Dass der Tag kommen würde, hatte ich schon längst gewusst. Ja, der Tag musste sogar kommen. So war es nun einmal vorbestimmt. Dagegen konnte man nichts tun, es war einfach so. Es war wie mit dem ewigen Regenwetter – fluchen mochte man tagtäglich, aber es nützte ja nichts. Eine höhere Instanz hatte entschieden, da konnte man als einfacher Mann wenig ausrichten. Scheiße!

Dass dieser Tag nun heute sein sollte, das hatte ich mir im Vorfeld nicht träumen lassen. Gerade heute hätte ich es am wenigsten erwartet. Es lief doch alles so gut. Das Mensa-Essen war besser als sonst und ich war weniger müde als die Tage zuvor. Vielleicht war das ja alles nur ein Albtraum. Ein ganz schlechter Traum, womöglich hatte ich vor dem Schlafengehen zu viel gegessen oder einen aufwühlenden Film geschaut. Ja, das musste es sein.

Ich blinzele einmal. Nichts. Ich blinzele zweimal. Nichts. Ich blinzele ganz oft hintereinander, dass mir fast schwindelig wird. Nichts, nichts und wieder nichts. Ich seufze. Ich bin wach und das gefällt mir ganz und gar nicht. Wäre das hier ein Traum, dann hätte ich ihn im Laufe des Vormittags schnell vergessen, womöglich schon nach dem Frühstück. Vielleicht hätte ich noch einmal halb lächelnd, halb kopfschüttelnd daran zurückgedacht – an diesen schlechten Traum.

Doch nun stehe ich hier und ich bin scheiße noch eins wach. Ich musste ja aber auch unbedingt hier hingehen, hätte auch nicht einfach ganz normal in meine Wohnung gehen können. Da hätte ich unbeschwert mein Dasein gefristet. Hätte, hätte, fick mein Leben! Habe ich das jetzt laut gesagt? Hoffentlich nicht. Aber wären sie in meiner Situation, hätten die ebenso geflucht. Vielleicht würden sie es noch oder hatten es schon längst getan. Leider würde mir das auch nichts bringen.

Nun stehe ich hier also und mir steigt das Blut zu Kopf. Meine Hände formen sich zu Fäusten und in meinem Schädel kreisen wüste Beleidigungen umher. Ich würde sie am liebsten allesamt herausschreien. Soll ich es vielleicht wagen, einfach nur für das gute Gefühl? Besser nicht, eine Abmahnung ist das hier auch nicht wert.

Ich stehe hier also vor meinem Briefkasten. Und wie man als Erwachsener feststellen muss, ist es in 99% der Fälle nicht gut, wenn man Post bekommt. Das letzte Prozent fällt dabei auf Geburtstagskarten oder Gutscheine. Obwohl, eigentlich nur auf Geburtstagskarten – Gutscheine gelten ja erst ab einem bestimmten Einkaufswert. Allerdings halten meine verkrampften Finger hier keine Glückwunschkarte. Allein die Adresse des Absenders sorgt schon für starken Brechreiz. 50656. Köln. Na klingelt’s?

Bestimmt haben die ersten schon die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Bei so manchen mag die Herzfrequenz gerade steigen. Zurecht! Ein paar haben sicher die Augen vom Papier gewendet – zu groß der Schmerz, die Erinnerung zu quälend.

Für die, die sich jetzt fragen, wovon ich da rede: ARD, ZDF und Deutschlandradio. Ja und, fragt Ihr euch? BEITRAGSSERVICE! Als wenn mir hier irgendein Service zugutekommt. Ich zahl den ganzen Mist doch! Was für’n Beitrag? Oh, wenn Ihr das noch nicht wisst, dann ist das Leben noch in Ordnung. Dann seid ihr in wohlige Unwissenheit gehüllt.

Doch einer muss die Illusion ja platzen lassen: G E Z!!!

Die Schlauscheißer nennen es Rundfunk-Beitrag. Und selbst wenn es Eckigfunk-Beitrag heißen würde, am Ende des Monats zahl ich dafür. Wie viel? 17,50€! Das sind zwei Wochen Mensa! Oder einmal richtig in die Kneipe….


© J.F.Horn


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