145. Schritt


Die Tage verfliegen im rosafarbenen Wind,
keiner weiß, daß sie gestohlen sind,
denn dies ist ein Film und er ist schlecht (?).
Wir stecken mitten in einem Gefecht!

Morgens, wenn Ken und Barbie aufstehen, wie auch am Abend wenn sie ordentlich zu Bett gehen um sich, nein nicht spaßig zu lieben, um sich anständig zu verehren, dann ist die Welt in Ordnung.

Alles was Recht ist, ist richtig und alles was Unrecht ist, ist unrichtig. Um zu erfahren was was ist, stellen sie den Fernseher an. Dann erkundigen sie sich was sie heute einkaufen müssen. In der Werbung werden Hinweise dazu gegeben.

Wenn nicht gerade Wahl ist, oder sonst etwas Besonderes ansteht können sie einfach zur Tagesordnung übergehen. Beide haben den Traumjob! Sie tun wofür sie ausgebildet wurden. Das gefällt ihnen sehr gut. Von den Chefs erfahren sie, was ansteht.

Sie bekommen immer genau so viel Geld wie sie für ein schönes, erfülltes Leben brauchen. Jedermann ist um jedermann eifrig besorgt. Gedanken müssen sie sich keine machen – weder um ihr Auskommen, noch um ihr Wohlbefinden.

Jede Stunde wird zu einem erfreulichen Ereignis – so, als würden sie den Urzeittraum der Menschheit erfahren: die immerwährende Gegenwart! Ihr niedliches Haus ist eine Fortführung der Blätterhütte im Regenwald und der „liebe“ Gott ist ein Kind.

Lustig und verträumt will er mit ihnen spielen, denn er hat so manches mit ihnen im Sinn. Am Sonntag machen die beiden, zusammen mit ihrem Wunschkind einen Ausflug ins Blaue. Wenn sie in einen Stau kommen gibt es eine Party.

Dann ist der Wald grün und die Wiesen auch. Überall blühen schöne Blumen. Barbie kämmt sich das Haar. Für Ken ist sie die tollste Frau der Welt. Sie haben das brävste Kind. Es schreit nur, wenn es dem „lieben“ Gott gefällt, und oder es zum Spiel gehört.

Ken und Barbie sind immer gut gekleidet! Das ist wichtig! Und wenn sie nackt sind, sind sie nicht richtig nackt, denn richtig nackt wäre ganz falsch! Sie vertragen sich mit allen anderen. Fred Feuerstein, Mahatma Ghandi und Albert Schweizer sind ihre Freunde.

Bin Laden hat nie existiert! George Bush war ein Heiliger. Niemand ist in Gefahr. Auch ihr feines Auto nicht. Es fährt ohne Abgase. Das Brot kommt vom Bäcker und die Wurst fällt vom Himmel. Niemand richtet irgendwo irgendeinen Schaden an um zu überleben. Das würde sofort verhindert werden, denn das wäre ganz bestimmt nicht Recht.

Alles wird gut, nein, jeden Tag besser. Die Menschen sind so ungeheuer klug weil sie lesen und schreiben können. In den Büchern steht was in den Büchern zu stehen hat, sonst würden ja keine Bücher gedruckt werden, denn die Bücher sind Bücher.

Niemand baut eine Mauer! Im Fasching verkleidet sich die Welt und dann lachen alle. Danach gibt sich jeder zu erkennen, aber erst nach dem Tanz. Ein Küsschen in Ehren ist nett. Zungen gibt es aber nur in Schmuddelheften, in die man gelegentlich unter der Bettdecke schaut.

Die Uhr schlägt höchstens 12. 13 schlägt es nicht. Das gibt es höchstens in ganz geheimen Gruselgeschichten, wo man sich vor allem nicht fürchten braucht, weil sie frei erfunden sind.

Das Dasein ist wirklich. Man sieht es ja. Alles was Ken und Barbie sehen ist real. Der Ball ist rund und der Rasen hat auch eine Farbe. Nach dem Glück ist vor dem Glück. Nichts kommt ohne Grund vor – egal wie man’s liest. Am Ende steht immer Happy, sonst nichts!

Die Tage sind himmelblau und ganz rein,
wir müssen uns absolut nicht erkennen,
denn so wie wir sind, so sind wir ein:
Sauhaufen von Idioten – es ist zum Flennen!

*


146. Schritt


Immer wenn man anfängt nach zu denken geschieht das Unglaubliche: der Irrtum setzt ein! Und obwohl wir das gar nicht wahrhaben wollen werden wir „vernünftig“.

Es ist einfach nicht zu fassen was dabei für Mechanismen greifen! Wir grübeln, wir studieren vor uns hin und merken gar nicht, daß wir dabei aussehen wie Büffel. Deshalb nennt man’s ja auch „Büffeln“.

Gesenkten Hauptes gehen wir mit dem Kopf durch die Wand, bemühen die Logik und landen schließlich im Niemandsland, auf einem abstrakten Gebiet, das irgendwer entworfen hat um „sicher zu gehen“, um „sicher“ zu gehen, oder um ganz sicher zu „gehen“.

