Auszeit vom Leben

Auszeit vom Leben

Heute war der perfekte Tag, das wusste Larissa sofort. Sie war schon ganz früh aufgestanden
und hatte noch einmal die Ausrüstung kontrolliert. Natürlich war ihr noch die Zeit geblieben,
eine Tasse Kaffee zu Trinken und ein Brot zu essen. Doch jetzt wurde die Zeit echt langsam
knapp.
Schnellen Schrittes ging sie in den Flur, um sich ihre hohen Wanderschuhe anzuziehen.
Angezogen war sie schon, das hatte sie vor dem Kaffee erledigt. Neben dem Sessel in Flur
stand ihr Wanderrucksack, komplett gepackt. Bis auf eine Flasche Wasser war alles da. Ihr
ganzer Körper sprühte vor Energie. Es fühlt sich an wie zu viel Kaffee und Traubenzucker.
Eine perfekte Mischung zum Laufen.
Sie zog sich noch eine dünne Jacke über und nahm den Schlüssel vom Schrank. Danach dreht
sie sich einmal um sich selbst, um zu sehen, ob sie an alles gedacht hatte. Die Tür zum
Wohnzimmer war geschlossen, das war immer das Zeichen, dass sie nicht Daheim war.
Also jetzt aber los, dachte sie sich. Sie wollte einfach nur raus an die Luft und den Kopf frei
bekommen. Es war schon lange an der Zeit, mal wieder etwas für ihre Seele zu tun. Das war in der heutigen Zeit das große Problem, die Menschen taten nichts mehr für sich, sondern nur noch für Geld oder Anerkennung. Wie sie diese Heuchelei hasste, die die Menschen einander vorspielten.
Sie war das komplette Gegenteil, bei ihr konnte man immer auf unverblümte Worte hoffen.
War sie anderer Meinung, hielt sie damit nicht hinter dem Berg, sondern sagte es offen
heraus. Das war ein Charakterzug, den nur wenige an ihr mochten. Aber sie war so wie sie
war und glücklich damit - Soweit man das Gefühl als Glück empfinden konnte. Sie wusste
ganz genau, dass sie sich niemals für irgendjemanden ändern würde. Und schon wieder war
sie ihn ihren eigenen Gedanken versunken und hatte damit die Zeit vergessen. Jetzt aber los,
endlich raus. Schnell öffnete sie die Tür und trat an die Luft. Draußen sangen die Vögel und
die Sonne schien warm auf ihrer Haut - das war ein wundervolles Gefühl. Für einen Moment
schloss sie die Augen und genoss die sachte Wärme.
Aber die kleine Stimme in ihrem Kopf begann schon wieder zu summen „Los mach
schneller!“ Das passierte leider immer öfter. Ihr kam es so vor, als ob sie die Leichtigkeit
verloren hätte, welche sie früher immer so geliebt hatte. Früher hatte sie sich nie so viele
Gedanken gemacht, sondern einfach nur ihr Leben gelebt so wie es war.
Aber irgendwann war das Leben für sie zu einer Jagd geworden Leider hatte sie immer
häufiger das Gefühl, dass es nur ihr allein so ging. Was war nur los mit den Menschen? Bei
allen ging es immer nur darum, den andern zu übertrumpfen, mehr zu haben. Was dabei aber
immer weiter in den Hintergrund rutschte, war das Miteinander. Wenn sie sich jetzt etwas
wünschen könnte, dann wäre es einfach nur sich selbst wiederzufinden. Denn das, was sie
selbst als so wertvoll gefunden hatte, war mit der Zeit leider immer mehr verblasst. Wie
konnte es nur so weit kommen, dass sie sich selbst verloren hatte?
Im Alltag blieb für solche Gedanken leider kein Platz. Da war es nur wichtig, dass sie im Job
funktionierte, aber der Rest - sie selbst - blieb auf der Strecke. Sie fragte sich des Öfteren, wie
sie das alles nur schaffen sollte. Ob es der Alltag war, den sie bewältigen musste oder die
Arbeit, die sie zu Beginn erfüllt hatte, aber dann irgendwann nicht mehr.
Jeder Tag war für sie ein Kampf gegen sich selbst. Schon morgens ihre Beine aus den Bett zu
schwingen und aufzustehen, fiel ihr schwer.
Nun war es an der Zeit, etwas zu ändern! Darum hatte sie sich vorgenommen, wandern zu
gehen. Einfach nur sie allein und die Natur - sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. Sie
liebt das Gefühl von Regen auf der Haut und vom Wind, der ihr durch die Haare wehte. Das
Schönste für sie war es, draußen an einem See zu verweilen, dabei einfach nur den Vögeln
beim Singen zu zuhören.

© Seelenschreiberin

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Karin1602
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Aus_dem_Abgrund

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