Der Himmel färbte sich in den Farben der Dämmerung, als Emma zum Fenster hinausblickte. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages tauchten die kleine Straße vor ihrem Apartment in ein goldenes Licht, das die alltägliche Hektik für einen Moment wie in Zeitlupe erscheinen ließ. Sie liebte diese Zeit des Tages, wenn die Welt still zu stehen schien und eine melancholische Stille in die Luft trat. Es war eine Stille, die Emma dazu brachte, über all das nachzudenken, was in ihrem Leben fehlte. Und am meisten fehlte ihr Alexander.
Seit Monaten war er fort, beruflich in einer anderen Stadt, und die Distanz zwischen ihnen fühlte sich mit jedem Tag größer an. Sie hatten sich kurz nach dem Ende ihrer Uni-Zeit kennengelernt, und die Verbindung zwischen ihnen war sofort da gewesen. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, aber eine, die mit jedem Treffen tiefer wurde. Es war eine Liebe, die sich wie etwas Ewiges anfühlte, als hätte das Universum beschlossen, dass sie füreinander bestimmt waren. Sie hatten stundenlang geredet, gelacht und geträumt, ihre Leben miteinander verflochten, als wäre es das Natürlichste auf der Welt.
Doch nun war er weg, und Emma blieb zurück, in der Wohnung, die sie gemeinsam gewählt hatten, voller Erinnerungen an die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten. Es war diese Wohnung, die nun ihr Gefängnis wurde. Jedes Möbelstück, jedes Buch, jede kleine Ecke erinnerte sie an ihn. Sie konnte nicht in der Küche stehen, ohne daran zu denken, wie sie zusammen gekocht hatten, wie er sie mit seinem schiefen Lächeln geneckt hatte, als sie sich beim Würzen der Soße vertan hatte. Sie konnte nicht ins Wohnzimmer gehen, ohne daran zu denken, wie sie sich an ihn gekuschelt hatte, während sie Filme geschaut hatten, seine Wärme, die sie stets beruhigte.
Emma konnte ihn spüren, selbst in seiner Abwesenheit. Er war überall, in jedem Raum, in jedem Gedanken, in jeder Minute, die verging. Ihre Sehnsucht nach ihm wurde immer größer, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Anfangs hatten sie sich jeden Tag geschrieben, telefoniert und sich gegenseitig Bilder geschickt. Doch nach und nach wurden die Nachrichten seltener. Das Leben in der Ferne hatte Alexander fest in seinen Griff genommen, und Emma begann zu fürchten, dass die Distanz zwischen ihnen nicht nur eine räumliche, sondern auch eine emotionale wurde.
Kapitel 1: Die ersten Tage ohne dich
Die ersten Tage, nachdem Alexander gegangen war, waren eine Herausforderung. Emma hatte gehofft, dass sie sich schnell an die Situation gewöhnen würde, dass es nur eine Phase war, die vorübergehen würde. Aber je mehr Zeit verging, desto mehr realisierte sie, wie sehr sie ihn brauchte. Es war nicht nur seine physische Präsenz, es war auch das Gefühl der Sicherheit, das er ihr gab, die Art, wie er sie ansah, als wäre sie das Wichtigste in der Welt.
Die Einsamkeit war ein ständiger Begleiter, der sich wie ein schweres Gewicht auf ihre Brust legte. Sie ging durch die Straßen der Stadt, die sie beide so gut kannten, und fühlte sich fremd. Die Orte, die sie zusammen besucht hatten, schienen ihre Bedeutung verloren zu haben. Das Café an der Ecke, in dem sie ihre ersten gemeinsamen Frühstücke genossen hatten, war nun nur noch ein Ort, an dem sie allein saß, eine Tasse Kaffee vor sich, und in Gedanken bei ihm war.
Sie versuchte, sich abzulenken. Arbeitete länger, traf sich mit Freunden, las Bücher – aber nichts konnte das Loch füllen, das Alexanders Abwesenheit in ihrem Herzen hinterlassen hatte. Sie fragte sich, wie lange sie das aushalten konnte. Wie lange sie diese unendliche Sehnsucht in sich tragen konnte, ohne daran zu zerbrechen.
