Warum war es so weit gekommen, dass ich nun alleine in diesem Raum war? Ich hatte das Alleinsein kennen gelernt. Er hatte es mich gelehrt. Aber ich hatte doch immer nur auf ihn warten müssen. Irgendwann war er immer hinter mich getreten und hatte mich aus der Stille geholt.
Aber jetzt kam keiner. Ich war alleine. Seit drei Jahren. Alleine mit meinem weggesperrten Gefühl. Meiner Leidenschaft. Für einen einzigen Menschen auf dieser Welt.


Sie fuhr aus dem Schlaf, schlug nach dem Wecker auf dem Regalbrett hinter sich. Dann blieb sie regungslos auf dem Rücken liegen und versuchte gleichmäßig zu atmen.
Schon wieder.
Immer wieder.
Es war schon wieder passiert.
Sie hatte sein Gesicht so dicht vor sich gesehen, hatte seinen Atem über ihr offenes Haar streichen spüren, während seine Hände sanft und doch sehr bestimmt über ihre Schultern geglitten waren...
Sie schüttelte den Kopf und zwang ihre Gedanken in die Gegenwart zurück. Und trotzdem pulsierte ihr Herz wie verrückt. Der Traum war so viel schöner gewesen, als das hier...
Aber es half nichts - sie musste wach werden und sich für die Vorlesung fertig machen. Ein Blick auf den Wecker bestätigte ihre dumpfe Vorahnung, dass dies sehr zügig passieren sollte, wenn sie noch pünktlich in den Hörsaal gelangen wollte. Sie war mal wieder zu sehr in ihre Gedanken versunken. Auch das passierte ihr nach all der Zeit immer noch viel zu oft.
Gähnend schwang sie die Beine aus dem Bett, holte sich frische Unterwäsche aus dem Schrank und taperte ins Bad gleich nebenan. Als der warme Wasserstrahl sie umhüllte, schloss sie genussvoll die Augen, nur um sie Sekunden später wieder aufzureißen, als sie sich der Gefahr bewusst wurde. Sie musste sich jetzt konzentrieren.
Und dabei redete sie sich seit drei Jahren unermüdlich ein, dass er keine Macht mehr über sie haben durfte. Keine Macht mehr über sie hatte.
Als sie aus der Dusche stieg und sich ins Handtuch einwickelte, blieb ihr Blick am Spiegel hängen.
Die Narbe... Die feine Linie links knapp unter der Halsbeuge. In ihrem Innersten ertönte ein Schrei, doch er blieb stumm. Sie starrte sich einfach nur im Spiegel an, während die Tränen liefen.

"Wie kannst du mir nur so sehr vertrauen, nach so kurzer Zeit?" Seine Stimme war nah, seine Lippen einen Millimeter von ihren entfernt.
Sie atmete seinen Duft ein, fühlte dieses wohlige Gefühl der Geborgenheit durch ihren Körper strömen.
Sie bewegte sich auf ihn zu und presste ihre Lippen auf seine. Es dürfte als Antwort genügen. Sie wollte jetzt nicht sprechen. Und er verstand. Langsam wanderten seine Finger über ihre Arme, bis sie an ihren Fingerspitzen angelangt waren. Leicht drückte er ihre Hände, als Zeichen dafür, sie solle die Arme einfach hängen lassen.
Sie nickte kaum merklich an seinem Mund. Sie wusste, dass er seine Augen ebenso wie sie geschlossen hatte, während seine Hände die ihren verließen und den untersten Knopf ihrer Bluse erreichten.
Damit war sein Spiel mit ihrem Verstand eröffnet. Sie bebte.

Gerade noch rechtzeitig erreichte sie die Tür von Saal Nummer drei, in dem sie heute ihre erste von zwei Vorlesungen hatte. Ob sie sich durchgehend würde konzentrieren können, stand zu dem Zeitpunkt, als sie ihren Laptop auspackte noch in den Sternen. Nach ihr trudelten noch zwei weitere Studenten ein, dann wurde es still und Professor Dr. Falk ergriff das Wort.
Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, konnte sich ein Lächeln dabei nicht verkneifen. Sie stand mit geschlossenen Augen vor ihm, die Arme schnurgerade gen Boden gerichtet. So wie befohlen.
"Braves Mädchen." Er widerstand dem Drang sich direkt zu räuspern, er wusste das es etwas in ihr auslöste, wenn er ihr erlaubte zu hören, dass sie ihm die Sprache verschlug. Zumindest manchmal.
"Auf die Knie."
