Lotta unterdrückte ein Gähnen. So ein shopping-Nachmittag war wirklich eine anstrengende Angelegenheit. Und dabei hatte sie noch gar nichts gefunden, was ihr gefallen und gepasst hätte. Nachdem sie sich drei Etagen des Kaufhauses nach oben gearbeitet hatte, beschloss sie kurzerhand den Lift für den Weg nach unten zu nehmen. Sie freute sich, dass sie sich ausnahmsweise nicht mit zwei Müttern samt Kinderwagen in die Aufzugskabine zwängen musste, betrat alleine den Aufzug und drückte auf die Erdgeschoss-Taste.
So ganz alleine war Liftfahren doch eine angenehme Sache. Lotta überlegte, ob sie gleich das Café gegenüber ansteuern sollte um zu feiern, dass sie noch kein Geld ausgegeben hatte, oder ob es sich wohl lohnte, noch in der Boutique an der nächsten Ecke zu gucken. Ach ja: in der Ecke im Erdgeschoss, bei den Sonderangeboten, sollte sie sich vielleicht doch noch einmal die Jacke mit dem Reißverschluss anschauen, die Farbe war doch, bei genauerer Überlegung, gar nicht so übel.

Etwas irritiert schaute Lotta auf den Etagen-Anzeiger. Das dauerte heute wirklich lange, so langsam war der Aufzug noch nie gewesen. Im Display blinkte die Anzeige -1 auf, immer wieder. Lotta fluchte leise und drückte hektisch auf O für Erdgeschoss. In die Tiefgarage wollte sie nicht, schließlich war sie zu Fuß unterwegs. Die Anlage reagierte nicht, die Fahrt ging immer noch nach unten, viel zu lange schon, selbst für die Tiefgarage. Lotta war stolz darauf, immer einen kühlen Kopf zu bewahren, aber das hier war ganz klar ein Fall für den roten Notfall-Knopf. Der leuchtete immerhin auf und Lotta atmete erleichtert auf. Sie wartete darauf, dass irgendetwas passierte: dass der Lift stoppte oder sich jemand über die Sprechanlage meldete. Nichts dergleichen passierte, während der Lift immer tiefer fuhr. Lotta wurde langsam doch etwas hektisch, denn so lange konnte doch kein normaler Aufzugschacht sein. Das Tempo des Lifts schien sich durch nichts bremsen zu lassen und das war nicht nur beunruhigend, das war für Lotta’s Magen zunehmend unangenehm.

Lotta trommelte auf dem Notfallknopf herum, dann mit beiden Fäusten gegen die Aufzugtüren und rief laut „HILFE!!!“, obwohl sie sich ziemlich sicher war, dass niemand sie auf dieser endlosen Abwärtsfahrt hören konnte. Die Displayanzeige blinkte weiterhin höhnisch -1, Panik machte sich in Lotta’s Körper breit, denn sie war sich sicher, dass jeden Augenblick die Kabine mit einem fürchterlichen Krachen auf dem Grund des Schachts aufprallen musste, was weder für die Kabine und noch viel weniger für Lotta ein gutes Ende bedeuten würde.

Kurz bevor Lotta ihr bisheriges, kurzes Leben vor ihrem inneren Auge ablaufen sehen konnte, bremste der Aufzug ab. Ja, tatsächlich. Lotta konnte es kaum glauben, aber der Lift bremste erstaunlich kontrolliert ab und kam schließlich zum Stillstand, als ob alles so seine Richtigkeit hätte. Lotta schwitzte, ihre Knie bestanden aus Wackelpudding, doch sie stand aufrecht, als sich die Aufzugtür öffnete.

Lotta hätte nicht sagen können, was sie erwartet hatte, aber definitiv nicht das, was sie vorfand: Sie starrte auf Wände aus Erde und Steinen, in Gänge, die ganz offensichtlich unterirdisch verliefen, aber hoch genug und sorgfältig ausgeleuchtet waren, so dass sie kein Gefühl der Enge erzeugten. Lotta hätte nicht sagen können, woher das Licht kam, sie konnte nirgendwo Lampen entdecken. Die Wände waren versetzt mit Steinen unterschiedlicher Farbe, die Lotta recht dekorativ fand und fast wie ein Mosaik aussahen. Von der Aufzugkabine gingen vier Gänge aus in unterschiedliche Richtungen ab. Der zweite Gang rechts war dabei etwas größer und geräumiger, offenbar ein Weg, der öfter benutzt wurde… nur: von wem?
Lotta schaute sich immer noch um, traute sich aber nicht, die Aufzugkabine zu verlassen. Sie war immerhin trotz der fürchterlichen Fahrt ihre Verbindung nach oben ins Kaufhaus. Sie spähte also vorsichtig von ihrem Platz aus in die Gänge und versuchte herauszufinden, wo um Himmels Willen sie hier gelandet war.

