Mit der Zeit verstanden sich die beiden, doch recht unterschiedlichen Personen. Dank ihm wurde Arisu nicht mehr so sehr gemobbt und blühte wieder etwas auf. Wenn man sie aber besser kannte, so sah man dass sie immer noch in Scherben zerbrochen war. Auch Kasai merkte es, aber er konnte es nicht verstehen. Nun auch Arisus Bruder, der inzwischen zurückgekehrt war, konnte diese Freundschaft nicht verstehen.
Für Außenstehende schienen die beiden ganz normal, aber nach einigen Wochen erkannten die beiden dass der andere… nicht ganz normal war.

Sie verabschiedete sich gerade von ihm. Ohne ihn den Tag überstehen, konnte sie sich schon gar nicht mehr vorstellen. Aber jetzt hatte sie „Krafttraining“, wie ihr Bruder es immer zu Spaß nannte. Kasai hatte sie davon nichts erzählt. Zu sehr quälte sie die Angst, er könnte sie verlassen oder gar sie verletzen. Den ganzen Weg über freute sie sich schon auf morgen…

((cur)) „Arisu?“ Sie blickte auf, als jemand ihren Namen sagte. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie Kasai erkannte. Die, ins Gesicht gefallenen Strähnen, strich sie beiseite und sah in auffordernd an. Es schien, als würde er mit sich ringen. Doch schließlich sprach er weiter, allerdings leise und schnell. Arisu hatte fast schon Probleme ihn überhaupt zu verstehen. ((small))“Hättest du Lust…morgen…vielleicht…mit mir ins Kino zu gehen? Ich meine, natürlich nur wenn du nichts vorhast oder es dir peinlich ist…“((esmall)) Am liebsten hätte sie gelacht. Sonst war er doch immer kalt und schien recht emotionslos zu sein, aber jetzt? Jetzt hätte sie schwören, dass er rot im Gesicht war. Sie lächelte breiter und stimmte dem Treffen zu.((ecur))

Er wusste nicht warum, hatte er es doch schließlich noch nie getan, aber heute überwog die Neugier und er beschloss ihr zu folgen. Es schien als hätte sie gute Laune, er fragte sich warum. Verwarf aber alsbald die Frage wieder und sah ihr nach. Nach einigen Minuten verschwand sie in ein Haus. Von außen besehen schien es ganz normal zu sein und passte sich perfekt in die Umgebung ein. Sein Gefühl riet ihm aber sich nicht auf das Aussehen zu verlassen und so schlich er sich zu einem der Fenster. Doch was er dort sah, holte ihn beinahe von den Füßen.

Auf ihr Training freute sie sich immer, nur während ihm konnte sie ihren Gefühlen, ihren Gedanken freien Lauf lassen. Sie lächelte als sie das Wasser zu einem kleinen Drachen formte und diesen durch den Raum fliegen ließ. Im Hintergrund beobachtete ihr Meister zufrieden die Fortschritte seiner Schülerin. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass sie in letzter Zeit wieder mehr Freude an allem hatte und dies schlug sich auch auf das Training nieder.
Arisu spielte nicht nur mit dem Wasser, sie schien eins mit ihm zu sein. Allerdings hatte sie das Ganze jahrelang geübt. In diesem Punkt war ihre Familie sehr streng und duldete keinen Widerspruch. Früher war es für sie eher belastend gewesen, aber heute war es ein Ausgleich und brachte ihr etwas Entspannung.

Sie formte und bewegte Wasser! Er konnte es nicht glauben, wenn sie doch so etwas konnte, warum hatte sie es dann nicht gegen diese Idioten eingesetzt? Nun, er hatte schon bemerkt, dass sie eher passiv war. Nie unternahm sie etwas gegen einen, was ihn irgendwie verwirrte. Seit damals hatte er gelernt gegen andere vorzugehen…

Am nächsten Tag trafen sich die beiden wie verabredet im Kino. Sie hatten sich für eine Komödie entschieden und waren danach noch gut gelaunt in ein Café gegangen. Nach einiger Zeit bemerkte er allerdings, dass Arisu irgendetwas bedrückte. Als es ihm schließlich reichte fragte er sie. Eigentlich hatte er gedacht, sie würde ihm von ihrer Fähigkeit erzählen, aber er lag falsch. Sehr falsch, denn was er von ihr hörte ließ seine Welt zerbrechen. Warum musste sie wegziehen? Warum gerade jetzt? Er konnte es sich nicht erklären.

Sie sah ihm an, dass ihn diese Nachricht aus der Bahn geworfen hatte. Was sie allerdings noch mehr erschreckte, war die Tatsache, dass das Besteck anfing mehr zu werden. Naja, vielleicht nicht direkt das Besteck, sondern eher die Messer. Als würde seine Gefühlslage es dazu bringen. Zaghaft streckte sie eine Hand nach ihm aus und berührte seinen Arm. Er blickte sie mit einem dunklen Blick an, der nach und nach weicher wurde. Die Messer, die während der Berührung auf sie zuflogen, landeten mit etwas Lärm auf dem Boden. Schließlich stand er auf und verschwand mit einem „Verzeih mir!“

Eine kleine Geschichte (2)


© von S.H.


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