1.
Wir beschreiben das Jahr 2213. Der dritte Weltkrieg ist schon seit 5 Jahren vorbei. Trotzdem spürt man die Narben noch immer. Sie schmerzen. Seelisch, wie auch körperlich. Ja sogar die Erde hat noch Schwierigkeiten. Die Reichen gewannen den Krieg und das spürt man heute immer noch.
Sie entschlossen sich dazu, sich an den Normalverdienern zu rechen, da sie glauben, wir wären Schuld an dem Krieg. Sie behandeln uns wie Tiere: Zuchttiere, Arbeitstiere, Haustiere. Nur das wir keine Tiere sind, sondern Menschen. Was war denn früher mit den Menschenrechten? Alle weg? Ja anscheinend schon. Und so beginnt die Geschichte von einem 16-jährigen Mädchen, was nach dem Weltkrieg in so ein Lager gesteckt wurde und nun zum Verkauf steht. Ihre blauen Augen und ihre braunen Haare, lassen sie wie eine Märchenfigur aussehen. Sie ist begehrenswert. Sie ist wunderschön. Doch es bringt ihr nichts. Es wird ihr zum Verhängnis und zur Strafe…

Das alte Bett, auf dem ich saß, knarrte als ich aufstand. Ich schlafe schon vier Jahre darauf und es wurde noch nie neu bezogen. Es stinkt und ist zerlöchert. Federn liegen auf dem Boden. Ich sitze hinter Gittern. Ich fühle mich wie eine Verbrecherin. Auf dem Schild draußen vor meiner Zelle steht:

Name: Selena
Alter: 16 Jahre
Eigenschaften: Selena, ist eine junge, ruhige und wunderschöne Hausfrau. Sie sagt was sie denkt, ist dabei aber nie unhöflich. Sie ist im Umgang immer zuvorkommend und nett. Selena eignet sich in ein paar Jahren sehr gut für Zucht. Dem Kinderglück steht nichts mehr im weg!
Kaufpreis: 2 Millionen

Jeden Tag laufen Leute vorbei und sehen mich an, wie ein Schwein, was bald geschlachtet wird. Sie tragen alle, Krawatte und Anzug. Teure Uhren und Armbänder. Swarowski besetzte Ketten und Ohrringe. Sie kotzen mich nur noch an.
Viele haben Interesse mich zu kaufen, doch dann sehen sie den Kaufpreis und gehen weiter. Die Besitzer des Lagers meinen sie hätten mit mir den Durchbruch geschafft, da ich intelligent, schön und nett bin und dadurch sich mein Kaufpreis erhöht und sie mehr an mir verdienen können. Jeden Tag kommen Ärzte und untersuchen mich. Es kommen mehrmals am Tag drei Mädchen in meinem Alter, schminken mich und stecken mich in atemberaubende Kleider. Dann bringen Wachen mich zu einem kleinen Zimmer mit Scheiben, wo sie mich rein setzten und ich dort für mehrere Stunden bleiben soll. Manchmal soll ich tanzen, singen oder einfach nur da liegen und auf die Decke starren. Ich bekomme jeden Tag essen so viel ich will. Ich darf mir an Weihnachten etwas wünschen. So gesehen geht es mir nicht schlecht, doch dann werde ich wieder hinter Gittern gebracht und in Lumpen gesteckt. Dann muss ich schlafen.
Jeden Tag zwingen sie mich Sport zu machen.
Manchmal darf ich den Besitzer zu einem Ball begleiten.
Doch trotzdem frage ich mich immer wieder… Warum tun sie das? Warum ausgerechnet ich?