In den Nächten war es am schlimmsten. Wenn die Welt zur Ruhe kam und sie allein im Bett lag, spürte sie die Kälte neben sich, wo er hätte sein sollen. Sie konnte nicht schlafen, ohne dass ihre Gedanken immer wieder zu ihm zurückkehrten. Erinnerungen an ihre gemeinsamen Nächte, an seine Berührungen, an das Gefühl, in seinen Armen zu liegen und zu wissen, dass alles gut war. Doch jetzt war nichts mehr gut. Die Leere war überwältigend.
Kapitel 2: Ein Brief, den ich nie abschicken werde
Eines Abends, als der Schmerz der Sehnsucht unerträglich wurde, setzte sich Emma an den kleinen Schreibtisch in ihrem Schlafzimmer und begann zu schreiben. Es war kein Brief, den sie je abschicken würde – zumindest redete sie sich das ein –, sondern ein Ventil, um die Gefühle loszuwerden, die sie in sich trug.
Lieber Alexander,
Ich weiß nicht, wie ich all das ausdrücken soll, was ich fühle. Es ist, als würde mir die Luft zum Atmen fehlen, wenn du nicht hier bist. Ich habe das Gefühl, dass die Zeit stillsteht, wenn du weg bist, und gleichzeitig vergeht sie doch viel zu schnell. Jeden Tag hoffe ich auf eine Nachricht von dir, etwas, das mich wissen lässt, dass du auch an mich denkst, aber ich fürchte, dass wir uns verlieren. Dass diese Distanz zwischen uns größer wird, als ich es ertragen kann.
Ich weiß, dass du deinen Job liebst und dass du dort bist, um deine Träume zu verwirklichen. Aber es fällt mir schwer, nicht egoistisch zu sein und zu wollen, dass du bei mir bist. Ich vermisse dich so sehr, dass es wehtut. Und ich frage mich, ob es dir genauso geht. Ich will nicht zweifeln, aber manchmal kann ich nicht anders, als mich zu fragen, ob wir wirklich stark genug sind, diese Distanz zu überstehen.
Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn du plötzlich vor meiner Tür stehen würdest. Wenn du mir sagst, dass alles vorbei ist und du für immer hierbleiben wirst. Aber ich weiß, dass das nur ein Traum ist. Ich versuche, realistisch zu sein, doch das Herz kennt keine Vernunft. Es fühlt nur – und mein Herz fühlt so viel für dich.
Deine Emma.
Sie legte den Stift zur Seite und starrte auf das Blatt Papier. Die Worte spiegelten ihre tiefsten Ängste und Wünsche wider, doch sie wusste, dass sie diesen Brief nie abschicken würde. Es wäre zu verletzlich, zu offen, und sie wollte Alexander nicht unter Druck setzen. Sie liebte ihn, und das bedeutete auch, seine Entscheidungen zu respektieren, selbst wenn es schmerzte.
Kapitel 3: Erinnerungen an uns
Es gab Tage, an denen Emma in ihren Erinnerungen schwelgte. Sie konnte nicht anders. Die ersten Monate ihrer Beziehung waren wie ein Rausch gewesen. Sie hatte sich noch nie zuvor so verstanden, so geborgen und so geliebt gefühlt. Alexander war der Mensch gewesen, der sie ansah, als wäre sie das einzig Wichtige auf der Welt. Und in diesen Momenten hatte sie geglaubt, dass nichts und niemand diese Verbindung zwischen ihnen trennen konnte.
Sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie ihn zum ersten Mal wirklich sah. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihm begegnet war, aber es war das erste Mal, dass sie ihn wirklich wahrnahm. Sie waren beide bei einer gemeinsamen Freundin zu einer kleinen Feier eingeladen, und während sie mit anderen Gästen plauderte, bemerkte sie, wie Alexander allein in einer Ecke stand, ein Glas Wein in der Hand und den Blick nachdenklich ins Leere gerichtet. Irgendetwas an ihm hatte sie angezogen, vielleicht die Ruhe, die er ausstrahlte, oder die Art, wie er schien, als wäre er in einer anderen Welt.
Ohne darüber nachzudenken, ging sie auf ihn zu. „Du siehst aus, als würdest du lieber woanders sein“, hatte sie gesagt und dabei gelächelt.
