Ich berichte heute direkt aus dem magnetosphärischen Zeitstrom. Alles ist hier irgendwie geladen. Ungeheure Datenmengen sind unterwegs. Zusammen ergibt das ein seltsames Rauschen. Es schlüsselt sich, bei genauerem Wegsehen, jedoch in Informationen auf, die einer geheimnisvollen Urquelle entstammen. Bewegung ist oberstes Gebot! Stillstand existiert hier einfach nicht.

Natürlich dürfte ich das gar nicht wissen, aber ich habe meine Sinne (Oberflächensensoren) abgestellt und mich auf Inneres Sehen konzentriert. Deshalb registriere ich auch die herrschenden Turbulenzen völlig anders als erlaubt. Ich befinde mich nämlich in einer Art Stromkabel, in so etwas ähnlichem wie einem Blutkreislauf. Die Ader, respektive das Kabel, muss jedoch eine unendliche Dicke haben.

In ihm sind kleine Hohlkugeln unterwegs. Ihre Membranen sind durchlässig. Überall nehmen sie Eindrücke in sich auf. Wenn sie voll sind, sinken sie zu einem imaginären Grund, hören auf sich zu bewegen und verschwinden somit aus dem allgemeinen Schauspiel, indem sie einfach unsichtbar werden. In einer Welt, die ausschließlich auf Bewegung basiert, ist das natürlicherweise so.

Den Zeit-Punkt ihres Verschwindens bestimmen sie jedoch nicht selbst – obwohl er überall (in Geheimschrift) angeschrieben steht, und die Menge ihrer gesammelten Eindrücke ist auch nicht ausschlaggebend für ihr Absinken. Solange sie im Strom schwimmen werden sie von seltsamen Impulsgeberstellen, oder von anderen Hohlkugeln magisch angezogen. Das nennt man auch ganz richtig: Attraktion.

Die Attraktoren haben etwas, das ganz speziell, für die einzelnen Kugeln entworfen wurde. Beim Auftreffen stehen bestimmte Ereignisse bevor. Ein Erfolg, eine Krankheit/Verletzung, ein Glücksfall, eine Naturerscheinung. Manchmal auch „nur“ das Auftreten einer „Klebesituation“. Dann findet ein Energieaustausch statt. In dessen Verlauf entsteht große Hitze, die wiederum einen neuen magnetischen Wirbel entfachen kann, der aus dem Nichts (aus dem Zustand der Bewegungslosigkeit) neue Kugeln in den Zeitstrom zieht, die, sofort mit Sinnen verkleidet werden, um am Geschehen teilnehmen zu können.

Es kommt immer wieder einmal vor, daß neuangekommene Kugeln fremdartig leuchten. Ihr Leuchten begleitet sie ihren ganzen Bewegungsverlauf hindurch, bis zum Absinken. Es deutet darauf hin, daß sie andere Ereignisinformationen sammeln als die übrigen Hohlkugeln. Oder: sie sammeln die Ereignisinformationen anders als die anderen.

Dadurch entstehen gelegentlich dramatische Irritationen – die wie Irrlichter im Gesamtablauf wirken, es aber nicht sind! Das führt zu vorläufigen Abstoßungsreaktionen durch mentale Abwehrstoffe. Und die wiederum bewirken auf längere Sicht, in der Erzeugung eines Konflikts, die Neu-Darstellung der Situationen, denen man begegnet. Die Hohlkugeln nennen das, nach Beendigung, unschöner Empfindungs-Komplikationen, „Fortschritt“.

Eine Vielzahl der teilnehmenden Membranwesen (um nicht grundsätzlich die Bezeichnung „Hohlkugeln“ verwenden zu müssen) ist von stumpfem Grau, oder verdunkelt sich sogar, wenn Begegnungen stattfinden. Das gilt als völlig normal. Manchmal wird es auch sehr geschätzt, da solche Elemente eine ganz bestimmte Form von Sog im Sog entwickeln können, in dessen Fahrwasser der Eindruck entsteht, man könne schneller vorwärtskommen als auf die naiv-herkömmliche Weise.

