Der Morgen war gerade angebrochen, als Sora aufwachte. Er wusch sich, kleidete sich in seinem schwarzen Kampfmantel, schulterte seine Schwerter und ging nach draußen. Draußen warteten bereits Kelar und Yuna auf ihn.
Kelar: Morgen, Sora.
Yuna: Morgen.
Sora: Morgen, ihr zwei.
Kelar: Yuna hat mich bereits informiert. Bereit?
Sora nickte und sie verwandelten sich in ihre Wolfsgestalt und verschwanden im Wald. Nach einer Weile erreichten sie das Westende des Waldes und wendeten sich Richtung Süden zu den Säulen der Schöpfung. Als die Säulen der Schöpfung langsam in Sicht kamen, stieg Sora ein bekannter Geruch in die Nase. Auch Kelar und Yuna bemerkten den Geruch. Es war der Geruch von Menschen.
Kelar: Sie sind bereits da.
Sie erreichten den Steintisch in der Nähe. Es standen zwei Personen bereits dort. Als sie in die Nähe kamen verwandelten sie sich wieder in ihre menschliche Form und traten auf die Gestalten zu. Eine davon war in prächtige Gewänder gekleidet, der andere trug ein prunkvolle Rüstung und sah aus wie ein Soldat oder General. Sie blieben in einigen Schritt Entfernung stehen. Die Gestalten kamen näher. Erst jetzt bemerkte Sora die Krone auf dem Kopf des Menschen, der in die Gewänder gekleidet war. Das musste Vilius sein. Den neben ihm erkannte Sora nicht. Die Menschen blieben in einem Abstand von einigen Schritten stehen. Sora, Yuna und Kelar verbeugten sich als Geste des Respekts knapp. Ihre Gegenüber taten es ihnen gleich. Kelar machte einen Schritt nach vorne, genauso wie der Mann mit der Krone.
Kelar: König Vilius.
Vilius: Kelar. Ich danke das ihr einem Treffen zugestimmt habt.
Kelar: Ich tue das um des Friedenswillen.
Vilius: Tun wir das nicht alle. Naja wie auch immer. Ich freue mich ebenfalls eure Begleiter zu sehen, auch wenn ich nicht alle kenne.
Sein Blich wanderte von Yuna zu Sora. Dort verweilte er einen Moment. Sora konnte ein Schimmern in den Augen des Königs erkennen.
Vilius: Es ist mir eine Ehre den Dämon des Nebelwaldes persönlich zu treffen.
Sora: Die Freude ist ganz meiner Seits.
Vilius: Oh. Wo bleiben nur meine Manieren.
Er deutete auf seinen Begleiter.
Vilius: Dies ist General Julius.
Julius verbeugte sich kurz, blieb aber ansonsten still.
Vilius: Nun denn. Wollen wir mit den Verhandlungen beginnen?
Kelar: Sehr wohl.
Vilius machte den Anfang
Vilius: Ich habe euch hierzu eingeladen, um euch ein Friedensangebot zu unterbreiten. Mein Vorschlag ist, dass wir den Wolfsmenschen völlige Souveränität garantieren. Im Gegenzug möchten wir ein drittel des Waldes haben.
Sora wurde wütend. Wie konnte dieser Mensch denken der Wald sei nur ein Verhandlungsgut.
Sora: Der Wald steht nicht zu Verhandlungen frei.
Vilius: Was sonst könntet ihr im Gegensatz anbieten?
Sora: Warum sollten wir euch etwas von unserem Wald geben, nach dem was gestern passiert ist?
Vilius: Das Gestern war eine Aktion von radikalen Personen, die gegen den Frieden und die Gleichberechtigung der Wolfsmenschen sind.
Sora: Bestimmt.
Kelar: Sora. Wir sind nicht hier um zu streiten.
Vilius: Ich sehe schon, dass nicht alle Wolfsmenschen so weise sind wie ihr. Doch ich fürchte dieses Gespräch ist vorbei.
Yuna: Was?!
Plötzlich stürmten Soldaten aus den Ebenen auf die Versammlung zu und umzingelten Sora und seine Freunde.
Kelar: Was soll das Vilius?
Vilius wandte sich an General Julius.
Vilius: Sie dürfen nicht entkommen. Verstanden?