Er sah wie sie sich kurz zusammenzog, ehe sie umgehend seinem Befehl Folge leistete. Mit gesenktem Kopf saß sie dar und wartete ab. Wagte es nicht ihn anzusehen.
Ja, er hatte sie gut erzogen. Sie wusste inzwischen, was sich gehörte. Zufrieden lächelnd trat er hinter sie und hockte sich hin. Langsam streiften seine Finger ihr die Bluse ab, lösten die Haken ihres schwarzen BHs. Ein sanfter Kuss auf ihre Schulter reichte, um erneut ein Beben durch ihren Körper zu schicken... So sehr wollte sie ihn bereits...
Er schloss selbst kurz die Augen, um seine Emotionen zu bändigen.

Sie trat aus dem Gebäude hinaus in die kühle Herbstluft. Kurzerhand beschloss sie sich in der Stadt einen Cappuccino mit Karamell zu gönnen, für heute war sie fertig.
Die Straßen waren nicht besonders voll, sie kam entspannt durch und parkte ihren kirschroten Fiesta in einer Wohngegend in Nähe der Innenstadt. Sie schlenderte durch das raschelnde Laub, welches langsam die Bürgersteige eroberte. Der Wind frischte auf, worauf sie ihr Tempo etwas erhöhte und den Reißverschluss ihrer schwarzen Kapuzenjacke bis unters Kinn schloss.
Als Starbucks in Sicht kam, freute sie sich schon auf die Wärme die sie empfangen würde. Doch dann blieb sie plötzlich wie vom Blitz getroffen stehen.
Unweit des Eingangs stand...
"Tobias..." Das Wort war nicht mehr als ein Hauchen. "Tobias..."
Ihr Herzschlag lief auf Hochtouren. Und plötzlich, als hätte er ihre Anwesenheit gespürt, hob er den Blick. Soweit sie es auf die Entfernung erkennen konnte, sah er sie geradewegs an. Kam langsam auf sie zu... Und blieb vor ihr stehen.
Keiner bekam ein Wort heraus. Bis er sich ein schwaches "Hey..." abrang.
"Hi..."
Seine haselnussbraunen Augen fingen sie immer noch vollständig ein, sie war komplett auf ihn fixiert. Das Gefühl hatte sie so vermisst...
"Wo kommst du so plötzlich her?" Seine Stimme zitterte minimal.
"Uni."
Stummes Nicken.
"Ich wollte jetzt zu Starbucks."
"Fiona..."
Sie hätte mit allem gerechnet. Nur nicht mit dem, was er tatsächlich sagte. Und schon gar nicht in dieser Situation.
"Ich habe geglaubt dich nie wieder zu sehen. Du... fehlst mir."
Sie sah ihn an, ihr war bewusst, dass sie ihn aktuell ungläubig anstarrte. "Ich..."
"Darf ich dich begleiten? Können wir reden? Ich möchte mich erklären, jetzt wo du doch wieder vor mir stehst. Vollkommen unverhofft. Ich bitte dich aus tiefstem Herzen."
"Reden?" Sie schnaubte. "Als ob. Nach drei Jahren." Sie funkelte ihn an.
"Lass mich erklären. Bitte..."
"Mach' was du willst."
Sie ging geradewegs zur Tür und betrat das Café. Sie wusste, dass er ihr folgte, wenn auch in einigem Abstand.Sie ließ sich mit der Tasse auf einem der Sofas im hinteren Teil des Raumes nieder, zögernd nahm er auf dem Stuhl ihr gegenüber Platz.Wortlos nahm sie einen Schluck und lehnte sich dann mit vor der Brust verschränkten Armen zurück.
"Ich war ein scheiß Idiot. Ich bin vor drei Jahren wortlos von der Bildfläche verschwunden, ohne mich zu erklären. Ich habe rot gesehen. In dieser Session... Du hast sämtliche Gesetze aus den Angeln gehoben, hast dich mir vollständig offenbart. Du hast dich mir in dieser Nacht geschenkt. Und dann habe ich nicht auf dich aufgepasst. Habe dir diese Narbe verpasst, weil ich zu fest zugebissen hatte. In dem Moment sind bei mir sämtliche Riegel vorgeschoben worden. Ich wollte nur noch genug Abstand zwischen uns bringen, um dir nicht nochmal so zu schaden..." Seine Wangen glänzten feucht.
"Ich hasse dich..."
"Fiona..." Er konnte nicht weitersprechen.
"Wie konntest du mir das antun?! Du hast nur an dich selbst gedacht. Du hast mich nicht mal gefragt, ob etwas nicht okay ist. Nein, du bist einfach abgehauen und hast mich zurückgelassen. Du weißt bis heute nicht, wie ich zu dieser Nacht stehe."