Ich ging zu den Gitterstäben und unterdrückte die Tränen. Es ist 10 Uhr und gleich müssen Taby, Bonny und Lisa kommen und mich schminken und in dieses Traumhaftschöne Kleid stecken, was auf einem Stuhl neben mir liegt. Ich nehme den Stoff in die Hand. Er ist so schön weich und das Parfüm was schon auf ihm liegt, duftet himmlisch. Ein kichern ertönt im Gang und ich setzte mich wieder aufs Bett. Die drei Mädchen stecken neugierig den Kopf in meine Zelle:
„Guten Morgen, Schönheit!“, trällert Bonny.
Ich gebe nur ein verschlafendes „guten Morgen“ zurück.
„Na da ist aber einer noch nicht so gut drauf.“, lacht Lisa und schließt die Tür zu meinem Käfig auf.
Taby rümpft die Nase: „Baah, hier müsste auch mal wieder einer Lüften.“
Dann machen sich die drei sofort an die Arbeit. Dabei erzählen sie mir den neusten Tratsch, was draußen wieder alles vor sich geht. Ich beneide sie. Sie sind frei, verdienen ihr Geld und können in einer kleinen, sauberen Wohnung leben. Sie brauchen nicht immer hübsch aussehen, können überall hin gehen und können lachen. Seit 5 Jahren habe ich nicht mehr gelacht. Es gab nie einen Grund. Wenn Sam mich manchmal mit zu einem Ball mit nimmt, zwinge ich mir ein lachen auf. Ich muss, sonst werde ich geschlagen.
„…, findest du nicht auch, Selena?“, Taby riss mich aus meinen Gedanken.
„Mhm? Was hast du gesagt? Tut mir leid. Ich habe nicht zu gehört.“
„Sag mal, Maus. Wo bist du heute nur wieder mit deinen Gedanken?“, lachte Lisa.
„Ich hab keine Ahnung“, gab ich Kleinlaut zurück. Alle drei kicherten und machten weiter mit ihrer Arbeit.
Als ich nach 2 Stunden endlich fertig geschminkt, frisiert und angezogen war, betrachtete ich mich im Spiegel.
Das Kleid passte nicht zu mir. Es war viel zu schön für mein Gesicht. Ich mochte aber dafür die Frisur.
Sie geleiteten mich noch zur Wohnung von Sam.
„Sagt nicht, ich fahre wieder zu einem Ball.“, meine Stimme klang genervt.
„Doch Süße“, gab Taby lautlos wieder.
„Ich werde dich vermissen!“, tränen stiegen in die Augen von Lisa.
„Wow, Mädels was ist los? Warum heulst du? Und wieso schweig ihr jetzt alle auf dem Weg zur Sams Wohnung?“
Bonny brach in Tränen aus, aber keiner wollte mir sagen worum es geht. Sie gaben mir alle drei ein Kuss auf die Stirn und verschwanden sehr schnell. Die Tür ging aus, Sam stand im Anzug und Schlips vor mir. Er strahlte: „Hallo meine Bezaubernde!“
„Hallo Sam, kannst du mir bitte sagen, was los ist und wohin wir fahren werden?“
„Klar Doch Selena, du wunderschöne! Ich habe dich verkauft und wir übergeben dich nach einem Ball.“
Mir stockte der Atem, aber ich versuchte normal weiter zu reden.
„Und wieso nicht sofort?“
„Ach, du kleines Dummerchen. Das ist unauffälliger.“
„Ah ja.“, Ich schwieg die ganze Fahrt.
Als wir ausstiegen, setzte mich mein gefaktes Lächeln auf und nahm die Hand von Sam. Er geleitete mich durch unzählige Türen, bis wir den großen Festsaal betraten, wir waren fast die Letzten. Noch viele Stufen trennten mich vor den der Tanzfläche. Ich wollte die Stufen herunter gehen, doch Sam hielt mich auf.
„Warte noch kurz“

Dann ertönte es durch den Lautsprecher, sodass ich rot wurde und am liebsten hätte wegrennen wollen:
„Meine Damen und Herren, lassen sie uns den Gastgeber dieses Festes und seine traumhaftschöne und äußerst teure Frau begrüßen.“

Alle Kameras richteten sich auf uns und ich sah mich riesengroß auf einer Leinwand. Ich hätte eigentlich einen hochroten Kopf haben müssen, doch Taby, Bonny und Lisa haben mal wieder ein Wunder mit dem Make-up vollbracht. Man sah nicht ein bisschen röte, nur der leicht große Hauch von Rouge. Ich versuchte zu strahlen, als wir die Treppen herunter gingen und nicht über mein Kleid zu stolpern, was mir zwischen den Beinen hang.

