Sie war das letzte Stück gelaufen. Deswegen klopfte ihr Herz jetzt heftig. Doch sie wollte schon beim Tor stehen, bevor er eintraf. Jetzt fuhr sie sich nervös durch die Haare, während sie den einsamen Reiter beobachtete. Er schlich nur näher. Für einen Augenblick bekam sie schon Angst um ihn, doch dann beruhigte sie sich mit dem Faktum, dass er noch aufrecht im Sattel saß. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Maska auch auf den Platz hinaus trat. Sie kam von der Burgmauer. Jetzt ging sie ihren noblen Gang, wie es sich für eine Frau aus höherem Hause geziemte, zumindest in den Städten außerhalb der Wüste. „Hast du gewusst, dass er kommt?“ Maska nickte nur. Wahrscheinlich hatte sie schon den ganzen Tag dort auf der Mauer gestanden und die Wüste beobachtet. Kurz war Mira wütend, weil Maska ihr nichts gesagt hatte, aber Maska war ihr nicht Rechenschaft schuldig. Trotzdem würde sie manchmal gerne in ihren Kopf hineinschauen, um die Zukunft zu erkennen. Aber für Mira war das wahrscheinlich nur unsinniges Kauderwelsch.
Chesem Ba ließ sich erschöpft vom Bal fallen. Er tätschelte ihm am Hals. Das brave Tier hatte ihn schon so oft durch die Wüste getragen. Mira fuhr ihm über die Schnauze. Flüchtig berührten sich ihre Hände zur Begrüßung. Chesem Ba war noch voller Dreck von der Reise. Nachdem er Bal versorgt hatte, würde er sich als erstes Waschen. Er lächelte matt. Dann wich seine Mine Besorgnis. „Was ist los?“ Mira schüttelte den Kopf. Chesem Bas Finger verschlangen sich eng um die Zügel. Langsam setzte er sich in Bewegung und die zwei Frauen mit ihm. „Ich kenne dieses Gesicht! Was ist los?“ Mira seufzte. „Ich habe mir Sorgen gemacht!“ Chesem Ba runzelte verwirrt die Stirn. Diesen Gesichtsausdruck kannte dafür Mira sehr gut. „Ja, um dich… und um Mikulas!“ Chesem Ba stockte abrupt. Bal schnaubte. „Mikulas? Was ist mit Mikulas?“ Mira schüttelte den Kopf. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, Chesem Ba am Tor abzufangen. „Wasch dich zuerst. Du stinkst!“ Chesem Ba wirkte zuerst verärgert, doch dann gab er trotzdem klein bei.
Chesem Ba griff nach den Früchten und steckte sich die erste Spalte in den Mund. Ansonsten hatte er die Beine über einander geschlagen. Er war äußerlich völlig ruhig. Aber Mira wusste, dass das eine Fassade war. Sine nippte an seinem Tee. Mira ließ ihn immer eine Zeit lang stehen, bis er nicht mehr ganz so heiß war. „Verstehe ich das richtig?“, nuschelte Chesem Ba. Er kaute ein paar Mal und schluckte dann. „Maska hatte eine Vision, die ihr sagte, dass Mikulas und nur Mikulas allein zu einem Ort in Richtung Kaiserstadt gehen soll um mich dort zu finden?“ Sine und Mira blickten sich resignierend an. „Du kannst gerne den Brief sehen, den die Wache, die sie durch die Wüste begleitet hatte, uns überreicht hat.“ Chesem Ba sprang auf. Er machte sich wahrscheinlich noch mehr Sorgen, als die anderen, weil er die Welt draußen am besten kannte. „Aber das ist doch verrückt! Wieso macht Maska so etwas? Ich war doch gar nie in der Nähe der Kaiserstadt.“ Mira zuckte mit den Schultern. „Mikulas hat sich offensichtlich wirklich Sorgen um dich gemacht.