Julius: Zu Befehl.
Sora: Vilius!
Vilius wandte sich an zu gehen, blieb allerdings kurz stehen. Ging allerdings kurz darauf weiter und verschwand bald aus ihrem Blickfeld. Sora zog seine Schwerter und stellte sich vor Kelar und Yuna.
Kelar: Sora. Was hast du vor?
Sora: Ich gebe euch eine Eröffnung, dann könnt ihr abhauen.
Yuna: Wir werden dich hier nicht zurücklassen.
Sora: Yuna. Es ist die einzige Lösung. Ich bin direkt hinter euch.
Kelar: Also gut.
Sora stürmte auf den Soldaten, der ihm am nächtsten stand und sties ihm das Schwert in die Brust, bevor der auch nur reagieren konnte. Danach stürmten die Soldaten auf Sora zu. In dem Moment als sich eine Lücke in den Reihen der Männer aufmachte, stürmte Kelar mit Yuna im Schlepptau davon. Julius bemerkte dies und stieß sofort einen Befehl aus.
Julius: Lasst sie nicht entkommen!
Einige Soldaten sprinteten hinter den Beiden her. Sora versuchte die Soldaten daran zu hindern und sprintete ebenfalls los. Die restlichen Soldaten blieben unvermittelt stehen. Julius Gesicht leif rot an.
Julius: Was zum Henker tut ihr Idioten da?! Los hinter ihnen her! Oder ich sorge dafür das ihr alle gehängt werdet!
Wie vom Teufel verfolgt rannten die Männer hinter Sora her. Allerdings ist Sora selbst in der menschlichen Gestalt schneller als die Soldaten hinter ihm. Der Abstand zu den Soldaten die Kelar und Yuna verfolgten verkleinerte sich rapide. Gleich konnte er die Soldaten stoppen, damit Yuna und Kelar fliehen konnten. Nur noch ein bisschen näher. Näher. Näher. Kurz bevor er zum Sprung ansetzte bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Person in einem roten Umhang, der mit ausgestrekten Armen etwas zu murmeln schien. Er ignorierte ihn fürs Erste und sprang auf die Verfolger von Kelar und Yuna zu und streckte sie kurzer Hand nieder. Julius war Wut entbrand.
Julius: Ignoriert die anderen. Haltet mir den Dämon auf.
Die übrigen Männer wandten sich wieder Sora zu. Sora im Gegenzug drehte sich zu General Julius und stürmte auf ihn zu. Er wollte diesem anmassenden Menschen noch einen Denkzettel verpassen. Julius zog seinen Zweihänder und stellte sich kampfbereit hin. Sora hob im Lauf eines seiner Schwerter über seinen Kopf und wollte es auf Julius niedersausen lassen. Kurz vor Julius hielt er abrupt inne. Er wusste nicht warum, aber er konnte sich nicht mehr bewegen. Ein Lächeln legte sich auf Julius Gesicht und er begann laut zu lachen.
Julius: Hahahaha. Damit hast du nicht gerechnet, oder?
Sora: Was hast du getan?
Julius winkte den Mann in der Robe zu sich. Sora hatte nun keinen Zweifel mehr daran, dass es sich bei dem Mann um einen Magier handelt.
Julius: Wir haben bereits im Vorfeld magische Silberketten im Boden versteckt.
Sora sah an sich hinunter. Er erblickte tatsächlich silberne Ketten, die blau zu leuchten schienen.
Julius: Auch wenn wir die anderen Beiden nicht erwischt haben, so kehren wir nicht komplett ohne ein Geschenk für den König zurück. Unsere Foltermeister freuen sich schon auf dich.
Er nickte dem Magier zu. Der Magier fuchtelte kurz mit den Armen und die Ketten zogen Soras Arme hinter den Rücken, während die Soldaten ihm seine Schwerter abnahmen. Danach machte sich die Kompanie auf den Weg Richtung Hauptstadt des Menschenimperiums.
Währenddessen bei Yuna und Kelar:
Sie liefen, bis sie ein kleines Wäldchen in der Nähe der Säulen erreichten, wo sie sich im Unterholz versteckten. Sie warteten, ob sie verfolgt wurden und hielten angespannt den Atem an. Nach einer Weile, als keine Geräusche zu vernehmen waren, atmeten beide erleichtert aus. Sie ließen sich auf den Boden sinken und hollten tief Luft. Yuna brach das Schweigen.