Da hörte sie Schritte, die sich näherten. Unwillkürlich drückte sich Lotta an die Wand der Liftkabine um nicht gleich entdeckt zu werden. So sah sie ihr Empfangskomitee erst, als es sich vor dem Lift aufgebaut hatte. Sie riskierte einen Blick und noch einen und noch einen… sie brauchte einen Moment, einen langen Moment, bis ihr Verstand ihr bestätigte, was ihre Augen nicht glauben wollten.
Vor ihr standen… Zwerge? Die Männer, die Lotta neugierig musterten, waren offenbar Bergarbeiter, den groben Arbeitsklamotten nach zu urteilen. Allerdings ging selbst der Größte unter ihnen Lotta bestenfalls bis zur Schulter. Sie schauten Lotta freundlich an, doch irgendwie sahen sie aus, als könnten sie überhaupt nicht grimmig gucken, selbst wenn sie wollten. Lotta blickte in unglaublich sympathische Gesichter mit Knollennasen und roten Bäckchen unter blau- oder grünblitzenden Augen. Dazu hatten sie alle einen Bart, allerdings sah der bei Jedem anders aus. Einer hatten den klassischen, langen Vollbart, ein anderer ganz kurz geschnittene Stoppeln oder einen dicken Schnauzer mit gezwirbelten Enden, ein dritter hatte den langen Bart vorne zu einem Zopf geflochten. Sie hatten alle Zipfelmützen auf dem Kopf und wären sie nicht in dunkle Arbeitsklamotten gekleidet gewesen, hätte man meinen können, sie wären direkt aus einem Märchenbuch gesprungen.

„Hmhm…“ machte ein Zwerg in der vordersten Reihe um Lotta’s Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er hatte den klassischen weißen Vollbart und eine dunkelblaue Zipfelmütze auf dem Kopf. „Hm… ja… also Herzlich Willkommen im Mutterland, würde ich sagen. Wir begrüßen Dich und hoffen, dass Du eine gute Fahrt hattest.“ Das konnte Lotta nun nicht wirklich sagen, sie hätte es eher einen Höllenritt genannt, aber sie war viel zu verblüfft um auf die höfliche Floskel genauer einzugehen. Stattdessen machte sie mal wieder keine großen Umwege der Höflichkeit und antwortete schlicht: „Vielen Dank, aber sagen Sie bitte: wo in aller Welt bin ich hier?“
Der Zwerg war ein wenig irritiert, so viel Direktheit war er wohl nicht gewohnt. „Hmhm…,“ räusperte er sich erneut, „ja, also… Du bist in Mutterland, würde ich sagen. Mein Name ist Mpfdada, ich habe die Ehre, dem Volk der Erdzwerge vorzustehen, würde ich sagen. Wir möchten Dich hier willkommen heißen, doch erst hätten wir gerne gewusst, wen wir willkommen heißen dürfen… hmhm… würde ich sagen.“

Lotta hätte beinahe breit gegrinst, so verschroben fand sie die Ansprache und so lustig den Namen des Anführers. Sie versuchte aber, ernst zu bleiben und stellte sich vor. „Ich bin Lotta. Lotta Marquardt aus Neustadt.“ Sie deutete eine kleine Verbeugung an, die den Zwergen ausnehmend gut zu gefallen schien, denn sie lächelten verschmitzt und verbeugten sich ebenso, etwas ungelenk und jeder etwas anders. Es sah zum Piepen aus, fand Lotta, deshalb fiel es ihr überhaupt nicht schwer, den Zwergen zuzulächeln. Doch eine weitere Frage musste sie unbedingt loswerden. „Mutterland? Das hab‘ ich ja noch nie gehört. Wo und was soll das Mutterland sein? Und wieso lebt Ihr hier? Was tut Ihr so?“ So viele Fragezeichen konnte sie gar nicht in ihre Stimme legen, wie sich in ihrem Kopf tummelten.

