Kapitel 1
Der Fuchs Fungi betrat mit düsterem Blick eine verauchte Bar mitten im Wald. Dort wo sich nur die härtesten Typen treffen. Man könnte nicht meinen, dass Fungi hier dazugehört, denn so sieht er gar nicht aus. Er hat einen vertrauenswürdigen Blick und treue blaue Augen, aber der Schein trügt ja, wie man so schön sagt.
Sein Blick durchdrang die Menge wie ein Blitz. Einige zuckten zurück. Jeder wusste, dass von diesem Fuchs nichts Gutes Ausgehen konnte. Ein paar Ratten, die gerade Karten gespielt hatten, sahen ebenfalls erschrocken auf und verfolgten ihn mit ihren glasigen Augen. Tödliche Stille kehrte ein. Niemand wagte es auch nur in seiner Anwesenheit zu atmen. Gefährlich war gar keine passende Beschreibung.
Er war der letzte Nachfahre des Sklavenhändlers Slagar, auch bekannt als Hühnerhund, der seine Mutter rächen wollte und deshalb die Kinder Redwalls entführte. Doch das ist schon lange her.
Auch Fungi war nicht frei von Racheplänen. Er war der Sohn Karas, dem Onkel Slagars und wollte die Schande, die Martin und dessen Sohn Mattimeo über die Familie gebracht hatten, nicht länger tragen.
„Wer hilft mir freiwillig meine neuen Sklaven nach Darkrivers zu bringen?“, knurrte er in die Menge. Weitaufgerissene Augen starrten ihn an.
„Was wollen sie denn in Darkrivers?“, fragte eine vorwitzige Ratte namens Sabberschnauze.
„Meine Sklaven werden mir dort eine Festung aufbauen, du Idiot!“, schrie Fungi, woraufhin Sabberschnauze vor Schreck über seinen Stuhl fiel.
Ein paar Ratten, die das wohl für eine gute Gelegenheit hielten, streckten die Pfoten. Ihr Anführer Blutbacke trat vor Fungi.
„Wir machen mit, aber nur wenn deine Sklaven uns danach auch eine Festung bauen.“
Fungi zuckte mit den Schultern. „Na meinetwegen.“
Blutbackes Augen blitzten auf. Fungis ebenfalls.

Zuvor:
Der Bach plätscherte fröhlich und die Sonnenstrahlen wärmte alles auf der grünen Wiese. Emil, Sohn von Mattimeo und Tess, rannte mit seinem besten Freund Kato Kirchenmaus, Sohn von Tim Kirchenmaus, über das Graß. Sie lachten und tobten ausgelassen. Liliana, ein Mäusemädchen ungefähr im Alter von Emil und Kato, näherte sich den beiden mit einem Korb Erdbeeren.
„Hey! Wollt ihr probieren?“, lächelte sie die beiden an und streckte ihnen den randvollen Korb hin. „Gerade erst gepflückt. Daraus machen wir heute noch eine Erdbeertorte wegen dem Geburtstag deines Vaters, Emil.“
Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen und griffen mit einem kurzen „danke“ zu. Nachdem er fertig gekaut hatte, sah Emil sich um.
„Wo ist mein Vater überhaupt?“, fragte er Liliana.
„Ich glaube, er macht mit Matthias einen Spaziergang.“, lächelte sie zurück, verabschiedete sich mit einem Winken und ging in Richtung Hauptgebäude. Matthias, der Krieger, war Emils Großvater und darauf war Emil sehr stolz. Er liebte es die alten Geschichten über Cluny, Slagar und General Eisenschnabel zu hören und hoffte eines Tages genauso mutig mit Martins Schwert zu kämpfen wie sein Vater und einst sein Großvater.
Matthias und Mattimeo liefen neben einander her. Sie waren still, aber genossen diese Stille. Beide hatten dafür gesorgt, dass in Redwall wieder Frieden herrschte und waren froh das der Kamp nun vorbei war. Sie näherten sich der Abtei als es schon früher Abend war. Die Tore öffneten sich und sie traten ein.
„Überraschung!!!“, ertönte es von allen Seiten. Überall waren bunter Lichter aufgehängt und der große Garten strahlte und glitzerte. Alle Versammelten hatten nun angefangen ein Geburtstagslied für Mattimeo zu singen.
