Sora war wieder bei Yuna und den Spähern im Unterholz des Waldes angekommen. Zusammen machten sich Sora und Yuna auf den Weg zurück ins Lager. Dort angekommen, stellte er sich auf einen umgestürzten Baumstamm und berichtete den Männern von Vilius Angebot.
Sora: Vilius bietet jedem Wolfsmenschen die Chance zur Kapitulation. Jeder der seine Waffen niederlegt und sich ergibt wird in die Gesellschaft der Menschen reintrigiert. Es steht euch frei zu entscheiden ob ihr geht oder bleibt.
Eine Raunen ging durch die Menge. Nach einer Weile legten sich die Stimmen und Sora fuhr fort.
Sora: Doch jeder der sich entschließt zu bleiben und zu kämpfen sollte wissen, dass er nicht nur für die Freiheit der Wolfsmenschen kämpft.
Er zog Yuna zu sich hoch.
Sora: Heute kämpfen wir für unsere Freunde und unsere Familien. Wenn wir hier versagen, werden die Menschen in unser Dorf einfallen und das wäre das Ende. Doch ich weiß, dass wir nicht versagen werden. Wir werden uns den Menschen entgegenstellen und sie hier aufhalten. Ich weiß nicht wie es mit euch steht, aber ich werde mich ihnen entgegenstellen. Also wer kommt mit mir?
Die Männer antworteten ihm mit einem lauten Jubel. Sora zog sein Schwert und hob es in die Richtung in der die Menschenarmee stand.
Sora: Dann folgt mir.
Und mit diesen Worten machte sich der Trupp aus einhundert Wolfsmenschen auf den Weg sich den Menschen entgegenzustellen. Nach etwa einer Stunde erreichten sie den Rand des Waldes. Sie traten aus dem Dickicht auf die Menschen zu und hielten einigen Meilen Abstand zu ihnen. Aus den Reihen der Menschen lösste sich ein einzelner Reiter. Sora vermutete, dass es sich dabei um Julius handelt und stürmte in Wolfsgestalt auf ihn zu. Auf halbem Weg blieben beide stehen und standen sich gegenüber. Julius auf seinem Schlachtross und Sora als Wolf.
Julius: Also? Wie habt ihr euch entschieden?
Sora: Wir werden uns euch niemals anschließen. Wir werden euch bekämpfen, bis auf den letzten Mann.
Julius: Dann wird das euer Ende sein.
Sie drehten sich beide um und begaben sich zurück zu ihren Truppen. Die Stunden verstrichen, während die letzten Vorbereitungen getroffen wurden und sich Lumens Auge dem Horizont näherte. Sora stand an der Spitze des Truppes und sah hinüber zur Armee der Menschen. In wenigen Minuten wird die Schlacht beginnen. Auch wenn er beunruhigt war, so freute er sich doch auf den Kampf. Yuna trat neben ihn.
Yuna: Alles in Ordnung?
Sora: Ja.
Yuna: Lügner.
Sora: Was meinst du?
Yuna: Ich sehe doch, dass du dir Sorgen machst.
Sora: Ich sehe schon ich kann nichts vor dir verbergen.
Eine Weile sagten sie nichts. Yuna brach das Schweigen.
Yuna: Was beunruhigt dich?
Sora seufzte
Sora: Ich weiß nicht, ob wir diese Schlacht gewinnen werden. Wir sind etwa einhundert Wolfsmenschen gegen etwa vierhundert Menschen, von denen auch einige Magier sein werden. Es steht einfach schlecht für uns.
Yuna: Weißt du, ich habe einen Freund, der hat mir vor Kurzem etwas sehr Wichtiges gesagt. Er sagte, wenn er aufgeben würde, würde ein für ihn und mich sehr wichtiger Ort verschwinden. Er kämpft jeden Tag, damit die Wolfsmenschen eines Tages in Frieden leben können. Er ist bereit sich für geliebte Menschen aufzuopfern.
Sie ergriff seine Hand.
