Ich kann es nicht fassen! So ein verdammter, verdammter Mist. Die rote Schrift meiner Lehrerin zierte beinahe jeden noch so kleinen Spalt meiner Spanischklausur und mir schien es, als würde das "mangelhaft" besonders grell leuchten. Schon heute Morgen wusste ich, dass dies einfach ein grauenhafter Tag sein würde. Mein kleiner Bruder hatte bereits in aller Frühe begonnen...(maestia) ...mir den Tag zu vermissen. Der kleine Wecker neben meinem Bett zeigte gerade erst halb sechs, als er in mein Zimmer gestürmt kam, mir die Decke weg riss und mit greller Stimme:,,Du musst aufstehen!'', rief.
Seine grelle Stimme verursachte mir so starke Kopfschmerzen, dass ich glaubte mein Kopf würde zerspringen. Nachdem ich eine Schmerztablette geschluckt und mich für die Schule fertig gemacht hatte, wartete am Frühstückstisch auch schon das nächste Unglück auf mich...(natural) ...
Und das war niemand geringeres als der neue Freund meiner Mum gewesen. Max hieß er und er hatte wie immer tiptop gepflegt ausgesehen. Das sollte mich eigentlich freuen. Tat es aber nicht. Dafür widerte seine Art mich zu sehr an. Er war ziemlich spießig in meinen Augen und ausgerechnet einen dieser Sorte musste sich meine Mum angeln.Als er mich bemerkt hatte, schenkte er mir, wie immer, sein freundlichstes Lächeln und bat mich mit einer Handbewegung sich zu ihm zu setzen. Dieser Bitte wollte ich dann auch nachgehen und ich hatte mich bemüht, wenigstens ein kleines Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern.
Anstatt ihn anzustarren hätte ich vielleicht besser an den frisch gewischten Boden gedacht, denn...(bluelife) ...kaum hatte ich einen Schritt in die Küche gemacht, rutschte ich mit den glatten Sohlen meiner Chucks, auf den ebenso glatten und dazu noch feuchten Fliesen aus. Eine Bühnenreife Landung hinlegend, ließ ich es mir nicht nehmen, mich noch an der Tischdecke festzuhalten. Der gesamte Frühstückstisch samt Inhalt der Kaffee- und Milchtassen fand seinen Weg auf und neben mir.
Wäre ich eine Comicfigur gewesen, wäre mir vermutlich schwarzer Rauch aus dem hochroten Kopf geschossen, stattdessen rutschte ein klebriges Marmeladenbrot von meinem Gesicht auf den eigentlich frisch geputzten Boden. Mein kleiner Bruder erstickte fast an seinem Nutellabrötchen während er mich auslachte, der Freund meiner Mutter bedachte mich mit einem missbilligendem Blick der wahrscheinlich so viel heißen sollte wie "Jetzt kann deine Mutter gleich noch mal putzen, du solltest dich schämen und gefälligst besser aufpassen".
Mutter war die einzige die besorgt fragte ob ich mir weh getan hätte. Die nasse Zunge meiner Hündin Biene hinderte mich jedoch daran ihr zu antworten. Sie ließ es sich nämlich nicht entgehen, den klebrigen Sirup von meiner Wange zu schlecken. ...(maestia) ...
Nachdem ich mich dann auf gerappelt und meiner Mutter beim Saubermachen geholfen hatte, zog ich mich um und versuchte noch den Rest des Frühstücks aus meinen Haaren zubürsten. Als ich dann etwas später auf die Uhr neben dem Badezimmerspiegel sah, war es schon halb Acht. Schnell schnappte ich mir meine Schulsachen aus meinem Zimmer und rannte geradewegs Richtung Haustür. Plötzlich kam Biene aus der Küche gestürmt, direkt auf mich zu. Für ein paar Sekunden war ich dadurch so abgelenkt, dass ich zu spät die Haustür bemerkte und mit voller Wucht gegen die Tür prallte. Mir wurde kurz schwarz vor Augen und als ich wieder zu mir kam pochte auf meiner Stirn eine dicke, blaue Beule. ...(natural) ... Biene saß neben mir und sah mich mit großen Augen an. Über mir gebeugt stand meine Mutter. Erneut fragte sie mich, ob alles ok sei. Ich nickte und versuchte den
