Stellen Sie sich einen grossen Garten vor. Sie treten in diesen Garten ein und atmen tief durch. Ihre Nasenflügel weiten sich, Sie fühlen sich gut. Über Ihnen hängt der bleiche Vollmond, eine Wolke hat sich am Himmel breitgemacht. Sie gehen weiter, sehen knapp vor sich den Umriss der Frau, die Sie zu dieser späten Zeit hierher bestellt hat. Sie denken, in dieser Nacht werden ihre Sicherungen durchbrennen, in dieser Nacht wird kein Stein auf dem anderen bleiben, Sie nähern sich der Frau, die neben einem Brunnen steht, der vor sich hinplätschert, die Frau breitet die Arme aus, sie gehen auf die Frau zu und lassen sich umarmen, die Frau flüstert Ihnen ins Ohr: "Ich bin Jeanne, die Zwillingsschwester von Jacqueline." Sie erschrecken, doch die Frau lässt sie nicht mehr los. "Schauen Sie mich nicht an", flüstert Jeanne Ihnen ins Ohr, "Sie haben nicht Jacqueline, sondern mich gesucht." Sie bleiben regungslos stehen, bis Jeanne sie aus Ihrer Umarmung entlässt und sagt: "Folgen Sie mir." Sie werden ihr folgen, obwohl sie nicht wissen werden warum. Jeanne wird sie nur noch tiefer in den Garten führen, an eine grosse Eiche, dort wird sie stehen bleiben und sagen: "Meine erste Liebe hiess Claude, leider ist er zu früh von mir gegangen." Und da Sie Claude heissen, werden Sie das merkwürdig finden und sich fragen, wie Sie hier am schnellsten wieder in die Stadt kommen.


© René Oberholzer


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