Am Strand

© yupag chinasky

Er blinzelte in die Sonne und sah die schlanke Gestalt im Gegenlicht nur undeutlich, dafür spürte er plötzlich sehr deutlich, was sich unterhalb seiner Gürtellinie abspielte. Ein dumpfer, diffuser Wunsch, ein gieriges Verlangen war auf dem Weg in sein Hirn, eroberte die grauen Zellen, besetzte die Schaltstellen seines Denkvermögens und verdrängte alle Vorsicht. Die Lust, die ihn überwältigte, sorgte dafür, dass alles ausgeblendet wurde, was ihm sein Verstand sagte. Nichts sprach mehr dagegen, einfach zu nicken, einfach ja zu sagen. Mühsam wandte er den Blick von dem schmalen Gesicht ab, das inzwischen ganz nahe war und drehte seinen Kopf dem jungen Mann zu, der neben ihm stand. Schließlich nickte er und sagte: „bien, vamos.“

Er hatte durch Zufall die kleine Postkartenbucht gefunden. Sie war von Büschen und Bäumen umrahmt, die sie vollständig von der nahen Straße abschirmten. Nur weil er angehalten hatte, um zu pinkeln und dafür ein paar Meter auf dem Feldweg in den Busch gegangen war, hatte er dieses kleine Juwel entdeckt. Der Strand aus feinem, weißen Sand, das Wasser grün, türkis und tiefblau, genauso blau wie der Himmel und am Ufer standen tatsächlich ein paar Palmen. Die einsame Bucht war der ideale Ort den Schweiß des Vormittags durch ein Bad abzuwaschen und die Müdigkeit durch einen Mittagsschlaf zu verscheuchen. Der Platz war fast menschenleer, nur ein junges Pärchen lagerte am anderen Ende des Strands und war anscheinend völlig mit sich selbst beschäftigt. Zufrieden mit seinem Glück, zog er seine Kleider aus, schlüpfte in die Badehose, schloss den Wagen ab und ging zum Wasser. Nachdem er ausgiebig geschwommen hatte, suchte er einen schattigen Platz, legte sich auf sein Handtuch, schloss die Augen und schlief ein.

Er schreckte hoch, als er neben sich eine Stimme hörte. Das Pärchen war herangekommen, der junge Mann hatte sich neben ihn gehockt und suchte ein Gespräch. Noch halb im Schlaf nahm er ihn nur diffus wahr, ein schmaler Typ mit schwarzen Locken, ausgebleichten Jeans und einem verwaschenen T-Shirt. Das Mädchen konnte er überhaupt nicht erkennen, sie hielt sich abseits und stand zudem direkt in der Sonne. Der junge Mann begann ihn zu fragen, wie er heiße, woher er komme, wohin er wolle. All das, was man so am Anfang einer Kontaktaufnahme fragte. Aber er war müde und hatte keine Lust auf ein Gespräch, das holperig und mühsam vonstatten gehen und dort enden würde, wo diese Art der Anmache immer endet. Nach dem Austausch von Banalitäten würde man ihm irgendwelche Dienstleistungen anbieten, als Fremdenführer, ein Restaurant dringend empfehlen, etwas verkaufen wollen oder gleich um ein kleines Geschenk, um etwas Geld bitten. Und richtig, der junge Mann war schon bei diesem Thema angekommen und fragte, ob er sie, ihn und seine Chica, in die nächste Stadt mitnehmen könne. Nein? Der Senor wolle noch bleiben? O.k., ob er ihnen dann etwas Geld für den Bus geben könne. Nachdem er zunächst noch widerwillig und einsilbig geantwortet hatte, sagte er jetzt kurz angebunden „no“ und drehte dem Plagegeist demonstrativ den Rücken zu. Das Gespräch war für ihn beendet. Der junge Mann redete noch ein Weilchen weiter, stand aber schließlich auf und entfernte sich mit seiner Begleitung. Er hörte, wie sie heftig miteinander diskutierten. Zufrieden, seine Ruhe wieder erlangt zu haben, streckte er sich wohlig aus und versuchte den unterbrochenen Schlaf fortzusetzen, aber schon nach kurzer Zeit hörte er erneut Schritte und ein Räuspern.

Der junge Mann war diesmal stehen geblieben und redete von oben herab auf ihn ein. Verärgert schloss er die Augen und gab vor, nichts zu hören, als ihn ein Satz, eigentlich waren es nur zwei Worte, aufhorchen ließ. Das Mädchen, so der junge Mann, brauche unbedingt Geld und würde dafür mit ihm Liebe machen. Liebe machen, genau das sagte er und genau diese Worte elektrisierten ihn und beendeten seinen Halbschlaf. Der junge Mann wiederholte, ja, sie würde mit ihm Liebe machen, wenn er ihr dafür ein paar Pesos oder ein paar Dollar geben würde. Nun wandte er sich doch dem jungen Mann zu, drehte sich um und stützte sich auf einen Ellenbogen. Während der Mann weiter redete, sie sei nicht seine Freundin, aber sehr nett und zärtlich und fände ihn, den Fremden, sehr sympathisch und attraktiv, nahm er zum ersten Mal das Mädchen genauer in Augenschein. Sie war auch diesmal in einiger Entfernung stehen geblieben, immer noch im Gegenlicht, so dass er sie wieder nicht deutlich erkennen konnte. Immerhin sah er, dass sie klein und zierlich und sehr schlank war und dass sie ein kurzes, buntgestreiftes Kleid trug. Als sie sein Interesse bemerkte, stellte sie sich in Positur, streckte ein Bein auf die Seite, stützte die Hände auf die Hüften, wiegte sich lasziv in den Hüften, raffte das ohnehin schon kurze Kleidchen noch ein wenig höher und reckte ihm auffordernd die kleine Brust zu. Dann ging sie langsam auf ihn zu und er konnte nun auch ihr Gesicht erkennen. Sie war leidlich hübsch, ihre halblangen, braunen Haare fielen auf die nackten Schultern. Ihr Blick wirkte etwas naiv, ein bisschen zu gewollt unschuldig, wurde aber um so kecker und herausfordernder, je näher sie kam. Jetzt war er hellwach und während sie ihm unverwandt in die Augen sah und er in ihre und dann auf ihren Busen, ihre Taille, ihre schmalen Hüften, ihre Beine, sie von oben bis unten musternd, begann das Rumoren in seinem Unterleib.

