4. Willkommen im Leben


Da geht der Vorhang wieder auf! Ja, wie ein Bühnenbild entsteht der Eindruck, den man hat, vor sehr verschied’nen Augen. Ein Schauspiel der Verwandlung hat begonnen. Ein Lernprozess ist angesagt? Was wird es geben? Geistesnahrung? Den Unterricht, der uns dem Lehrstoff folgen lässt? Doch wer sieht was, in welchen Farben? Wird da nicht vielmehr angepasst? Wer nicht viele Fähigkeiten in sich trägt, der soll doch auch begreifen… Worauf kommt’s an? „Gemeinsam in die Zukunft schreiten“? Ein Werbeslogan den man oft zitiert! Nur Augenwischerei! Wer den Verstand bei Zeit verliert, der ist ganz vorne mit dabei!

So tret‘ ich ein?
Die Antwort gibt die Selbstverständlichkeit.
Und sie hält weitere bereit…

Komm nur herein!
Spend‘ gleich Applaus, das stimmt die Regisseure milde!

Was führen sie im Schilde?
Ich bin noch nicht im Bilde!

Das wirst du sehen, wenn man sich bemüht,
nimmt man im Spaß auch eine Rolle an und fügt –
indem das Nichts dich einbezieht –
sich ins Konzept. Dort ist bestimmt noch eine Stelle
frei, die dir entspricht! Wer Anderes behauptet, lügt!,
Bereit‘ dich vor, auf’s Eventuelle,
pass‘ den Bedarf dem Allgemeinen an!

Und wenn das widersinnig ist?

Verdammt, dann sei ein echter Mann
(der glücklich ist wenn er vergisst)!
Das Unvermeidliche ist überall zugegen.
Du musst es als Gesetz zugrunde legen,
bei allem was du anstellst – sei Statist!

Und wenn Despot mir lieber wäre?

Dann geh‘ und kämpf um deine „Ehre“!

Und wenn Despoten ehrlos sind?

Frag nicht so dumm, als wie ein Kind!
Es ist nicht einzusehen, daß sie ehrenvoll sein müssen!
Wer Bücher liest, sie wirklich lesen kann, der wird auch wissen,
daß man, ganz aufrecht nichts erreicht!

Ein Einsehen, das wohl keinem gleicht!

Du kannst nicht die Naturgewalt durchschauen, wenn nichts in dem Empfinden groß genug ist, daß es dich prägt. Darin allein liegt ein Erkennen, das dich zwar in Schwierigkeiten bringt, doch dir auch ins Bewusstsein dringt, als Licht, in diesem Tunnel, der dir Straße ist, auf die verruchte Sonnen scheinen. Und sie vollgestellt mit Steinen!

Wenn du nicht wenigstens mit dem Instinkt erfühlst
Nach welchem Takt hier das Orchester dudelt,
dann ahnst du nicht die Rolle die du spielst,
dann hast du deine arme Seel‘ besudelt,
dies sagenhafte Etwas, das so „arg sensibel“ heißt,
weil‘s keiner hat? Weil’s keiner kennt?
In jedem von uns wohnt ein Geist,
der dämlich ins Verderben rennt,
solang‘ er nicht bereit ist, an sich selbst zu glauben!

Den Anspruch derart hoch zu schrauben
trau‘ im mich nicht bei den Respektspersonen,
die in den schönen Häusern wohnen.
Die alles, weil sie tüchtig (?) sind erreichen.

Du meinst: sie gehen über Leichen!

Sie sind sehr von sich eingenommen?

Na und?! Lass sie doch zu dir runterkommen!

Wenn ihre Nasen an der Decke hängen?

Und sie dich grob ins Abseits drängen…

Dann bin ich zwar in diesem Land zur Welt gekommen,
doch diese Wahrheit ist nur halb.
Ich hab kein Daseinsrecht bekommen,
das ich mir nicht erkämpfen muss.
Das Geldgesindel tanzt um’s gold’ne Kalb,
verleiht sich Titel, Claims und gut dotierte Posten,
erlebt die höchsten Stufen vom Genuss –
und ich soll zuschau’n und im Regen rosten?

Das ist’s, jetzt hast du’s doch erfasst!
Dies gilt’s von Anfang an, im Dieseits zu erlernen:
Du bist hier nichts als nur ein Gast
und strebst im Schweiß nach jenen Sternen,
die in dir lauern und dich vorwärts drängen –
an ihren Fäden wirst du hängen!
Es liegt bei dir damit zu zufrieden zu hausieren –
was Besseres hast du niemand anzubieten.
Dir selber nicht, nicht deiner „Großen Liebe“.
Im Grunde sind wir alle Nieten,
Versager, Trottel, Tagediebe,
oder weißt du, wie man die Welt noch retten kann?

Sie schlägt mich stets in ihren Bann!

Das soll das Letzte Wort gewesen sein. Wir sind in uns, nein, nicht gefangen, wir sind durch uns, in der Bewegung, als fleischliches Konstrukt bestellt. Und ob’s uns nun vielleicht gefällt, ob wir uns gar nicht konvenieren – es ist uns wichtig, daß es uns erhält, dies unaufhörliche Erleben. Da hilft kein Lachen und kein Lamentieren, kein Kampf und auch kein Streben – der Strom der Zeit wird dir beweisen: du sollst in deiner Haut besteh’n! Denn einmal wirst auch du entgleisen…
Drum schreite aus, mit frohem Tritt und nimm dir überall was mit!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Psycho Theater"

Re: Psycho Theater

Autor: noé   Datum: 29.11.2014 9:07 Uhr

Kommentar: Alle vier mit großem Genuss am Wort gelesen. Es tut richtig gut, diese "alte Sprache" in so gekonnter Form vorzufinden.
Der Inhalt ist halt nach wie vor das Thema, das Dich durchgehend beschäftigt und dem "Abonnenten" wohlbekannt ist, aber diese äußere Form "besticht" einfach.
Gefällt sehr, weil sehr (dem Ohr) gefällig.
Und auch der Schluss ist ungewohnt milde.
Eins plus!
noé

Re: Psycho Theater

Autor: axel c. englert   Datum: 29.11.2014 9:56 Uhr

Kommentar: Lieber Alf!

Psycho – Theater – Stück – Premiere:
Perfekt geglückt zu nennen wäre!
Starker Inhalt, schöne Form:
Lesespaß erscheint enorm!

LG Axel

Re: Psycho Theater

Autor: Alf Glocker   Datum: 29.11.2014 17:42 Uhr

Kommentar: Hallo Leute!

Vielen Dank!!!

LG Alf

Re: Psycho Theater

Autor: Uwe   Datum: 30.11.2014 20:20 Uhr

Kommentar: Alf! Nein, ich hab nicht übertrieben, als ich dich als den Schiller des Netzes bezeichnete. Bin auf´s Neue nichts anderes als schwer beeindruckt.

Re: Psycho Theater

Autor: possum   Datum: 30.11.2014 21:10 Uhr

Kommentar: Danke lieb für den Genuss, leider heut schnell rennen muß! LG!

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