Er schluckte. "Willst du es mir sagen?"
"Willst du es hören?"
"Ja...", er sah sie an.
"Du hast mich gefesselt und aufs Bett genagelt, bevor du anfingst mit mir zu spielen. Mich endlich zu berühren. Deine Blicke, deine Worte, deine Hände auf meinem Körper - ich war schon immer dein, aber in diesen Momenten habe ich es so deutlich in jeder Faser meines Körpers gespürt..." Sie hielt inne.
Er bekam keinen Ton über die Lippen.
"Und alles was ich bereue ist, dass es damals zwischen uns nicht zum Sex gekommen ist. Das wir diese Leidenschaft nicht vertiefen konnten."
"Du..." Er atmete tief durch. "Du hast... Du sagtest, du warst schon immer mein..."
"Ja. Es gilt bis heute." Trotz der wiederkehrenden Tränen sah sie ihn fest an. "Ich bin dein."
"So oft habe ich mir vorgestellt wie es wäre wenn du mir so etwas gestehst. Nach der ganzen Zeit. Aber ich habe es nie für möglich gehalten..." Auch bei ihm brach erneut der Damm.
Sie erhob sich langsam. Was sie jetzt tat, passierte einzig und allein durch ihre Gefühle. Sie streckte ihm eine Hand entgegen.
"Lass es mich dir beweisen."
Er starrte sie an. "Was?"
"Du hast mich verstanden. Bitte. Komm' mit mir mit."
Außer Stande irgendwas zu sagen stand er langsam auf und folgte ihr wie in Trance aus dem Café. Der Weg zum Auto und die Fahrt zur Wohnung verlief vollkommen schweigend. Jeder hing seinen Gedanken nach. Mit zittrigen Fingern schloss sie die Wohnung auf und trat in den Flur.
Tobias wurde von dem Anblick um sich herum fast erschlagen. Es hatte sich nichts geändert, seit er das letzte Mal bei ihr gewesen war...
Ihre Blicke trafen sich. Sie trat mit dem Fuß die Tür zu. Dann machte sie einen Schritt auf ihn zu und empfing seine Lippen, spürte seinen drängenden Atem. Sie eröffneten denn langsamen Tanz ihrer Zungen, während er sie hoch hob und an sich zog.
Blind trug er sie geradeaus ins Schlafzimmer am Ende des Flurs und legte sie sanft auf die Matratze. Als er sich aufrichten wollte, schlang sie ihre Beine um seine Hüfte und hielt ihn fest.
Scharf sog er die Luft ein. "Was machst du mit mir? Nach drei Jahren bin ich dir immer noch so verfallen..." Er bebte.
Sie sah ihm in die Augen, während sie ihre Hände unter sein Tshirt schob und es ihm über den Kopf zog.
Und es schien, als hätte es nur diese eine Handlung gebraucht, um das Feuer endgültig zu entfachen.
Sie fuhr über seine Brust, reckte sich ihm entgegen, woraufhin er ihr half sich aufzurichten und ihr das Top nahm. Als sie sich kurz darauf selbst den BH auszog und er den Blick über ihren gesamten Oberkörper wandern ließ, konnte er es kaum noch ertragen länger von ihr getrennt zu sein. Diese Frau machte ihn wahnsinnig.
Und ihr erging es nicht anders, wie sich zeigte. Sie führte ihre Hände an den Saum seiner Jeans und öffnete sie. Er trat sie achtlos zu Boden. Dann hielt er inne, sah ihre Tränen. Doch ehe er etwas sagen konnte, zog sie den letzten Stoff von seinem Körper und hob sich ihm entgegen. Ihre Hände legten sich an seinen Hintern und zogen ihn gegen sich. Beide stöhnten auf und in diesem Moment begriff er, dass diese Tränen die Heftigkeit ihrer Sehnsucht widerspiegelten. Atemlos öffnete er ihre Hose, zog sie mitsamt des Slips von ihren Beinen - und enthüllte ihren glänzenden Schoß. Ein Beben erfasste ihre Körper.
Er sah ihr fest in die Augen, strich ihr über die Wange. "Du willst es wirklich?"
"Mehr als alles andere."
"Verdammt, wie kann man so sehr lieben?"