Alexander hatte sie angesehen und gelächelt, ein Lächeln, das sie nie vergessen würde. „Vielleicht“, hatte er geantwortet, „aber jetzt, wo du hier bist, ist es eigentlich ganz okay.“
Diese einfachen Worte hatten sie getroffen. Es war kein übertriebenes Kompliment, keine Anmache, nur eine ehrliche Bemerkung. Und von diesem Moment an war alles anders gewesen. Sie hatten den Rest des Abends miteinander verbracht, über Bücher, Filme und das Leben gesprochen, als würden sie sich schon ewig kennen. Es war eine Verbindung, die sofort da gewesen war, ohne dass sie es bewusst bemerkt hatte.
Mit jedem Treffen wuchs ihre Zuneigung zueinander, und bald wurde aus den zufälligen Begegnungen etwas Beständiges. Emma hatte nie viel von der großen Liebe gehalten, zumindest nicht in der Form, wie sie in Filmen und Romanen dargestellt wurde. Aber mit Alexander fühlte es sich anders an. Es war nicht das dramatische, überwältigende Gefühl, das man oft in Geschichten liest. Es war ruhig, tief und doch so kraftvoll, dass es sie bis ins Innerste ergriff.Kapitel 4: Die Macht der Distanz
Die ersten Wochen der Distanz hatten Emma und Alexander noch fest zusammengeschweißt. Sie telefonierten jeden Abend, schrieben sich über den Tag verteilt Nachrichten, und obwohl sie hunderte Kilometer voneinander entfernt waren, fühlte Emma sich Alexander nahe. Es war fast so, als wäre er nie wirklich fortgegangen. Sie sprachen über ihre Zukunftspläne, über die Tage, die sie nach seiner Rückkehr gemeinsam verbringen würden, und über die Liebe, die sie verband. Aber je länger sie getrennt waren, desto schwieriger wurde es.
Die Arbeit forderte Alexander zunehmend. Die Anrufe, die einst stundenlang gedauert hatten, verkürzten sich, wurden seltener und oft unterbrochen. Immer häufiger musste er absagen, weil er zu müde war oder ein Meeting ihn länger aufgehalten hatte. Emma verstand das. Sie versuchte, verständnisvoll zu sein und keinen Druck auf ihn auszuüben. Doch mit jedem Tag, an dem sie seine Stimme nicht hörte, wurde die Leere in ihr größer. Die Sehnsucht, die anfangs süß gewesen war, verwandelte sich in einen schmerzhaften Knoten in ihrer Brust.
Es waren nicht nur die fehlenden Gespräche, die sie belasteten. Es war auch die Unsicherheit, die sich allmählich in ihren Gedanken ausbreitete. Konnte ihre Liebe diese Entfernung überstehen? Waren sie stark genug, um die Zeit zu überbrücken? Je länger Alexander fort war, desto mehr begann Emma zu zweifeln. Die Distanz machte es ihr unmöglich, die kleinen Gesten der Zuneigung, die Blicke und Berührungen zu erfahren, die ihre Beziehung so besonders gemacht hatten. Ohne diese Nähe fühlte sich alles seltsam unreal an, als wäre ihre Beziehung in einem Zustand des Schwebezustands gefangen.
Alexander versuchte immer wieder, sie zu beruhigen. „Es ist nur vorübergehend“, sagte er. „Wir werden das überstehen.“ Doch je öfter er das sagte, desto mehr fühlte es sich für Emma an, als würden diese Worte ihre wahre Angst übertünchen. Sie liebte Alexander, aber sie wusste nicht, wie lange sie diese Leere noch ertragen konnte. Die Distanz fraß an ihr, langsam und stetig, wie eine unsichtbare Hand, die immer tiefer in ihr Herz griff.
Kapitel 5: Die Schatten der Zweifel
Eines Abends, als Emma sich nach einem weiteren Tag voller Stille und Einsamkeit auf die Couch sinken ließ, überkam sie eine unbändige Welle von Traurigkeit. Sie griff nach ihrem Handy, das neben ihr auf dem Tisch lag, und öffnete die Nachrichten von Alexander. Doch statt einer neuen Nachricht fand sie nur die letzten, bereits bekannten Worte von vor zwei Tagen: „Bin noch im Meeting. Ich ruf später an.“ Doch er hatte nicht angerufen.
Emma starrte auf den Bildschirm, ihre Finger über die Tastatur schwebend. Was sollte sie schreiben? Sollte sie ihm sagen, wie sehr sie ihn vermisste? Oder würde das nur zusätzlichen Druck auf ihn ausüben? Sie wusste es nicht. Die Zweifel nagten an ihr. In ihren Gedanken wuchs die Frage, ob Alexander ihre Sehnsucht teilte oder ob er sich bereits an das Leben ohne sie gewöhnte. Die Stille, die einst eine gemeinsame Ruhe zwischen ihnen gewesen war, fühlte sich nun kalt und distanziert an.
