Ich ahnte Furchtbares.Ich musste es wissen....
Ob ich es hören wollte,war eine andere Frage...Ich wartete............ auf die zukünftige Hölle in meinem Kopf, wie ich kurz darauf erfahren sollte...
Ich blieb ruhig und konzentriert, als Dualgasc zu einer Erklärung ansetzte."Nun....Du warst damals erst seit gerade mal drei Tagen weg gewesen, als unsere Mutter unser neues Geschwisterkind gebar. Wir alle wussten, dass es das erste ungeplante Kind unserer Eltern werden würde.Schließlich liegen zwischen ihr und Cuis geschlagene acht Jahre.Keiner von uns hatte mit noch einem Kind gerechnet.Unsere Eltern auch nicht, aber ihnen sollte es egal sein, solange_" "Es ein Junge werden würde.." unterbrach ich meinen ein Jahr jüngeren Bruder.Das tat so weh...Das durfte doch nicht wahre sein.Es sollte nicht wahr sein.
"Du kennst unsere Gesellschaftsordnung noch besser als ich.Du weißt, was es heißt in so einer Familie mit so einem Stand geboren zu werden.Nur ein gesunder Sohn kann in unserer Welt der eigenen Familie Ruhm und Ehre bringen.Solch einen Sohn hervorzubringen ist unserer Mutter ja wohl auch glänzend gelungen.Schnell erwachsen.Treu.Willensstark.Beliebt in den Augen der Öffentlichkeit und dazu noch erfolgreich auf dem Schlachtfeld und das mit schon weniger als 18 Jahren.Du bist der Pfeiler auf dem unser Stand in der Gesellschaft in unserer nächsten Generation beruht.Du bist wertvoller als alles andere für unsere Eltern.Der Erstgeborene trägt ihre Hoffnung auf eine noch erfolgreichere Zukunft.Wir sind für unsere Eltern nur in dem Punkt vorteilhaft, dass wir unserem Namen ebenfalls keine Schande bringen und, dass sie uns später einmal mit den Töchtern hoher Familien verheiraten können.Gute Beziehungen vergrößern den Einflussbereich einer Familie und damit auch ihre Macht.Bisher waren wir nur Jungen.Alle wichtig für eine gesicherte nächste Generation.Ein Mädchen konnte in diesem perfekten Bild nur stören.Noch im Schlafsaal unserer Eltern,wo sie vor vier Jahren geboren wurde, stand für alle Anwesenden schon fest, dass sie verschwinden musste.Lieber ein totes Kind als eine Schmach riskieren.Die offizielle Version galt von da an für jeden,der bei der Geburt nicht direkt anwesend war.Die einzigen,die von der Existenz eines lebenden Mädchens wussten , waren unsere Eltern, der Hausarzt und die Hebamme.Der Rest der Welt erfuhr noch am selben Tag von einer Fehlgeburt.Zu diesem Zeitpunkt wusste ich auch nicht mehr als du.Wir hatten nicht daran gedacht, dass Vater und Mutter uns etwas verheimlichen würden, da wir schließlich zur Familie gehören, aber da lagen wir wohl falsch.
Sie haben dann nach einem Weg gesucht sie verschwinden zu lassen ohne,dass das Blut eines Kindes direkt an ihren Händen klebt.Jedoch waren sie sich wohl schnell einig, was mit ihr geschehen sollte.So überließen sie unsere kleine Schwester ihrem Schicksal. Sie gaben ihr noch nicht mal einen Namen, da sie es damals, wie heute nicht als ihre Tochter anerkennen.
Am Abend,wo wir alle schon schliefen, wurde sie von dem Arzt wahrscheinlich dorthin gebracht,wo keiner sie jemals suchen würde.Außerdem..... wer sollte schon ein Kind suchen,was tot ist und somit nie existiert hat?Sie brachten sie in eine Zelle im Verließe unter unserem Anwesen.Keiner würde dort ihre weinenden Schreie hören können und es sollte auch keiner Wache auffallen,dass dort ein Kind im sterben lag.Zu dieser Zeit hatten wir keine Gefangenen unter Arrest.Also gab es auch keine Wachen,die dort jemandem im Auge behalten mussten.Ein Neugeborenes kann nicht überleben, wenn keiner da ist, der sich um es kümmert.