Sie wollte etwas erwidern, doch sein Stoß fegte ihr den Kopf leer. Er verlagerte sein Gewicht etwas. Dann drang er langsam erneut in sie ein, eröffnete ihren Tanz. Als er spürte, wie sie sich für ihn öffnete, wurden seine Bewegungen kraftvoller. Sie konnte ihm nicht nah genug sein. Und er wusste wie sie fühlte. Er wollte sie spüren, bis in den letzten Winkel. Beinahe verzweifelt drängten sie ihre Körper aneinander, begannen sich zu streicheln. Vollkommen ausgehungert. Und dann verschwamm die Umgebung. Irgendwo aus der Ferne hörte Fiona zwei Menschen einen Schrei ausstoßen. Erst Sekunden später realisierte sie, dass eine der Stimmen ihr selbst gehörte und sie seinen Namen geschrien hatte, während ihrer beider Mitte explodierte.
Schweißnass umklammerten sie sich, bis die Wogen abebbten.
"Ich..."
"Shhh." Er ließ sich neben sie sinken und zog ihren Kopf an seine Brust. Schweigend verbrachten sie so einige Minuten, bekamen sich wieder unter Kontrolle.
"Fabio, ich... ich habe es so genossen. Ich habe nicht gewusst, wie stark ich dich wirklich vermisst habe."
Er erwiderte ihren Blick und küsste sie auf die Stirn. "Ich weiß nicht mehr, was passiert ist. Zwischen unserem ersten Wiedersehen vor Starbucks und dem ganzen Geschehen gerade. Es ist so unwirklich. Ich hätte nie gedacht, dass ich dich jemals nochmal spüren würde."
"Hattest du..." Sie musste sich sammeln. "Hattest du nach mir noch eine Beziehung?"
Er nickte. "Als Ablenkung. Ich habe mir vorgegaukelt Gefühle für sie zu haben. Und du?“
"Nein. War ich nicht in der Lage zu."
Er nahm sie in den Arm, hielt sie fest, während sie sich küssten. Erneut lag Spannung in der Luft.
Plötzlich änderte sich etwas in seinen Augen. Er wurde nicht weniger zärtlich, nur mischte sich etwas darunter. Sein Ausdruck verdunkelte sich, wurde beherrschter.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie diese Veränderung beobachtete. Da war er. Auch er war noch da. Wer sie jetzt anblickte war nicht mehr nur Tobias. Es war ihr Herr.
"Willst du spielen, Baby?"
"Ja, Herr." Die bekannten Worte kamen mit Leichtigkeit über ihre Lippen.
Er ließ den Blick über ihren Körper wandern. Doch ehe sie glauben konnte, er würde sie berühren, stand er auf und schaute mahnend auf sie herab.
"Ich werde mich kurz frisch machen gehen. Du kennst deine Aufgabe. Oder soll ich sie dir nochmal erläutern?"
"Nein. Ich vergesse kein Ritual, welches ihr für mich aufgebaut habt, Herr."
"Dann ist gut." Er drückte ihr einen Kuss auf den Handrücken und verschwand.
Sie schloss für einen Moment die Augen und genoss das lang ersehnte Ziehen in ihrem Körper. Ja, sie hatte nicht nur Tobias schmerzlich vermisst.
Langsam stand sie auf und zog eine gut vergrabene Kiste aus dem untersten Fach ihres Kleiderschranks. Sie nahm sich ein Paar Fesseln heraus, stellte die restlichen Sachen vor den Schrank und ging zum anderen Ende des Raumes. Dort drehte sie sich zur Wand und kniete sich mit geschlossenen Augen hin. Die Fesseln lagen einsatzbereit neben ihr.
"Braves Mädchen."
Sie hatte ihn nicht das Zimmer betreten hören.
"Dreh dich um."
Sie gehorchte und streckte ihm mit gesenktem Kopf die Fesseln entgegen. Er lächelte.
Sie hatte wirklich nichts vergessen.
"Steh auf."
Er nahm ihr die Fesseln ab, wickelte die Ledermanschetten um ihre Handgelenke und hob sie über ihren Kopf. Um sie wirksam zu fixieren nutzte er nur einen Arm, mit der freien Hand dirigierte er sie mit dem Hintern in seine Richtung. Er spürte ihre Vibration, musste selbst einen unüberlegten Laut unterdrücken. Er würde vor ihr nicht sein Gesicht verlieren.
Er verstärkte den Griff an ihren Händen, um ihr mehr halt zu geben. Dann teilte seine Hand ihre Beine, fühlte ihre triefende Mitte. Er musste sich beherrschen.
Er entließ ihre Hände, wusste, dass sie diese oben behalten würde. Dann trat er zurück, fixierte sie mit seinem Blick.
"Du bewegst dich keinen Millimeter. Hast du gehört?"
"Verstanden, Herr."
Er nickte zufrieden und ging zu der bereitgestellten Kiste.