Yuna: Wir müssen zurück und Sora helfen.
Kelar: Nein. Sora hat uns ermöglicht zu fliehen.
Yuna: Aber genau deshalb müssen wir ihm helfen. Er sollte schon längst bei uns sein. Irgendetwas muss passiert sein.
Kelar: Er wird schon noch kommen. Wir sollten noch etwas warten.
Yuna: Nein. Ich werde nach im Suchen gehen.
Sie wandte sich an zu gehen, doch Kelar hielt sie zurück. Bevor sie etwas erwiedern konnte deutete er auf etwas am Horizont. Sie schaute in die Richtung auf die er zeigte. Am Rande des Waldes maschierte eine Gruppe von Menschen vorbei. Sie strengte ihre Augen an. Sie hatten irgendjemanden dabei. Die Person war angekettet und trug einen schwarzen Kampfmantel. Yuna kannte nur eine Person, die so einen Mantel trägt. Es war Sora.
Yuna: Sora!
Kelar hielt sie zurück.
Kelar: Nicht. Es sind zu viele.
Yuna: Aber wir müssen doch etwas unternehmen.
Kelar: Wir werden etwas unternehmen, aber wir müssen die anderen erstmal informieren.
Die Menschen bewegten sich aus ihrem Blickfeld und verschwanden am Horizont. Yuna war verwirrt und aufgebracht. Kelar saß am Boden und dachte nach. Yuna konnte einfach nicht still da sitzen und nichts tun, deshalb lief sie die ganze Zeit auf und ab. Sie wollte Sora hinterher und ihn retten. Ihr Herz schmerzte. Das Gefühl machte sie wahnsinnig.
Kelar: Yuna jetzt beruhige dich. Es hilft niemanden wenn du hier ständig herum läufst.
Yuna: Erzähl du mir nicht, was ich tun soll und was nicht. Ich verstehe nicht, wie du einfach nichts tun konntest, als du gesehen hast, dass sie Sora gefangen genommen haben. Ich verstehe es einfach nicht. Ich dachte ihr beide wärt wie Vater und Sohn. So handelt doch nicht ein Vater!
Kelar stand auf und stellte sich vor ihr hin. In seinen Augen waren Tränen.
Kelar: Was weißt du schon? Ich liebe Sora wie mein eigen Fleisch und Blut. Er ist alles was ich habe. Wie ich nichts tun konnte? Was hätte es gebracht, wenn sie mich auch noch erwischt hätten. Wenn sie sogar Sora gefangen nehmen konnten, hätten weder du noch ich eine Chance. Das Einzige was Sora im Moment hilft ist, wenn wir zurück ins Dorf gehen und eine Rettungsmission planen.
Yuna sah auf den Boden. Darüber hatte sie nicht nachgedacht. Sie fühlte sich schrecklich.
Yuna: Entschuldige. Du hast recht. Ich hätte das nicht sagen dürfen. Es tut mir leid.
Kelar nahm sie in die Arme.
Kelar: Nein. Es ist meine Schuld. Ich hätte nicht so ausflippen dürfen. Ich weiß, dass du dir Sorgen um ihn machst, aber im Moment können wir alleine nichts tun. Verstehst du?
Sie nickte.
Yuna: Aber werden sie ihn nicht foltern?
Kelar: Warscheinlich werden sie dass, aber ich weiß, dass Sora ihnen standhalten wird. Ich weiß es einfach.
Es herschte kurz Stille.
Kelar: Geht's wieder?
Yuna: Ja.
Kelar: Dann sollten wir nun zurück ins Dorf und Soras Rettung planen.
Yuna: Ja, lass uns gehen.
Sie machten sich gemeinsam auf den Weg ins Dorf. Dort angekommen wurden sie gleich von den Mitgliedern des Rates bestürmt.
Ratsmitglied 1: Und wie ist es gelaufen?
Ratsmitglied 2: Wo ist Sora?
Ratsmitglied 3: Was ist passiert?
Um weitere Fragen abzuwehren hob Kelar die Hand.
Kelar: Freunde. Wir haben viel zu bereden? Lasst uns in die Ratshalle gehen, damit wir euch berichten können, was passiert ist.
