In einem Dorf standen viele Häuser, verschiedene Häuser, die jeweils andere Geschichten hatten. In ihnen spielten sich Dramen, Komisches und Nettes ab.

Ein Haus stach hervor. Es war wunderschön, golden mit einem lila Dach, es sah aus, als ob es aus echtem Gold war. Sein Garten war schön bepflanzt, mit Orangenbäumen, Orchideen, Buchsbaum und Rosen in allen Farben. Ein kleiner Weg führte durch den Garten bis zu der goldenen Tür. Voller Neid und Bewunderung sahen die Menschen das Haus an. In dem Haus lebte eine alte Frau, sie musste irgendein Geheimnis haben, sagten sich die Leute, warum sollte sie sonst in einem solchen Haus wohnen. War sie vielleicht die Tochter eines Fürsten, hatte sie einen reichen Mann ermordet, oder war sie eine Hexe ? Doch die Frau schien freundlich und weise zu sein, und sie beachtete das Gerede der Leute nicht. Mit Hingabe pflegte sie ihren Garten.

Eines Abends jedoch wurde es dem Nachbarn gegenüber zu bunt, er fluchte, weil er so wenig besaß und dafür noch den ganzen Tag schuften musste. Seine Wut richtete sich schließlich auch gegen die alte Frau in dem goldenen Haus. Wie konnte es sein, dass sie so einen Reichtum besaß ? Er wollte auch Gold besitzen, er wollte so reich sein wie die Alte und er gönnte der Alten das schöne Haus nicht. Er fasste einen Plan. Er wollte die Alte vergiften und das Haus zu seinem Eigen machen. So mischte er Kräuter zu einem Tee, füllte den Tee in eine exklusive Kanne und klingelte an der Tür der alten Frau. Die weißhaarige Alte öffnete die Türe und freute sich über den Besuch. Der Nachbar sagte, er habe frischen Tee aufgebrüht und brächte ihr auch eine Kanne. Die Frau bedankte sich, wollte den Tee probieren und trank gleich eine Tasse. Doch schon nach den ersten Schlucken verlor sie das Bewusstsein und fiel auf den Boden der Diele. Der böse Nachbar freute sich hinterhältig, sah sich in der üppig ausgestatteten Diele um und kontrollierte, dass die Frau tot war. Dann packte er die Leiche in seinen Wagen, fuhr mit ihr in den Wald und vergrub sie inmitten der Bäume.

Er hatte kein besonders schlechtes Gewissen, denn die alte Frau war ja wahrscheinlich eine Betrügerin und eine Hexe. Jedoch hatte er etwas Angst, dass sein Verbrechen ans Tageslicht kommen könnte. Als er wieder zu Hause ankam, traute er seinen Augen nicht. Das schöne Hause war bis zu einem Haufen Asche niedergebrannt. All der Reichtum, auf den er gehofft hatte, war verschwunden. Der böse Nachbar war völlig schockiert, alles war umsonst gewesen. Er passierte seine Einfahrt und auf einem Stein in seinem Garten stand die Kanne, mit der er der alten Frau den Tee gebracht hatte. Seitdem erschien ihm die Alte jede Nacht in seinen Träumen, machte ihm Vorwürfe. Der böse Nachbar fand keinen Schlaf mehr und schließlich wurde er über dieser Schlaflosigkeit wahnsinnig, sprang in seinen Wagen und fuhr in eine Schlucht herunter. In dem Moment, als der Nachbar starb, entstand wieder das Haus in seiner schönen Pracht. In ihm wohnte von nun an eine junge Frau.


© Simone Seebeck


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Kommentare zu "Das Haus auf der anderen Seite der Straße / Märchen"

Re: Das Haus auf der anderen Seite der Straße / Märchen

Autor: Drachenblut   Datum: 20.07.2014 0:33 Uhr

Kommentar: Ich weiß nicht so recht was ich von dieser Geschichte halten soll irgendwie erinert sie mich an mein uraltes grimm buch wo die märchen so brutal drinnen standen
Also kleines Fazit
Wunderbar Geschrieben ich habe es sehr gerne gelesen das ende war nun ja ein Märchen halt der böse stirbt und die gute Hexe lebt wieder.
Aber wer sagt uns das nicht die Hexe eifersucht schürt um unbestraft töten zu können und sich an dem schmerz den der Nachbar erleiden musste stärckt und ihren opfern die Lebenskraft zu entziehen.

Nunja das ist bei Märchen nun mal so man weiß nie ob das scheinbare Happy End nicht doch eine kleine lüge war.

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