In einem Anflug von Frustration und Traurigkeit tippte sie schließlich eine Nachricht: „Ich vermisse dich. Sehr. Ich weiß, dass du viel zu tun hast, aber es fühlt sich an, als würden wir uns verlieren.“ Sie starrte auf die Worte, die auf dem Bildschirm leuchteten, bevor sie tief durchatmete und auf „Senden“ drückte. Einen Moment lang fühlte sie Erleichterung, als hätte sie endlich den Ballast ihrer Gefühle abgeworfen. Doch die Erleichterung wich schnell der Angst vor seiner Antwort – oder schlimmer, vor seiner Nicht-Antwort.
Die Nacht verging, und das Handy blieb still.
Am nächsten Morgen war keine Nachricht von Alexander eingegangen. Emma lag wach im Bett und fragte sich, ob sie einen Fehler gemacht hatte. Vielleicht war sie zu aufdringlich gewesen. Vielleicht fühlte er sich bedrängt und zog sich deshalb zurück. Diese Gedanken ließen sie nicht los. Sie starrte die Decke an, während ihre innere Stimme ihr immer wieder zuflüsterte: Du verlierst ihn. Er entfernt sich von dir. Aber konnte das wirklich wahr sein? Sie konnte es nicht glauben, und doch schienen die Beweise mit jedem Tag deutlicher zu werden.
Die Tage vergingen, und schließlich antwortete Alexander: „Es tut mir leid. Es ist einfach so viel los hier. Ich vermisse dich auch, aber ich weiß nicht, was ich tun soll.“
Diese Worte trafen Emma wie ein Schlag. „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“ Was meinte er damit? Zweifel, die sie zuvor noch verdrängt hatte, kamen nun mit voller Wucht zurück. Sie fragte sich, ob ihre Beziehung wirklich eine Zukunft hatte, wenn sie nicht einmal wusste, wie sie mit der Distanz umgehen sollten.
Kapitel 6: Das Gewicht der Stille
Nach Alexanders Nachricht veränderte sich etwas zwischen ihnen. Die Stille, die zuvor mit unausgesprochenen Gefühlen und der Hoffnung auf ein Wiedersehen gefüllt war, wurde nun von Unsicherheit und unausgesprochenen Ängsten überschattet. Emma versuchte, nicht an den schlimmsten Fall zu denken, aber die Gedanken ließen sie nicht los. War dies der Anfang vom Ende?
Immer häufiger fand sie sich dabei, auf das Handy zu starren und auf Nachrichten zu warten, die nie kamen. Die Gespräche, die sie früher geführt hatten, waren voller Leben gewesen. Sie hatten über ihre Zukunft geträumt, darüber, wohin sie reisen wollten, welche Bücher sie lesen würden, welche Abenteuer sie erleben wollten. Jetzt waren die Gespräche sporadisch, mechanisch – als würde jeder von ihnen versuchen, nicht zu viel preiszugeben.
Eines Tages saß Emma in ihrem Lieblingscafé und starrte aus dem Fenster, während der Regen gegen die Scheiben prasselte. Sie fühlte sich leer, als hätte die Distanz alles aus ihr herausgesogen. Eine ihrer Freundinnen, Sarah, gesellte sich zu ihr. „Du siehst nicht gut aus“, bemerkte sie mit einem besorgten Blick.
Emma zuckte mit den Schultern. Sie hatte keine Lust, darüber zu reden, aber Sarah ließ nicht locker. „Ist es wegen Alexander?“ fragte sie.
Emma nickte und spürte, wie die Tränen in ihre Augen stiegen. „Ich weiß einfach nicht mehr, ob wir das schaffen“, gestand sie leise. „Es fühlt sich an, als wären wir nicht mehr dieselben. Die Distanz ändert alles.“
Sarah nahm ihre Hand und drückte sie sanft. „Vielleicht braucht ihr einfach Zeit. So etwas ist nicht leicht. Aber wenn ihr euch wirklich liebt, werdet ihr einen Weg finden.“
Emmas Augen brannten vor Tränen. Sie wollte daran glauben, sie wollte daran festhalten, dass ihre Liebe stark genug war. Aber was, wenn das nicht der Fall war? Was, wenn die Distanz sie tatsächlich auseinanderreißen würde?