Alle stimmten ihn zu. Und so wurde kurzer Hand eine Ratssitzung einberufen. Nachdem alle anwesend waren, berichteten Yuna und Kelar, was während des Treffens passiert ist und von Soras Gefangennahme. Als ihr Bericht endete war die Stimmung im Rat mehr als gereizt. Es wurde hitzig untereinander diskutiert. Ralof war der erste, der das Wort an alle richtete.
Ralof: Also. Das Friedensangebot von Vilius war eine Falle, um Kelar gefangen zu nehmen. Das Sora und meine Tochter dabei sein würden war nicht Teil seines Plans. Als sich herausstellte, dass alles eine Falle war lenkte Sora die Soldaten von euch beiden ab, damit ihr fliehen konntet. Was dann passiert ist wisst ihr nicht?
Yuna: Allerdings Vater. Das Nächste was wir von Sora gesehen haben ist, wie er von den Soldaten in Ketten abgeführt wurde.
Ratsmitglied 5: Wo hin sind sie gegangen?
Kelar: Das wissen wir nicht sicher, aber wir vermuten, dass sie ihn in die Hauptstadt des Menschenimperiums bringen werden.
Ratsmitglied 6: Du denkst doch nicht etwa?
Kelar: Doch. Nach Burg Aschfall.
Die Stille, die jetzt eintrat, war erdrückend. Burg Aschfall oder besser gesagt Schloß Aschfall war der Sitz des Königs. Und somit war es fast unmöglich da hinein zu kommen. Wie also sollten sie Sora dort befreien? All diese Gedanken schossen Kelar durch den Kopf. Nach einer Weile fragte er in die Runde
Kelar: Wir müssen Sora befreien. Irgendwelche Ideen?
Keiner wußten eine Antwort. Und wieder meldete sich Ralof zu Wort.
Ralof: Vielleicht könnte ein kleiner Trupp sich im Schutze der Nacht in die Burg schleichen.
Kelar: Möglich wäre es. Aber es wäre sehr riskant.
Ralof erhob sich aus seinem Stuhl.
Ralof: Dann wirst du dabei Hilfe brauchen. Ich komme mit.
Kelar: Was meinst du?
Ralof: Du hast doch vor ihn zu retten, oder?
Kelar nickte.
Ralof: Dann wirst du Hilfe brauchen.
Kelar: Nein. Das kann ich nicht von dir verlangen.
Ralof: Du verlangst überhaupt nichts von mir. Ich schulde es Sora. Denn er hat sich in Gefahr begeben um meine Tochter zu beschützen. Es ist nun an mir mich zu revanchieren.
Jetzt stand Yuna auf.
Yuna: Dann gehe ich aber auch mit.
Ralof: Nein, das lässt du schön bleiben. Du hast dich heute schon genug in Gefahr begeben.
Yuna: Du wirst mich davon nicht abhalten können. Wie du schon sagtest ich bin nur hier, weil er sich für mich und Kelar geopfert hat. Ich gehe mit, ob du willst oder nicht.
Ralof: Yuna.
Ralof war fassungslos. Seine eigene Tochter wiedersprach ihm. Er wusste nicht was er dagegen tun sollte. Ihm blieb nichts anderes übrig als ihr ihren Willen zu lassen.
Ralof: Also schön. Ich lass dir deinen Willen.
Yuna: Danke, Paps.
Kelar: Nun, da das geregelt ist sollten wir uns darüber unterhalten, wie wir in die Festung kommen.
Währenddessen bei Sora:
Der Tag neigte sich dem Ende zu. Lumens Auge berührte das Land und versank langsam am Horizont. Mittlerweile waren Sora und seine Entführer gerade durch das Stadttor getretten und liefen gerade über die Straße Richtung Burg Aschfall. Die Menschen bildeten eine Gasse, sobald sie die Soldaten erblickten. Als sie Sora in der Gruppe erblickten, wie in Ketten abgeführt wird, gönnten sich einige ein Lächeln. Allerdings waren der Großteil der Blicke mit Hass und Angst gefüllt. Sora bemerkte die Blicke und er begann zu lächeln. Julius sah zu Sora und als er sein lächeln sah ließ er sich zu ihm zurückfallen.
Julius: Hast du keine Angst? Oder was soll das Lächeln?
