Pfad der Vergessenen - Kapitel 1

Kapitel 1

Der Duft nach gebratenem Fleisch, süssem Met und Backwaren streicht durch die Strassen von Seydar und bereits am Stadttor hört man die beschwingliche Musik der Geiger,Bläser und Trommler. Wahrlich ist es eine Freude, durch die Gassen zu schlendern, welche alle samt mit bunten Fahnen und Gaben geschmückt wurden. Wo sonst die Fisch, Fleisch und Gemüsehändler ihre Ware anpreisen, herrscht ein Durcheinander von tanzenden, lachenden, saufenden und essenden Menschen. Mädchen spielen auf den Heuballen mit ihren Stoffpuppen, die Buben kämpfen mit ihren Holzschwertern und die Alten schwingen das Tanzbein. Der fruchtige Wein, welcher von König Reidros höchstpersönlich aus Almor hierher gebracht wurde, fliesst in Strömen und auf dem grossen Scheiterhaufen, der zu Ehren der Götter entfacht wurde, garen die Schweine und Rinder. Es mangelt an nichts und lässt die Leute für einen Tag ihre Sorgen vergessen. Sogar die Reichen, aus dem südlichen Viertel Seydar, sind an das grosse Feste der Ernte gekommen und sitzen ein wenig abseits des Geschehens. Doch so manch einer hat seine goldenen Ketten und Ringe abgelegt, um sich dem Tanz um das Feuer anzuschliessen.
Und mitten in dem Getrubel tanzt Keira Ciallmhar, Tochter des berühmten Heilers Kian, ausgelassen durch die Menge. Ihre hellbraunen Haare glänzen im Licht der Sonne und ihre Wangen sind von der Anstrengung leicht gerötet. Barfuss wirbelt sie über den Boden und ein glückliches Lächeln ziert ihr Gesicht.
Als der letzte Ton des Stückes verklungen ist, stimmt sie strahlend in den Applaus der Menge ein und richtet ihr grünes Kleid zurecht. Wie schön der heutige Tag nur ist!
"Liebe Bürger von Seydar!" Die laute Stimme von König Reidros hallt über den Platz und Keira dreht sich neugierig zu ihm um. Zusammen mit seinen Gefolgsleuten, der Königin und seinem Sohn beobachten sie das Fest vom Balkon des Rates aus. Es ist selten, dass man den König zu Gesichte bekommt, da er sich lieber in seiner Burg aufhält und berauschende Feste feiert und sich mit Frauen vergnügt. Im Gegensatz zu den anderen Könige, die über das Land Siar herrschen, gehört er zu der jungen Generation. Angeblich sollte er nicht einmal 30 Winter gesehen haben.
"Mögen die Götter uns wohl gesinnt sein und unserem Land grosse Ernte schenken! Trinkt auf unser Land und auf unsere Weiber!", ruft der bereits angetrunkene König und erhebt seinen Kelch. Schmunzelt beobachtet Keira, wie seine Frau verächtlich die Nase rümpft und ihrem Gatten einen bitter bösen Blick zu wirft, währenddem die Menge ihrem Herrscher zujubelt. Wie es scheint, ist auch in der adligen Gesellschaft nicht alles so rosig, wie sie es dem Volk immer vorgaukeln. Die lauten Töne der Fanfaren erklingen und der Priester schreitet mit seinen in weiss eingehüllten Gehilfinnen, welche je ein Huhn in den Händen hält, zum Feuer. Der Geruch nach Weihrauch und Drachenblut erfüllt die Luft, welche zur Weihung der Götter verbrannt werden. Leise murmelnd hält der Meister den Kelch, gefüllt mit Pferdeblut und Wein, als Zeichen der Dankbarkeit in den Himmel. "Den ewigen Flammen sollt ihr dienen und jeder Ungläubige in ihnen schmoren. Möge das Feuer eure Gaben annehmen und euch vor Strafen verschonen!", ruft der alte Mann und schneidet den beiden Hühnern die Kehle durch, als Zeichen der Sünde.
Gespannt beobachtet Keira, wie die Menschen nun langsam vortreten und ihre Opfer ins Feuer werfen. Meistens sind es alte oder kranke Leute, deren Leben schon bald in die Hände der Götter gelegt werden und sich vor ihrem Zorn fürchten. Zum Beispiel die alte, blinde Frida, welche bereits seit drei Jahren tot hätte sein müssen und nun jedes Jahr um Erbarmen fleht, dass sie die Götter in das ewige Reich aufnehmen würden.
Natürlich bringen auch die Bauern ihre Geschenke an die brennenden Flammen und bitten um reiche Ernte, mit dem sie den langen Winter überstehen.
"Schön Sie zu sehen, Fräulein Ciallmhar!", ertönt eine helle Stimme hinter ihr und Keira dreht sich erschrocken um.
Eine ältere Frau, mit zwei rothaarigen Mädchen an der Hand, lächelt sie freundlich an.
