Unser Keller besteht aus einem Abstell- und Vorratsraum, einem Haushalts-und Heizungsraum und einem so genannten Hobbykellerraum, der ausschließlich von meinem Mann genutzt wird.
In dieser heiligen Halle, bestückt mit einer Werkbank und Regalen, lagern in Kisten und Kästen, alten Tupper- und Keksdosen oder auch ohne entsprechende Behältnisse ungefähr 100 Millionen Einzelteile, die man gemeinhin als Werkzeug bezeichnet.
Bei meinem letzten Blick in diesen Raum erkannte ich eine Bohrmaschine und ein paar Pinsel in alten Wassergläsern (mittlerweile ohne Wasser), riesige Haufen von Schrauben und Nägeln lose auf dem Fußboden, daneben schemenhaft, da vor schwarzer Schmiere fast unkenntlich, mein ausrangiertes geblümtes Bettzeug aus Jugendtagen.
In dieser anheimelnden Atmosphäre leben seit ewigen Zeiten auch zwei riesengroße schwarze Kellerspinnen mit Haaren an den Beinen, solche, die bei Menschen mit Spinnenphobie einen Herzinfarkt auslösen würden.
Manchmal verirren diese sich auch in meinen Haushalts- oder Vorratsraum.
Die zahlreichen Bitten an meinen Göttergatten, die Monster doch mal an die frische Luft zu befördern, verhallten wie Schall und Rauch.
Im Gegenteil, er nannte sie liebevoll Samantha und Agathe, die schließlich Kellerspinnen seien und anderes Ungeziefer beseitigten. (Ich frage mich, was schlimmer ist: Spinnen von diesen Ausmaßen oder anderes Ungeziefer.)
Aber was will man von jemandem verlangen, der Regenwürmer auf der Straße vorm Überfahren rettet.
Vor ein paar Wochen begleitete mich meine Hündin Sati in den Keller zum Wäschewaschen. Da nebenan im Vorratsraum die Tonne mit den getrockneten Hundeleckerchen steht, wirft sie gerne mal einen Blick hinein, es könnte ja was daneben gefallen sein.
Plötzlich hörte ich ein lautes Rascheln,… und,… oh Schreck!
Sati hatte die arme Samantha erwischt, spielte mit ihr wie die Katze mit der Maus! Dann machte es Krrrrrk und es war um die Spinne geschehen. Ich stand da, wie angewurzelt, unfähig einen Rettungsversuch zu starten.
Danach vernahm ich nur noch lautes genüssliches Schmatzen. Mir lief ein Schauer über den Rücken, und ich hatte ein leichtes Würgegefühl im Hals.
Zurück blieb, zur Erinnerung in einer Ecke des Hobbyraumes, nur noch die Hülle von Samantha’s letzter Häutung.
Wenn mein Mann davon erfährt, wird er untröstlich sein.
Aber Agathe ist sicher nicht lange einsam.

Übrigens, Sati kann auch fantastisch Fliegen fangen, fast jedes Schnappen ein Erfolg. Sie erschnüffelt zielsicher Zecken bei ihren Hundekumpels, um sie, leider mit der falschen Technik, zu entfernen. Im letzten Sommer hat sie fast eine ½ Stunde auf einem dicken grünen Heupferd herumgekaut.
Sollte ich für sie vielleicht mal Reptilienfutter aus der Zoohandlung holen?


© Doris Demski 2004


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Kommentare zu "Samantha und Agathe"

Re: Samantha und Agathe

Autor: osami   Datum: 13.07.2012 20:38 Uhr

Kommentar: uahhhh und hihi ;-)

Re: Samantha und Agathe

Autor: Hans Finke   Datum: 15.01.2014 13:10 Uhr

Kommentar: ...also Spinnen, die sich häuten kenn ich so nicht wirklich. Muß gestehen, dass ich ohne Ganzkörper-Schutzanzug auch nicht da reingehen wollte. Kann sie einfach nicht ab, dreh mich auch um, wenn im TV mal eine Spinne gezeigt wird und sage zu meiner Frau, sie solle okay signalisieren, wenn die Spinne weg ist. Kann nix dazu. Aber deine humorig durchsetzte Schilderung ist einfach traumhaft. Liebe Grüße Hans

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