Aus dem Fenster schaue ich nach draußen auf die Straße. Vielleicht bin ich nur jemand, der zusieht. Es laufen so wenige Leute vorbei, das man es leer nennen kann. Und langsam fängt es an zu schneien. Ich sitze nur da und starre hinaus. In Gedanken versunken an meine Herrin.
Eine Plastiktüte tanzt vom Wind über die Straße. Meine Realität ist etwas Einsames. Wie eine weite glatte Fläche, in jeder Richtung weiß und nebelhaft. Da ist nichts, ganz gleich mit welch bunten Farben meine Fantasie malt. Aber ich kann nicht aufgeben.
Ins Nichts will ich nicht gehen, habe Angst vor dem grau. Nicht mehr zu sein.
Es braucht mehr Fantasie als Realität oder die Hoffnung sie würde wahr.

Hab ich tatsächlich Angst vor der Zukunft? Warum kümmert es mich so sehr, was mit der Erde passiert. Warum will ich Dinge aufhalten, welche nicht in meiner Hand liegen.
Da ist ein Universum an Schwärze und Sternen in meinem Gehirn, die sich verknüpfen. Es ist kaum möglich das zu übersetzen, wenn der Anspruch Perfektion ist. Mir mangelt es an der Fähigkeit ohne Ecken zu reden. Nach außen hin fehlt der Zusammenhang.
Wenn ich mich hineindenke, versinke ich darin. Und eines Tages gibt es vielleicht kein zurück mehr daraus. Fragt sich nur, ob das schöner wäre.
Die Zeit beginnt immer schneller an mir vorbeizurauschen. Es hält nicht an und sie wartet nicht mehr. Vielleicht hat sie nie gewartet. In dem Moment wo ich mein Ziel gefunden habe, ist sie so kostbar. Ich will sie festhalten, lege los und forme Geschichten, ein Feuerwerk an Kreativität. Und ich bemühe mich zu lernen. Für dich, will ich normal sein, diese Barrieren durchbrechen und dich wirklich kennen lernen. Ich finde keinen Namen und kein Wort dafür, was mich antreibt. Eine unsichtbare Anziehungskraft, die sie auf mich wirkt. Etwas, das sie in mir weckte, und ich immer wieder herkomme, wenn meine Herrin mich ruft, egal wie sehr es wehtut.
Ich war vollständig, hatte alles, und wurde zum Geizhals. Will sie mit jeder Kraftanstrengung festhalten. Nur hat sie Flügel

Ich bin mit der Dunkelheit verschmolzen, als ich heute morgen laufen ging. Und konnte mich für den Augenblick wohlfühlen darin. Durch spärlich beleuchtete Straßen weit draußen spuken. Es gefällt mir wie leer sie sind, wie tot die Häuser aussehen, der gelbliche Schein der Laternen auf ausgeblichenen Hauswänden. Deren Kanten und große Schatten, aus denen Umrisse der Hecken und Straßenschilder ragen. Ich nahm den dunklen Uferweg zum Fluss. Entlang besenartiger Bäume, eine halb zerteilte Allee an untersetzten Stämmen, oben wie riesige Knüppel, die ihre gebogenen Ruten in die Luft strecken, wie geisterhafte Finger. Die Felder verbergen den Schlamm, der nur selten trocknet. Jetzt ist es kalt. Aber an meinen Schuhen sieht man stets ein wenig, wo ich herumstreune.
Im ruhigen Wasser spiegeln sich wenige kleine Lichter. Während ich unbemerkt neben diesem Bild durch die späte Nacht laufe, kommt Wind auf. Es weht mir die Kapuze vom Kopf und ist ebenso schnell wieder verschwunden. Das Gebüsch zu beiden Seiten des Weges ist nicht dicht genug um etwas zu verbergen. Zum Ende verjüngt es sich ganz und gibt den Blick über den Fluss frei.
Ich kann nicht anders, als kurz stehen zu bleiben. Dabei sollten ein paar Lichter vom anderen Ufer, die sich in schwarzem Wasser spiegeln, nichts besonders sein. Schwach streckt sich der Widerschein davon aus, sodass ich aus dem Dunkeln heraus, entfernt, auf das Meer einer industrialisierten Lichterburg schaue.
Hinter mir auf dem leeren Feld, vor dem Wald, steht ein einzelner kahler Baum, mitgenommen von Stürmen und Flut. Seine dicken Stämme erheben mehrfach sich in die Luft, abgeschabte Rinde, manche gebrochen. Er würde gut in ein Moor oder auf ein offenen Friedhof passen.Das Bild ist wunderschön, sodass ich es ihr zeigen möchte.
Zurück bin ich gerannt, auch wenn ich den Preis dafür zahlen musste.

Was ist so grenzenlos wie die Fantasie, wie dieses Gefühl im Dazwischen? Wenn ich eine Welt schaffen konnte, die nicht an Materie gebunden ist.
Ungeschickt und hilflos purzeln meine Gefühle heraus. Ich hatte nicht gedacht, dich zu verdienen. Wo ein Herz alles ist, das ich dir schenken kann. Du besitzt es. Und ich knie mit leeren Händen da, habe nichts, wenn du es nicht mehr halten willst. Was ist das für ein Kämpfer, der nicht verlieren kann.

Aus dem Fenster sehe ich nach draußen, in den trüben Tag. Der sich zieht. Der Schnee bleibt nicht liegen. Die traumhaften Vorstellungen schwimmen durch meinen Kopf, wie vor einer Milchglasscheibe. Ich kann sie nie vergessen. Ich will bleiben bei dir, und deine Nähe nicht missen. Die Wahrscheinlichkeit dich zu treffen, die sich als Unerreichbarkeit verkleidet, macht das Sehnen reißend.


© D.M.


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