So wickelten sie sie in einfaches Leinentuch und schlossen ihr hilfloses Ich in der hintersten Zelle ein.Spätestents nach drei Tagen musste sie sicher verhungert oder auch erfroren sein.Unsere Eltern brauchten nur darauf zu warten, dass die Natur ihr den Gnadenstoß gab.Doch wie du siehst, lebt sie noch.Zwei Tage nach ihrer Geburt trieb unseren jüngsten Bruder die Langeweile durch das Haus.Seine Pflichten hatte er getan gehabt und so suchte er nach einem anderen Weg sich zu beschäftigen.Das Schicksal muss es so gewollte haben,denn ihm fiehl gerade an diesem Tag auf, dass er noch nie in seinem Leben im Verließ unter unserem Haus gewesen war.Seine Neugier brachte ihn in den Keller und der Zufall brachte ihn genau vor die Zelle in der sie bereits um ihr junges Leben rang.Schon zu schwach um zu weinen lag sie dann dort.In seinen Augen nur ein geschnürtes Bündel.Irgendetwas, was offensichtlich in Tücher eingewickelt und dort versteckt worden war.Cuis wollte wissen, was es war und das hat ihr das Leben geretten,denn noch in der selben Stunde stahl er unserem Vater die Zellenschlüssel und fand sie dort vor.So erfuhren wir von ihrer Existenz.Wir mussten uns der grausamen Wahrheit stellen,dass unsere Eltern uns belogen und sie dort eingesperrt hatten.Da du damals nicht zugegen warst,lag es an mir uns Brüder vor unserem Vater zu repräsentieren.Da wir schweren Protest einlegten und ihnen endlos Vorwürfe machten, stimmte er zumindest zu,dass sie vorerst leben durfte,solange die Außenwelt nichts von ihr erfahren würde.Mein Wort wiegt wesentlich weniger als das deine,aber immerhin konnte ich ihr Leben bis heute beschützen,denn zwar hatte unser Herr Vater gesagt er würde sie fürs erste am Leben lassen,aber die Schonfrist war schneller vorbei als ich erwartet hatte.Die letzten vier Jahre waren zum einen die schlimmsten,aber auch die schönsten Jahre meines Lebens.Durch unsere ständige Anwesenheit an ihrer Seite gelang es den Attentätern unserer Eltern nicht, sie zu töten.
Ich war damals ja erst 15 und ich halte mich auch jetzt noch für zu jung um die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen ,aber in der Hoffnung du würdest und dabei helfen sie gegen den Zorn unseres Vaters zu beschützen,nahm ich es in Kauf. Zusammen mit unseren Brüdern habe ich sie in den letzten vier Jahren alleine aufgezogen.Mit fremder Hilfe konnten und durften wir nicht rechnen, da wir natürlich nun auch durch unser Handeln und unsere Auflehnung alles andere als gut vor unseren Vater standen.Bis heute sollen wir ihm nur so wenig wie möglich unter die Augen treten.Ich habe mich sowieso nie von unseren Eltern geliebt gefühlt,also war mir auch ihr Hass egal.Meine Schwester liebt mich und gerade unsere Notsituation hat mich auch sehr mit unseren Brüdern zusammen geschweißt . Wir wollen ,dass sie lebt.Das ist unser Ziel , unsere Aufgabe und da du nun zurück gekehrt bist,hoffe ich wirklich auf deine Unterstützung,denn ich befürchte sie allein zu beschützen wird uns jüngeren Brüdern auch nicht ewig gelingen.....Die Entscheidung liegt jedoch allein bei dir.Ich kann dich nicht zwingen deinen sicheren Platz an der Sonne für ein Kind aufzugeben,was du noch nicht mal seit einer Stunde kennst."Meine Haltung richtete sich wieder und ich spürte die Spannung,die von meinem kleinen Bruder ausging.Ihm hang so viel an ihr.So viel hatte er für sie getan.Sein wohl neues Lebensglück hing an mir und meiner Endscheidung.