„Danke, danke meine Freunde!“, lachte Mattimeo. Tess eilte zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, während Kornblume mit ein paar anderen Mäuschen die große Erdbeertorte hereinbrachte. Konstanze, die inzwischen schon sehr alt war, humpelte Hand in Hand mit Basilius Hirschhase in den Hof und grinste breit.
Der zuständige Abt Mortimer umarmte Mattimeo.
„Dank ihnen und ihrem Vater ist Redwall heute noch sicher und heute wird gefeiert!“, lachte er. Auf diese Worte stießen alle an und sangen und tanzten bis in die Nacht hinein.
Sie wurden morgens unfreundlich von harten Klopfen an das große hohe Tor geweckt. Abt Mortimer öffnete nur ungern. Verschlafen blickte er auf die in Kutten gehüllten Männer. Einer von ihnen zückte eine Bratpfanne und schlug sie ihm gegen den Kopf. Alarmiert nahmen die restlichen Bewohner Redwalls ihre Waffen zur Hand, doch bevor sie etwas tun konnten, verhüllte dichter Nebel ihre Sicht. Mattimeo und Matthias suchten verzweifelt nach Martins Schwert. Mattimeo ertastete es und bahnte sich seinen Weg durch die graue Schicht in der Luft in Richtung Tor. Matthias schnappte sich eine Gabel und folgte ihm. Doch bevor die beiden angreifen konnten, fielen sie in Ohnmacht.
Die Angreifer lachten und nahmen ihre Masken ab. Von dem Schlafgas im Nebel würden die nicht so schnell wieder erwachen und sie hatten genug Zeit um ihren Plan auszuführen.
Als Mattimeo die Augen öffnete, stand die Sonne hoch am Himmel und ein paar Spatzen sahen ihn an.
„Killi,Killi!“, ertönte ihr Ruf laut über die ganzen Hof. Neben ihm lag Martins Schwert. Ein paar Schritte entfernt von ihm sein Vater. Matthias bewegte sich nicht. Nicht einmal seinen Atem konnte man sehen.
„Vater!“, schrie Mattimeo und rannte zu ihm. Er schüttelte ihn, doch Matthias blieb still liegen. „NEIN! Bitte nicht!“
Durch sein lautes Geschrei begannen die anderen aufzuwachen. Kornblume rannte zu den beiden. Tränen stiegen ihr in die Augen als sie den leblosen Körper von Matthias sah.
Er war tot.
Kornblume brach neben ihm zusammen und ihre Tränen glitten ihr wie in einem Wasserfall die Wangen hinunter. Tess setzte sich neben sie und hielt ihr tröstend die Hand auf die Schulter. Mattimeos Augen füllten sich mit Wut.
Abt Mortimer näherte sich ihnen und konnte nicht glauben was geschehen war. In seinen Kopf klaffte eine mehr oder weniger tiefe Wunde, die er sich schmerzverzerrt hielt. Jessica Eichhorn lief auf ihn zu, um die Wunde zu behandeln.
„oh nein, Matthias!“, ertönte die schrille Stimme von Basilius Hirschhase, der das ein wenig spät bemerkte. Eine Gruppe von Tieren versammelten sich um Matthias und waren wie erstarrt. Niemand hätte jetzt noch mit so etwas gerettet.
„ich sah Amitt…“, sagte Matthias mit leicht zittriger Stimme. „mein Schwert soll für mich richten…“
Erschreckt sahen die Tiere auf.
„Vater!“, erklang Mattimeos verzweifelte Stimme. „Geht es dir gut?“
„Ja, aber Emil nicht…“ Matthias deutete zum Himmel. „Sie haben zum zweiten Mal unsere Kinder entführt. Martin hat es mir gesagt. Also… mach dich auf mein Sohn und rette sie… nimm Martins Schwert..“
„Was ist mit dir?“, fragte Mattimeo besorgt.
„Mach dir um mich keine Sorgen… rette die Kinder!“, befahl Matthias und schlief friedlich ein, während er: „ich bin stolz auf dich, mein Sohn“, murmelte.
Ein paar Mäuse trugen ihn auf einer Barre in die Abtei hinein. Der Krankenflügel dort füllte sich ziemlich schnell. Dort befanden sich unter anderem: Abt Mortimer mit seiner Kopfwunde, Konstanze mit einem scheinbar gebrochenem Bein, der Vormaulwurf mit vielen stechenden Kratzern und Jessica mit einem verbundenem Arm. Die Krankenschwersternmäuse hatten es nicht so einfach und auch Cynthia, die Oberärztin war, wusste nicht genau wie sie das alles schaffen sollten.