"Oh, Fàite, Lady Rose. Ich habe Sie gar nicht erkannt!", spricht Keira und verbeugt sich höflich. Lady Rose ist eine gute Freundin von ihrem Vater und schon oft hat er Keira auf die andere Seite der Brücke mitgenommen, wo die Adligen wohnen. Noch nie hat sie so prachtvolle Gärten gesehen mit exotischen Blumen aus fernem Land.
"Werden Sie auch etwas den Götter opfern?", fragt Lady Rose und ihre Kinder kichern leise.
"Ich denke nicht. Ich wüsste nicht, um was ich bitten könnte!", antwortet Keira und schämt sich gleich darauf auf ihr vorlautes Mundwerk. Doch Lady Rose lacht nur amüsiert und mustert sie liebevoll. "So wortgewandt wie dein Vater! Richte ihm freundliche Grüsse aus. Ihr seit zu jeder Zeit herzlich Willkommen in unserem Hause!"
"Ich danke ihnen, Lady Rose." Mit einem freundlichen Nicken verabschiedet sie sich von Keira und begibt sich zum Tisch der Adligen. Lächelnd blickt sie ihnen hinterher, als plötzlich lautes Gemurmel hörbar wird. Die Leute beginnen leise mit einander zu flüstern und man hört Pferdegetrappel. Ein ungutes Gefühl breitet sich in Keira aus und ihr Blick wandert nervös über die Menge. Eine Gasse wird gebildet und zwei Soldaten preschen auf ihren Pferden in Richtung Haus des Rates. Beide tragen das Banner von Seydar - einen goldenen Fasan auf schwarzem Hintergrund, als Zeichen für Reichtum und Wohlstand. Ein Schauer jagt über Keiras Rücken, als sie das frische Blut auf ihren Schwertern sieht, welches im Licht der Sonne rubinrot glänzt. Das Gestüt kommt schnaubend vor dem Gebäude zu stehen und die Wächter verschwinden eilig ins Haus. Eine unangenehme Ruhe breitet sich über den Platz aus, als plötzlich ein altes Weib mit weissen, verfilzten Haaren laut zu schreien beginnt. "Die Götter strafen uns! Unheil wird über die Stadt kommen!" Unruhe breitet sich in den Menschen aus und jeder versucht möglichst weit weg von dem wohl besessenen Weib zu kommen. Vielleicht liegt es an der Hitze, oder auch an dem vielen Alkohol, doch so mancher ruft hasserfüllte Worte und Drohungen zum König hoch und es scheint, als wären viele von unbändige Wut und Hass getrieben. Die verängstigten Leute drängen und drücken sich und so manches Kind droht unter den  Schritten tot getrampelt zu werden.
Ein starker Schlag in die Magengrube lässt Keira laut aufkeuchen und Tränen steigen in ihre Augen. Verzweifelt versucht sie die schützende Hauswand zu erreichen, doch immer wieder wird sie von Menschen nach hinten gezerrt. Verängstigt blickt sie um sich und erkennt sie, wie die alte Frau, die immer noch kreischend am Boden liegt, von zwei Soldaten weg gezerrt wird.
Panik breitet sich in ihr aus, als sie eine starke Hand an der Schulter packt und sie durchs Gewühl, in eine sichere Gasse zieht.
Nach Luft schnappend stützt sich Keira an die Wand und streicht sich die Tränen aus dem Gesicht.
"Lasíe! Ihr Vater wünscht sie im Lazarett zu sehen. Es ist dringend!" Ein grosser Mann, auch mit dem Wappen von Seydar auf seinem ledernen Harnisch geschmückt, blickt sie prüfend an. Keira nickt verwirrt und beobachtet, wie Soldaten einige Menschen brutal vom Platz schleifen, ehe sie mit dem Mann den Platz verlässt.
"Hat er gesagt um was es geht?", fragt Keira nach einer Weile, während dem sie durch die engen Gassen von Seydar eilen. Der Mann schüttelt den Kopf und beschleunigt seine Schritte. Der Gestank nach Urin und Verwesung steigt in Keiras Nase und lässt sie würgen. Das Lazarett liegt im ärmsten Teil von Seydar, wo die Strassen so eng sind, dass oft nur ein Mensch durchgehen kann und wo Ratten und Bettler in der selben Ecke schlafen.
Eine Gruppe von Soldaten nähert sich ihnen mit gezückten Speeren und Keiras Augen weiten sich. Die dunkelbraunen, leicht gekrausten Haaren mit dem kantigen Gesicht kommen ihr schrecklich bekannt vor.  Zwar wusste sie, dass er als Wächter im Schloss für den König arbeitet, aber das er nun in der Garnison arbeitet, machte ihr Angst.
Sein Blick ist starr nach vorne gerichtet und sein Gesicht zeigt keine Mimik.
Trotzdem erkennt sie in seinen blauen Augen die Spur von Angst und Unsicherheit.
Ohne sie zu beachten, ziehen die Männer an ihnen vorbei und hinterlassen in Keira eine bittere Traurigkeit. Irgendetwas ungutes liegt in der Luft - da ist sie sich sicher!
