Liebe Studierende und Freunde des Längs-, Quer- und Diagonaldenkens,

der folgende Vortrag soll sich zwei Spiegelphänomenen widmen, denen Sie im Alltag ständig begegnen dürften, wahrscheinlich ohne sich darüber allzu viele Gedanken gemacht zu haben.

Vermutlich haben Sie heute morgen vor einem Spiegel gestanden, als Sie sich ankleideten. Sicher ist Ihnen dabei aufgefallen, dass rechts und links in ihrem Spiegelbild vertauscht waren. Haben Sie sich dabei auch überlegt, warum der Spiegel zwar rechts und links vertauscht, aber nicht oben und unten?

Ich weiß, dass Sie wissbegierig sind und als ich zu einem Ihrer Kommilitonen auf dem Campus einmal über diese scheinbar banale Frage sprach, machte er noch am selben Tag einen Versuch. Er legte sich quer vor den Spiegel, um dieses Phänomen zu überprüfen. Dabei stellte er fest, dass Kopf und Füße erstaunlicherweise nicht vertauscht waren, obwohl dies bei den Händen der Fall war. Liegt das an den Händen, den Füßen oder am Kopf? Oder anders gefragt, befinden wir uns bereits in einem vieldimensionalen Universum, dessen andere Dimensionen sich uns nur vor Spiegeln offenbaren?

Aber Spiegel narren uns nicht nur mit dieser Erscheinung, sie bergen auch ein weiteres Mysterium, das Sie ebenfalls des öfteren beobachtet haben dürften.

Warum – frage ich Sie – können wir uns eigentlich in einer dunklen Schaufenster- oder Autoscheibe spiegeln, und zwar um so besser, je dunkler sie ist, obwohl echte Spiegel ihrer Aufgabe bekanntlicherweise um so wirkungsvoller nachkommen, je strahlender, heller und makelloser ihre Silberbeschichtung ausfällt? Haben Sie sich nicht auch zuweilen diese Frage gestellt, wenn sie im Vorübergehen ihre Frisur in einer möglichst dunklen Schaufensterscheibe gerichtet haben?

Das führt zur nächsten Überlegung. Hat nicht jede menschliche Seele ihre dunkle Seite?! Vielleicht ist es unsere dunkle Seite, die wir in dunklen Scheiben erblicken. Ein Blick in unsere eigene Düsternis sozusagen. Vielleicht bestehen wir ja selber nur aus unserer dunklen Seite, welche unausgesetzt auf der Suche nach einem hellen Konterpart ist, ohne ihn je finden zu können.

Wie sollte sie auch? Rufen wir uns doch einmal Stephen Hawking in Erinnerung. Hat er jemals von Scheibenwelten gesprochen? Oder gar von dunklen? Nein! Es handelte sich in seinen Überlegungen immer nur um dunkle oder genauer gesagt, um schwarze Löcher. Und wer spiegelt sich schon in Löchern?

Denken Sie bis zum nächsten Mal einmal darüber nach!




© Peter Heinrichs


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Ein weiter Vortrag des irren Professors Anatol Schwurbelzwirn

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