In der Zwischenzeit öffnete Emil die Augen. Zusammen mit Kato, Liliana, Lisa Eichhorn und Bastian Igel und dessen Zwillingsbruder Simon Igel in einem großen, staubigen Verließ gefangen. Spinnen krabbelten mit anderen Käfern umher und Fliegen kreisten in jeder Ecke. Bewacht wurden sie von einer fetten Ratte mit halbabgenagtem Schwanz.
„Kato, Liliana..!“,flüsterte er und stupste seinen besten Freund an. Der schreckte hoch und stieß gegen die Wand. Viel Staub flog auf und das, durch den vielen Staub ausgelöste, Husten konnte nicht unterdrückt werden. Als der Staub sich einigermaßen gelegt hatte blickte auch Kato sich verzweifelt um.
„Wo-WO sind wir hier??“, fragte er verängstigt und rückte näher an Emil.
„Kein guter Platz zum Schlafen, da bin ich mir sicher.“ Lilianas Blick spiegelte Angst und Verzweiflung wieder.
„Keine Angst, Leute. Unsere Väter werden uns schon retten.“, sagte Emil und dachte an die Geschichte seines Vaters. Auch dieser wurde entführt, aber Matthias rettete ihn.
Mit der Zeit erwachten auch Lisa, Bastian und Simon. Lisa fing an zu Weinen und Simon nahm sie zögernd in den Arm.
Die fette Ratte stand plötzlich ruckartig auf und sah ehrvoll zur Tür. Dort stand ein Fuchs. Böse Grinsend lief er auf die Kinder, die nun anfingen zu zittern, zu. Emil traute seinen Augen nicht. Er erinnerte sich erneut an die Geschichte seines Vaters.
„S-Slagar!“, stotterte er und starrte den Fuchs mit weit aufgerissenen Augen auf. Der Fuchs kam noch näher auf ihn zu. Zielstrebig setzte er Fuß vor Fuß bis er schließlich vor Emil stand. Auge in Auge. Emil versuchte sich seine Angst nicht anmerken zu lassen, was ihm aber misslang. Plötzlich begann der lautstark an unheimlich zu lachen, was die Kinder noch mehr zusammenzucken ließ.
„Was haben wir denn da?“, kicherte der Fuchs. „Das ist doch Mathis Emil, Sohn des Mattimeo… ich hatte dich für mutiger gehalten.“
„Ich bin mutig!“, schrie Emil undversuchte aufzustehen, aber der Fuchs warf ihn gegen die Wand zurück.
„Falsch!“, knurrte der Fuchs wütend und ging näher auf Emil zu. „Du bist nur einer dieser ängstlichen Redwall Kinder, die sich alle auf Matthias und Mattimeo verlassen, aber die beiden werden nicht kommen um euch zu retten! Ihr seid verloren!“
Kato zog Emil zu sich und flüsterte: „So ein Mist, ich dachte der ist tot… Was sollen wir jetzt tun?“
Der Fuchs hielt Kato an dessen Oberteil fest und hob ihn in die Luft. „Flüstern ist aber nicht besonders klug, wenn jemand daneben steht!“. Zitternd sah Kato, der dem Fuchs nun direkt ins Gesicht sehen konnte, den Feind an. In diesem Moment traf ein Stein den Fuchs ins Gesicht und er ließ Kato fallen, als er zu Boden ging.
„Lass uns in Ruhe, du hässlicher Fuchs!“ Bastian Igel hob einen weiteren Stein auf und schleuderte ihn gegen den Fuchs, bis die fette Ratte ihn festhielt.
„Blutkralle!“, schrie der Fuchs voller Wut. „Bring den kleinen Unruhestifter weg!“
„Alles klar, Chef-„, kicherte die fette Ratte alias Blutkralle. Er zerrte Bastian mit einem Ruck weg. Simon, der das alles bis jetzt nur beobachtet hatte, spielte mit dem Gedanken einzugreifen. Aber was wenn er keine Chance hatte? Was wenn sie ihn umbringen würden? Er war ein Feigling, das wurde ihm plötzlich klar. Doch er konnte nichts tun. Er klammerte sich weiter an die weinende Lisa.