Mein Bruder war doch so ein Realist.....und auch ein Ritter...selbstlos...tapfer und entschlossen....Warum hatte ich nie Zeit ihn wirklich kennenzulernen...,aber eins wusste ich...

"Es hat nie einen echten Platz unter der Sonne für mich gegeben.Doch schon sehr bald werden wir alle zusammen uns in ihrem Glanz sonnen.Im Glanz unserer Schwester, die ich mit meinem Leben beschützen werde...genauso, wie dich und unsere Brüder."Ich blieb nicht stehen.Ich ließ ihn nicht allein in dem Moment,wo sich die Last der ganzen Welt von seinem Herzen löste.Er war in den Augen unserer Eltern vielleicht nur der Zweitgeborene, aber er hatte bereits Dinge geleistet, die er in seinem jungen Alter eigentlich gar nicht hätte leisten dürfen und können.Er war so stark.Er hatte niemandem gehabt an den er sich wenden konnte.Keiner der ihn stützen würde .Als ältester hatte er damals alle Last auf sich gezogen.Die Verantwortung für ein neugeborenes Kind.Den absoluten Hass und die Verachtung seiner eigenen Eltern,die ihn nie geliebt und ihm auch nie wirklich ihre Aufmerksamkeit geschenkt hatten und die lebensnotwendige Vorbildfunktion,die auf ihn fiehl, übernommen,als ich ging und unsere kleinen Brüder ein Vorbild brauchten.Er hatte nicht mehr als Hoffnung und den Willen zum Sieg.Alles andere stand gegen ihn und zum ersten mal in meinem Leben fühlte ich mich wirklich gebraucht.Ich bekam nun ein Ziel für das es wert war zu kämpfen.Ich schoss mein altes Leben in den Wind.Es war völlig wertlos.

Ich wandte mich zu meinem Bruder um,der immer noch mit gestrafften Schultern vor mir stand und ich konnte es spüren.Den Kampf,den er mit sich selbst auszumachen versuchte.Wir hörten wieder Lachen aus dem Raum vor uns.Ich machte diesen einen Schritt auf ihn zu, der uns nur noch getrennt hatte.Ich stand direkt vor ihm und beugte mein Gesicht leicht zu seinem Ohr vor.
Leise flüsterte ich."Sag mir kleiner Bruder.Hast du in den letzten vier Jahren geweint?"Er schwieg und ich konnte sein Zittern schon spüren,als ich so nah bei ihm stand."Na komm.Sag es mir." forderte ich ihn behutsam auf sich mir zu öffnen.Er zögerte.Doch nach einer gefühlten Ewigkeit schüttelte er leicht seinen Kopf. "n-nein.."kam es nur in einem leisen Hauch über seine Lippen.
Meine Lippen formten ein verständnisvolles Lächeln,als sich meine Arme um meinen etwas kleineren Bruder legten.Es war dunkel.Keiner sah uns.Keiner hörte uns."Ich bin ja so stolz auf dich."flüsterte ich,als sich meine Arme immer enger um seinen Körper zogen."Keiner wird es hören.Keiner wird es jeh erfahren...,wenn du jetzt hier weinst."Die Welt zerfiehl,als sich seine Arme auch um mich legten und er sein Gesicht in meiner Schulter vergrub und bitterlichst weinte.Mein Hemd dämpfte sein Schluchzen, als ich ihm dabei tröstend über den Kopf streichelte.
"Wir werden nur noch gemeinsam stark sein...."


© Red Papermoon


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Beschreibung des Autors zu "1.2 Tränenregen"

Nun mein zweiter Teil.Ich wünsche viel Vergnügen und würde mich auch über Kommentare freuen.die Geschichte ist zwar mehr zum weinen als zum lachen,aber ich hoffe euch gefällt sie trotzdem....
LG Red Papermoon




Kommentare zu "1.2 Tränenregen"

Re: 1.2 Tränenregen

Autor: Schmusekatze   Datum: 20.11.2014 16:11 Uhr

Kommentar: Hart, traurig, aber echt schön...
Toll geschrieben leider ein paar Rechtschreibfehlerchen (v.A: im ersten Teil)

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