Sora: Sie fürchten mich.
Julius zog eine Augenbraue hoch. Sora fuhr fort.
Sora: Obwohl ihr mich gefangen genommen habt und obwohl ich in Ketten liege, fürchten sie mich.
Julius: Und was ist damit?
Sora: Allein zu wissen, dass das Volk der Menschen uns immer noch fürchtet, entlogt mir ein Lächeln.
Julius: Das Lachen wird dir schon noch vergehen. Das versichere ich dir.
Er begab sich wieder an die Spitze des Zuges und so schritten sie weiter durch die Straßen, bis sie schließlich Burg Aschfall erreichten. Eine Sache ist Sora aufgefallen, während sie ihren Weg fortsetzten. Aus irgendeinem Grund verließ ihn sein Kampfeswille. Und genauso wie ihn sein Kampfeswille verließ so verlor auch der Magier an Farbe im Gesicht. Sora fragte sich ob es einen Zusammenhang zwischen diesen Dingen gibt. Er schob den Gedanken beiseite. Sie traten in die Burg und wurden von der königlichen Garde erwartet. Sie salutierten vor General Julius.
Garde 1: General Julius, willkommen zurück. War die Mission ein Erfolg?
Julius: Seht selbst.
Er trat auf Seite und gab den Blick auf Sora frei. Die Wachen holten tief Luft.
Julius: Ich muss mit seiner Majestät sprechen. Bringt ihn in der Zwischenzeit in den Kerker.
Garde 2: Zu Befehl.
Julius entfernte sich von der Gruppe und die Gardisten führten Sora in den Kerker. Der Kerker sah genauso aus wie Sora ihn erwartet hatte. Kalt, feucht und sehr wenig Licht. Sie brachten ihn in eine Zelle, wo der Magier seine Arme in der Luft fixierte. Danach verließen der Magier und die Gardisten die Zelle und schlossen ab. Sora war nun allein. Er wusste was nun als nächstes auf ihn zu kommen würde. Folter. Sie würde alles versuchen um von ihm die Lage seines Dorfes zu erfahren. Doch das würde er nicht tun. Und wenn er sich die Zunge durchbeißen müsste. Hoffentliche war das nicht nötig. Hoffentlich würde ihn Kelar vorher retten. An diese Hoffnung klamerte er sich und es gab ihm Mut, während die Stunden verstrichen. Aminas Auge schritt über den Himmel. Sora fiel in einen traumlosen Schlaf.
Er wurde durch das Geräusch eines sich öffnenden Schloss geweckt. Wie spät war es? Er sah zu dem kleinen Fenster in seiner Zelle. Das Licht von Lumens Auge fiel hindurch. Es war also schon wieder Tag. Die Tür wurde geöffnet und ein Mann in einer alabasterfarbenen Robe trat ein.
Wache: Seid ihr wirklich sicher, dass ihr da rein wollt Großmagus?
Großmagus? Dieser Mann musste eine hohe magische Begabung haben. Sora beschloss sehr vorsichtig in seiner Nähe zu sein. Wer weiß was für Tricks er drauf hat.
Großmagus: Natürlich bin ich mir sicher. Er ist angekettet. Mir wird schon nichts passieren.
Wache: Wie ihr wünscht.
Die Wache schloss die Tür hinter dem Magier. Der Magier setze sich auf den Stuhl, der in der Ecke stand. Er starte Sora tief in die Augen und Sora starte zurück. Sie verharten einige Minuten in der Position. Sora entschied, dass dieses Spiel langweilig wurde und wollte herausfinden, was dieser Großmagus für ein Mensch ist.
Sora: Bist du hier um aus mir Informationen zu hollen?
Der Magier sah für einen Moment verdutzt aus, danach lächelte er.
Großmagus: Aha. Du kannst ja sprechen.
Sora war verwirrt. Hatte dieser Mann etwa erwartet, dass Wolfsmenschen nicht sprechen können. Dieser Gedanke machte ihn wütend.
Sora: Wie soll ich das jetzt verstehen. Haltet ihr Menschen uns für so unterentwickelt?
Der Magier hob die Arme.