In diesen, schneller laufenden, Strömungen spürt man die Angst vor dem Absinken deutlicher als gewöhnlich. Aber auch die Befriedigung etwas erreicht zu haben, wird intensiver empfunden. Diese Faszination greift sowohl auf die helleren, wie auch auf die dunkleren Membranwesen über und endet in der Anerkennung gewisser Überlegenheitsmethoden, die zwar vom Gewissen nicht unbekannt anerkannt werden, ansonsten aber recht förderlich erscheinen.

Ihre Tönung rührt, wenn ich besonders tief darüber nachdenke, wahrscheinlich von den virulenten Stoffen her, die sie von Anfang an, als Mitbringsel, in sich tragen. Irgendwer hat sie ihnen eingeimpft, damit sie den Wandlungsprozess an den „richtigen“ Stellen beschleunigen. Dort drücken sie ihr unangenehm-penetrantes Innenleben ejakulativ nach außen und infizieren damit den Rest der Teilnehmer!

Eine weitere Anzahl Hohlkugeln ist durch ihre Unfähigkeit, Erfahrungsballast aufzunehmen, oder nur in geringen Mengen aufnehmen zu können, auffällig. Sie werden annähernd haltungslos hin und her geworfen. Dabei gelingt es ihnen auch nicht, eine wirkliche Identität zu erreichen. Zusammentreffen mit Hell- Normal- oder Dunkelwesen werden von beiden Seiten als schmerzhaft empfunden.

Ein Licht am Ende des Zeit-Strom-Tunnels ist momentan nicht abzusehen, wenn man einmal das individuelle Unsichtbarwerden von Einzelgebilden ignoriert. Alles geht seinen – ich möchte sagen – unheimlichen „Zentrifugengang“. Sinngebende Faktoren liegen, ebenfalls, wie auch berechtigte Hoffnungen, im Außenbereich des Datenflusses und müssen daher dogmatisch oder ganz frei interpretiert werden!

Was dabei herauskommt, ist schauerlich! Wenn ich jetzt wieder auf „Dominanz immanenter Auffassungsorgane“ schalte, begegnet mir der angewandte Wahnsinn jeglicher Couleur. Ich gerate in Panik! Mir fällt jedoch nichts Besseres ein, als lauthals, ja geradezu hysterisch los zu lachen. Mit weit aufgerissenen Augen renne ich verzweifelt in der „Realität“ herum und hoffe dabei nicht arretiert zu werden. Immer wieder rufe ich in die Menge: Nein, ich bin nicht verrückt! Ich bin nicht verrückt! – ich nicht!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Meine Damen und Herren"

Re: Meine Damen und Herren

Autor: noé   Datum: 11.11.2014 18:41 Uhr

Kommentar: "... Erfahrungsballast aufnehmen ..." hier fehlt ein "zu".
Gruß einer Hohlkugel
noé

Re: Meine Damen und Herren

Autor: Uwe   Datum: 11.11.2014 20:06 Uhr

Kommentar: Weiß nicht so recht... Alf, hast du noch nicht mitgekriegt, dass die grauen Strom- oder Telefonkästen, die allerorten trist erscheinend herumstehen, in Wahrheit Beobachtungsposten bzw. Wohnungen von Außerirdischen sind?
Schlafe vorsichtig, mach dich nicht unbeliebt!

Re: Meine Damen und Herren

Autor: possum   Datum: 12.11.2014 1:04 Uhr

Kommentar: Vom Sog im Sog ... war in den Zeilen ... staune ...! LG!

Re: Meine Damen und Herren

Autor: Alf Glocker   Datum: 12.11.2014 7:18 Uhr

Kommentar: Danke NOÈ, das hab ich übersehen.
Ja, Uwe, ich glaube es gibt eine ganze Menge Beobachtungsposten...
Hallo Possum - gerade beginnt hier wieder der Sog: Morgendämmerung!

LG

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