Heute, liebe Kinder, wollen wir uns einem heiklen Thema widmen, das wir leider nicht völlig außer Acht lassen dürfen, denn die Beschäftigung damit, wird uns so manches erklären – auch, warum wir eine zusätzliche, künstliche Rasse kreiert haben.

Vor nicht allzu langer Zeit gab es einmal eine ganz außerordentlich seltsame Sorte von Menschen, die eigentlich keine Rasse war. Ihre Mitglieder waren zueinander so unterschiedlich, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten! Jeder von ihnen stellte eigentlich einen eigenen Entwicklungszweig dar.

Es gab Vertreter und Vertreterinnen mit goldenem Haar und blütenweißer Haut, welche mit Haaren, die in allen denkbaren Rotstufen schimmerten, welche mit braunen Haaren – ebenfalls in allen Variationen. Und es gab sogar Menschentypen mit so schön glänzend schwarzem Haaren, wie wir es haben. Ihre Haut-Ton-Abstufungen reichten von rosafarben bis dezent-braun. Keiner glich praktisch dem anderen!

Ebenso verhielt es sich mit den Augenfarben. Es gab blaue, grüne, braune, grünbraune, blaugraue. Man berichtet sogar von bernsteinfarbenen Augen. Die Vielfalt der Erscheinungsformen dieser Menschen war schier unerschöpflich!

Doch so unterschiedlich wie sie von Individuum zu Individuum waren, so unterschiedlich benahmen sie sich im Täglichen Leben: jeder bekämpfte jeden! Nun sollte man meinen, daraus könne nichts werden, doch anscheinend ermöglichte zunächst offensichtlich gerade diese Bandbreite eine fortwährende Weiterentwicklung in Sachen Zivilisation.

Ihre Entwicklung wäre auch noch längst nicht zu Ende gewesen, als wir sie, aus Gründen der globalen Sicherheit und des erfolgreichen Fortbestehens, wenigstens einer Rasse beenden mussten. Ein weiteres Handeln in dem von ihnen gepflegten, unverantwortlichen Stil, konnte einfach nicht mehr toleriert werden. Der gesamte Planet litt unter ihren Eskapaden! Zudem wurden sie bereits von allen anderen Menschensorten gehasst.

Allerdings erstreckte sich dieser Hass – zugegeben – nur auf die männlichen Vertreter der Art, denn die weiblichen erschienen den Übrigen bisweilen so schön, daß, sobald sich einer von ihnen ein Weib aus den Reihen der Nichtrassigen leisten konnte, er sich in deren Reservoire bediente.

Die Frauen waren, völlig ohne Prinzipien und Zugehörigkeitsstolz, leicht zu erwerben, wenn man nur genug Geld und Macht besaß. Davon waren sie grenzenlos fasziniert! Selbst heute finden sich noch Spuren von ihnen in unseren Mitochondrien. Ansonsten sind wir weitestgehend von den zweifelhaften Einflüssen dieser Vormenschen verschont geblieben.

Denn der Gefühlsumfang ihrer Psychen lag im besorgniserregenden Bereich – ihre kuriosen Therapeuten hatten Hochkonjunktur! Ihre Ansprüche waren kaum noch zu befriedigen. Sie bekamen nie genug, von allem, was die Erde zu bieten hatte. Das ging schließlich so weit, daß normal für sie schon nach pervers aussah. Damit konnten sie bei sich keinen Blumentopf mehr gewinnen. Sie achteten immer darauf etwas ganz Außergewöhnliches, sprich dadurch etwas Besonderes zu sein!

Durch ein einfaches Leben konnte das jedoch nicht mehr erreicht werden – sie mussten in Übertreibungen schwelgen! Kinder wurden zur lästigsten Nebensache der Welt. Eltern hatten keine Lobby! Lieber machte man den jungen Leuten Angst vor dem Sex und einer Zukunft, unter dem Diktat völlig fehlgeleiteter Politiker, denen es gefiel das eigene Volk nur dann nicht als missraten darzustellen, wenn es andere Völker in ihr spezifisch eigenes Denken, unüberlegt mit einbezog.