Großmagus: Oh, Entschuldigung. Ich wollte euch nicht beleidigen. Ich war nur überrascht über euren freiwilligen Entschluss zu reden. Unser letzter Gefangener hatte kein Wort gesprochen. Bis wir dann herausfanden, dass er sich die Zunge durchgebissen hatte.
Er hollte einen Moment Luft.
Großmagus: Das sollte für dich keine Option sein. Die Ketten dienen auch deinem Schutz. Solltest du dir irgendetwas antun, würden dich die Ketten davon abhalten. Auch wenn du dich weigerst Nahrung zu dir zu nehmen, würde die Ketten dich weiterhin am Leben erhalten. Also versuch dich einfach kooperativ zu zeigen, dann wird es dir hier auch nicht schlecht ergehen. Wer weiß vielleicht lassen wir dich auch wieder zurück in die Gesellschaft.
Sora konnte nicht anders, als laut los zu lachen. Er lachte aus vollem Halse. Der Magus zog verwundert eine Augenbraue hoch.
Großmagus: Was ist so witzig?
Nach einem Moment hatte sich Sora wieder etwas gefangen und schafte es dem Mann zu antworten.
Sora: Glaubst du ernsthaft, dass mich euer König einfach so hier raus lässt?
Großmagus: Warum nicht?
Sora: Sieh mich an Mensch. Sieh mich an!
Der Großmagus beugte sich nach vorne und musstere Soras Gesicht. Er blickte in das ernste Gesicht eines Mannes, in dessen Augen immernoch ein Kampfeswille brennt. Aber er sah nicht nur den Willen zu Kämpfen, sondern auch einen tief verborgenen Hass. Irgendetwas kam ihm an dem Blick bekannt vor. Wo hatte er diesen Mann schon mal gesehen. Langsam schlich sich die Erkenntnis in das Gesicht des Magiers.
Großmagus: Du bist der Schwarze Dämon. Die rechte Hand und der Nachfolger von eurem Anführer Kelar.
Sora: Das stimmt. Der bin ich. Und? Immernoch der Ansicht, dass mich euer König frei lässt?
Der Magier überlegte kurz.
Großmagus: Nun, da hast du wohl recht.
Sora: Also? Was willst du wirklich? Du bist doch bestimmt nicht nur hier um ein bisschen zu plaudern, oder?
Großmagus: Nun, eigentlich wollte ich sehen, ob meine Ketten richtig funktionieren.
Sora: Deine Ketten?
Großmagus: Ja. Meine Ketten. Ich habe diese Ketten entwickelt.
Sora roch eine Möglichkeit etwas mehr zu erfahren.
Sora: Und? Wie funktionieren sie?
Der Magus dachte kurz nach, bevor er antwortete.
Großmagus: Ich tausche.
Sora: Was?
Großmagus: Ich tausche. Ich verrate dir wie die Ketten funktionieren, dafür erzählst du mir etwas.
Sora: Lass mich raten. Du willst wissen wo mein Dorf liegt. Das kannst du vergessen!
Großmagus: Aber, aber. Nein, dass möchte ich nicht wissen. Ich möchte mehr über eure Fähigkeit euch zu verwandeln erfahren.
Deshalb war er also hier. Sollte er darauf eingehen? Er wusste nicht was er von ihm halten sollte. Wollte er wirklich nur sein Interesse befriedigen?
Sora: Warum sollte ich dir vertrauen? Ich kenne noch nicht mal euren Namen, Großmagus.
Aren: Also schön. Mein Name ist Aren. Ich bin, wie du schon bemerkt hast, Großmagus des Königs. Und wie ist dein Name, schwarzer Dämon?
Sora: Sora.
Aren: Nun denn, Sora. Wie siehts aus? Nimmst du mein Angebot an?
Sora war sich immer noch nicht sicher, ob diesem Mann vertrauen konnte. Aber er musste herausfinden, wie diese Ketten funktionieren.
Sora: Also schön. Ich nehme an, aber du beginnst.
Aren nickte.