„Und nun zurück zu dir.“. Der Fuchs richtete seinen Blick auf Emil. „Du glaubst, du und deine Freunde haben eine Chance gegen mich, nur weil ihr aus Redwall seid? Haha, falsch gedacht! Ihr werdet alle als Sklaven verkauft und werdet auch als Sklaven elendig sterben!!“
Emil knurrte. Kato neben ihm sank zu Boden und ein paar Tränen kullerten über seine Mausewangen.
„Wie konntet ihr überhaupt überleben, Slagar?“, fragte Liliana verängstigt. Er würde doch nicht etwa ein Geist sein? Gegen einen Geist hätten sie keine Chance! Sie hatte mal ein Buch über einen Geist gelesen und dieser war so mächtig, das nicht einmal der Held des Landes ihn besiegen konnte. Er hatte schwarze Magie angewendet und niemand konnte etwas dagegen tun. Wer sich ihm widersetzte, wurde von der Magie aufgefressen und getötet. Daran wollte Liliana lieber nicht denken, aber im Moment war sie an diesen schrecklichen Gedanken festgebunden. Wie ein gefangener an seine Ketten.
„ich bin nicht Slagar, ihr Idioten!“. Die schrille Stimme des Fuchses unterbrach Lilianas Gedanken. Sie atmete fast erleichtert auf. „Mein Name ist Fungi, Nachfahre Slagars. Ich werde ihn Rächen!“
„Falsch!“, brüllte Emil ihn wütend an. „Mein Vater wird kommen und dich fertig machen! Das versprech ich dir, du arroganter Schlappschwanz!“
Fungi verzog keine Miene. Er kickte einfach nur Sand direkt in Emils Gesicht und verschwand mit einem: „Wer’s glaubt!“. Alleine saßen die fünf Kinder in dem dunklen Raum und warteten. Sie warteten auf ein Zeichen, ein Geräusch. Auf irgendetwas, was die Situation retten würde. Etwas das sie retten würde. Aber es blieb still und diese Stille hörte sich verhängnissvoller an als jedes Geräusch.
„Emil..?“, sprach Liliana sanft. „Dein Vater kommt doch bald um uns zu retten oder?“
„Natürlich.“ Emil war sich sicher. Sein Vater würde ihn nicht im Stich lassen, denn der war mutig und stark und er hatte Martins Schwert.
„da bin ich mir nicht so sicher…“. Simons Stimme klang unbeholfen und schrill.
„Was willst du damit sagen?!“, fauchte Emil ihn erbost an. Aus Simons strahlend blauen Augen war jeder Glanz verschwunden. Sie sahen fast schon grau und leer aus, wenn sie durch den Saal wanderten, stets auf der Suche nach einem Ausweg.
„Naja, Fungi schien sich ziemlich sicher zu sein. Vielleicht hat er unsere Eltern schon alle getötet.“
Als er diese Worte aussprach wimmerte Lisa und es klang erbärmlich.
„Quatsch! Sie sind bestimmt schon auf dem Weg hierher um diesen Fuchs zu schlagen und uns zu retten! Weil sie alle mutige Freiheitskämpfer sind. Wirst du schon sehen!“, sagte Emil bestimmt und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie unsicher er war. Simon merkte es aber trotzdem, war aber still. Schlimm genug, das Lisa schon die ganze Zeit am Heulen war.
Kato und Liliana wussten nicht genau, was sie denken sollten. Natürlich kannte jeder die Geschichte über Slagar und das die Kinder damals gerettet wurden, aber das hatte mehr als ein Jahr gebraucht! So lange wollte sicher keiner von ihnen bei Fungi bleiben, also war es Zeit sich einen Ausbruchsplan auszudenken, bevor er zurückkam. Liliana fiel ein kleines Fenster auf, jedoch würde dadurch niemand hindurch passen und so warf sie diesen Plan in ihrem Kopf weg. Sie stöhnte auf und war völlig ratlos.
„Was sollen wir nur tun?“,fragte sie in die Menge der anderen vier hinein.
„Dort vorne ist ein Fenster.“, sagte Lisa und schniefte.
„Ist mir auch schon aufgefallen, aber es ist viel zu klein. Keiner von uns würde durch passen.“, erwiderte sie und stöhnte erneut auf. Es war Hoffnungslos.


© Me


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Beschreibung des Autors zu "Entführt - Redwall Kapitel 1"

Viele vorkommende Personen + plus die Vorgeschichte basiert auf den Büchern von Brian Jaques. Er ist mein Held *-*
Dies ist eine Art FanFiction

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