Mpfdada lachte leise. „Na, das ist doch ganz klar: Mutterland ist mitten in unserer Mutter Erde, würde ich sagen. Ein Land in bzw. wie Ihr sagen würdet: unter der Erde.“ Mpfdada strahlte Lotta an, die sich bei dieser Erklärung etwas unwohl fühlte und zweifelnd nach oben blickte. Die Vorstellung, dass sie sich in statt auf der Erde befand, erfüllte sie nicht gerade mit Wohlbehagen. Der Blick wurde natürlich bemerkt und die Zwerge lachten fröhlich. „Keine Sorge, wir sind alle völlig sicher hier.“ Diese Versicherung kam von einem Zwerg, der weiter hinten stand und seinen Bart halblang und mit kleinen bunten Steinchen verziert trug. Prompt erntete er einen tadelnden Blick von Mpfdada, der sich etwas größer machte und zustimmte. „Da hat Mpftrala Recht, Du musst Dir keine Sorgen machen. Mutterland ist einer der sichersten Plätze auf bzw. in diesem Planeten.“ Er lächelte. Mit „Mpftrala“ war’s um Lotta’s Beherrschung geschehen. Sie prustete und meinte entschuldigend „Sorry, aber Ihr habt wirklich lustige Namen. Nicht böse gemeint, aber Mpfdada und Mpftrala klingt echt witzig.“ „Na ja,“ meinte Mpfdada, „Lotta ist für uns auch nicht alltäglich, für uns klingt das eher …seltsam. Und langweilig.“ Das saß. Lotta hörte auf zu kichern und konzentrierte sich wieder auf ihre Gesprächspartner. „Darf ich Dir denn den Rest des Empfangskomitees vorstellen, ohne dass Du einen Lachkrampf bekommst?“ Der Ton war leicht genervt, doch das Zwinkern und das verschmitzte Grinsen ließen erkennen, dass diese kleinen Gesellen offenbar durchaus Humor hatten. „Ich darf Dir Mpfrolo vorstellen, unser Spezialist für Innenausstattung, würde ich sagen. Dahinter unser Koch, Mpftärä und unser Obertechniker Mpfguru daneben, würde ich sagen. Zu meiner Rechten schließlich noch Mpfbala, unser Heiler. Nur mit maximaler Beherrschung brachte Lotta es fertig, jeden einzelnen des Empfangskomitees mit einem Lächeln zu begrüßen, eigentlich aber hätte sie sich lieber vor Lachen den Bauch gehalten. So aber verbeugte sie sich fröhlich grinsend vor den Zwergen und fand sie alle richtig sympathisch. „Dürfen wir Dich zu einer kleinen Erfrischung einladen? Wir haben doch so selten Besuch hier und kommen selbst kaum raus, würde ich sagen.“

Mit diesen Worten machte Mpfdada eine ausladende Bewegung und bedeutete Lotta, mit ihm in den rechten Gang zu kommen. Die Bemerkung brachte Lotta aber zu einer ernsteren Frage: „Das ist sehr freundlich, doch ehrlich gesagt, ist mein Besuch eher ein Unfall. Ich hatte gar nicht vor, Euch zu besuchen, ich hatte noch nicht mal eine Ahnung, dass sowas wie Ihr überhaupt existiert.“ Mpfdada nickte bedächtig mit dem Kopf, während er den Gang entlang ging, der wirklich hübsch dekoriert war. Die vielen bunten Steinchen reflektierten das Licht und warfen bunte Reflexe auf die Wand gegenüber. Lotta verdrängte den Gedanken daran, dass sie hier wer weiß wie weit unter der Erde war und folgte Mpfdada, bis sie in einen großen Raum kamen, dessen Wände mit bunten Mosaiken bedenkt waren. Er war hell und warm, obwohl Lotta immer noch nicht hätte sagen können, welche Lichtquelle die Räumlichkeiten erleuchtete. In der Mitte war ein großer Tisch, auf dem Becher und Krüge bereit standen. Daneben lockte ein Korb mit bunten Früchten, die sehr appetitlich aussahen. Sie setzten sich an den Tisch und Mpftrala, der vorhin schon so naseweis war, kam Mpfdada zuvor, in dem er ihr Wasser in einen Becher einschenkte. Er erntete dafür ein Augenrollen von Mpfdada, doch seine Freude, schneller gewesen zu sein, ließ seine Augen leuchten. Lotta musste lächeln. Das alles hatte Ähnlichkeit mit einer Puppenstube, nur dass hier Zwerge lebten, die wie Gartenzwerge aussahen, aber normal groß waren.

Mpfdada hielt Lotta mit einladender Geste den Früchtekorb hin und sie nahm sich dankend zwei leuchtend rote Erdbeeren, die süß und aromatisch schmeckten. Nach einer kleinen Weile räusperte sich Mpfdada erneut und erklärte: „Also, Du musst wissen, liebe Lotta, dass wir die Wächter und Pfleger unserer Mutter Erde sind. Das ist unsere Aufgabe, möchte ich sagen. Wir sorgen dafür, dass alles im Gleichgewicht bleibt und die Erde sich wohl fühlt, denn nur wenn wir unsere Aufgabe ernst nehmen und erfüllen, kann die Erde weiterhin ein Zuhause für uns alle sein.“

„Aha, ich dachte schon, Ihr würdet nach Gold graben, so wie es in den Märchenbüchern steht“ … Lotta hatte damit einen Scherz machen wollen, doch bei diesem Thema machten alle Anwesenden ernste bis feierliche Gesichter. Mpfdada ignorierte Lotta’s Bemerkung. „Die Erde ist für uns Göttin, Heimat, Existenzgrundlage und Lebensaufgabe. Wir sind Erhalter, Heiler und Wächter. Wir sorgen dafür, dass Ihr Menschen oben an der Oberfläche nicht zu viel Schaden anrichtet. Gold benötigen wir nur, wenn wir Eure Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung lenken wollen.“ Lotta begriff langsam die Tragweite dessen, was Mpfdada ihr erklärt hatte. An seinen Ausführungen war nichts Lächerliches und Lotta sah die Zwerge mit anderen Augen. „Manchmal“ führte Mpfdada weiter aus „entwickelt die Erde etwas wie ein Eigenleben, möchte ich sagen. Dann passieren Dinge wie z.B. Deine Fahrt mit dem Lift und es gibt für kurze Zeit eine Verbindung zwischen unserer Welt und Eurer. Wir wissen nicht immer gleich, weshalb so etwas geschieht. Doch die Erfahrung zeigt, dass es immer einen guten Grund hat.“ Die Zwerge in der Runde nickten alle zustimmend.