Aren: Wie du vielleicht bemerkt hast, handelt es sich bei den Ketten um Silberketten. Wir haben mit dem Gedanken gespielt, dass ein Metall auf eure Fähigkeit Einfluss nehmen könnte. Allerdings hatten wir damit keinen Erfolg. Durch Zufall habe ich herausgefunden, dass mittels einer Verzauberung ein interessanter Nebeneffekt entsteht. Der Effekt sorgt dafür, dass ihr euch nicht mehr verwandeln könnt. Außerdem entziehen sie demjenigen, der die Ketten trägt, langsam den Kampfeswillen. Es gibt allerdings mehr als einen Nachteil bei diesen Ketten. Zum einen braucht die Beschwörung sehr lange bis sie wirkt. Zum anderen ist es sehr gefährlich für den Zauberden.
Sora: Inwiefern?
Aren: Je nachdem wie stark der Wille des Zieles ist. Der Zauber funktioniert mit der Lebensessenz des Zauberers. Wenn der Wille des Zieles höher ist als die Lebensessenz des Zauberers, dann wird der Zauber sein Leben aussaugen und ihn töten.
Sora erinnerte sich an das bleiche Gesicht des Magiers, der ihn gefangen nahm.
Sora: Deshalb war er so bleich.
Aren: Was?
Sora: Der Magier, der mich hierher brachte. Sein Gesicht wurde immer bleicher, je weiter wir gingen. Nachdem wir allerdings die Burg betraten sah er so aus, als ob eine riesige Last von ihm genommen wurde.
Aren: Im Schloss existiert ein großer Kristal, der die Ketten konstant mit Energie versorgt.
Sora: Verstehe.
Es herrschte kurzes Schweigen.
Aren: So. Jetzt bist du dran.
Sora seufzte.
Sora: Was willst du wissen?
Aren dachte kurz nach, bevor er antwortete.
Aren: Wie macht ihr es? Wie verwandelt ihr euch in Wölfe?
Sora: So leicht lässt sich das nicht erklären. Für uns ist das so natürlich, wie das atmen. Wir können uns allerdings nicht von Geburt an verwandeln. Für jeden Welpen kommt irgendwann die Zeit, wenn er bereit ist von seinen Eltern in dem Gebrauch unserer Gabe unterrichtet wird. Wann diese Zeit kommt, ist bei jedem unterschiedlich. Im Durchschnitt zwischen dem 4. und dem 7.Namenstag.
Der Magier unterbrach ihn.
Aren: Moment. Moment. Nicht so schnell.
Er krammte in seinem Mantel, bis er ein Notizbuch und einen Stift herauszog und anfing zu schreiben. Danach wandte er sich an Sora.
Aren: Eine Frage. Inwiefern wird man darin unterwiesen?
Sora: Genauso wie der Zeitpunkt ist auch die Unterweisung bei jedem verschieden. Im Allgemeinen wird einem Welpen beigebracht, das Tier in seinem Inneren zu kontrollieren. Außerdem wie er sich durch mit der Hilfe seines Willens in eine Wolf und wieder zurück in einen Menschen verwandelt. Nach der ersten Verwandlung in einen Wolf und wieder zurück in einen Menschen färben sich die Augen eines Wolfsmenschen gelb.
Aren: Und was tust du um dich zu verwandeln?
Sora überlegte eine Weile.
Sora: Das kann ich nicht wirklich sagen. Es ist sehr instinktiv. Ich fokusiere mich auf darauf ein Wolf zu werden. Mehr kann ich nicht dazu sagen.
Aren: Trotzdem Danke. Das war sehr aufschlussreich.
Von außerhalb der Zelle waren Schritte zu hören, die langsam näher kamen. Aren seufzte.
Aren: Ich fürchte unser Gespräch müssen wir fürs erste beenden.
Sora ahnte was jetzt kommen würde. Brenende Eisen. Lederne Peitschen. Kurz Folter. Sie würden versuchen aus ihm Information über sein Dorf zu bekommen. Aber er würde es ihnen nicht einfach machen. Die Zelle wurde geöffnet.
Soldat 1: Großmagus?
Aren: Ja. Was ist?
Soldat 2: Der König möchte euch sofort sehen.
Aren: Alles klar.
Er verschwand aus der Zelle. Die Soldaten führten Sora durch den Kerker in den Folterkeller. Dort wartete bereits Julius auf ihn. Seine Arme und Beine wurde in der Luft fixiert. Julius trat auf ihn zu.
Julius: Also schwarzer Dämon. Wo liegt euer Dorf?
Sora schwieg. Julius ging zu einer der Kohlepfannen und nahm eine glühende Eisenstange und hielt sie vor Soras Gesicht.