Kapitel 7: Der Moment der Wahrheit
Die Tage vergingen, und Emma hatte das Gefühl, dass ihre Beziehung an einem Wendepunkt angekommen war. Es konnte nicht so weitergehen. Diese Unsicherheit, das ständige Warten auf eine Nachricht, das Gefühl, als wäre sie allein in dieser Beziehung – es war zu viel. Sie wusste, dass sie mit Alexander sprechen musste, richtig sprechen, ohne Ausflüchte, ohne Beschönigungen.
An einem Freitagabend nahm sie all ihren Mut zusammen und rief ihn an. Ihr Herz raste, während das Freizeichen ertönte, und sie betete, dass er abnehmen würde. Als er schließlich antwortete, war seine Stimme müde, aber freundlich.
„Hey, Emma“, sagte er, „tut mir leid, ich bin gerade nach Hause gekommen.“
„Es ist okay“, antwortete sie, obwohl es alles andere als okay war. „Ich muss mit dir reden. Wirklich reden.“
Alexander schwieg einen Moment, bevor er zustimmte. „Ich weiß“, sagte er leise.
Emma holte tief Luft. „Was passiert mit uns, Alexander? Ich habe das Gefühl, dass wir uns immer weiter voneinander entfernen. Und ich weiß nicht, ob wir das überstehen.“
Wieder war da diese Stille am anderen Ende der Leitung, die sie mittlerweile so sehr fürchtete. Als er schließlich sprach, war seine Stimme leise, fast zerbrechlich. „Ich weiß es auch nicht. Es tut mir leid, Emma. Ich wollte das nicht, aber es fühlt sich so an, als wäre ich in zwei Welten gefangen. Hier ist alles so intensiv, und ich kann dir nicht die Aufmerksamkeit geben, die du verdienst.“
Diese Worte waren wie ein Stich in Emmas Herz. Sie hatte es geahnt, aber es laut zu hören, machte es real. „Was willst du damit sagen?“ fragte sie mit zitternder Stimme.
„Ich weiß nicht“, antwortete er ehrlich. „Ich liebe dich, Emma, aber ich weiß nicht, wie wir das schaffen sollen.“
Die Tränen liefen über Emmas Wangen. „Also gibst du auf?“
„Ich gebe nicht auf“, sagte er hastig. „Aber vielleicht brauchen wir Zeit, um herauszufinden, was wir wollen. Vielleicht ist es das Beste, wenn wir uns eine Weile nicht sehen.“
Diese Worte zerbrachen Emmas Herz. Sie hatte Angst gehabt, dass es darauf hinauslaufen würde, aber es zu hören, war ein ganz anderer Schmerz. „Ich weiß nicht, ob ich das kann“, flüsterte sie.
Kapitel 8: Abschied in Stille
Die Tage nach dem Gespräch mit Alexander fühlten sich für Emma unwirklich an, wie in einem Traum, aus dem sie nicht erwachen konnte. Es war, als hätte jemand den Boden unter ihren Füßen weggezogen und sie in einen endlosen Fall gestürzt. Die Stadt, die sie einst so geliebt hatte, erschien ihr nun leer und trostlos. Die vertrauten Straßen, die Cafés und Parks, all das hatte seine Farben verloren. Alles erinnerte sie an Alexander, an das Leben, das sie zusammen hatten, und an die Zukunft, die sie sich ausgemalt hatten – eine Zukunft, die jetzt in weiter Ferne lag.
Emma hatte seit dem letzten Gespräch nichts mehr von ihm gehört. Keine Nachricht, kein Anruf. Es war, als hätte er sich entschieden, ihr Leben ganz zu verlassen, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie wollte stark sein, wollte weiterleben, doch ihr Herz fühlte sich schwer und leer an. Die Stille, die sie einst als beruhigend empfunden hatte, war nun unerträglich. Sie schlich durch die Wohnung wie eine Fremde, unfähig, die Leere zu füllen, die Alexanders Abwesenheit hinterlassen hatte.