Sie selbst trieben ihre Föten gnadenlos ab, bekamen aber beim Anblick halbverhungerter fremder Kinder feuchte Augen! Was sie selbst nicht verantworten konnten, das stellten sie bei anderen außer Frage, was sie selbst nicht versorgen wollten, das versorgten sie rührend, wenn es nicht ihres war – besonders an hohen Feiertagen, wo sie für Organisationen spendeten, deren größte Geschäftsidee in großen, traurigen, dunklen Kinderaugen bestand.

Ihre höchsten Ideale lauteten bald nicht mehr „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, sondern „Liebe deinen Nächsten, vor allem dann, wenn er vom gleichen Geschlecht ist“. Darin sahen sie die höchstmögliche Entfaltungsfreiheit einer modernen Denke. Bald zeigte man mit Fingern auf Leute, die so waren wie wir heute sind: scheinbar unauffällig, sowie ehrlich und fleißig!

Wie ihr euch denken könnt, haben alle außen herum, ihre Chancen erkannt! Sie wussten, daß sich die Menschen, zumindest in einem, überall auf der Welt sehr ähnelten: in dem Willen, der eigenen Methode den Vorzug einzuräumen. Alle hatten bislang alle anderen, mit mehr oder weniger Erfolg, zugunsten einer glänzenden Zukunft, unterwerfen wollen. Doch alle wussten, daß dies rein gedanklich, ganz ohne die fleischlichen Vor- und Nachteile zu berücksichtigen, nicht klappen konnte.

Nein, alle wussten das nicht! Die Nichtrassigen hatten davon einfach keine Ahnung. Durch die, von ihnen bevorzugte, rein geschäftlich orientierte Scheintoleranz fielen sie, nach und nach, Glaubensrichtungen und Mitleidsorigen zum Opfer, ohne die ureigensten Interessen noch wahrnehmen zu können, denn alles was sich gegen die Expansionsabsichten einzelner Magnaten stellte, war verboten! Und die bedienten sich der verrücktesten Mittel, um auf der Sonnenseite des Lebens zu bleiben.

Unsere gewissenhaften Staatslenker haben sich damals schief und krumm gelacht, wenn wieder eins dieser Kinder mit den unterschiedlichen Haar- und Augenfarben auf ihre Tricks hereingefallen war und wir uns deshalb weiter ausdehnen konnten. Dem Himmel sei Dank, daß wir kluge Köpfe in unseren Reihen hatten!

Sie ließen sich durch nichts aus der Ruhe bringen! Sie verfolgten strikt ihren, den unseren Plan und unsere Interessen, denn unser Wohl lag ihnen vor allen anderen Dingen am Herzen – auch wenn es lange, sehr lange Zeit gar nicht danach aussah! Doch unser Vertrauen war ihre Stärke und unsere Stärke war es auszuhalten, bis sich das Blatt zu unseren Gunsten gewendet hatte. Denn wir sind nicht nur die Lösung auf alle Fragen des Universums, wir sind, in uns geschlossen abgerundet, vollendet in der Entwicklung des Möglichen. Nach uns wird es keine natürlichen, höheren Stufen mehr geben!

Geschichtsunterricht in (nicht allzu) ferner Zukunft 3

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Geschichtsunterricht in (nicht allzu) ferner Zukunft 3"

Re: Geschichtsunterricht in (nicht allzu) ferner Zukunft 3

Autor: axel c. englert   Datum: 21.07.2015 20:43 Uhr

Kommentar: Das Schlimme ist - solch Phantasie -
Sie scheint real - schon irgendwie...

LG Axel

Re: Geschichtsunterricht in (nicht allzu) ferner Zukunft 3

Autor:   Datum: 21.07.2015 22:30 Uhr

Kommentar: Sanft und rücksichtsvoll gingst du hier mit harten Tataschen zu Werke.

Schön schön...

Re: Geschichtsunterricht in (nicht allzu) ferner Zukunft 3

Autor: possum   Datum: 22.07.2015 6:19 Uhr

Kommentar: Danke lieber Alf! LG!

Re: Geschichtsunterricht in (nicht allzu) ferner Zukunft 3

Autor: Alf Glocker   Datum: 22.07.2015 6:56 Uhr

Kommentar: Vielen Dank an die verständnisvollen Leser!

LG Alf

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