“ Chesem Ba ließ sich resignierend wieder auf den Sessel fallen. Er stieß dabei Luft aus. „Wieso Mikulas?“ Sine verzog sein Gesicht. „Weil du nicht da warst und wir zwei nicht weg können!“ Chesem Ba stützte sein Gesicht in den Händen. „Ihr muss überhaupt nichts passiert sein“, beschwichtigte Mira. Sie griff zum ersten Mal nach ihrem Teeglas. „Kiras ist in der Kaiserstadt. Vielleicht ist sie zu ihm gegangen. Sie ist schließlich vernünftig.“ Chesem Ba ließ mit einem Pfeifen hören, was er davon hielt. Mira trank mit einem Zug den Tee. Dann griff sie nach der Kanne. Chesem Ba sprang auf. „Was hat Maska genau gesagt?“ Jetzt erhob sich auch Sine. „Weißt du was? Ich hole sie!“
„Sie wird in dieser Hütte ihren Bruder finden!“, meinte Maska, ohne ihr Gesicht zu verziehen. Chesem Ba begann sich seine Schläfen zu reiben. „Ich kenne diese verdammte Hütte nicht!“ Mira schenkte Maska Tee ein. „Sie hat von Bruder geredet. Du bist offensichtlich doch nicht gemeint!“, meinte Sine schließlich. Chesem Ba blickte ihn stirnrunzelnd an. „Und wer sonst?“ Sine zuckte mit den Schultern. Er blickte zu Maska, doch auch die schüttelte den Kopf. „Vielleicht hat das irgendeine übertragene Bedeutung.“ Chesem Ba sank tiefer in den Sessel und begann an seiner Lippe zu kauen. Ein Zeichen dafür, dass er versuchte angestrengt nach zu denken und sich gleichzeitig nicht richtig konzentrieren konnte. Mira dachte an Mikulas, die sich sicher Sorgen um Chesem Ba machte und sich vielleicht wunderte, weil sie ihn nicht finden konnte. Dann dachte sie an die Kaiserstadt, wie bald von den Angreifern überrannt werden würde. Sie hoffte, dass zu diesem Zeitpunkt Mikulas schon weit weg war. Sie hoffte auch, dass Kiras schon die Flucht ergriffen hatte. Doch er war klug und hatte überall Informanten. Er musste wissen, wer vor den Toren stand. Mikulas wusste gar nichts. Dann drifteten ihre Gedanken wieder ab zu der Stadt, die sie nur aus Erzählungen kannte. Sie erinnerte sich, wie sie als kleines Kind immer den Erlebnissen ihres Vaters gelauscht hatte. Sie vermisste ihn. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. „Ich glaube, sie sucht wirklich einen Bruder!“

Die Karawane war früher als sonst stehen geblieben. Sie hatten die erste Karawanserei an der langen Strecke entlang der Wüste erreicht. Es war nur ein kleiner Ort, der eigentlich nur aus ein paar Zelten und einem Brunnen bestand. Eine Zeit lang hatte das Surren von emsigen Treiben die Luft erfüllt. Zelte waren gespannt worden und die Wagen zu einem Halbkreis geschoben. Das Flüstern der Männer hatte die Luft erfüllt. Jetzt hatten sie sich in kleine Kreise zusammengesetzt. Selbst Nabo war aus seinem Wagen herausgeklettert. Neben ihm saß das Mädchen. Er dachte an ihr Gesicht. Sie hatten einen sirunischen Namen, doch sie war nicht von hier. Ein stiller Verdacht machte sich in seinen Gedanken breit. Doch noch wollte er nicht so recht daran glauben. Er konnte sich nicht vor ihr bloßstellen, wenn er nicht Recht hatte. Es war schon so lange her. Wie viel wusste er denn überhaupt noch?