Er geht einfach weg. Man möchte irgendwo ankommen. Meistens ist das der schwankende Boden einer vorherrschenden Moral, zumindest wenn es sich um gesellschaftliche Probleme handelt. Denn wir sind leer!

Wir münzen unser Vorgehen aus den wissenschaftlichen Bereichen in zwischenmenschliche Verhaltensweisen um. Versuchsreihen werden zu Ereignisketten…nach dem soundsovielten Test muss Ergebnis XY erfolgen.

Oder, wenn wir im Boden der Vergangenheit noch 2 Meter tiefer schürfen, dann stoßen wir automatisch auf die Spuren einer noch früheren Kultur. Immer, wenn wir das auf eine Gegenwart anwenden, die durch eine Zukunft abgelöst werden soll, dann kommt das Nichts!

Denn dann haben wir uns einfach geirrt! Wir machen die notwendigen Tierversuche mit niemand anderem als mit uns selbst, bis wir endlich festgestellt haben, wie verträglich die neue Wasimmeresgradeseinsoll ist…

Unsere „klinischen Tests“ mit uns selbst verlaufen programmgemäß positiv, denn bei uns gelten völlig andere Regeln als bei allen übrigen Weltgeschöpfen. Wir sind etwas Besseres – besonders wenn wir büffeln, pardon „nach“ denken.

Früher, als wir noch nicht so viel nach, sondern gelegentlich überhaupt gedacht haben, nannte man Leute wie uns „dekadent“. Bei Menschen, die ja bekanntlich etwas „Besseres“ sind bedeutet das eine gewisse Denkschwäche, die sich dadurch ausdrückt, daß sie sich, ganz besonders wenn sie nach-denken als nicht mehr lebensfähig erweisen.

Ihre Logik beschränkt sich auf von ihnen selbst ausbaldoverte Gesetze, anstatt auf die Evolution, auf wirtschaftliche Erträge, anstatt auf aktuelle Erfordernisse. Auf die Rationalisierung von Arbeitsvorgängen, die ja nun wirklich mit dem ursprünglichen Begriff der „Ratio“ nicht mehr viel zu tun haben.

So tun wir alles, während wir nach-denken, nur eines nicht: wir suchen nicht nach dem tieferen Sinn! Vor allem die Wahrheit sollte es möglichst nicht sein, was wir finden, sondern vielmehr ein blasiges Konstrukt ohne Grund und Boden. Wir stehen mit beiden Beinen fest – ja, wo denn? In der Luft!

Da sind Leute, die nicht unbedingt Zeit zum Denken haben, schon richtiger am Machen! Sie spüren alles was recht ist! Wenn sie denken, dann meistens nicht nach. Sie lassen ihre Intuitionen laufen, weil ihnen sonst das Essen davonläuft.

Sie ahnen die Fährten des Wildes, einen Geruch im Wind, noch bevor er um ihre Nüstern weht, sie sind mit den Geistern der Ahnen in ewigem Kontakt. Sie reagieren folgeunrichtig, aber nur aus unserer Sicht, weil sie zuerst ihren Gefühlen folgen.

Man nennt das einen gemeinhin „ursprünglichen Zustand“. Der aber beinhaltet ein Empfinden, das seine Kinder klar unterscheiden lässt, zwischen Glück und Gefahr. Sie leben und sterben in der immerwährenden Gegenwart „gottgewollter“ Herrlichkeiten, die ihnen das Leben so nahe bringt, daß sie sich als Ganzheit mit ihm empfinden!

Wir dagegen tun etwas ganz anderes: wir prüfen und analysieren, wir regeln und abstrahieren, wir rationalisieren (uns meistens weg) und wir machen den größten Fehler den man überhaupt begehen kann – wir denken, ohne unsere natürlichen Emotionen befragt zu haben!


© Alf Glocker


4 Lesern gefällt dieser Text.





Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 144, 145, 146"

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 144, 145, 146

Autor: axel c. englert   Datum: 25.05.2015 19:54 Uhr

Kommentar: Der Film ist schlecht, doch mitnichten
Schlecht sind Deine guten Geschichten!

LG Axel

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 144, 145, 146

Autor: possum   Datum: 26.05.2015 1:33 Uhr

Kommentar: Ja und lebt man nach Emotionen
gehört man gar nicht in die Welt,
denn passt nirgendwo hinein! Tolle Zeilen lieber Alf!
Dank und lb Grüße!

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 144, 145, 146

Autor: Mark Gosdek   Datum: 26.05.2015 6:16 Uhr

Kommentar: Jetzt fliegt der Wahnsinn. Irgendwie fehlt mir der 144er Schritt. Hab ich ihn überlesen? LG Mark

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 144, 145, 146

Autor: Alf Glocker   Datum: 28.05.2015 6:45 Uhr

Kommentar: Vielen Dank, liebe Possum!

Der 144. Schritt?
Ich seh mal nach!

LG
Alf

Re: Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 144, 145, 146

Autor: Alf Glocker   Datum: 28.05.2015 6:52 Uhr

Kommentar: Axel, Dich hab ich in der Eile vergessen...
Vielen Dank!

LG

Kommentar schreiben zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 144, 145, 146"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.