Mpftrala räusperte sich und wieder einmal guckte Mpfdada irritiert, bevor er ihm mit einem kurzen Nicken erlaubte zu sprechen. „Vielleicht…“ meinte Mpftrala ganz aufgeregt, mit geröteten Wangen „sollten wir Lotta einfach mal etwas von unserer Welt zeigen. Vielleicht ergibt sich dann ein Hinweis auf den Grund ihres Hierseins.“ Er setzte sich und guckte mit großen Augen in die Runde. Er hoffte auf Unterstützung und darauf, dass er derjenige sein durfte, der Lotta herum führte. Die Zwerge sahen sich an und murmelten durcheinander, doch eine bessere Idee hatte wohl niemand, deshalb nickte Mpfdada am Ende und gab Mpftrala die Erlaubnis, Lotta ihr Mutterland zu zeigen. Mpftrala hielt es nicht mehr auf seinem Stuhl, er sprang aufgeregt auf und kam um den Tisch herum, nahm Lotta bei der Hand und zog sie fröhlich hüpfend mit sich. „ Wie schön, ich darf Dich herumführen, das ist ja alles sooo aufregend, ich finde das alles suuuper spannend, findest Du nicht auch?!“ Lotta hatte Mühe, mit dem Tempo des übereifrigen Zwergs mitzuhalten. Sie lachte und blieb erst mal stehen, so dass der aufgeregte Mpftrala gezwungen war, ebenso stehen zu bleiben und sich Lotta zuzuwenden. „Du wolltest mir doch Eure Welt zeigen, richtig?“ Mpftrala beantwortete Lotta’s Frage mit einem aufgeregten Nicken. „Na, dann musst Du mir auch Zeit lassen, mir alles anzuschauen.“ Lotta berührte einen der kleinen, in die Wand eingelassenen Steine und sah sich genau an, wie sie angeordnet waren. „Ach ja, jaja! Meinte Mpftrala und hüpfte leicht neben ihr auf und ab. „Definitiv etwas zu viel Energie, der Kleine“ dachte Lotta. „Wo kommt denn hier das Licht her?“ fragte Lotta ihren Fremdenführer. „Glühwürmchen! Das sind alles Glühwürmchen, die sich zur Verfügung stellen um uns zu leuchten. Da, schau mal!“ erklärte Mpftrala und deutete an die Decke. Was Lotta für Lichtreflexe gehalten hatte, waren tatsächlich tausende Glühwürmchen, die an der Decke saßen und leuchteten, so gut sie konnten. Nun war Lotta auch klar, weshalb dieses Licht anders wirkte als Sonnenlicht. Es war warm und irgendwie… kuschelig.

Lotta lächelte und folgte Mpftrala, der schon wieder weiter wollte. Sie gingen in einen quer verlaufenden Gang und nach wenigen Schritten tat sich eine Halle auf, die viel größer war als der Ort, wo sie gegessen hatten. Lotta staunte, denn in der Mitte der Halle sprudelte eine Quelle. Sie schien heiß zu sein, denn sobald Lotta sich näherte, spürte sie die feuchte Wärme. Bei genauerer Betrachtung handelte es sich wohl um eine Art Badewanne oder Whirlpool, denn in dem sprudelnden entspannten und wuschen sich einige Zwerge. Auf der anderen Seite der Halle kamen drei Zwerge aus einem Gang. Sie waren erkennbar schmutzig und in Arbeitskleidung. Die zogen sie aus und bevor Lotta sich diskret umdrehen konnte, standen die drei schon in den buntesten und größten Badehosen da, die Lotta je gesehen hatte. Sich leise unterhaltend begaben sie sich in die Quelle und lehnten sich entspannt zurück. Dass Lotta ihnen zusah, schienen sie gar nicht zu bemerken oder es interessierte sie nicht.