Das Pärchen hatte geschickt seine Gier, seine Wollust entfacht und bot ihm gleichzeitig die Gelegenheit, sie zu befriedigen, denn das Angebot, das ihm der junge Mann machte, war günstig und eindeutig. Er solle ihm zwanzig Pesos geben, dann könne er mit der Chica hinter die Büsche gehen. Hierher käme kein Mensch und er könne sich soviel Zeit lassen, wie er wolle. Noch schwankte er und zögerte. Wenn doch jemand käme, wenn sich die Kleine zickig anstellte oder der Typ ihn auf einmal um mehr Geld erpressen würde oder wenn er selbst vor lauter Aufgeregtheit nicht mehr konnte? Aber, sagte er sich schließlich, was konnte denn schon passieren, was konnte schief gehen? Der Mann, in der Annahme der Preis sei zu hoch, reduzierte sein Angebot auf 15 Pesos. Das Mädchen hatte sich inzwischen neben ihn gekniet und streichelte sanft seinen Arm. Er spürte ihre Wärme und ihre Nähe und das Verlangen nach ihr wurde noch gewaltiger, ja geradezu allmächtig. Sein Mund wurde trocken, sein Atem ging flach und schließlich schaute der zu dem Mann hinauf. Dann nickte er, sagte „bien, vamos“, stand auf und wollte mit dem Mädchen in Richtung Büsche gehen, aber der junge Mann bestand darauf, erst das Geld zu bekommen. So gingen sie zu dritt zu seinem Wagen. Er holte die Geldscheine aus dem Portemonnaie, schloss den Wagen wieder ab und steckte den Schlüssel in seine Badehose.

Das Mädchen hatte das Handtuch mitgenommen, ergriff nun seine Hand und zog ihn in Richtung Büsche, zum Rand der Bucht. Dort angekommen, breitete sie das Handtuch aus und bedeutete ihm, sich hinzulegen. Dann kniete sie sich neben ihn und fing an, seine Brust, seine Arme, seine Beine zärtlich zu streicheln. Er hatte das Gefühl, als liefe eine Armada kribbelnder, liebkosender Ameisen über seine Haut. Es war ein verdammt schönes Gefühl, aber es war erst der Anfang, denn nun glitt ihre Hand in seine Badehose und umfasste und drückte seinen erigierten Penis. Er stöhnte, Schweißtropfen traten auf seine Stirn. Sie ließ den Penis wieder los und streifte sanft und sehr langsam seine Badehose ab. Er lag ausgestreckt auf dem Handtuch, unfähig auch nur seinen kleinen Finger zu rühren, nur sein steifes Glied ragte wie eine Fahnenstange in die Höhe. Und diesem Zentrum seiner Lust näherte sich jetzt ihr Gesicht, ihre herabhängenden Haare kitzelten schon seinen Bauch. Er schloss wohlig die Augen und wartete, dass ihr Mund, dieses kleine wilde, geile Tier die Fahnenstange aufnehmen und umfassen würde, dass ihre Zunge, diese sich windende, zuckende, blutrote Schlange daran hinauf- und hinabfahren würde, dass sie seine Männlichkeit erst sanft und zärtlich, aber dann immer wilder und immer heftiger liebkosen würde, bis er es schließlich nicht mehr aushielte, explodierte und sich in ihren Mund ergösse.

Diese Gefühle, Wünsche und Erwartungen trieben ihn mit Macht um, als er scheinbar ruhig auf seinem Rücken lag und die Hände des Mädchens an seinem Geschlecht spürte. Doch plötzlich, völlig unerwartet kam die Katastrophe. Die unbändige Lust verwandelte sich mit einem Schlag, nein besser gesagt mit einem Griff, in abgrundtiefen Frust. Mit einem festen, harten Griff drückte sie ihm die Eier zusammen, dass er vor Schmerz aufschrie und sich krümmte. Dann sprang sie auf und rannte, mit der Badehose in der Hand, zu seinem Auto. Bevor er sich über seine Situation richtig klar geworden war, sich aufgerappelt hatte und, die Hand auf sein schmerzendes Teil gepresst, hinter ihr her lief, hatte sie das Auto schon erreicht und den Schlüssel dem jungen Mann zugeworfen. Es dauerte nur einen kurzen Moment, dann waren die Türen offen und als er atemlos und keuchend ankam, saßen beide im Auto und hatten die Türsicherungen herabgedrückt. Er zerrte an der Fahrertür und als das nichts nützte, stellte er sich vor den Wagen und hämmerte mit seinen Fäusten auf die Kühlerhaube. Der junge Mann startete den Motor und fuhr ganz sanft an. Um nicht überfahren zu werden, musste er einen Schritt zur Seite machen und den Wagen vorbeilassen, der langsam in Richtung Straße rollte. Er rannte vergebens hinterher. Durch die Heckscheibe sah er, zwar etwas undeutlich, aber dennoch eindeutig, wie ihm das unschuldige Mädchen einen Handkuss zuwarf und dabei fröhlich lachte.


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