Prof. Dr. Anatol Schwurbelzwirns absonderliche
Gedankengänge

Heute möchte ich von den gedanklichen Umtrieben des Professors Anatol Schwurbelzwirn berichten, der vor einiger Zeit als außerordentlicher, ja sogar außerordentlich unordentlicher Professor an einer Universität in der Nähe des magnetischen Nordpols lehrte. Da dieser Pol ständig wandert, wurde auch die Universität immer wieder verlegt. Es gibt deshalb bis heute keine verbindliche Adresse dieser Lehranstalt. Es folgen jetzt eine Reihe von Vorträgen des Professors, der sich mittlerweile – nach Beendigung seiner Lehrtätigkeit – an einem unbekannten Ort in einer gut versteckten Waldhütte aufhält, wo er an seinem Lebenswerk arbeitet, einem inzwischen auf 2700 Seiten angewachsenen Buch „Über die Notwendigkeit der Absurdität“.

Professor Schwurbelzwirn wird, was seine ehemalige Lehrtätigkeit angeht, auch jetzt noch geachtet, da an seiner wissenschaftlichen Arbeit nie etwas auszusetzen war – von den Studierenden geliebt wurde er allerdings eher wegen seiner verblüffenden, sogar zuweilen abstrusen Ideen und Thesen, denen er regelmäßig kleine entsprechende Vorträge widmete.

Die Professoren und Studenten erinnern sich auch noch gut an den Tag, an dem Schwurbelzwirn eine der Universität angegliederte „Schnackademie“ für Querdenker gründete, zu deren Eröffnung er in einem blaugrünschillernden Neoprenfrack und einer mit Gummiblumen verzierten pinkfarbenen Badekappe erschienen war. Wie ein riesiger schillernder Mistkäfer habe er ausgesehen, wird von Augenzeugen berichtet. Aufgrund seines absonderlichen Verhaltens hatten einige vorwiegend humorlose Personen des Universitätslehrkör­pers immer mal wieder über die Einweisung des Profes­sors in eine geschlossene Anstalt nachgedacht, diese Über­legungen am Ende jedoch aus Respekt und Ehrfurcht vor seinem Genie nie ernsthaft weiter verfolgt.

Sogar auch dann nicht, als er eine ziemlich seltsame Fastenkur begann, bei der er Bandnudeln an beiden Enden mit einem Schein­loch aus Lebensmittelfarbe bedruckte, weil er dann ja die Bandnudeln unbewusst für Makkaroni halten würde. Da das Auge bekanntlich mitisst, würde er denken, er sei satt, obwohl er keine Nudelröhren zu sich genommen hätte, sondern nur Nudelbänder, deren Breite lediglich den etwa dritten Teil des Umfanges entsprechender Makkaroni aufwies, deren Kaloriengehalt also auch nur ein Drittel betrug. Genau genommen den 3,1415926-ten also Pi-ten Teil. Über diese Aktion hatten die Kollegen des Universitäts­lehrkörpers nur die Köpfe geschüttelt, was ihr eigenes Ge­wicht freilich nur unwesentlich reduzierte.

Es folgt nun eine Reihe von Ideen des Professors, die jeweils von den anwesenden Studierenden mit langem Klopfbeifall bedacht worden sind. Auch deswegen, weil seine oft merkwürdigen Vorträge und Gedankenexperimente aufgrund ihrer Bildhaftigkeit durchaus gut zu verstehen waren und außerdem oft zum Weiterdenken Anlass gaben. Über ihre Ernsthaftigkeit existieren jedoch eher abweichende Meinungen. Wie auch immer! Gönnen Sie sich den Spaß und lesen Sie nun die Notizen eines fleißigen Zuhörers, der seine Promotion in Philosophie abgebrochen hat und heute als Taxifahrer arbeitet. Er hat mir die Mitschriften dieser Vorträge überlassen, da die Manuskripte für ihn heute nicht mehr von Interesse sind.


© Peter Heinrichs


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Beschreibung des Autors zu "Die Wahrheit über Professor Anatol Schwurbelzwirn"

Einige Vorträge des Professors habe ich bereits eingestellt. Sie zu lesen bereitet (hoffentlich) nicht nur Vergnügen, sondern noch viele andere durch Synapsenverwirrung im Großhirn verursachte Empfindungen, für die die Wissenschaft bis heute leider noch keinen Namen gefunden hat.

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Kommentare zu "Die Wahrheit über Professor Anatol Schwurbelzwirn"

Re: Die Wahrheit über Professor Anatol Schwurbelzwirn

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 06.04.2020 13:40 Uhr

Kommentar: Lieber Peter,
danke, dass du uns Professor Schwurbelzwirn näher vorgestellt hast. Vielleicht sollten wir einen Fan Klub gründen?!
Liebe Grüße Wolfgang

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