„Das ist die Quelle der Reinheit“ erklärte Mpftrala und zeigte auf das sprudelnde Wasser. „Wie man sieht, reinigen sich die Kollegen nach einem Arbeitstag hier und waschen alles ab, was sie an Verunreinigungen abbekommen haben.“ „Macht Ihr das denn immer alles zusammen?“ wunderte sich Lotta. „Nein, das nicht, aber bei vielen Verunreinigungen ist es ratsam, nicht alleine damit zu sein.“ Lotta schaute Mpftrala mit einem großen Fragezeichen im Gesicht an. Der stutzte und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Sie gingen den Gang lang, aus dem die Arbeiter gekommen waren und erreichten alsbald einen Gang, der offenbar zugeschüttet oder eingestürzt war. Ein riesengroßer Erdhaufen lag vor ihnen und sah merkwürdig grau aus mit hellen Sprenkeln durchsetzt. Lotta näherte sich dem Haufen und wollte sich genau ansehen, was da vor ihnen lag. Mpftrala jedoch hielt sie zurück und meinte warnend: „Nicht, das ist gefährlich. Es ist kontaminiert. Besser, wir halten Abstand. Sie wichen zurück und Lotta wollte wissen, was genau sie vor sich hatten. „Das ist Abraum von einem abgerissenen Hochhaus, denke ich. Das sieht meist so aus. In der Regel sind giftige Substanzen darin wie Asbest oder Kunst- oder Giftstoffe, die die Erde verseuchen. Aber das ist nur das, was man sieht.
Gefährlicher ist das, was man spürt. Erst jetzt merkte Lotta, dass es hier kühler war und dass sie sich hier nicht sonderlich wohl fühlte. „Was ist das? Es fühlt sich tatsächlich unangenehm an.“ „Es ist mehr als unangenehm, besonders, wenn man damit in Berührung kommt“ meinte Mpftrala ernst und zog Lotta weiter weg von dem Haufen. „Du musst wissen, dass der gefährlichste Unrat in negativen Energien zu finden ist. Hier haben wir beides, das könnte ein Hochhaus gewesen sein, in dem viele Menschen gewohnt und gelitten haben. Menschen, die gehasst, gelogen, betrogen und Gewalt ausgeübt haben.“ Lotta schüttelte ungläubig den Kopf. „Wie jetzt: Du meinst, wenn ein Mensch auf der Erde einem anderen eine knallt, wirkt sich das auf die Erde aus? Das ist doch unmöglich!“ „Aber nein, genauso sieht die Realität aus. Den Menschen ist es nicht bewusst, aber die Erde macht alles mit, denn sie absorbiert die Energien von Emotionen. Sie leidet nicht nur, wenn jemand achtlos Altöl in die Wiese kippt, sie leidet auch, wenn jemand übles tut oder auch nur denkt. Viele Menschen nehmen diese Energie wahr, wissen aber nicht, wie sie sie deuten sollen. Dort, wo z.B. die Schlachten den beiden Weltkriege waren, dort ist auch heute noch Ödland, man spürt das Blut, die Angst, die Qualen und die Verzweiflung. Es wird nur dort besser, wo wir gearbeitet haben. Das ist unsere Aufgabe. Wir sind dafür da, dass dieser Müll, überwiegend der energetische Müll, transformiert wird. Aber es ist eine Mammutaufgabe, denn die Menschen hören einfach nicht auf, übles zu tun…“ seufzend zuckte Mpftrala mit den Schultern. In diesem Moment wirkte er mitsamt seinem ulkigen Aussehen traurig, alt und müde. Lotta tat er mit einem Mal unendlich leid und sie berührte ihn tröstend am Arm.

Das brachte wieder Leben in den Zwerg, er straffte die hängenden Schultern, richtete sich auf und bedachte Lotta mit einem kleinen Lächeln. „Nun, aber es gibt ja auch noch uns, die Zwerge dieser Erde. Wir kümmern uns darum, den Müll zu transformieren und sorgen damit dafür, dass die Erde nicht von all der Negativität zerstört wird.“

„Wow!“ machte Lotta. Von all dem kriegen wir da oben gar nichts mit. Wir halten Euch Zwerge einfach nur für niedlich und ansonsten für eine Erfindung aus den Märchenbüchern. Dazu stellen wir auch noch kitschige Kopien von Euch in unsere Vorgärten. Also… andere Leute… wir nicht…“ Lotta zuckte entschuldigend mit den Schultern.
Mpftrala lachte. „Ja, es kursieren viele falsche Vorstellungen von uns in Eurer Welt, aber das ist gut so, wir unterstützen das. Sie sind unser bester Schutz, denn unsere Existenz muss Euch verborgen bleiben, damit wir ungestört arbeiten können. Die Gier mancher Menschen wäre irgendwann unser Verhängnis und damit auch das unserer Erde und nicht zuletzt der Menschen selbst. Wenn Zwerge und Menschen sich doch einmal begegnen, verwischen wir die Erinnerungen so, dass sie in Eure Märchen passen. Nur auf diese Weise konnten wir überhaupt so lange unentdeckt überleben.“
Lotta verzichtete auf die Frage, was sie wohl mit ihren Erinnerungen anstellen würden und fragte lieber: „Wie geht denn das mit dem Transformieren des Mülls?“

