Nimmermehr Hefte ich mich an meinen Versen ins Grau, immerdar spinne ich: Ekelpaket. Wohin uns der Wind noch treibt, scheine ich zu wissen, denn er hat es mir gesagt. Er kam eines nächtlichen Tages, in der Gestalt eines Fremden und er hauchte mir ein "Morgen" ins Ohr, das so seltsam war wie der Tod in einer fernen Zeit, wo kaum noch gestorben wird, es sei denn man hätte sich schon tausendfach überlebt.

Groß waren die Schrecken, die man mir sandte in meine Einsiedelei, unter den Mächtigen einer kleinen Großwelt, die sich für das Nonplusultra sämtlichen Machenschaften hielt, die direkt zum da Sein führten, in welchem sich nichts weiter vollzog, als der sogenannte "Pragmatismus". Und für mich rückte alles in weite Ferne – hinter die Sterne. Denn von dort her kamen die eindringlichen Informationen.

Sie sprachen nicht unverblümt von keiner Zukunft in keinem Frieden, sondern von der Ausweglosigkeit einer vergangenen Gegenwart, ich der ich zu verweilen hatte wie ein Schreckgespenst, für mich und die Armen, die – mir ausgeliefert – zu Übeltätern abgestempelt wurden. Sie trugen ihre Brandmale, aber sie spürten sie nicht. Und sie erkannten mich nicht, als ihr Opfer. Sie redeten nur immer das gleiche Blech vom Geld.

Wir wussten alle zusammen nicht, daß wir schon lange tot waren, nun aber wieder zum "Leben" erwachten, um es noch einmal zu versuchen – in einer neuen Spur, in der die Schmetterlinge Windbeutel sind und sich die Zeitspuren gegenseitig erlös(ch)en. Ein nochmaliges Er-Leben sollte die Wende bringen, denn aus der Zukunft blies der kalte Mainstream jener unechten Wahrheit, die hier erzeugt worden ist.

Ich blieb – zunächst ungerührt. Aber die Gedanken aus der Nachwelt der Unseligen Seligen berührten mich immer mehr. Ich lernte wie sie zu sehen, zu hören, zu empfinden und zu denken – und ich fasste es nicht: wie sehr konnten sich doch die Wahrheiten voneinander unterscheiden?! Ich vergaß alles Erlernte und erlernte das Vergessene, das einmal die Zeiten bewegt hatte, als die Menschen noch darauf angewiesen waren sinnvolle Unterscheidungen zu treffen.

So Verstand ich schließlich, wohin die Welt sich dreht: in die künstliche Befruchtung aus Teilen, die gar nicht zum Menschen gehören, weil das ursprüngliche Material nicht mehr brauchbar ist/war – weder für die Ein-Sicht, noch für die Aussicht, in das Paradiestal eines Gottes ohne eigenes Antlitz. Nun endlich wusste ich wer wer ist, und die Stimmen bestätigten sich in mir, durch einen Kanon unsichtbarer Wellen, die mich täglich dorthin spülen, wo ich, in meinen Versen, Hefte aus dem endlosen Grau vertreibe.


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Wer mir die Zeit beschrieb"

Re: Wer mir die Zeit beschrieb

Autor: axel c. englert   Datum: 09.07.2016 10:34 Uhr

Kommentar: Stark beschrieben -
Kunst betrieben!

LG Axel

Re: Wer mir die Zeit beschrieb

Autor: Alf Glocker   Datum: 10.07.2016 15:14 Uhr

Kommentar: Vielen Dank!

LG Alf

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