziehen darf.“ Ich nicke. Malakit verbeugte sich erst vor mir und dann vor Faron. Danach verlässt er den Raum. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen ist, sehe ich zu Faron. Ich war sehr verwirrt. Warum hatte Malakit jetzt den Raum verlassen? Aber gleichzeitig war ich froh. Endlich war ich allein mit Faron. Auch Faron wirkte erleichtert. Seine Haltung war jetzt entspannter, weniger förmlich. Unsicherheit beschlich mich. Wie sollte ich mich jetzt verhalten? Faron beantwortete diese Frage für mich. „Seid bedankt. Hättet ihr ihn nicht zurückgerufen, würde er jetzt immer noch hier sein.“ „Es ist meine Schuld, dass Malakit den Raum verlassen hat?“ Faron nickte. „Ihr habt ihm gezeigt, dass er nicht über euch steht. Er sieht in euch immer noch seinen Schützling.“ Ich verstand. Zeit meines Lebens, war Malakit an meiner Seite gewesen. Er hat mir, neben meinem Vater, am meisten beigebracht. „Ich verstehe. Es gibt noch viel was ich lernen muss. Habt Dank.“ „Ich danke euch.“ „Weshalb?“ Er schenkte mir ein Lächeln, und ich spürte wie meine Ohren wärmer wurden. „Ihr behandelt mich anders als ich es gewohnt bin. Selbst als ich hier ankam, hat man mich wie den Außenseiter behandelt, der ich bin. Aber ihr seid anders. Ihr seht in mir eine Person. Und ich schenkt meinen Worten Glauben und Gehör.“ Er macht eine Pause. Ich nutze die Chance um selbst einige Fragen zu stellen. Ich kann meine Neugier einfach nicht zurückhalten. „Wo seid ihr Zuhause, Faron?“ „Ich bin ursprünglich bei einem Klan von Waldelfen aufgewachsen.“ „Waldelfen?“ „Ein Volk der Elfen. Sie leben sehr naturbezogen. Eher als Nomaden. Sie reißen mit ihren Wägen durch die Welt.“ Ich war beeindruckt. Vieles davon wusste ich nicht. Die Informationen aus den Hallen des Wissens waren lückenhaft und sehr ungenau. „Gibt es noch andere Elfenarten?“ „Durchaus. Am ehesten gibt es zwei Arten von Elfen. Die Stadtelfen und die Waldelfen, danach unterscheiden sie sich nur noch in kleinen Details. Hauptsächlich durch ihren Ursprung. Beispielsweise gibt es im hohen Norden einen Landstrich, der Dayls heißt. Die dort lebenden Elfen nennt man Daylisch-Elfen.“ „Und zu welcher Rasse gehört ihr?“ Er zögerte. Und gleich darauf tat es mir leid, dass ich diese Frage so unbedacht gestellt hatte. „Verzeiht. Das war unhöflich.“ „Ist schon in Ordnung. Obwohl ich bei den Waldelfen aufgewachsen bin, war mein Vater ein Städteelf.“ „Ein Städteelf?“ Er nickte. „Stadtelfen lebten, wie der Name schon sagt, in den Städten der Menschen. Leider nicht als Gleichgestellte.“ „Sklaven?“ Faron schüttelte den Kopf und wirkte plötzlich traurig. „Nein. Aber immer noch schlechter gestellt als die Menschen, die in der Stadt leben.“ „Ich verstehe.“ Schweigen legte sich über uns. Ich merke, dass ihm das Thema um seine Herkunft Trauer bereitet. Ich ärgere mich über meine Unwissenheit. Ich weiß einfach zu wenig über die Oberfläche. Er muss mich für unglaublich naiv halten. Ich wirke vor ihm wie ein Kleinkind, dass seine Eltern nach dem Wie und Warum fragen. Ich stehe auf. „Ich lasse euch dann mal ruhen. Kommt bald wieder zu Kräften.“ Er blickt zu mir. „Ich danke euch. Und ich freue mich auf unser nächstes Gespräch.“ „Gleichfalls.“ Ich verließ das Zimmer, schloss die Tür hinter mir und lehne mich gegen eine Wand.


© Sora Hataki


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Kommentare zu "Die Zwergenkönige Kapitel 2: Fragen"

Re: Die Zwergenkönige Kapitel 2: Fragen

Autor: MajaBerg   Datum: 12.07.2019 11:33 Uhr

Kommentar: Das ist gut geschrieben, ich persönlich habe schon mehrmals versucht etwas aus der Ich-Perspektive zu schreiben, aber es ist mir nie wirklich geglückt. Meinen Respekt

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