Ihre Freunde hatten versucht, sie aufzumuntern. Sarah hatte sie immer wieder zu gemeinsamen Abenden überredet, sie war zu einem Kurzurlaub mit ihrer Familie eingeladen worden, und doch schaffte es Emma nicht, sich abzulenken. Jeder Moment, den sie nicht damit verbrachte, an Alexander zu denken, fühlte sich wie ein Verrat an ihrer Liebe an. Als ob das Loslassen bedeuten würde, dass ihre Gefühle nicht echt waren.
Eines Abends, als sie durch ihre Wohnung ging und den Staub von Alexanders altem Bücherregal wischte, entdeckte sie ein kleines Notizbuch, das er immer wieder mit sich herumgetragen hatte. Sie öffnete es, und ihre Finger zitterten leicht, als sie durch die Seiten blätterte. Es waren keine tiefgründigen Notizen oder Gedanken – nur kleine Alltagsbeobachtungen, Erinnerungen an ihre gemeinsamen Erlebnisse, und dazwischen ein paar Sätze über sie. „Emma hat heute wieder gelacht. Es ist verrückt, wie dieses Lachen alles andere verschwinden lässt.“ Tränen stiegen in ihre Augen, als sie diese Zeilen las. Die Liebe, die er für sie empfand, war echt gewesen. Sie war da gewesen, und doch hatten sie es nicht geschafft, sie festzuhalten.
Das Notizbuch brachte sie dazu, über ihre Beziehung nachzudenken. War die Distanz wirklich der einzige Grund, warum sie sich verloren hatten? Oder war es mehr als das? War es ihre Angst gewesen, ihn zu verlieren, die dazu geführt hatte, dass sie ihn zu festgehalten hatte? Oder hatte er sich von der Vorstellung, was seine Karriere für ihn bedeutete, so einnehmen lassen, dass er keine Zeit mehr für sie hatte? Emma wusste es nicht, und das machte alles nur noch schmerzhafter.
Kapitel 9: Das Leben danach
Wochen vergingen, und langsam begann Emma zu realisieren, dass das Leben weiterging – auch ohne Alexander. Die ersten Schritte in ein Leben ohne ihn waren schwer und voller Zweifel gewesen, doch allmählich lernte sie, den Schmerz zu akzeptieren, auch wenn er nie ganz verschwand. Es war, als würde sie lernen, mit einer Narbe zu leben, die sie für immer begleiten würde. Aber sie wusste, dass es der einzige Weg war, um wieder voranzukommen.
Sie war zurück in ihrer Arbeit, in ihrem Alltag, doch nichts fühlte sich mehr wie früher an. Selbst das Lächeln ihrer Kollegen, das sie früher oft aufgemuntert hatte, konnte die Traurigkeit nicht ganz vertreiben. Sarah und ihre anderen Freunde waren eine ständige Stütze, doch sie bemerkte, dass sie sich von ihnen distanzierte. Es fiel ihr schwer, über das zu sprechen, was wirklich in ihr vorging. Die Gedanken an Alexander waren wie ein Schatten, der immer in der Nähe lauerte, egal was sie tat.
Eines Nachmittags beschloss Emma, ihre Wohnung zu verlassen und einen Spaziergang durch den Park zu machen, in dem sie und Alexander oft gesessen hatten. Sie wusste, dass es wehtun würde, aber vielleicht war das der einzige Weg, um sich den Erinnerungen zu stellen, anstatt vor ihnen davonzulaufen. Der Park war fast leer, und der Herbstwind trug die Blätter in sanften Bögen über den Weg. Sie setzte sich auf eine Bank und schloss die Augen. Die Geräusche der Natur umgaben sie, aber ihr Geist war ganz bei Alexander.
Eine Weile saß sie einfach nur da, atmete tief ein und aus, während die Vergangenheit sie umarmte. Der Schmerz war da, wie immer, aber es war ein anderer Schmerz – einer, der weniger erdrückend war. Vielleicht war es die Zeit, die langsam ihre Wirkung zeigte. Vielleicht war es die Erkenntnis, dass sie ihn zwar geliebt hatte, aber dass es nicht das Ende ihres Lebens war.
Plötzlich piepte ihr Handy. Es war eine Nachricht von Alexander. Ihr Herz setzte für einen Moment aus, als sie den Namen auf dem Bildschirm sah. Sie hatte nicht erwartet, jemals wieder von ihm zu hören.
