Luzifers Versuchung

Es war an einem schwülen Spätsommertag, als Regina Berger den Beichtstuhl der Sankt Josephs-Kirche von Frommhausen verließ. Pfarrer Johannes Weißmann, ein Mann in den besten Jahren, rang nach Fassung. Seine Stirn war von feinen Schweißperlen bedeckt, und sein Herz pochte wild unter der schwarzen Soutane.

"Allmächtiger Gott", flüsterte er mit bebender Stimme, "welch eine Versuchung hast du mir auferlegt?" Die Beichte der jungen Dame hatte ihn zutiefst erschüttert. Ihre freimütig vorgetragenen sündigen Geständnisse hatten Bilder in seinem Kopf entstehen lassen, die er mit aller Kraft zu verdrängen suchte.

Regina, diese verführerische Erscheinung mit den kirschroten Lippen, den üppigen Rundungen und dem gewagten Dekolleté, hatte von ihren Verfehlungen der letzten Woche erzählt. Vom Fummeln auf der Rückbank mit einem Busschaffner auf der letzten Fahrt des Tages, von Oralverkehr mit einem wohlhabenden Herrn in einer dunklen Toreinfahrt, von einer schnellen Nummer im Stehen mit ihrem Nachbarn zwischen flatternder Wäsche auf dem Trockenboden und von anderen sündigen Aktivitäten. Sie hatte ihm diese Verfehlungen in allen Einzelheiten geschildert, und ihre bildhaften Schilderungen hatten sein Blut in Wallung gebracht und seine Phantasie angeregt wie schon lange nicht mehr. “Was für eine Sünderin, so jung und schon so verdorben”, dachte er bei sich und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.

Als sie das Gotteshaus verließ, klang ihm das Klacken ihrer hochhackigen Schuhe auf dem Steinboden der Kirche wie ein Lockruf in den Ohren. In einem Moment der Schwäche, in dem er alle priesterlichen Gelübde vergaß, eilte er ihr nach.

"Fräulein Regina!", rief er mit heiserer Stimme. "Einen Moment noch!"

Sie wandte sich um, und der Saum ihres Rocks umschmeichelte ihre wohlgeformten Beine. "Aber Hochwürden", hauchte sie mit einem Lächeln, das seine Knie weich werden ließ, " so aufgeregt kenne ich Sie gar nicht, habe ich etwas versäumt? Ich habe die Beichte abgelegt und bereue aufrichtig meine begangenen Sünden. Sie haben mir doch versichert, dass mir damit vergeben ist, zumindest für diese Woche."
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"Diese... diese wollüstigen Gedanken und Wünsche, ah Begierden, von denen Sie sprachen", stammelte er, während seine Finger nervös am Kollar zupften, "überkommen sie Sie bei jedem Mann?"

"Aber Hochwürden", erwiderte sie mit einem koketten Augenaufschlag, "dürfen Sie mich so etwas intimes überhaupt außerhalb des Beichtstuhls fragen?"

"Ich frage nicht als Diener Gottes", gestand er mit rauer Stimme, während er einen Schritt näher trat. Der schwere Stoff seines Priestergewandes verbarg nur unzureichend seine aufgewühlten Gefühle. "Ich frage nicht als Pfarrer sondern als MANN! Sehen Sie, was Sie in mir erweckt haben?" Er hob den Talar an und zeigte ihr die pralle Wölbung in seiner Hose.

Regina's Lächeln wurde noch verführerischer, während sie näher trat und mit gespielter Unschuld ihre zarten Finger an seiner Brust spielen ließ. "Wenn ich solche Gefühle in Ihnen wecke, Hochwürden, dann ist es wohl meine christliche Pflicht, Ihnen bei deren Bewältigung beizustehen."

Die letzten Sonnenstrahlen fielen durch die bunten Kirchenfenster und tauchten die Szene in ein unwirkliches Licht, während die Schatten der Heiligenfiguren stumme Zeugen wurden, wie Luzifers Versuchung über geistliche Enthaltsamkeit triumphierte.


© Slobodan Matic


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Kommentare zu "Luzifers Versuchung"

Re: Luzifers Versuchung

Autor: Sonja Soller   Datum: 16.01.2025 13:51 Uhr

Kommentar: Schmunzel..., sehr schön beschrieben!!

Herzl. Grüße aus dem Norden, Sonja

Re: Luzifers Versuchung

Autor: Michael Dierl   Datum: 16.01.2025 22:31 Uhr

Kommentar: Musste auch schmunzeln. Einfach nett geschrieben ohne vulgär zu werden. Sowas liest man dann gerne! UND da kommen dann doch noch so einige Erinnerungen an frühere Zeiten hoch! :-)

lg Michael

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