Er fand Goscha auf der Hinterseite eines Wagens. Sie plauderte mit Kiras. Vasa Rem beobachtete sie aus der Entfernung. Im Gedanken fuhr er durch ihr dunkles Haar. Der Wind wehte ihr helles Lachen zu ihm herüber. Plötzlich spürte er einen Schwall von Eifersucht. Er wollte der einzige sein, der sie so zum Lachen brachte. Die Eifersucht verging eben so schnell, wie sie gekommen war. Kiras winkte ihn heran. Träge kam er auf die beiden zu. Dann umschlang er Goscha von hinten. Sie lachte jetzt auch. Das war ein schönes Gefühl. Sie griff nach seinen Händen. „Kiras hat gerade versucht mich zu verführen!“, meinte sie schmunzelnd. Gespielter Weise verengten sich Vasa Rems Augen zu Schlitzen. „Das ist meine Frau!“ Kiras lächelte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Frau irgendjemanden gehört. Wenn dann gehörst wohl eher du ihr!“ Sie lachten alle drei. Dann klopfte Kiras Vasa Rem auf die Schulter. „Niemand ist davor gefreit ein Sklave der Liebe zu sein!“
Er verschwand in den einen Wagen. „Irgendwie wirkt er traurig!“, murmelte Goscha. Vasa Rems Lippen suchten ihren Hals. In dem Moment war ihm Kiras völlig egal. Er wollte nur Goscha in seinen Armen spüren. Durch die Nase sog er ihren Duft ein. Goscha löste sich unwillig aus seiner Umarmung. „Gehen wir ein Stück“, murmelte sie. Bevor Vasa Rem antworten konnte ging sie schon in die Richtung Wüste. Er hatte sie mit wenigen Schritten eingeholt. „Du schuldest mir die Lüftung eines Geheimnisses.“
Sie waren schon ein gutes Stück von den Wagen entfernt als Vasa Rem den Mut aufbrachte zu erzählen. „Ich bin vor zwölf Jahren von zu Hause aufgebrochen um in der Kaiserstadt als Magier aufgenommen zu werden.“ Er strich mit den Füßen durch den immer noch heißen Sand. „Ich war seit damals kein einziges Mal zu Hause!“ Goscha griff nach seiner Hand. „Ist dein zuhause dieser sichere Ort, an dem du mich bringen willst?“ Vasa Rem nickte nur. Er hatte die Magierausbildung nicht offiziell abgeschlossen, doch er hatte in dieser fremden Welt etwas gefunden, dass vielleicht noch wertvoller war. Er blickte auf zur untergehenden Sonne, die den ganzen Himmel rot färbte. „Ich kehre nach Hause in die rote Wüste zurück, in die rote Stadt“, murmelte er. Gleichzeitig fühlte er einen Stich in der Bust. Er hatte jetzt das zweite Versprechen an seinen Vater gebrochen, seinen Eid. „Rote Stadt“, echote Goscha. Er nickte. Sein Blick blieb an der Sonne hängen. „Vor vielen Jahren überrannten die Truppen, die heute das Kaiserreich bilden, das Land, was wir durchquert haben. Es war damals von Nomadenstämmen und sesshaften Bauern besiedelt. Drei der Nomadenstämme schlossen sich zusammen. Sie klaubten all ihr Habe zusammen und zogen mit ihren Makals in die Wüste. Niemand weiß mehr wie viele umkamen, wie viele umkehrten. Doch es waren noch immer genug, die den Baum erreichten. Der Baum schien für sie wie ein Wunder, ein Zeichen Gottes. Er spross und gedieh mitten in der Wüste, leuchtete voller Grün. Sie gruben zwei Tage lang an einem Schacht, der tief genug war, um an den unterirdischen See zu kommen, der den Baum speiste. Als sie all das Wasser sahen, beschlossen sie eine Stadt in der Wüste zu bauen, eine Oase, ein Paradies, ein Versprechen: Frieden!“ Vasa Rem seufzte tief. „Du stammst aus dieser Stadt, von der niemand etwas weiß!“ Vasa Rem nickte. „Das ist mein Geheimnis. Ich weiß den Weg dorthin. Ohne den Weg kann sie niemand finden, denn die Wüste schützt sie.“
