Wieder einmal lag ich da. Wieder einmal. Hier draußen auf dem Boden meines Balkons. So wie es mir schon oft passiert war. Es war Nacht. Ich glaube es war schon nach 0 Uhr. Langsam schaute ich auf meine Armbanduhr. Es war genau 0:33 Uhr. Wie immer. Und wie immer war heute eine klare Vollmondnacht.
Ich hatte wieder diesen einen Traum.
Ich stand vor einem Haus. Nein, es war kein Haus. Eher eine Villa.
Irgendetwas war in dieser Villa. Ich konnte es hören. Ein leises Pfeifen. Wie Wind, der mit hoher Geschwindigkeit durch einen Spalt drang.
Es war dunkel und neblig. Ich sah nur das Haus. Das was hinter mir war konnte ich nicht sehen. Immer wieder versuchte ich mich um zudrehen. Doch es ging nicht. Eine unsichtbare Kraft hielt mich davon ab.
Meine Füße bewegten sich ganz von alleine. Ich kam dem Haus näher. Es war als wenn ich nicht mehr Herr über meinen eigenen Körper gewesen wäre. Als wäre ich nur ein Zuschauer.
Ich erreichte die Eingangstür der Villa. Es brannte Licht. Die Tür öffnete sich von alleine.
Als ich in die Villa eintrat gingen die Lichter aus. Es war sehr dunkel. Doch ich konnte immer noch etwas erkennen. Die Eingangstür fiel ins Schloss. Langsam kroch Angst in mir empor. Ich musste hier so schnell wie möglich wieder raus. Das Pfeifen wurde lauter. Es musste hier aus einem der vielen Räume kommen. Ich bewegte mich auf die Treppe zu, welche genau in der Mitte der Eingangshalle war. Wahrscheinlich kam das Pfeifen von oben.
Die Neugier packte mich. Doch ich hatte auch Angst. Ich versuchte meinem Körper dazu zu bringen sich wieder auf den Rückweg zu machen. Aber er gehorchte mir nicht.
Plötzlich wurde es komplett dunkel. Ich spürte einen schwachen Wind. Er wurde immer stärker. Die Luft blies mir so sehr ins Gesicht, dass ich meine Augen schließen musste. Durch meine Augenlider sah ich plötzlich wieder Licht. Doch ich konnte meine Augen nicht öffnen. Das Pfeifen wurde lauter. Ich spürte wie der starke Wind an meiner Kleidung riss.
Doch plötzlich ließ der Wind wieder nach. Ich konnte meine Augen wieder öffnen. Vor mir war ein Podest. Auf dem Podest lag ein Buch. Um mich herum herrschte Windstille. Ich sah um mich herum eine Wand aus Wind. Es sah so aus als würde ich im Auge eines Tornados stehen. Um mich herum flogen Menschen. Ich sah ihre Gesichter. Vor lauter Schmerzen verzogen. Sie riefen mir etwas zu: „Ließ das Buch!“
Ich wollte den Leuten helfen. Das Pfeifen wurde noch lauter. Es war als, wenn es versuchte die Schreie der Menschen zu übertönen.
Vielleicht konnte mir das Buch helfen alles zu beenden. Ich schlug es auf. Doch auf keiner Seite war etwas geschrieben. „Was soll ich tun?“, rief ich den Menschen entgegen. Sie sahen mich an und ich bemerkte, wie sich ihre Lippen bewegten. Doch ich konnte sie nicht verstehen. Das Pfeifen war zu laut.
Neben dem Buch bemerkte ich einen Füller. Ich nahm ihn in die Hand. Vielleicht musste ich etwas in das Buch hineinschreiben. Hilf mir! Das Geschriebene blieb jedoch nur einige Sekunden stehen. Es fing an zu leuchten und verschwand. Plötzlich gab es einen lauten Knall.
Dann wachte ich immer auf.
Weiter ging mein Traum nicht. Doch diesen Traum hatte ich schon seit einem Jahr immer bei Vollmond. Ich wachte immer um dieselbe Uhrzeit auf. Immer auf dem Boden meines Balkons.
Einmal war ich über Nacht bei einem Freund. Und obwohl er in einem anderen Stadtteil wohnte, wachte ich wieder auf meinem Balkon auf.


© Unbitable


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