Wie auf’s Stichwort tauchten zwei Zwerge mit Schubkarren auf und machten sich daran, sie mit Schaufeln zu befüllen. Mpftrala nickte Lotta zu und sie folgten den beiden Arbeitern durch einen gegenüber liegenden, etwas kleineren Gang. Am Ende mündete er in eine riesige Halle, die ein großes, tiefes Loch umgab. Dort hinein schütteten die Arbeiter den Inhalt ihrer Schubkarren und machten sich erneut auf um weiteren Unrat zu holen.
Lotta und Mpftrala näherten sich auf wenige Meter dem Loch, das reichte schon aus um die negative Energie deutlich zu spüren. „Niemand hält sich hier länger auf als notwendig. Das Loch wird befüllt bis auf zwei bis drei Meter unter den Rand, darauf wird reine Erde gekippt, bis hier nur noch ebener Boden zu sehen ist. Du siehst, wir haben um das Loch herum einen Rand von etwas mehr als einem Meter Breite gelassen. Auf diese Weise können wir uns um das befüllte Loch herum aufstellen und unsere eigentliche Arbeit machen.“ Lotta sah ihn fragend an. „Eure eigentliche Arbeit? Reicht es denn nicht, den Müll zu vergraben?“ Mpftrala schüttelte energisch den Kopf. „Nein, überhaupt nicht. Es würde viele Jahre dauern, bis die Negativität nachlassen würde. Das ist bei der Menge gar nicht zu machen. Nein, wir müssen schon das schon aktiv bearbeiten.“ Lotta schaute ihn immer noch fragend an.

„Komm mit, ich zeig’s Dir.“ Mpftrala winkte und Lotta folgte ihm erneut durch einige Gänge. Wieder endete der Gang in einer riesigen Halle und man sah quer verteilt und festgetreten dunklen Mutterboden liegen. Von verschiedenen Gängen kamen jetzt immer mehr Zwerge und verteilten sich rund um das befüllte Müll-Loch. Sie sahen alle den Zwergen aus dem Empfangskomitee recht ähnlich: grobe Arbeitskleidung, Zipfelmützen und die leicht verknautscht wirkenden Gesichter, aus denen aufmerksame, leuchtende Augen blitzten. Es war wirklich ein sehr seltsamer Anblick und es wurde noch seltsamer, als sich alle Zwerge an den Händen fassten, so dass ein geschlossener Kreis um das mit Unrat befüllte Erdloch entstand. Lotta stand mit Mpftrala etwas abseits und sah verblüfft zu, wie die Zwerge wie auf ein geheimes Kommando anfingen zu singen. Lotta klappte vor Staunen die Kinnlade runter. Es sah aus wie ein Kinderreigen, das Lied klang wie ein fröhliches Kinderlied, nur konnte Lotta die Sprache nicht verstehen. Die ersten Zeilen klangen leise und verhalten, doch die Lautstärke steigerte sich und schließlich gingen, nein: tanzten die Zwerge im Kreis herum, mal in die eine Richtung, dann in die andere, streckten das linke Bein aus und dann das rechte. Es war wie im Kindergarten, Lotta konnte es nicht fassen. Eigentlich hätte die Szenerie albern und peinlich wirken müssen, doch das war überhaupt nicht der Fall. Im Grunde hatte es eher die Wirkung von Ernsthaftigkeit, ja sogar einer heiligen Handlung, statt in irgendeiner Weise so grotesk auszusehen, wie man hätte denken können. Dieser Umstand erstaunte Lotta mit Abstand am meisten.
Mit der Zeit kam immer mehr Leben in die Sänger und Tänzer, die gesungenen Lieder wurden schneller, lebendiger und wechselten sich mit Kanons ab. Dann wurde auf einmal gelacht. Als ob eines der Lieder mit einem lustigen Witz enden würde, wurde erst verhalten, bald aber schallend gelacht. Alle lachten schallend und wischten sich teilweise Tränen vor Lachen aus den Augen. Lotta verstand überhaupt nichts mehr. Das wurde auch nicht besser, als die Zwerge die Hände lösten und sich umarmten. Es folgten herzliche Umarmungen rund um den Zwergenkreis herum. Am Ende winkten sich alle quer über die Fläche Erde hinweg lachend zu und die Menge löste sich langsam wieder auf.

Lotta konnte nicht anders, sie schüttelte langsam staunend den Kopf, drehte sich zu Mpftrala und wartete auf eine Erklärung für diese aberwitzige Szenerie. Für ihn war ganz offensichtlich alles ganz normal, er winkte seinerseits dem einen oder anderen Zwerg mit einem freundlichen Gruß lächelnd zu. Dann wandte auch er sich zu Lotta und erklärte: „Negative Energien können nur entweder mit Göttlichem Licht gereinigt, bzw. transformiert werden oder aber mit positiver Energie. Es mag für Dich komisch aussehen, doch das ist die Qualität und die Aufgabe von uns Erdzwergen: Wir transformieren den energetischen Müll der Menschen mit Hilfe der uns eigenen positiven Energie, mit unserer Fröhlichkeit und Herzenswärme. Es bedarf dazu aber eines hohen Energielevels, deshalb müssen wir uns zusammentun. Wir bilden einen Kreis und fassen uns an den Händen, damit die Energie fließen kann. Zusätzlich verstärken wir sie mit unseren Liedern. Wir heben damit und auch mit dem Tanzen deutlich den Energielevel. Kinder machen das bei Euch intuitiv übrigens ganz ähnlich und genau richtig. Zwerge verfügen generell über ein sehr hohes Potential an positiver Kraft. Das müssen wir auch, denn sonst könnten wir unsere Arbeit nicht machen. Wir bündeln unsere Kräfte und verstärken sie mit Gesang, Tanz, Lachen und indem wir unserer Liebe zu unseren Mitzwergen Ausdruck verleihen. Hätten wir beide vorhin in der Mitte des Kreises gestanden, hättest Du die enorme Kraft mehr als deutlich gespürt, vermutlich hättest Du sie gar nicht ausgehalten, denn unsere gebündelten Kräfte sind wirklich sehr stark. Sie durchdringen nun den Energiemüll. Wir machen das über längere Zeit mehrmals am Tag und verändern auf diese Weise die Energiestruktur des Müll-Lochs. Am Ende wird es Mutterboden sein: fruchtbar, gut und wertvoll für die Erde, die Pflanzen, die Tiere und nicht zuletzt auch für die Menschen. So funktioniert unsere Arbeit, das ist unsere Aufgabe. Und wir machen sie seit vielen Hunderten von Jahren.“