Die Sonne berührte den Wüstenrand. Wieviel würde sich in Chema verändert haben? Er konnte gar nicht glauben, dass er jetzt dorthin zurückkehren würde. „Soll ich dir mein Geheimnis erzählen?“ Fast hätte Vasa Rem den Kopf geschüttelt. Die wenigen Worte schienen ihn ausgelaugt zu haben. Die Sonne hatte all das Wasser aus ihm gezogen. So fremd war er ihr also schon. „Ich bin schwanger!“, platzte Goscha plötzlich hervor. Vasa Rem blickte entgeistert zu Goscha auf. „Was?“ Sie nickte, um ihn zu deuten, dass er sehr wohl richtig gehört hatte. „Bist… bist du sicher?“ Sie nickte und lächelte dabei breit. „Deswegen habe ich noch warten wollen! Ich wollte wirklich, wirklich sicher sein!“ Vasa Rem drückte sie plötzlich an sich und ließ sie fast augenblicklich wieder los. Er wollte sie nicht zerbrechen. Er dachte daran, dass sie vielleicht bald eine Tochter hatten, die genau das gleiche runde Gesicht haben würde wie Goscha. Oder vielleicht würden sie auch einen Sohn bekommen. Seine Hand tastete nach ihrem Bauch. Das war wie das Wunder des Baums, der wie aus dem nichts zu wachsen schien. Tränen erfüllten seine Augen, obwohl er geglaubt hatte, keine Flüssigkeit mehr übrig zu haben. „Das ist… das ist…“ Er fand kein Wort, das beschreiben konnte, wie überwältigt er sich jetzt fühlte. So küsste er sie einfach nur.

Obwohl es draußen drückend heiß war, war es in der Taverne angenehm kühl und dunkel. Er bestellte für sich einen Dattelsaft und ließ sich auf seinen Stammtisch in der Ecke nieder. Am Nachmittag war in der Taverne recht viel los, weil jeder die Hitze draußen scheute. Trotzdem sank er tief in den Sessel um nicht gleich gesehen zu werden. Der Kellner, der gleichzeitig Besitzer der Bar war, brauchte ein paar Minuten, bis er mit dem Getränk kam. Kiras hielt ihn zurück, als er gleich wieder gehen wollte. Er legte eine Münze auf den Tisch, die viel mehr wert war, als der Saft. „Ich brauche Informationen!“ Der Kellner blickte ihn schief an. Dann griffen seine Hände nach der Münze. Kiras war schneller. Sein Finger blieb auf der Münze liegen. Mit dem Fuß schob er einen Sessel zur Seite. Träge ließ sich der Wirt darauf nieder, ohne seinen Blick von der Münze zu lassen. „Welche Informationen soll ich schon haben? Ich bin doch nur ein einfacher Wirt.“, murmelte er. Kiras grinste mit halb geschlossenen Augen. Er beschrieb den Wirten mehrere Männer und wollte wissen, ob sie die Taverne in letzter Zeit besucht hatten, wie lange sie geblieben waren und mit wem sie sich getrofen hatten. Dann fragte er noch nach weiteren unnützen Informationen. Am Schluss ließ er die Münze los. Der Wirt griff gierig danach und sprang gleichzeitig auf. Schnell verschwand er in der Menge. Kiras lehnte sich zurück. Es bestand kein Zweifel, dass Chesem Ba vor etwas mehr als zwei Wochen hier gewesen war. Vielleicht war ihm in dieser Zeit etwas passiert. Er schloss die Augen. Er würde ein paar Tage hier bleiben müssen, bevor er weiter zog. Wenn Chesem Ba in Richtung Wüste aufgebrochen war, dann würde er bald wieder vorbeischauen. Vielleicht war er auch woanders hin unterwegs gewesen. Er schüttelte seine Haare ins Gesicht. Dieses Unwissen beunruhigte ihn. Er griff nach seinem Handgelenk. Irgendwann mussten Maskas Rätsel ein Ende haben.