Schweigend erreichen sie das Lazarett. Erst letzten Sommer wurde es durch einen Grossbrand vollkommen niedergebrannt und mühselig aus Stein wieder aufgebaut. Im Vergleich zu den anderen Krankenstädten, die Keira bereits auf ihren Reisen durch Siar besucht hatte, wirkt es dennoch sauber und ist mit einigen modernen Apparturen ausgestattet.
"Mòran tain! Ich danke euch für eure Hilfe!", murmelt Keira und verneigt sich höflich.
Zögerlich betritt sie das grosse Tor, gespannt was nun auf sie warten wird. Der beissende Geruch nach Alkohol und Blut steigt in ihre Nase und erinnert sie sofort an die langen Nächte, die sie hier verbracht hatte. Im Gebäude herrscht eine drückende Hitze und obwohl wenige Menschen auf den Holzpritschen liegen, ist der Raum erfüllt mit aufgebrachten Stimmen.
Schon von Weitem erkennt sie ihren Vater Kian, welcher sich mit einigen anderen Männer unterhält. Mit seinen breiten Schultern, den kräftigen Armen und seinen zerschundenen Händen wirkt er mehr wie ein Schmied, als wie ein Heiler. Wenn man ihn darauf anspricht, erwidert er lächelnd, dass sich die Schmiedekunst gar nicht so sehr vom Heilen unterscheide. Wie Recht er doch hat!
"Ah Keira! Du kommst gerade rechtzeitig!", ruft er mit gedämpfter Stimme und seine Augen blicken sie besorgt an. Nervös streicht sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und verneigt sich höflich vor den fünf Herren, welche sie nur abschätzig mustern. Es müssen wohl wichtige Leute sein, denn sie sind gekleidet mit seidenen Stoffen und goldenen Ketten - womöglich aus der Königsfamilie.
"Ich denke, wir werden nun alleine zu Recht kommen!", spricht Kian kühl und verabschiedet sich mit einem höflichen Händedruck von ihnen. Erst als die Türe krachend ins Schloss fällt, zieht Kian den Vorhang des Bettes beiseite und offenbart ihr den Grund ihres Kommens. Ein junger Mann, ungefähr in ihrem Alter, liegt bewusstlos auf der Pritsche. Sein Oberkörper ist mit tiefen Schnitten verseht und an seinem rechten Oberarm klafft eine grässliche Wunde. Sein ganzes Gesicht ist blutüberströmt, wobei das meiste Blut wohl von seinem linken, zerfetzten Ohr stammt und seiner gebrochenen Nase.
"Wolfsangriff?", murmelt Keira mit klopfendem Herzen. Ihr Vater schüttelt den Kopf.
"Sei nicht dumm, Kind. Wölfe würden ihre Beute nie leben lassen und schon gar nicht zur Schau stellen." Verwirrt blickt ihn Keira an und das ungute Gefühl in ihrem Bauch verstärkt sich. "Einige Soldaten haben ihn nördlich der Burg gefunden. Bestimmt erinnerst du dich an den Steinkreis, wo König Reidros seinen Eid geschworen hatte. Er lag in der Mitte mit ausgebreiteten Armen. In seiner Hand haben sie das hier gefunden.", erklärt Kian und holt eine grosse, weisse Feder hervor. "Eine Schwanenfeder", flüstert Keira erstaunt und ein Schauer durchfährt ihren Rücken.  "Was hat das wohl zu bedeuten?"
Für einen kurzen Moment glaubt Keira eine Spur von Trauer und Schmerz in seinen Augen zu erkennen und sie überlegt sich, an was er nun wohl denken mag. "Wir wissen es nicht. Aber die Ältesten deuten es als einen gezielten Angriff an den König.", antwortet er zögernd.
"Aber genug geredet. Ich werde die nächsten paar Tage und Nächte bei ihm bleiben. Vielleicht wird er die Nacht nicht überleben. Deshalb wirst du in nächster Zeit für mich einspringen! " Ein leichtes Lächeln huscht über Keiras Gesicht. Es ehrt sie, dass Vater in ihr Können vertraut. "Ich danke dir!", sagt sie und nimmt das lederne Buch entgegen, welches Kian ihr entgegenstreckt. Es ist voll mit Rezepten, beschriebenen Krankheiten, Skizzen und Einträge und birgt so manch verborgenes Geheimnis. Stolz mustert er seine einzige Tochter, die zu einer jungen, starken Frau heran gewachsen ist und nun sein gesammeltes Wissen in ihren zarten Händen hält. Wie schnell die Zeit doch vergeht.
Glücklich streicht Keira über den wunderschön verzierten Einband mit den geschwungenen Ornamenten und den Blumen. Schon öfters konnte sie heimlich einen kurzen Blick über die verschiedenen Einträge erhaschen, doch Vater hat es ihr immer verboten, in seinen Sachen zu lesen. Zu gefährlich sei das Wissen über manche Sachen.
"So und nun hilft mir den armen Mann zu verarzten!", befielt Kian mit ernster Stimme und  beginnt mit einem scharfen Messer die Kleidung vom Leibe des Mannes zu entfernen.

