Die skurrile Kurzgeschichte

Der Nonsens schlägt wieder zu.

Meine Geschichten haben inzwischen so viel Gewicht bekommen, das mein alter Schreibtisch darunter fast zusammenbricht und sich wohl bald Blatt für Blatt aus der Verantwortung stehlen wird, was ich persönlich mehr als nur verstehen kann.

Überall liegen sie herum, die federleichten Texte, die sich auf weißem Papier alle einen schönen Tag machen. Wer sie liest, der wird schnell feststellen, dass sie schwer verdaulich sind, sozusagen ein mehr oder weniger verdorbener Obstsalat der deutschen Sprache darstellen, aber gewiss ohne Sofa.

Was soll ich tun, wenn die Sinnlosigkeit die Suppe kocht?

Meine Texte mit italienischer Nudelsoße schlüpfriger machen?

Nein, denn Schlüpfer gehören in die Waschmaschine, wenn sie vor allen Dingen über einen kräftigen Mokkastreifen verfügen, der vom Allerwerstesten verursacht worden ist und nicht von einem sexuell verklemmpten Schriftsteller, der sich Tag für Tag das unschuldige Papier unter die Vorhaut schiebt und auch noch dabei lacht. Ekelhaft und abstoßend kann man dazu nur sagen.

Oh, jetzt habe ich wohl den sprichwörtlichen Faden verloren. Den zu finden wird sich für mich mithin als fast unmöglich erweisen, wenn ich das Durcheinander hier in meiner Schreibpuffkammer sehe. Überall liegen nur obzöne Bilder nackter Weiber herum, die zu allem bereit sind, nur aufräumen will keines dieser erotischen Fantasiefiguren feministischer Ausprägung meine Folterkammer sprachlicher Experimente.

Scheiß egal. Morgen ist auch noch ein Abend nach dem Tage. Abwarten und Schnaps trinken, heißt die Devise.

Aber jetzt zurück zu meiner (noch) nicht vorhandenen Geschichte, die sich jetzt leider hinter meinem Kachelofen versteckt hat, wo der Föhn in Bayern nicht hinkommt.

Eine schwierige Sache, das mit der geplanten Kurzgeschichte, die ich hier eigentlich schreiben wollte.

Nun, Texte sind wie Kaugummi, die man immer wieder kauen muss, bis sie im Haaransatz schließlich hängen bleiben, wo ich sie für mehrere Wochen drin lasse, bis sie endlich irgendeine vernünftige Form annehmen.

Alles wäre ja so einfach. Aber ich habe meine zuordnende Matrix für fließende Kurzgeschichten veloren, wahrscheinlich auf der Toilette, wo ich sie als Arschpapier mit anderen biologischen Abfällen ins Nirwana der Klärwerke geschickt habe.

Dumm gelaufen, im wahrsten Sinne des Wortes, möchte ich dazu anmerken.

Mein Gehirn ist wie ein trockenes Handtuch, aus dem kein Tropfen Wasser bzw. nichts Verwertbares kommt.

Dieser hier dargebotene Text ist so verwurstet, dass jeder Metzgermeister sich hinter die Räder eines vorbei fahrenden Zuges schmeißen würde.

Was kann ich denn dafür?

Daher brauche ich dringend eine Stimulation, wobei mir meine Nachbarin ganz unerwartet dabei hilft, als sie gerade ihre Beinkleider samt Unterhosen auf einer straff gespannten Wäscheleine aufhängt.

Auch ich fange an zu zelten bei ihrem Anblick.

Bei der Betrachtung ihres Hinterns, der mich immer wieder an die üppigen Ausmaße des Hinterteils eines Haflingers erinnern, komme ich plötzlich ganz unvermittelt auf verschiedene Ideen, die für einen ganz kurzen Moment durch meinen destruktiv organisierten Gedankenapparat huschen.

Schlagartig fällt mir nämlich das Folgende ein.

Ich könnte ja etwas über Gurken, vielleicht auch glitschige Litschis oder stinkende Kartoffeln schreiben. Ich überlege noch, obwohl mir auch das von Natur aus sehr, sehr schwerfällt.