Yuna: Verlier nicht die Hoffnung. Du hast all den Anderen vorhin auf der Lichtung unheimlich viel Mut gegeben. Doch du solltest auch etwas Mut für dich, ihren Anführer, aufheben. Aber du musst diese Bürde nicht mehr allein tragen. Ich bleibe bei dir, egal was passiert. Wir stehen das durch. Gemeinsam.
Sora: Yuna. Danke.
Er erwiederte den Druck und hielte ihre Hand ganz fest. Es gab ihm Kraft. In diesem Moment schien sich etwas in der Armee der Menschen zu tun. Sora wusste, was gleich passieren würde. Ein Horn ertönte. Sora wandte sich an die Männer.
Sora: Macht euch kampfbereit!
Alle begaben sich in Position. Einige in Menschen, andere Wolfsgestallt. Und dann war alles Still. Alle warteten auf eine Reaktion von der gegnerischen Seite. Es waren Minuten, die sich wie Stunden anfühlten. Ein weiteres Signal ertönte. Und noch eins. Und dann stürmten die Menschen los. Sora zog seine Schwerter.
Sora: Für die Freiheit!
Und dann stürmten auch die Wolfsmenschen mit wildem Kampfgebrüll auf die Menschen zu. Es begang ein Gemetzel. Stahl traf auf Stahl. Zähne bohrten sich in Rüstungen. Es war ein Kampf, Mensch gegen Wolfsmensch. Bald waren die Armeen über das Schlachtfeld verteilt und der Boden getränkt in Blut und übersät mit Leichen. Die Luft war von Kampfeslärm erfüllt. Sora streckte gerade einen Gegner nieder und hielt kurz inne, bevor er sich dem Nächsten annahm, der versuchte ihn von vorn anzugreifen. Er parrierte mit Leichtigkeit seinen Hieb und bohrte im das andere Schwert in die Brust. Ein Ritter wollte ihn von hinten überwältigen. Er hob sein Schwert und wollte es auf Sora niedersausen lassen. Instinktiv drehte Sora sich um und versuchte die kommende Klinge abzuwehren. Plötzlich fiel der Soldat um und lag von hinten erstochen vor ihm. Hinter ihm stand Yuna mit ihren Dolchen. Sie lächelte ihn kurz an und verschwand wieder im Kampfgeschehen. Es beruhigte ihn, sie in seiner Nähe zu wissen. Doch Yuna konnte auf sich selbst aufpassen und so wandte er sich wieder der Schlacht zu. Er stürmte auf zwei Bogenschützen zu, sprang und streckte sie kurzer Hand nieder. Er hob den Blick und sah Julius, wie er gerade einen am boden liegenden Wolfsmenschen erstach. Ihre Blicke trafen sich. Julius zog sein Schwert aus dem Leichnam und sie stürmten aufeinander zu. Ihre Schwerter trafen sich und beide versuchten den jeweils anderen aus dem Stand zubringen, indem sie mit aller Macht gegen des Anderen Schwert drückten. Julius ergriff das Wort.
Julius: Gib auf. Du kannst diesen Kampf nicht gewinnen.
Sora: Das werden wir noch sehen.
Er schob Julius Zweihänder zur Seite und rammte seinen Kopf gegen Julius Nase. Er taumelte zurück, fing sich aber bald darauf wieder. Sora setzte zu einem Angriff an, indem er zu einer Finte gegen Julius Bein ansetzte. Doch Julius hollte mit seinem Schwert aus und schwang es zu Sora. Dieser konnte gerade noch einen Sprung zurück machen, bevor ihn das Schwert halbiert hätte.
Sora: Versuch das abzuwehren.
Er trat gegen ein Schwert, das neben ihm im Boden steckte und es flog gerade wegs auf Julius zu. Dieser fing das Schwert mit seinem ab. Darauf hatte Sora gehofft. Während Julius mit dem getreten Schwert beschäftigt war, hatte Sora die Distanz zwischen ihnen überwunden, sprang auf ihn zu und setzte zu einem Tritt an. Julius sah den Fuß auf sich zu kommen und konnte im letzten Moment sein Schwert schützend vor sich bringen. Durch die Wucht des Aufpralls verlor Julius das Gleichgewicht. Sora landete auf dem Boden und zog sein rechtes Schwert Richtung Hüfte. Das Schwert glitt ohne Problem in Julius Seite. Er jauelte auf und taumelte zurück, während er die Hand auf die Wunde drückte.