Julius: Ich frage dich noch einmal. Wo liegt euer Dorf?
Ein Lächeln umspielte Soras Lippen
Sora: Von mir erfährst du nichts.
Im nächsten Moment stieß Julius ihm die Stange in die Seite. Sora bis die Zähne zusammen.
Julius: Wo ist euer Dorf?
Und wieder stieß er die Stange in Soras Seite. Der Schmerz war schneidend. Das ganze wurde mehrere Male wiederholt, aber Sora hielt der Folter stand. Julius wurde ungeduldig.
Julius: Ich sehe schon, das dauert länger. Aber sei unbesorgt, wir haben gerade erst angefangen.
Sora schwarmt Übles. Ein Folterknecht brachte Julius ein Tablet mit verschiedensten Gerätschaften. Hämmer, Zangen, Sägen, Messer, Phiolen und viele andere Dinge lagen darauf. Julius sah sich die Gerätschaften an, hob das ein oder andere Gerät vom Tablet und hielt sie vor Soras Gesicht, bevor er sie mit einem Kopfschütteln wieder zurücklegte. Nach einer Weile nahm er eines der Messer, ging damit zur Kohlepfanne und erhitzte es, bis seine Klinge kirschrot war. Dann ging er zu Sora und rammte ihn das Messer in die Rippen. Das Messer glitt mühelos durch die Haut und Knochen. Da sie ihm nichts zum draufbeisen gegeben hatten, schrie Sora auf. Nach einem Moment zog er das Messer wieder raus und legte es auf das Tablet zurück. Danach nahm er einen Tiegel, der mit einer kochenden Flüssigkeit angefüllt war. Er hielt sie Sora unter die Nase und er erkannte, dass es sich dabei um siedenendes Öl handelte.
Julius: Also? Wo ist euer Dorf?
Sora blieb stumm und starte Julius nur mit seinen hasserfüllten Augen an. Julius schüttelte den Kopf.
Julius: Immer noch stur?
Er schüttete einen Teil des Öles über Soras Arm. Der Schmerz war fast unerträglich. Das Öl brannte sich durch seine Haut in die Muskelen. Es war die Hölle. Sora war kurz davor, dass Bewusstsein zu verlieren. Julius bemerkt dies und nahm eine der Phiolen vom Tablet und träufelte den Inhalt auf seine Lippen. Der Nebel um Soras Geist legte sich und er war wieder voll bei Bewusstsein. Julius lächlte ihn an.
Julius: Wo bliebe den der Spaß, wenn du jetzt ohnmächtig werden würdest? Lass uns etwas anderes versuchen.
Er stellte das Öl auf Seite und widmete sich wieder den Folterinstrumenten. Und so folterte Julius ihn weiter. Mit einer sadistischen Freude nutzte er Säuren, die sich durch seine Muskeln fraßen, oder brach im mit einem Hammer einige Knochen. Und immer wenn Sora kurz davor war das Bewusstsein zu verlieren, gab Julius im etwas von der Flüssigkeit und der Spaß begang von neuem. Doch Sora trotzte dem Schmerz. Nach einiger Zeit war Julius verbittert.
Julius: Wieso? Wieso gibst du nicht auf? Jeder Andere hätte schon längst aufgegeben und mir alles erzählt. Aber du nicht. Was gibt dir die Kraft?
Sora konnte nicht anders als zu lächeln. Als Julius das Lächeln sah, hatte er genug.
Julius: Also schön.
Er ging zu dem Tablet und nahm ein Fläschchen und ging damit zu Sora.
Julius: Eigentlich wollte ich das hier nicht verwenden, aber du lässt mir keine andere Wahl. Das wird deinen Wiederstand brechen oder dich umbringen.
Er kippte den ganzen Inhalt in Soras Rachen.Die Flüssigkeit brannte wie Feuer. Seine ganzes Wesen schien sich gegen das Mittel zu wehren, aber er spürte, dass aller Wiederstand vergebens war. Es war Gift, dass sich in sein ganzes Seien frisst. Es schmerzte höllisch. Alles andere davor war nichts im Vergleich zu diesem Schmerz. Er verlor das Bewusstsein. Alles wurde Schwarz und er sank in die Leere.


© Sora Hataki


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