stechenden Schmerz nicht zu beachten. Ein Blick auf die Uhr genügte und mir wurde klar, jetzt würde ich zu spät kommen. Mal wieder...(jennix3)
Ja und dann saß ich da, immer noch über meine Spanisch Klausur gebeugt, die ich gleich nachdem ich mich gesetzt hatte, überreicht bekommen hatte. Zuvor musste ich allerdings noch in Frau März Gesicht schauen, und mich dafür entschuldigen, dass ich mal wieder zu spät kam. Mit einem mitleidigen Blick, hatte sie mich angesehen und genickt. Kein Wunder, eine schöne Beule zierte mein Gesicht, in meinen Haaren klebten immer noch ein paar Krümel und Marmelade, das sich einfach nicht mehr rausbürsten gelassen hatte, und die Nähte meines T-Shirts waren außen. Das hatte ich doch tatsächlich falsch herum angezogen. Auf leisen Sohlen wollte ich schnell auf meinen Platz huschen, um nicht allzu viele Blicke einzufangen. Doch sie hatten meinen schlimmen Anblick natürlich schon langst erfasst und begannen auch noch allen Überfluss zu kichern. Ich dachte, der Tag könnte nicht mehr schlimmer werden. Doch da hatte ich mich gründlich getäuscht...(bluelife)
Wie das an solchen Tagen ja immer ist, wo du am liebsten zu Hause unter der warmen Bettdecke bleiben würdest und die kleine Spinne oben in deiner Zimmerecke mit Blicken töten willst, weil du ganz genau weißt, dass heute kein guter Tag zum aufstehen ist. An solchen Tagen lässt dich dein Instinkt ausnahmsweise mal nicht im Stich und nach diesem unglaublich erheiterten Morgen (für alle anderen außer mir) trat der verfluchte Mittag in Form meines Exfreundes durch die Klassenzimmertür. Dass er ausgerechnet heute von seinem USA-Trip wieder kommen musste konnte nur an meinem schlechten Karma liegen...(maestia) ...und wie erwartet setzte er sich direkt auf den freien Platz neben meinem. Es schmerzte in der Brust, als ich bei seinem Anblick an den Tag zurück dachte, an dem er mit mir Schluss gemacht hatte. Ich fühlte mich am Boden zerstört, vor mir die schreckliche Klausur und rechts von mir mein Exfreund Jan. Ich wollte am liebsten einfach wieder nach Hause gehen, aber da ich mir sicher war, dass es jetzt wirklich nicht mehr schlimmer werden konnte, ließ ich den Unterricht über mich ergehen. Entsetzlich lang zog sich der Unterricht hin, bis endlich die Pausenglocke läutete und alle aus dem Klassenraum eilten. Ich verließ als letztes die Klasse und als ich auf den Pausenhof kam, passierte etwas mit dem ich wirklich nicht gerechnet hätte, obwohl der Tag schon so furchtbar war. ...(natural)
Ich schlenderte gemütlich über dem Hof und hielt Ausschau nach meiner besten Freundin Katja, die blöderweise vor einem dreiviertel Jahr sitzen geblieben war, so dass ich seit diesem Tage mit den Idioten in der Klasse alleine fertig werden musste. Natürlich wechselte ich hin und wieder einmal ein Wort mit meinen Klassenkameraden und verbrachte auch außerhalb der Schulzeit Zeit mit einigen von ihnen, doch wirklich Nahe standen wir uns nicht. Dafür freute ich mich dann umso mehr auf Katja. Wir waren seit frühsten Kindertagen ziemlich dicke und konnten über alles reden. Einen Streit gab es nur selten, und wenn es einen gab, legte dieser sich auch schnell wieder. Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen so eine tolle Freundin zu haben.Völlig in meinen Gedanken versunken, vergaß ich meine Umgebung...(bluelife) Erst als eine gut bekannte Hand vor meinen Augen herum wedelte, realisierte ich, dass Jan vor mir stand. "Oh, hi."