Julius: Du Hund!
Sora: Denkst du immer noch ich könnte nicht gewinnen.
Julius Gesicht sah so aus als hätte er in einen sauren Apfel gebissen. Sora stellte sich wieder kampfbereit hin, bereit einen weiteren Angriff gegen ihn zu starten. Julius ging auch wieder in Kampfhaltung, obwohl ihm anzusehen war, dass die Wunde ihm Schwierigkeiten machte. Er schwächelte. Während sie weiter kämpfte wurden Julius Bewegungen zusehend träger. Sora konnte ihm einige leichte Verletzungen am ganzen Körper zufügen. Julius war am Ende seiner Kräfte. Sora erkannte dies und stürmte auf ihn zu. Julius versuchte ihn sich mit einem Seitwärtshieb vom Leibe zu halten. Sora rutschte unter dem Schwert durch und trat Julius die Beine weg. Julius stürzte. Er versuchte sich wieder aufzurichten und spürte Soras Schwert unter seiner Kehle.
Julius: Na los. Bring es zu Ende!
Sora schüttelte den Kopf.
Sora: Ruf deine Männer zurück!
Sie starten einander an. Julius Blick war erschöft und von Schmerz verzehrt. Aber vorallem war da Entäuschung und Hass. Er hatte verloren und das wusste er genau. Sora hingegen hatte keinen Schaden vom Kampf davon getragen. Julius gestand sich seine Unterlegenheit ein. Doch so leicht würde er nicht aufgeben.
Julius: Niemals!
Einige Männer wollte Julius zu Hilfe eilen, doch Sora hielt sie davon ab.
Sora: Bleibt stehen, oder er stirbt.
Augenblicklich machten sie Halt. Er wandte sich wieder an Julius.
Sora: Letzte Chance.
Julius Blick war verbittert, aber er gab nach.
Julius: Rückzug! Zieht euch zurück!
Im nächsten Moment war alles still. Die Menschen trauten ihren Ohren nicht.
Julius: Ich bin geschlagen. Wir ziehen uns zurück. Du hast gewonnen, schwarzer Dämon.
Die Stille zerbrach und wilde Jubelrufe ersetzten sie. Wolfmenschen fielen sich gegenseitig in die Arme, während einige Soldaten kamen und Julius wegbrachten. Julius wandte sich noch einmal zu Sora.
Julius: Die Schlacht magst du gewonnen haben. Aber den Krieg werdet ihr verlieren.
Mit diesen Worten zog sich Julius und seine Männer zurück. Die Schlacht war gewonnen. Sora war erleichtert. Er spürte, wie Yuna neben ihn trat und sich an ihn schmiegte.
Yuna: Du hast es geschaft.
Sora: Nein. Wir haben es geschaft.
In den darauffolgenden Stunden waren Sora und seine Männer damit beschäftigt, die Überreste der Schlacht beiseite zu schaffen. einhundertdreiundfünfzig Menschen und dreiundzwanzig Wolfsmenschen hatten in dem Kampf ihr Leben gelassen. Sie stappelten die Menschen auf einen Haufen und verbrannten sie, während die Leichen der Wolfsmenschen in Laken gewickelt und ins Dorf gebracht wurden. Als der Großteil der Schlacht beseitigt waren, kam ein Bote zu Sora.
Bote: Kelar beglückwünscht dich zu deinem Sieg und berichtet, dass auch er die Menschen vertrieben konnte. Sie werden in einigen Stunden nachkommen.
Kelar hatte es also auch geschafft. Er schickte den Boten mit einer Nachtricht für Kelar mit, dass er und seine Männer sich zwischenzeitlich auf den Weg ins Dorf machen würden. Danach verließen sie den Ort wo vor wenigen Stunden noch eine Schlacht getobt hatte und verschwanden im Wald.


© Sora Hataki


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