„Wow!“ entfuhr es Lotta. „Ich hatte ja keine Ahnung!! Das ist echt der Hammer. IHR seid der Hammer!!“ Lotta’s offenkundige Verblüffung und Wertschätzung brachte Mpftrala zum Strahlen. „Wir tun das gerne. Es ist einfach das, was wir am besten können“ meinte er bescheiden, doch die deutlich geröteten Wangen bezeugten seine Freude über das Lob.
Bevor Lotta noch etwas sagen konnte, räusperte sich Mpfdada, der auf einmal hinter ihr stand und lächelnd fragte: „Na, wie ist Dein Eindruck von unserer Welt? Ich hoffe, wir wirken nun auf Dich nicht mehr ganz so sonderbar und ulkig.“ Lotta gab das Lächeln gern zurück. „Tatsächlich hab‘ ich vieles verstanden und sehe Euch nun völlig anders.“ Sie meinte das ganz ernst und Mpfdada nickte dazu anerkennend. „Wie so vieles ist auch bei den Zwergen vieles anders, als es auf den ersten Blick erscheint, würde ich sagen.“ Er sah Lotta über seine kleine Nickelbrille hinweg mit einem schelmischen Blick an und zwinkerte fröhlich. „Hört hört!“ Der Kommentar kam natürlich von Mpftrala und wieder einmal rollte Mpfdada dazu leicht genervt die Augen. Lotta lachte, sie konnte nicht anders, sie hatte die beiden schon ins Herz geschlossen. Ihr Lachen steckte offenbar an, denn die beiden Zwerge stimmten ein und bald hielten sich alle Drei den Bauch vor Lachen. Lotta und den beiden Zwergen liefen die Tränen über’s Gesicht und immer wieder, wenn einer versuchte, wieder halbwegs ernst zu werden, prustete ein anderer wieder los und der Lachanfall ging von vorne los. So sehr hatte Lotta schon viele Jahre nicht mehr gelacht. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ das Lachen nach und Lotta wischte sich die vielen Tränen aus dem Gesicht. „Wow!“ Mehr brachte sie nicht heraus, wieder musste sie kichern.

Am Ende jedoch brachte sie ein Gedanke dazu, wieder ernst zu werden. „Wisst Ihr was, ich glaube, das funktioniert tatsächlich.“ Die Zwerge schauten sie fragend kichernd an. „Na, das mit dem Energieanstieg durch Lachen und so. Jedenfalls ist mir eingefallen, weshalb ich wohl hierher kommen und Euch kennenlernen sollte.“
Den Zwergen verging vor lauter Neugier das Kichern und beide guckten Lotta erwartungsvoll nickend an. Lotta holte tief Luft und erzählte: „Tja, ich habe ja nun mein Abitur endlich in der Tasche und glücklicherweise ist mein Notendurchschnitt besser, als ich gehofft hatte. Deshalb überlege ich schon dauernd, was ich wohl studieren sollte, was mir wohl wirklich Spaß machen könnte.“ „Hört hört!“ machte Mpftrala schon wieder, erntete von Mpfdada dieses Mal aber einen energischen Stoß mit dem Ellbogen, der ihn den Mund halten ließ.

„Also, ich hatte mir so gedacht, ich könnte doch französische Literatur studieren…“ Lotta merkte gar nicht, wie Mpftrala die Zunge rausstreckte, als ob er sich übergeben müsste. Sogar Mpfdada verzog das Gesicht. Aber Lotta hatte ihre Augen auf einen Punkt irgendwo jenseits der Decke gerichtet und war viel zu sehr in ihre Überlegungen vertieft …“Ich habe mich aber immer schon für Politik und fremde Kulturen interessiert, ich hab‘ mal davon geträumt, als Diplomat in ferne Länder zu reisen und Frieden unter den verschieden Ländern zu stiften. Hm…“

