Ich blickte auf in den nächtlichen Himmel, dessen Sterne wie kleine weiße Diamanten schimmerten. Der schaurige Schatten der dunklen Tannen ragte steil über mit. Mein Körper fror trotz des feuchten Bodens auf dem ich lag nicht, dazu war meine Aufregung viel zu groß, mein Puls zu hoch.
Ich rappelte mich auf und starrte in den Wald. Nebelig, wie ein Schleier der alles versteckte, er dämpfte jegliche Geräusche und es wirkte so ruhig und unberührt, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt hatte.
So viel hing an mir, also musste ich den Verstand behalten. Würde ich mich erwischen lassen während ich die Reliquie in meinen Händen davon tragen würde, dann, und das schwöre ich bei meiner Identität, wäre ich binnen Sekunden tot. Einfach weg, ich hätte versagt und alles würde um sonst gewesen sein.
Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Mein Partner, der, der mein Schicksal teilen müsste. Wir mussten uns blind vertrauen können und das taten wir auch. Zumindest meistens. Vielleicht manchmal, wenn die waghalsigen Ideen des Anderen über den eigenen sinnvollen Verstand gingen, aber nur so konnten wir überleben.
Schließlich trat er neben mich und nickte mit seinem Kopf in eine Richtung. Ich sah es auch, die Silhouette einer Gestalt, eines Menschen. Vermutlich eine Wache? Sehr vermutlich sogar.
„Ich werde ihn erledigen Areth, halte dich versteckt!“, flüstere er und klopfte mir leise auf die Schulter.
Dafür war ich ihm wie immer sehr dankbar. Ich tötete nicht gerne, es war grauenhaft, höchstens um mein eigenes Leben zu retten, oder das meines Partners.
„Danke Prosper...“, murmelte ich. Leise, denn der Nebel verschluckte zwar alles, trotzdem sollte man vorsichtig sein.
Prosper schritt schleichend zur nächsten Tanne, hievte sich ein paar Äste hinauf und überblickte die Waldfläche. Sein Blick war scharf, der ausgeprägteste dem ich lange unter die Augen treten durfte. Hinter seinem Rücken zog er die kleine Armbrust, die wir vor wenigen Tagen noch für einen Haufen Geld von einem Waffenhändler gekauft hatten. Er sagte die Waffe sei wie für ihn gemacht, doch ich kannte Prosper. Eine einzige nette Aussage brachte ihn nicht dazu etwas zu kaufen. Er konnte handeln wie ein Weltmeister und zum Pech des Verkäufers gefiel Prosper die Armbrust. Sie legte sich wie angegossen in seine Hand, war leicht, dennoch hatte sie genug Gewicht etwas in der Hand zu halten, außerdem hatte sie die perfekte, praktische Größe. Trotz dass wir am Ende auf der Hälfte des Preises standen mussten wir sämtliches Gespartes dafür auf den Tisch blättern.
Ein Schuss und leise schoss der Bolzen in sein Ziel.
Nur ein klägliches Stöhnen hinterließ das Opfer, ehe es auf den Waldboden fiel.
„Sie schießt unglaublich!“, rief Prosper begeistert, trotzdem so leise, dass es niemand im größeren Umkreis hören würde.
Ich grinste lediglich, denn meine Aufregung war zu groß, als dass ich fröhlich durch die Gegend springen könnte. Ein guter Kauf und wenn wir Glück haben wird die Armbrust uns noch einige Jahre begleiten.
„Du weist wo es sich befindet?“
Ich nickte.
„Du hast dein Werkzeug?“
Ich nickte.
„Du bist aufgeregt stimmt's?“
Wieder nickte ich und senkte daraufhin den Kopf. Prosper kam auf mich zu.
„Ich bin die ganze Zeit bei dir, du schaffst das.“
Vermutlich schon, trotzdem konnte das nichts an meiner Nervosität ändern. Mein Puls stand hoch und meine Hände zitterten, mein Körper schwitzte.
„Auf jetzt, Areth“, murmelte Prosper, klopfte mir erneut auf die Schulter und schlich voran Richtung Lager. Das Lager in dessen Inneren ein Zelt stand, welches eine gut verschlossene Truhe enthielt, dessen Inhalt wir haben wollten. Die Reliquie. Die Reliquie die über Macht bestimmte. Ein magisches Objekt, dass dem Besitzer Unmengen an Kraft geben würde, würde er mit einem aufwändigen Ritual die Gunst des Geistes, welcher in der Reliquie lebte, erlangte. Und uns lag es daran, zu verhindern, dass es in die falschen Hände geraten würde.


© svenja.lepa


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Beschreibung des Autors zu "Ein Diebstahl von Magie"

Areth und Prosper haben einen geheimen Auftrag der nicht fehlschlagen darf.

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