.. während ich nur Augen für dich habe. So hieß es in einem Lied das du mir mal vorgespielt hast. Und ehrlich gesagt war das der Moment, in dem ich deine Gefühle für mich begriff. Doch das wirst du wohl niemals erfahren.
Erst neulich als wir uns gegenübersaßen konnte ich meinen Blick nicht von dir wenden. Ich musste mich permanent zwingen, etwas anderes zu tun außer zu lächeln und dich zu beobachten. Wir hatten uns länger nicht mehr gesehen und ich wollte jede noch so kleine Veränderung in deinem Gesicht nicht entfliehen lassen, alles sehen, alles festhalten. Stattdessen trank ich von meinem Glas und stand kurz auf nur um mich kurze Zeit später wieder zu setzen. Ich muss hektisch auf dich gewirkt haben. Hab ich?
Du fragtest mich, wieso ich so strahle und ich versteckte mich deswegen, doch konnte ich nicht aufhören weiter zu strahlen. Du musst gedacht haben, ich hätte jemanden kennen gelernt, nicht? Wie du gefragt hast, ob ich jemanden gesehen hätte in letzter Zeit. Niemand besonderes, gab ich zurück. Dabei bemerkte ich einen scharfen Unterton in deiner Stimme und es machte mir ausnahmsweise nichts aus, dich ein wenig zappeln zu lassen. Ich genoss zum ersten Mal deine Verletzlichkeit, deinen Stolz und deine.. ja, deine Eifersucht. Ich weiss nicht ob du mir gegenüber jemals wieder Gefühle wirst zugeben können, doch einen Teil davon wirst du nie ganz verbergen können. Aber das musst du nicht wissen. Was ich mich hingegen frage ist, ob du wissen solltest wie ich für dich empfinde. Ich denke nicht. Wir sollten keine große Geschichte daraus machen. Du weisst schon, wir sind es. Wir. Ich möchte mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen und nun weiss ich, dass mit dir in meinem Leben auch deine Sehnsucht und Zuneigung gemeint sind.
Während ich den Tee aufgoss spürte ich wie deine Blicke mich abtasteten. Es war das erste Mal, dass ich es bewusst zuliess und vielleicht sogar ein wenig genoss. Doch war ich hochkonzentriert damit beschäftigt, es einfach zu zu lassen und zu lauschen und zu fühlen.
Ich nahm mein Haar zur Seite und setzte mich neben dich, schaute dir dabei in die Augen. In deine schönen Augen. Und sah jedem kleinen Fältchen dabei zu ,wie es sich bewegte. Deine strahlenden Augen, was für ein Moment. Du sprachst euphorisch und vertieft über eines deiner Themen und ich hoffte indessen, dass du nicht bemerktest wie ich dich anschaute. Einen kurzen, unbemerkten Augenblick konnte ich mich ganz fallen lassen und deiner Stimme in ihren Höhen und Tiefen lauschen und dabei deine Hände beobachten die, dein Argument stützend, galant gestikulierten. Ich schaute auf dein Haar und auf deinen Hals, stellte mir kurz vor, dich zu küssen. Mein Blick wanderte über deinen Kinn und verharrte an deinen Lippen. Ich sah mir jede schwungvolle Linie an und deinen Mund, redend in Bewegung. Wie würde es wohl sein, wenn unsere Lippen sich berührten?
Ich hörte meinen Namen und schaute erschrocken auf. Doch dein viertes Bier schien dich in deiner Aufmerksamkeit betrübt zu haben, sonst hättest du mich in diesem Moment gehabt. Ich weiss noch, wie mein Herz stehen blieb. Es spielten sich in schnellen Bildern zwei Szenarien vor meinem inneren Auge ab: Du siehst meinen Blick und verstehst plötzlich alles. Du bist verwirrt, aber dann lächelst du. Du willst es nicht glauben, aber dann packst du mich, wir küssen uns. Oder: Du siehst meinen Blick und verstehst plötzlich alles. Du bist verwirrt, aber dann lächelst du. Du willst es nicht glauben und fragst mich stundenlang darüber aus, wann ich zum ersten Mal was bemerkt hätte und schließlich würdest du mir einen Korb geben. Gründe dafür hättest du einige.
Statt dessen schautest du mich an und wiederholtest meinen Namen, sprachst ein bisschen lauter mit mir, dachtest wohl, die Musik sei zu laut, nicht? War sie nicht. Nicht wirklich.
Es hat sich einiges verändert. Nun starren sie mich an, während ich nach dir Ausschau halte. Und du starrst mich an, während sie nur Augen für dich haben, und weisst nicht, dass ich dich auch im Blick habe.


© Sofia Pierrot


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Beschreibung des Autors zu "Sie starren mich an..."

In diesem Text geht es um Freundschaft, Sehnsucht und Liebe.
Und irgendwie ist alles Eins.

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