Sie beobachtete seine geschmeidigen Bewegungen unbemerkt über die Schulter hinweg, erst jetzt stellte sie fest, dass er sich seine Boxershorts wieder angezogen hatte. Er würde sie quälen...
Langsam kam er wieder auf sie zu, seine rechte hielt den Flogger. "Dreh' dich um."
Er betrachtete sie, trat näher, fuhr mit seiner Hand über ihren Rücken, streichelte ihren Hintern - bevor er zuschlug. Sie keuchte. Er holte erneut aus. Sie keuchte abermals. Er nahm wahr, dass sie zitterte. Gut. Genau das wollte er. Er würde sie nicht so schnell erlösen, dazu hatte er dieses Spiel nicht begonnen. Er würde sie spüren lassen, wie sehr sie ihn wollte.
Er zog die einzelnen Riemen über ihren Rücken, beobachtete, wie sie sich auf die Lippe biss. Ja, er wusste immer noch worauf sie stand.
Tobias ließ den Flogger fallen und trat so dicht hinter sie, dass sie sich berührten. Doch bevor seine eigenen Gefühle ihn überrennen konnten, senkte er den Kopf und versenkte seine Zähne in ihrer Halsbeuge. Sie vibrierte am ganzen Körper, begann zu wimmern.
"Bitte..."
Ja. Jetzt hatte er sie da, wo er sie haben wollte.
Er küsste die Stelle zum Abschluss und umfasste ihre Hüfte. Ihr Körper war zum Zerreißen gespannt.
Genau so liebte er sein Mädchen.
Sein Mädchen...
Er küsste ihre Schultern, wanderte über ihren Hals, bis er am Ohr innehielt. "Was willst du?" Das unterschwellige Knurren war eigentlich keine Absicht gewesen, aber es kam ihm dennoch sehr gelegen.
"Ich will euch spüren, Herr."
Irrte er sich oder schwang eine leichte Verzweiflung in ihrer Stimme mit? Er leckte sich über die Lippen. "Du willst, dass ich dich durchnehme? Ist es das?"
"Ja, Herr", das letzte Wort war ein einziges Stöhnen.
Wortlos nahm er ihre Hand und führte sie zwischen seine Beine. "Deine Schuld, Baby."
Sie nickte. Ihr Atem ging schwer.
"Ich will dich..." Der Herr verließ ihn. "Ich will dich so sehr."
Ohne ein weiteres Wort streifte sie ihm seine Boxershorts ab, das Verlangen in ihrem Blick wurde stärker. Und er begann zu keuchen.
"Komm zu mir", sie legte ihre Arme um seinen Nacken.
Er umfing sie, hob sie hoch und stemmte sie gegen die Wand. Lange sahen sie sich an. Sie schlang ihre Beine um seine Mitte und spürte ihn pulsieren. Sein Verstand setzte beinahe völlig aus.
Ihre Nähe, ihre Wärme - er verlor sich in ihr. Genau an diesem Punkt hatten sie sich vor drei Jahren schon einmal befunden... Er lockerte seine Umklammerung und sah ihr in die Augen.
"Es tut mir leid. Ich kann das nicht, ich... Ich merke, dass dieser innere Flash zurückkommt. Und ich habe mich in ihm schon damals verloren. Habe mich an dich verloren..."
Sie suchte seinen Blick und legte eine Hand unter sein stoppeliges Kinn. "Und was spricht dagegen?" Ihre Stimme war so ernst, wie es von ihr noch nie zuvor gehört hatte.
Er schluckte. "Vieles, Fiona. Wenn ich mich komplett entfessele, dann werde ich zum Tier. Es ist eine heftige Form von Leidenschaft, die du mir überhaupt erst gezeigt hast. Du machst das mit mir. Und ich will nicht wieder von dir zurückweichen müssen."
"Dann tu' es nicht!" Sie war erschrocken über die Heftigkeit mit der sie ihm die Worte entgegengebracht hatte. Aber nur kurz. Denn im Grunde genommen tat sie nur das, was sich in diesem Moment richtig anfühlte. Und vielleicht begriff er es so endlich. "Das damals war unglaublich, was zwischen uns passiert ist. Und ich würde alles dafür geben, es noch einmal zu erleben."
Er ließ sie los und stellte sie sicher auf die Füße zurück. Zögerlich sah er aus dem Fenster. Dann zu ihr.
"Du willst es? Du willst die tiefste Form der Leidenschaft zurück, die ich für dich empfinde?"
"Ja", sie nickte. "Schenke mir meinen wahren Herrn."


© MajaBerg


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