„Hey, Emma. Ich wollte dir nur sagen, dass ich oft an dich denke. Ich weiß, dass ich einiges falsch gemacht habe, aber du fehlst mir. Wie geht es dir?“
Emma starrte auf die Nachricht, unfähig, sofort zu antworten. Es war das, was sie sich wochenlang gewünscht hatte, und doch fühlte es sich anders an, als sie es jetzt in den Händen hielt. Sie spürte keinen plötzlichen Ansturm von Glück oder Erleichterung – nur eine leise Traurigkeit und ein Hauch von Resignation. Vielleicht lag es daran, dass sie in den letzten Wochen gelernt hatte, ohne ihn zu leben, oder vielleicht lag es daran, dass sie wusste, dass eine einfache Nachricht nicht all die Probleme lösen konnte, die zwischen ihnen standen.
Kapitel 10: Das Wiedersehen
Es dauerte eine Woche, bis Emma sich entschloss, auf Alexanders Nachricht zu antworten. In dieser Zeit hatte sie viel nachgedacht. Sie wusste, dass sie ihn noch immer liebte, doch sie hatte auch erkannt, dass Liebe allein nicht genügte. Die Frage, die sie sich stellte, war, ob sie bereit war, wieder in diese Ungewissheit zurückzukehren. War sie stark genug, es noch einmal zu versuchen?
Schließlich schrieb sie zurück: „Mir geht es gut, Alexander. Aber ich glaube, wir sollten reden. Wirklich reden.“
Es dauerte nicht lange, bis Alexander antwortete: „Ja, das sollten wir. Ich würde dich gerne sehen. Wie wäre es, wenn wir uns nächste Woche treffen?“
Emma zögerte kurz, dann stimmte sie zu. Der Gedanke an ein Wiedersehen erfüllte sie mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung. Was, wenn sie sich wieder in den alten Schmerz stürzten? Aber sie wusste auch, dass sie diese Begegnung brauchte, um mit ihrer Vergangenheit abschließen zu können – egal, wie das Gespräch enden würde.
Als der Tag des Wiedersehens kam, war Emma nervös. Sie wusste nicht, was sie erwarten sollte. Als sie schließlich in dem kleinen Café saß, das sie ausgewählt hatten, und Alexander hereinkam, schien die Zeit für einen Moment stillzustehen. Er sah müde aus, etwas älter als bei ihrem letzten Treffen, aber in seinen Augen lag noch immer derselbe Ausdruck, der sie damals so angezogen hatte.
„Hey“, sagte er leise, als er sich ihr gegenüber setzte.
„Hey“, antwortete sie, unsicher, was sie sagen sollte. Die Luft zwischen ihnen war angespannt, voller unausgesprochener Worte und Emotionen.
„Du siehst gut aus“, bemerkte Alexander, während er sich nervös über das Kinn fuhr.
„Danke“, sagte Emma und zwang sich zu einem Lächeln. „Du auch.“
Es folgte eine kurze Stille, bevor Alexander das Wort ergriff. „Emma, es tut mir leid. Für alles. Für die Distanz, für die Art, wie ich dich habe warten lassen. Ich weiß, dass ich dich verletzt habe, und ich weiß nicht, ob ich das wieder gutmachen kann.“
Seine Worte berührten sie, aber Emma wusste, dass es nicht nur um Entschuldigungen ging. „Es war nicht nur deine Schuld“, sagte sie sanft. „Wir beide waren überfordert mit der Situation. Vielleicht hätten wir offener miteinander reden sollen. Aber es war auch schwer, weil ich so viel von dir erwartet habe.“
Alexander nickte und senkte den Blick. „Ich wollte für dich da sein, Emma. Aber ich habe es nicht geschafft. Die Arbeit, die Entfernung … ich habe mich von dir entfernt, und das bereue ich.“
Emma atmete tief durch. „Ich weiß, dass du mich geliebt hast, Alexander. Und ich habe dich geliebt. Aber vielleicht … vielleicht reicht Liebe manchmal nicht aus. Manchmal stehen andere Dinge dazwischen, und das ist okay. Vielleicht haben wir uns einfach verloren.“
Sie sah, wie Schmerz über sein Gesicht huschte, doch er nickte. „Vielleicht hast du recht“, sagte er leise.
