Volltreffer

( eine Lausbubengeschichte )

Wir hatten als Kinder in den vierziger Jahren oft Langeweile. Damals gab es nur wenige Radios und noch keine Fernseher.
Die Spiele mit Tonkugeln, Kreisel mit Peitsche oder Ballspiele hatten wir über, es musste etwas Neues her.
Gerd Klauer, der Anführer unserer Jugendbande, hatte den Einfall mit Erbsen auf
fremde Leute zu schießen.
Das war ein guter Vorschlag.
Unsere Eltern hatten in ihren Küchen oft Scheibengardinen an den Fenstern. Die Gardinen waren auf Glasröhrchen aufgezogen. Durch diese Glasröhrchen konnte
man bequem Erbsen schießen. Die Entfernung betrug ca. 40 Meter.
Bei uns in Neustadt war die Endhaltestelle der Buslinie B, von Gera kommend.
Die Busse hielten meistens zwanzig Minuten, ehe sie ihre Fahrt fortsetzten.
Die Reisenden stiegen bei gutem Wetter aus den Bussen aus. Sie rauchten und unterhielten sich.
Gegenüber der Bushaltestelle war eine Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten
des 1. Weltkriegs. Diese Gedenkstätte war eingezäumt und mit Wacholderbüschen
und Zypressen bepflanzt.
Das war unser sicheres Versteck! Von hieraus konnten wir die Reisenden beschießen, ohne von ihnen entdeckt zu werden.
Wir waren in der Regel acht oder zehn Jungs. Wir schossen alle zur gleichen
Zeit und machten danach eine Pause. Dieses intervallartige Schießen hatte den Vorteil, dass wir nicht entdeckt wurden.
So wurden die, oder der Reisende, gleich von mehreren Erbsen getroffen.
Die getroffenen Personen fluchten, sprangen oder rannten wie auf geschreckte Hühner hin und her. Sie entdeckten uns jedoch nicht!
Das war für uns ein großer Spaß, und selbst in den Schulpausen war es das Thema.
Wir konnten als Kinder den Erwachsnen eins auswischen.
Doch dieses Treiben fand schon bald sein Ende. Cornelius, der Sohn unseres Dorfpfarrers Langrock, war eine üble Petze.
Cornelius gehörte leider mit zu unserer Bande. Er war der Schwachpunkt, und gleichzeitig eine Memme. Durch ihn wurden viele Streiche von uns erst bekannt.
Warum er Mitglied unserer Bande war, dass kann ich nicht sagen.
Am sonntäglichen Kirchenbesuch mit unseren Eltern, brach das Donnerwetter herein. Langrock drohte, schimpfte und richtete seine Arme gen Himmel.
Wir machten uns auf den Kirchenbänken klein. Am Liebsten wären wir in der Erde verschwunden.
Die Prügel und das Donnerwetter waren uns allen zu Hause gewiss.

Das war nur ein Streich von uns, wir hatten aber noch weitere Streiche auf Lager!


© Jürgen


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