Lotta richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Zwerge vor ihr und blickte in zwei strahlende Gesichter. Beide nickten eifrig und immer wieder, was so niedlich aussah, dass Lotta wieder lachen musste, doch es war ein liebevolles Lachen, voller Sympathie für die Beiden. „Das ist eine hervorragende Idee, würde ich sagen.“ Mpfdada war begeistert und Mpftrala hielt es gar nicht mehr, er hüpfte nur noch vor Freude auf und ab. „So werden wir gewissermaßen zusammenarbeiten. Ich bin mir sicher, das war der Grund Deines Besuchs. Es ist wichtig, dass Du Deinen Traum lebst, denn wir brauchen Menschen, die Frieden in die Welt bringen, dringender als jemals zuvor. Du wirst Großes vollbringen, das steht jetzt schon fest.“ Mpfdada schaute Lotta mit ernsten, großen Augen an und hob feierlich den Zeigefinger. „Du darfst Dich von Deinem Plan nicht abbringen lassen, hörst Du?! Es ist wirklich wichtig, dass Du in die Welt gehst. Halt an Deinem Traum fest, versprich mir das.“

Mpftrala war es nun, der die Augen rollte angesichts der ernsten Worte, für ihn war die Sache beschlossen und die Welt in Ordnung. Lotta lachte, räusperte sich aber und versicherte Mpfdada mit halbwegs ernstem Gesicht, dass sie sich nicht mehr beirren lassen würde. Erst dann wurde Mpfdada’s Gesicht wieder fröhlich und lächelte zurück.

„Nun musst Du uns leider wieder verlassen, liebe Lotta. Du kannst nur auf dem gleichen Weg zurück, wie Du gekommen bist. Das bedeutet, dass Du zurück in die Geschäfte musst und die verschließen, wie ich gehört habe, am frühen Abend alle Türen, damit keiner mehr hinein und, in Deinem Falle, hinaus kann, würde ich sagen. Dein Fehlen selbst sollte in Deiner Welt nicht weiter auffallen, Du wirst allerdings nicht mehr der gleiche Mensch sein, als der Du gekommen bist. Es ist wichtig, dass Du Stillschweigen über unsere Welt behälst, obwohl Dir ohnehin niemand glauben würde, wenn Du erzählst, dass Du bei den Zwergen warst.“ Mpfdada zwinkerte.

„Wie Schneewittchen!“ tönte Mpftrala fröhlich und entlockte Lotta wiederum ein Lachen. „Gab’s Schneewittchen denn wirklich?“ wollte sie wissen. „Aber ja,“ lächelte Mpfdada, „sie hieß nur völlig anders und war ein Mann. Lotta prustete. Mpfdada war noch nicht fertig: „Ich würde Dir jedenfalls ungern die Erinnerungen nehmen, weil sie wichtig für Deine künftigen Handlungen sind. Also gilt, wie Ihr da oben sagt: Klappe halten. Würde ich sagen.“
Damit wendeten sich die beiden Zwerge zu einem Gang auf der linken Seite und Lotta folgte ihnen, bis sie schließlich wieder vor der immer noch offenen Tür des Aufzugs standen. Lotta wunderte sich. „Oh, der ist ja immer noch da. Den kann doch dann niemand im Kaufhaus benutzen, oder?“ Mpfdada grinste. „Es gibt doch zwei davon, würde ich sagen. Der hier ist allerdings tatsächlich außer Betrieb und wird vermutlich grade repariert. Sei also angemessen erschrocken und durch den Wind, wenn Du oben ankommst“ riet er.

Lotta umarmte die beiden Zwerge ein letztes Mal und wurde nun doch etwas traurig. „Werde ich Euch denn irgendwann wiedersehen?“ Beide nickten nun wiederum, wenn auch nicht mehr ganz so fröhlich. Mpfdada erklärte: „Du wirst uns sehen können, wenn Du in die Natur gehst. Du wirst uns in den Bäumen sehen, oder in den Felsen…“ „In der Erde auch“ fuhr Mpftrala wie immer dazwischen. „Du kannst sogar mit uns reden, wenn Du allein in der Natur bist. Wir werden Dich hören können, würde ich sagen.“
Damit trat Lotta in den Aufzug, drückte den Knopf für’s Erdgeschoss und winkte den beiden Zwergen zu, bis sich die Tür wieder schloss.

So kehrte Lotta zurück in ihre Welt, doch sie war nicht mehr ganz Dieselbe. Sie hatte viel gesehen und noch mehr verstanden. Tatsächlich studierte sie und ging in den diplomatischen Dienst um sich für Frieden und Toleranz einzusetzen, wo immer es ging. Doch es war schwieriger, als sie gedacht hatte, sie hatte auf ihrem Weg viele Hindernisse zu überwinden. Doch sie hielt durch, denn sie hatte einem ulkig aussehenden Zwerg mit dem noch ulkigeren Namen „Mpfdada“ in jungen Jahren ein Versprechen gegeben…


© Irene Lichtenberg


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Kommentare zu "Aufzug in die Unterwelt"

Re: Aufzug in die Unterwelt

Autor: Raina Jeschke   Datum: 13.01.2018 15:17 Uhr

Kommentar: Eine wunderbare und tiefsinnige Geschichte! Danke dafür, dass Du sie mit uns teilst.
LG
Raina

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