Sanft strich der Wind über die Wasseroberfläche der Korallensee, die Wellen kräuselten sich an der langen australischen Küste in immer wieder kehrendem Rhythmus. Das helle Vollmondlicht tauchte die Korallenbänke in ein geheimnisvolles Leuchten, dem sich die nächtlich umherziehenden Fischschwärme und sonstigen Meeresbewohner kaum entziehen konnten.
„Wie schön es hier ist“, dachte die alte Calliope, die schon seit Jahren am äußeren Rand des Korallenriffes lebte. Die Meeres-
Schildkröte schwamm gemütlich in großen Kreisen an den „Blumen-Wiesen“ vorbei, wie sie das Königreich Faranon für sich nannte.
Es wimmelte nur so von Steinkorallen, deren terrassenartige Auswüchse in allen Farben schimmerten. Manche von ihnen sahen aus wie Bäume. Daneben gab es noch Weich-, Leder- und Röhrenkorallen, einige ähnelten Blumen mit wunderschönen Blüten, andere hatten stachelige, spitze Triebe oder glichen einer Feder.

Zwischen den vielen Korallenstöcken gab es unzählige kleine und große Höhlen, in den Muränen und Riffhaie lebten, auch Fische und Schnecken nutzen die
zahllosen Möglichkeiten, sich zu verstecken.
Das ganze Riff war ein riesiger Lebensraum für Millionen Meeres-Bewohner, unter ihnen auch die Korallenwesen von Faranon, die
jedoch meist im Verborgenen blieben.
Calliope konnte sich nie satt sehen an dieser Pracht, und
jetzt, wo das Mondlicht darauf schien, wirkte alles noch viel schöner – wie verzaubert.
Die Meeresschildkröte schwamm hinüber zur westlichen Grenze
des Riffs, es dauerte eine ganze Weile, bis sie dort ankam.
Unterwegs bemerkte Calliope plötzlich das seltsame Verhalten
der Riffbewohner.
Die Riffhaie waren normalerweise um diese Zeit unterwegs zur
Jagd, genauso wie andere nachtaktive Jäger und deren Beute.
Aber Calliope konnte keine einzige Muräne erblicken, und die
Riffhaie schwammen unruhig zum offenen Meer hinaus. Auch sonst konnte
ein Soldat des Kriegerheeres wachte. Direkt neben einem großen
Gong. Und den würde ihr Atem bewegen!
Und ihm selben Moment ertönte überall im Korallenreich der dumpfe Ton, wurde immer lauter und ließ die Korallenwesen zittern.
Der junge Soldat im Wachraum fiel fast in Ohnmacht, als der Gong neben ihm ertönte. Aber er wusste, was er zu tun hatte!
Calliope keine anderen Lebewesen entdecken, so sehr
sie sich auch anstrengte.
Die Meeresschildkröte drehte sich um und blickte in die andere
Richtung, nur die Korallenstöcke waren zu sehen.
Das Riff war wie leergefegt!
Erschrocken hielt Calliope inne. Was hatte das zu bedeuten?
Hatte sie etwa die Anzeichen für ein Seebeben übersehen? Oder
Raste eine riesige Flutwelle auf das Riff zu? Calliope konnte
keine Erschütterungen spüren, auch die Strömungen hatten sich
nicht verändert!
Die Schildkröte blickte zur Wasseroberfläche hinauf, durch die
das silberne Mondlicht schien. Sie konnte sich nicht erklären,
was hier vorging. So etwas hatte sie in all den Jahren noch
nicht erlebt.
Und dann sah sie plötzlich einen riesigen silbernen Vorhang,
der auf das Riff zu trieb. Er bestand aus unzähligen kleinen
Quallen mit langen Tentakeln, die über die Korallenstöcke
Schwebten.
Calliope starte auf die Quallen, von dieser Art hatte sie
schon einmal gehört. Aber bisher waren sie noch nie an der
australischen Ostküste aufgetaucht!
„Oh nein, oh nein!“ murmelte sie erschrocken und schwamm mit kräftigen Schlägen zum Medusenhügel. Die Patrouille des Krieger-Heeres von Faranon war nicht zu sehen, wahrscheinlich schwammen
sie gerade um den nördlichen Bezirk herum. Also blieb Calliope
nur eine Möglichkeit. Oben auf dem Medusenhügel befand sich
eine kleine Röhre. Vorsichtig blies sie dort hinein. Calliope wusste, das die Röhre zu einem kleinen Raum führte, in dem
ein Soldat des Kriegerheeres wachte. Direkt neben einem großen
Gong. Und den würde ihr Atem bewegen!
Und ihm selben Moment ertönte überall im Korallenreich der dumpfe Ton, wurde immer lauter und ließ die Korallenwesen zittern.
Der junge Soldat im Wachraum fiel fast in Ohnmacht, als der Gong neben ihm ertönte. Aber er wusste, was er zu tun hatte!


© M.C. Foster


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