Die Sonne verschwindet bereits  hinter den Bergen und die Nacht bricht über Seydar herein, als Keira mit schmerzenden Rücken die Schenke betritt. Fast sechs Stunden waren Vater und sie damit beschäftigt, die Wunden zu säubern und zu nähen, bis Kian sie zufrieden weg geschickt hatte. Sie betet zu den Göttern, dass der junge Mann die Nacht überstehen würde, doch mit solch schweren Verletzungen ist dies fast unmöglich. Keira schüttelt den Kopf und verdrängt diesen düstern Gedanken. Vater wird ihn bestimmt heilen!
Der allzu bekannte Geruch nach Bier, Schweiss und fettigem Fleisch dringt in ihre Nase und lässt sie angewidert husten. Die Luft ist erfüllt mit lautem Gelächter und den heiteren Klängen der Musikanten. Es scheint so, dass die gesamte Stadt sich hier versammelt hat, um bis in die tiefe Nacht hinein zu feiern, saufen und tanzen. Sogar die Händler, Matrosen und Vagabunden auf der Durchreise haben es sich bei einem Glas Met auf den Holzbänken bequem gemacht und erzählen lautstark von ihren Abenteuern durch die Länder.  "Da bist du ja endlich, Weib! An die Arbeit.", befielt Brent mit ruppigem Ton und wendet sich dann wieder den beiden Frauen zu, welche ihm förmlich an den Lippen hängen. Brent ist der Besitzer der Taverne. Ein kleiner, untersetzter Mann mit einem wohlgeformten Bauch und einer Schweinenase, der er den Spitznamen "Muck" zu verdanken hatte. Schmunzeln begibt sich Keira hinter den Schanktisch, wo bereits Birgit mit dem Ausschank von schäumendem Bier beschäftigt ist.
"Viel los hier, was?", sagt Keira und stellt die Gläser auf das hölzerne Tablett ab.
"Kannst du laut sagen. Die Männer aus dem Süden trinken wie ein Fass ohne Boden!", flucht sie und zeigt auf den hintersten Tisch, wo sich eine Gruppe von Soldaten lautstark unterhalten. Es ist selten, dass sich Südländer in die Stadt verirren und wenn sie da sind, verbreiten sie nur Ärger. Doch niemand traut sich ein Wort gegen sie zu sagen, denn obwohl das Volk für ihr sittenloses, törichtes Verhalten bekannt ist, gehören sie zu den besten und gefürchtetsten Krieger. Ihr hitziges, unberechenbares Temperament ist so manchem zum Verhängnis geworden. Keira lacht und beginnt die weiteren Gäste zu bedienen. Sie liebte es hier zu arbeiten. Vor allem haben es ihr die spannenden Abenteuer von nah und fern angetan, die so manch einer zum Besten gibt. Und wo sonst treffen sich Menschen von Nord und Süd, als in einer Taverne?
"Warst du heute beim Fest der Ernte?", fragt Birgit sie, als sie zusammen weiter Krüge voller Wein in die Schenke tragen. Keira nickt und die lauten Schreie hallen ihr wieder durch den Kopf. "Es war aufgregend. Später wurde die alte Frau wegen Besessenheit hingerichtet und einige Männer wegen Betrug ausgepeitscht!", erzählt sie und ihre Augen leuchten. "Und du hast alles natürlich ganz genau beobachtet, was?", murmelt Keira höhnisch und stellt die Kiste auf den Boden ab. Noch nie konnte sie es verstehen, wie solch grässliche Geschehnisse ein Spektakel für die Bewohner von Seydar war und jeder davon erzählte.