Kapitel 11: Loslassen
Das Gespräch dauerte noch eine Weile, aber es veränderte nichts Wesentliches. Emma und Alexander sprachen offen über ihre Gefühle, über die Vergangenheit und über die Zukunft, doch am Ende kamen sie zu dem Schluss, dass es besser war, getrennte Wege zu gehen. Es war kein bitterer Abschied, sondern ein ruhiges und respektvolles Ende. Beide hatten verstanden, dass es keinen Sinn hatte, an etwas festzuhalten, das nicht mehr funktionierte.
Die Tage nach dem Treffen waren für Emma merkwürdig friedlich. Sie hatte erwartet, dass es schwerer sein würde, Alexander wirklich loszulassen, doch stattdessen fühlte sie sich befreit. Es war, als hätte sie endlich den Knoten in ihrem Herzen gelöst, der sie so lange gefangen gehalten hatte. Natürlich tat es immer noch weh, aber es war ein Schmerz, der mit der Zeit heilen würde.
Langsam begann Emma, sich auf ihr eigenes Leben zu konzentrieren. Sie unternahm mehr mit ihren Freunden, nahm neue Projekte in Angriff und begann sogar wieder zu schreiben – etwas, das sie lange vernachlässigt hatte. Das Schreiben war eine Möglichkeit, ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen, und es half ihr, die Vergangenheit zu verarbeiten.
Immer öfter stellte sie fest, dass sie an Alexander dachte, aber nicht mehr mit Wehmut oder Sehnsucht. Die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit waren schön, doch sie waren genau das: Erinnerungen. Sie gehörten der Vergangenheit an, und Emma war bereit, ihre Zukunft ohne sie zu gestalten.
Kapitel 12: Ein neuer Anfang
Der Frühling brach an, und mit ihm kam ein neues Gefühl von Hoffnung in Emmas Leben. Die Tage wurden länger, die Luft wärmer, und die Natur erwachte zu neuem Leben – genauso wie Emma. Sie hatte lange gebraucht, um an diesen Punkt zu gelangen, doch nun fühlte sie sich bereit für einen Neuanfang.
Eines Morgens, als sie durch den Park spazierte, in dem sie so oft mit Alexander gewesen war, bemerkte sie, dass sich etwas verändert hatte. Es war nicht der Park selbst, sondern ihre Wahrnehmung davon. Wo früher die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit überwältigend gewesen waren, sah sie nun die Schönheit des Moments. Sie konnte den Duft der Blumen genießen, das Zwitschern der Vögel hören und die Sonne auf ihrer Haut spüren, ohne dass die Schatten der Vergangenheit über ihr hingen.
In den letzten Monaten hatte Emma viel über sich selbst gelernt. Sie hatte gelernt, dass Liebe nicht immer ausreicht, um eine Beziehung zu retten, und dass es manchmal notwendig ist, loszulassen, um wieder frei atmen zu können. Aber vor allem hatte sie gelernt, dass sie stark genug war, um alleine weiterzugehen.
An diesem Tag, als sie durch den Park lief, wusste sie, dass sie bereit war für das, was auch immer die Zukunft bringen mochte. Ob es neue Begegnungen, neue Abenteuer oder einfach nur ein friedliches, erfülltes Leben war – sie war bereit, es zu akzeptieren. Die Liebe, die sie einst für Alexander empfunden hatte, war nicht verloren. Sie trug sie immer noch in sich, aber jetzt war sie bereit, diese Liebe für sich selbst zu nutzen – um sich selbst zu lieben, sich selbst zu schätzen und ein Leben aufzubauen, das nur ihr gehörte.
Und vielleicht, nur vielleicht, würde eines Tages jemand Neues in ihr Leben treten. Aber bis dahin würde sie ihren eigenen Weg gehen, mit erhobenem Kopf und einem Herzen, das endlich frei war.
Morgen soll die Welt stehen bleiben!
Und es gibt nur einen Plan für Dich.
Singe und Tanze. Besuche ein Café.
Kauf Dir ein paar Schuhe. Gehe durch
den Park. Liebe das Licht und die
Stille. [ ... ]
Schöner Busen, rund und weich
Reck ihn entgegen, zu deinem Fleisch
Brauch nur dein Hauchen, nur dein Stöhnen
Will dich komplett, will es mit dir krönen
Die Welt verschwimmt hinter der Scheibe [ ... ]
Von draußen hör` ich`s leise klingen,
so, als würden Englein singen,
nachts hat es nicht mehr gefroren,
Wolken keinen Schnee verloren,
doch in der Dunkelheit der Nacht,
wurde ein Wunder [ ... ]