Die Sonne versinkt langsam hinter den Bäumen. Sie ist gesäumt von dem klaren Blau des wolkenlosen Himmels. Vorsichtig tastet sich die Finsternis vor. Sanft, fast unmerklich, verdrängt sie das Tageslicht. In diesem Moment fühle wie in mir das Tier erwacht. Es wütet unaufhaltsam in mir und frisst sich durch mich hindurch. Als es schließlich die Macht über mich hatte, verließ ich das Haus. Ich spürte des Tieres Kraft und mir wird klar, das ich heute Nacht unsterblich bin. Die Spur, der ich folge, führt zu ihr. Ich Reise durch die Dunkelheit, durch Zeit und Raum, immer auf der Suche nach dem Weg zu diesem einen, ganz besonderen Herzen. Die Suche dauert lange und ist gepflastert von Schmerzen und Leid. Ich gehe diesen Weg nicht ohne Grund, erkenne aber noch nicht den Sinn. Unaufhörlich treibt es mich zu ihr, vorbei an Wäldern und Wiesen, an majestätisch anmutenden Bäumen, durch Flüsse und Seen, bis an das Ende der Welt.
Angekommen an ihrem Gemach öffne ich meine feuerroten Augen. Ein lauter Schrei verlässt meinen Mund und er findet sie im Schlaf. Wach geworden durch meinen Ruf öffnet sie ihre Augen. Trotz der sternenlosen und schwarzen Nacht, leuchten sie wie zwei Diamanten. Ihre Hände schließen die Tür auf und sie verlässt ihr Haus. Es scheint als würde sie schweben. Ihr Antlitz erhellt meine finstere Seele und sie folgt dem Tier.
Komm zu mir mein liebreizendes Geschöpf der Nacht. Nimm meine Hand und schließe deine Augen. Verführen möchte ich dich in dieser regnerischen Dunkelheit. Ich will sehen wie deine nackte Haut vom Wasser durchtränkt wird. Lass dich fallen und fühle den sanften Wind auf deinem Körper. Gib dich der Versuchung hin und kämpfe nicht dagegen an. Ich binde ihren Körper und ihre Seele bis die aufgehende rote Sonne die Nacht in ihr Grab zwingt. Im Nebelschatten des Morgens muss ich gehen. Aber ich weiß wo ich sie finde, wenn die neue Nacht anbricht. Denn dann beginnt die Jagt aufs neue, eine Jagt nach ihrer Liebe und ihrer Lust, nach ihrer Seele und ihrem Herzblut. In diesen Stunden gehörst sie nur mir allein. . .
denn ich fürchte den Tag und seinen hellen Schein. Er offenbart mir die grausame Wahrheit, das ich von ihr geträumt habe.


© Hellfire


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Kommentare zu "Geschöpf der Nacht"

Re: Geschöpf der Nacht

Autor: J-chan.   Datum: 07.12.2011 14:07 Uhr

Kommentar: der letzte statz zerstört alles...also im guten sinne...ich mag es wenn es so endet...der text ist - wie auch der rest von dir, einzigartig und perfekt...
super gut geschrieben und total fesselnt...
die story dahinter natürlich total traurig...T_T

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