"Weib!", ruft der eine von den Südländern plötzlich und hält seinen leeren Krug hoch. "Lass nur, ich mach das schon!", murmelt Keira genervt und begibt sich mit dem Tablett auf der Hand zu ihnen. Gekonnt schlängelt sie sich durch die tanzenden Menschen, ohne dabei einen Tropfen zu verlieren und stellt es auf dem Tisch ab. "Wünschen die Herren sonst noch etwas?", fragt sie höflich und blickt die Männer auffordern an. Doch diese sind zu sehr mit ihren Begleiterinnen beschäftigt, dass sie Keira gar nicht bemerken. Gerade als sie gehen will, spürt sie eine Hand auf ihrem Gesäss und wütend wirbelt sie herum. Ein älterer Mann, mit eiskalten, blauen Augen funkelt sie mit lüsternem Blick an. Seine Haare sind an manchen Stellen bereits ergraut, doch sein gebräuntes Gesicht ist straff, wie das einer Jungfrau. "Sie an, die Tochter von Kian. Schön bist du geworden! Bleib doch noch bisschen bei mir", spricht der Mann höhnisch und mustert Keira von Kopf bis Fuss. Angeekelt wendet sie sich ab, doch der Mann packt sie am Arm und zieht sie wieder zu ihm zurück. Wut durchströmt Keira, doch der feste Griff an ihrem Handgelenk lässt sie inne halten. "Hat dir deine Mutter keine Manieren beigebracht?", knurrt er abschätzig. "Wie können sie es...!" Ein heftiger Schlag trifft Keira im Gesicht und sie keucht schmerzerfüllt auf. Tränen steigen in ihre Augen und ohne sich umzudrehen, verschwindet sie in der Küche. Die Musiker haben aufgehört zu spielen und alle Blicke sind auf den hintersten Tisch gerichtet.
"Verfluchte Giftmischerin! Frauen wie dich sollte man verbrennen! ", schreit der Mann ihr hinter und spuckt verächtlich auf den Boden. Mit einer erzürnten Handbewegung befielt er den angetrunkenen Männer aufzustehen und mit lauten Schritten verlassen sie die Schänke. Für einen Moment herrscht im Raum erstaunte Stille, ehe die Musik wieder beginnt und jeder so tut, als sei nichts geschehen. Nur Keira wischt mit geröteten Augen und Wangen den Tisch sauber. Es war nicht das erste Mal, dass sie jemand als Giftmischerin, Hexe oder Ungläubige beschimpft hatte. Seit dem das jegliche Art von Magie im Lande Siar verboten wurden, wächst der Hass gegen die Heiler, Hebammen und Kräuterfrauen und schon manche Frau wurde deswegen unschuldig hingerichtet.
Aber was soll man machen - es ist nun mal so


© Michelle


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Beschreibung des Autors zu "Pfad der Vergessenen - Kapitel 1"

Hi!
Diese Geschichte ist ein Teil von meiner Abiturarbeit. Da es erst die Rohfassung ist, wäre ich über konstruktive Kritik sehr froh! 
Liebe Grüsse und viel Spass beim Lesen - Michelle




Kommentare zu "Pfad der Vergessenen - Kapitel 1"

Re: Pfad der Vergessenen - Kapitel 1

Autor: Seelenschreiberin   Datum: 03.08.2017 21:30 Uhr

Kommentar: wow voll gut
wie lang soll das ganze den werden
hoffe das du noch weiter schreibts

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