Nun, ich könnte aber auch über die praktische Entwicklung von Formen nachdenken, wie z. B. den total sinnlosen und übertriebenen Sprachgebrauch in meinen abartigen Texten, wobei ich sie mit meiner zu geringen körperlichen Ertüchtigung kombinieren könnte. Ein sehr interessanter Gedanke, mit dem ich hier jongliere. Er ist wert, mal nicht darüber nachzudenken.

Plötzlich dreht sich meine Nachbarin zu mir um und wirft mir lüsterne Blicke vor die Füße. Ich reagiere mit einem schüchternen Hustenanfall, der so stark ist, dass mir meine Perücke vom Kopf fällt. Ich versuche mich vor lauter Scham unsichtbar zu machen und ziehe mir in infantiler Art eine Bettdecke über beide Ohren. Enttäuscht und äußerst frustriert zieht meine Nachbarin von dannen, weil ich ihre Gelegenheit ganz klar verpasst habe.

Trotzdem wurde mir ganz heiß bei der Sache. Das war auf jeden Fall vorhin die letzte Nummer, die ich fast nicht überlebt hätte, schoß es mir knallhart zwischen die Schenkel.

Ich bin schließlich ins Badezimmer und habe mich vom kalten Wasser meiner Dusche berieseln lassen, um mich runter zu kühlen, was mir auch schnell gelang.

Dabei ist mir wieder die Themenakrobatik einer möglichen Kurzgeschichte eingefallen, die sich mit der fachgerechten Abhandlung vom Beschriften weißer Blätter mit Nonsensgedanken beschäftigt, die ich auf jeden Fall schon recht bald in die Tat umsetzen möchte. Nicht heute oder morgen, aber vielleicht übermorgen. Wer weiß das schon so genau? Ich jedenfalls nicht.

Denn selbst einem geübten Handwerker der Schrift fehlt oft der letzte Schliff probater Gedanken, wie man beispielsweise den sprachlichen Kartoffelsalat im richtigen Verhältnis zum Volumen der leeren Blätter bestimmt.

Sapperlot, was rede ich hier eigentlich?

Plötzlich knurrt mir mein Magen, der sich erdbebenartig zu Wort meldet. Er erinnert mich daran, dass im Kühlschrank noch ein feriges Mettwurstbrötchen liegt, das auf den Verzehr wartet.

Ich danke meinem Magen für diese Erinnerung, denn mit einem Mettwurstbrötchen im Magen, da lässt sich bestimmt jeder noch so blödsinnige Text streichzahrt aufs Papier bringen, wie ich denke.

Auf jeden Fall stimmt es, dass man mit einem vollen Magen besser schreiben kann, wie man das ganz klar an dieser skurrilen Kurzgeschichte wirklich mehr als deutlich erkennen kann.

(c)Heiwahoe


© Heiwahoe


1 Lesern gefällt dieser Text.

Unregistrierter Besucher

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Die skurrile Kurzgeschichte"

Re: Die skurrile Kurzgeschichte

Autor: Michael Dierl   Datum: 14.02.2025 18:48 Uhr

Kommentar: Hi, sehr schön Deine skurrile Kurzgeschichte. Ähnlich geht es mir wenn ich was zeichnen will. Da muss ich erst einmal 1000 Formen im Gleitflug vorüberhuschen lassen, um zu schauen ob bei dieser geistigen Inszenierung was dabei ist was sich lohnt zu skizzieren, vom Zeichnen ist da erst mal keine Rede von. Die Skizze macht dann das A-HA-Erlebnis oder es passiert erst gar nix im Oberstübchen und der Bleistift orientiert sich zwangsläuftig in eine andere Richtung. Dann aber hoppla-hopp im Galopp, denn das Auge will zwangsläufig was verköstigen, will schauen an was es sich rund und sattfressen kann, um dann hinterher beim Abgang sein Vergnügen darüber mit einem Lächen zu bestätigen, dass es immer noch kritisch in der Sache beurteilen kann was gut oder schlecht ist. Es ist da nicht immer einfach eine gute Idee zu erkennen und was Andere darüber denken ist erst einmal zweitrangig. Mein Auge ist das Maß ob sich was lohnt zu zeichnen oder eben nicht! ENDE

lg Michi ;-)

Kommentar schreiben zu "Die skurrile Kurzgeschichte"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.