Weil ich bereits mit 16 ausgezogen bin habe ich eine Reihe von Minijobs hinter mir. Mein erster Job war in einem Kino. Ich habe an der Theke Popcorn und Getränke ausgegeben. Nicht sonderlich anspruchsvoll, aber ich habe nicht schlecht verdient. Außerdem konnte ich abends die letzten Filme kostenlos ansehen, weil wir die Theke dann schlossen. Das hat mir immer besonders gut gefallen.

Mein nächster Job war als Bedienung in einem kleinen Café. Es war ein wirklich süßes Café, wir boten hübsche Cupcakes und guten Kaffee an. Der Espresso war besonders gut hatten mir einige Kunden berichtet. Es war schön gelegen, in einer Seitenstraße mit Blick auf eine kleine, alte Kirche. Im Sommer und Herbst war es ziemlich überrannt, weil die ganzen Möchtegern-Influencer Fotos von der Gasse und dem tollen Essen posten wollten. Allerdings war das auch gut so, so hielt sich der Laden auf jeden Fall.
Leider musste ich dort auch irgendwann wieder aufhören zu arbeiten. Ich wollte fort, irgendwohin ziehen, wo ich ganz weit weg von allem gewohnten war.

Also zog ich in eine Großstadt am anderen Ende des Landes. Ich liebte es dort. Und ich fand sehr schnell einen neuen Minijob, den ich dort neben meinem Traum-Studium ausüben konnte. Ich arbeitete in einer kleinen Bücherei. Das war perfekt. Ich liebte es zu lesen und in einer Bücherei traf man viel weniger von diesen Social Media Sternchen. Natürlich gab es da auch den ein oder anderen Weirdo, aber insgesamt war das Klientel angenehmer. Außerdem lernte ich so so viele neue Bücher kennen und lieben. Das einsortieren machte mir erstaunlich viel Spaß, ich schlug sogar vor die einzelnen Regale alphabetisch zu sortieren. Also innerhalb der Genres versteht sich. So würde man viel schneller ein Buch finden, was man suchte. Mein Chef stimmte zu und ich machte mich zügig ans Sortieren. Buch für Buch nahm ich aus den Regalen und stellte es wieder hinein. Bis ich plötzlich ein Buch nehmen wollte und es sich kaum bewegte. Ich zog erneut an dem Buch und hörte ein lautes Knarren. An der Wand hinter dem Regal öffnete sich ein versteckter Eingang. Ich sah mich um und schlich dann vorsichtig zu der Tür.

Was hinter der Tür lag verschlug mir den Atem. Es erstreckte sich vor mir eine riesige Halle mit vielen Etagen nach unten. Und alles war voller Bücher. Uralte Bücher. Die Beschilderung zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Dunkle Künste, Blutzauber und Flüche befanden sich auf Etage 0, -1 und -2. Wie es darunter weiter ging erfuhr ich nicht mehr, denn plötzlich wurde alles schwarz.


© Menschenblind


0 Lesern gefällt dieser Text.

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Minijobs und ich"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Minijobs und ich"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.