Die Steine schienen in der Sonne zu glühen. Die Luft bildete Schlieren. Er hatte sich ein weites Gewand besorgt, das mehr oder weniger nur aus einem Tuch zu bestehen schien und sich in vielen Falten um den Körper wickelte. So würde die Sonne länger brauchen, um sich einen Weg zu seiner Haut durch zu bahnen und sie glühen zu lassen, wie in einem Backofen. Die Wüste war ein einziger Backofen. Trotz allem konnte hier etwas leben. Das hatte ihn immer fasziniert. Er vergrub seine Füße etwas in die heiße, sandige Erde. Schweiß ran ihm von der Stirn. Obwohl er die Kapuze weit ins Gesicht gezogen hatte, glühte ihm die Stirn. Die Sonne konnte alles zum Glühen bringen. Sie hatte die Macht. Er spürte es jetzt wieder, so wie er es in seiner Kindheit auch gespürt hatte. Er hatte es nur vergessen. Er wusste jetzt wieder, dass er nichts war im Vergleich zum weiten Sand. Dieser Gedanke war fast tröstlich.
Zuerst hielt er den langsam größer werdenden schwarzen Fleck für eine Einbildung, eine Täuschung der Sonne. Er presste für eine Weile die Augenlider zusammen, sodass er kurz Sterne funkeln sah. Doch der Fleck war hartnäckig. Es dauerte über eine Stunde, bis der Fleck langsam zu einem Reiter heranwuchs. Es war ein Wüstenreiter auf seinem Malak. Die Hitze war vergessen. Er glaubte, den Sand von den Hufen des Malaks wegspritzen zu sehen. Eine Flut von Erinnerungen, die er schon längst vergraben geglaubt hatte, kam in ihm hoch. Sie ließen ihn ein wenig schwanken. Doch es gab nichts, an das er sich anhalten konnte, außer dem Bild. Der Reiter blieb nur wenige Meter vor ihm stehen. Er rutschte aus dem Sattel, noch bevor das Malak sich niederknien konnte. Er versuchte sich daran zu erinnern, wie es sich anfühlte, wenn die sanfte Schnauze eines Malaks einem gegen die Hand stieß. Plötzlich vermisste er Bassan, seinen Hengst, der sicher nicht mehr am Leben war. Ritt seine Asche jetzt auch mit dem Wüstensand. Er hätte nie gedacht, dass er ihn einmal so sehr vermissen würde. Eine einzelne Träne suchte ihren Weg über seine Wange. Er schob die Kapuze nach hinten und ließ die Sonne sie trocknen.
Der Reiter kam auch näher. Er spürte seinen strengen Blick. Erkannte er ihn wieder? Er brauchte selbst einen Augenblick, bis er das Gesicht zuordnen konnte. Zu unglaubwürdig war der Zufall, dass ausgerechnet sie sich an diesen Ort wiedersehen sollten. Der Mann vor ihm war noch jünger als er selbst gewesen, als er weg gegangen war. Erkannte er ihn? Hatte er manchmal an ihn gedacht? Sein Herz raste. Hasste er ihn? Das Gesicht des Reiters war seltsam leer. Plötzlich hatte er unglaubliche Angst davor, dass er einfach nur vergessen worden sein könnte.
Er hörte seinen Namen und zuckte zusammen. Doch er widerstand der Versuchung sich um zu drehen. Vielleicht würde dann sein Gegenüber verschwinden. Vielleicht war er ja doch nur Einbildung. Er war lange in der Sonne gestanden. „Was machst du da für einen Blödsinn? Es ist unerträglich heiß und du stehst mitten in der Sonne ohne Kopfbedeckung!“ Goschas Hände berührten seine Schultern, zogen die Kapuze über seinen Kopf und strichen ihm die dunklen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Dann erst blieb ihr Blick an dem Reisenden hängen. Sie schenkte ihm ein Lächeln. „Kennst du diesen Mann?“ Noch bevor er antworten konnte, trat Goscha zu ihm hin und streckte ihre Hand aus. Die Geste wirkte so einfach, doch Vasa Rem hätte sie nicht geschafft. Ihm fehlte jede Kraft. „Ich bin Goscha, Vasa Rems Freundin. Willst du nicht mitkommen zu den Waagen. Dort gibt es Schatten!“ Der Mann nickte abrupt. Vorsichtig streckte er Goscha die Hand entgegen. Man konnte deutlich sehen, dass ihm diese Geste ungewohnt vorkam. „Ich bin Chesem Ba“, murmelte er mit brüchiger Stimme.


© lerche


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