"Hey wie gehts dir?"
"Nicht der beste Tag heute..."
"Doch nicht etwa wegen mir, oder? Ich wollte dir ja eigentlich noch schreiben, aber dachte dann es könnte ne schöne Überraschung sein."
Ich wusste das er dieses süße schiefe Lächeln aufgesetzt hat, aber ich wollte ihn nicht anschauen. Stattdessen suchte ich den Schulhof weiter nach Katja ab. Dabei
hatte ich sie schon gefunden, sie stand mit einem aus ihrer neuen Klasse in einer der berüchtigten Knutschecken. Aber es war eine gute Beschäftigung zur Ablenkung. "Nein, quatsch. War heute nur ein komischer Morgen. Lange Geschichte."
Damals hatten wir uns natürlich in alle Freundschaft getrennt und auch danach E- Mails geschrieben, als Freunde. Aber ich hatte es, sozusagen, hin und wieder vergessen ihm zu schreiben. Für mich war er immer noch nicht nur ein Freund.
"Als Morgenmuffel müsste bei dir doch eigentlich jeder Morgen komisch sein." "Mhh...joa..."
Es war fies so mit ihm zu reden aber seine Anwesenheit war mindestens genau so fies.
"Wie erwartet ist Katja sitzen geblieben...und das da hinten ist sicher ihre neuen Eroberung."
"Ja. Den kenn ich noch nicht." Klingel erlöse mich! ... (maestia) ...dachte ich, doch scheinbar war es nicht ihre Absicht, mich aus dieser unbehaglichen Situation zu befreien. Wie es aussah, hatten sich an diesem Tage alle Götter gegen mich verschworen. Ich stellte mir vor, wie sie von oben auf mich herabblickten, mich auslachten und tanzten. Eigentlich war ich nicht sonderlich gläubig, doch in diesem Moment, hielt ich auch tanzende Götter für möglich.
Jan hatte anscheinend noch nicht vor zu gehen, wartete auf eine Reaktion von mir und bemerkte nicht, wie unwohl mir war oder auch er hatte es darauf abgesehen mir den Tag zu vermiesen. Ich tippte auf das Zweite.
"Ja ich muss dann jetzt ins Sekretariat. Ein neues Hausaufgabenheft kaufen", log ich um mich aus der Situation zu befreien.
"Wieder einmal verloren?" Er schien nicht gerade verwundert und ließ die Frage mehr wie eine Feststellung klingen.
"Ja"
"Dann kann ich ja gleich mitkommen. Muss denen noch mitteilen, dass ich wieder da bin".
Na toll daran hätte ich denken sollen, dachte ich verärgert über mich selbst. Die Hoffnung, ich würde ihn loswerden, konnte ich somit vorerst begraben... (bluelife)


© Lisa Marie Samuel


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Beschreibung des Autors zu "Der Tag, an dem alles schief ging"

Das Projekt habe ich wieder auf der anderen Plattform aufgenommen.
Immerhin hat sich eine Hobbyautorin gefunden. Ein guter Anfang.
Schreibt bitte hier nicht an der Geschichte weiter, wie ich Euch vor einigen Wochen drum gebeten habe.

Weiterhin wünsch ich Euch viel Spaß beim Lesen meiner Werke.

Anmerkung:
Die Fortsetzung der Geschichte wird demnächst hochgeladen.





Kommentare zu "Der Tag, an dem alles schief ging"

Re: Der Tag, an dem alles schief ging

Autor: Varia Antares   Datum: 16.06.2012 13:32 Uhr

Kommentar: Inhaltlich sehr interessant. Mir gefällt euer lebendiger Schreibstil. Die grell leuchtende 5 etc. sind abwechslungsreiche Redewendungen, die dafür sorgen, dass die Story nicht langweilig wird. Weiter so! LG :)

Re: Der Tag, an dem alles schief ging

Autor: Blue   Datum: 26.06.2012 19:48 Uhr

Kommentar: Danke :)
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