Hier liefen nur Reiche und Wunderschöne Leute rum. Sie trugen alle teure Ketten und Uhren und wunderschöne Kleider und maßgeschneiderte Anzüge.
Sam und ich setzte uns an einen Tisch an dem drei Männer saßen.
Der erste rechts von mir, trug eine Rolex Armbanduhr und einen rosa Schlips. Der zweite Gegenüber von mir, hatte blonde Haare. Ich achtete nicht auf das was er trug, wie ich es sonst immer machte, sondern mich starrte nur in seine Augen. Er hatte so schöne blau-grüne Augen, die mich neugierig beobachteten. Den dritten Herrn nahm ich nicht mehr war. Ich hatte nur noch Augen für den Blonden, mit den wunderschönen Augen. In seinem Gesicht war alles an der richtigen Stelle und alles passte genau darein. Bei seinen Haaren hatte er nichts dem Zufall überlassen. Sie waren perfekt gestylt und jede Strähne saß am richten Platz. Ich schaute mir jedes Detail in seinem Gesicht an. Ich bekam nichts mehr von dem Gespräch mit, welches währenddessen angefangen hatte. Der Blonde schaute nicht einmal weg, er inspizierte genauso mein Gesicht, wie ich seins. Immer wieder trafen unsere Blicke sich und ich strahlte jetzt noch mehr, aber diesmal war es kein falsches Lachen. Endlich mal ein richtiges Lachen seit vier Jahren.
„…, habe ich Recht, Selena?“
Automatisch gab ich zurück: „Ja, ich gebe ihnen vollkommen Recht. Ich stimme ihrer Meinung zu.“ Dann konzentrierte ich mich wieder auf sein Gesicht.
Auch er lächelte. Ich hatte völlig vergessen wieso wir überhaupt hier waren. Bis Sam mich aufforderte zu tanzen.
Mein letzter Blick huschte nochmals auf seine Augen. Er zwinkerte mir zu. Dann drehte ich mich zu Sam und wir gingen rüber zu Tanzfläche.
„Also Selena. Du bist so gut wie verkauft. Du wirst in ein Lager nach Deutschland gebracht.“
„Ich dachte, wir wären in Deutschland.“
Sam lachte, dann räusperte er sich wieder: „Ich werde es vermissen, wenn du verwirrt bist. Das ist immer so süß. Nein wir sind in Österreich, ein paar Kilometer von der Deutschengrenze entfernt.“
„Ach so. Und wohin geht es dann genau?“
„Nach Kiel. Dort ist ein richtig edles und hochwertiges Lager.“
Automatisch hörten meine Füße auf sich im Takt der Musik zu bewegen und blieben stehen.
„Selena? Was ist los?“
„Ein Lager? Du hast gesagt, du hast mich verkauft!“
„Ja hab ich auch. Nur halt in ein anderes Lager.“
Nein! Ich wollte in kein anderes Lager. Ich wollte bei einem Mann leben. Studieren, arbeiten gehen, eine Familie Gründen. Ich dachte, die Tage in so einem Lager wären vorbei! Aber nein jetzt gehen sie woanders richtig los!
Ich konnte nicht anders. Ich zog meine Schuhe aus, hob mein Kleid an und rannte von der Tanzfläche. Tränen strömten in meine Augen. Ich rannte die Treppe hoch. Ein Schluchzen drang aus meiner Kehle. Ich hörte nur noch wie Sam die Security rief. Doch das störte mich nicht. Ich wollte nur noch weg. Weit weg.
Aber erstmal musste ich hier raus finden. Ich rannte durch mehrere Türen. Irgendwo hin. Nach der gefühlten 1000 Tür, öffnete ich eine modrige alte Tür. Dort standen ein kleines Bett und ein Schrank drin, doch ich ignorierte es. Ich sah nur noch das kleine Fenster, was einen Garten zeigte. Ich öffnete das Fenster und sprang. Ich flog. Mehrere Meter? In den Tod vielleicht? Durch das Schluchzen kam ein kleines Lachen. Wenn ich Tod wäre dann könnte keiner mich zu etwas zwingen, oder mich verkaufen.
Dann kam der Aufprall…


© BellaLuna


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Beschreibung des Autors zu "Ich suche noch nach einer Überschrift (Teil 1)"

Eine Gesichte über die Zukunft. Teil 2 und 3, wie weitere sind noch in der Bearbeitung.
Ich hab noch keine Überschrift für diese Geschichte, weil ich eigentlich immer erst zum Schluss der Geschichten eine Überschrift suche.

Ich hoffe es gefällt euch...




Kommentare zu "Ich suche noch nach einer Überschrift (Teil 1)"

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