Auf dem Arbeitsamt, da saß ich heute
und mit mir noch 30 Leute.
Ob ich wollte oder nicht,
hör ich, was die Frau neben mir so spricht:
Endlich hat sie sich ins Arbeitslosenleben eingefügt
und vermisst ihr altes Leben nicht.
Weshalb sie den Sachbeamten rügt:
Auf Arbeit ist sie nicht erpicht!
"Wann soll ich denn das noch alles machen?
Als ob ich nichts zu tuen hätt!
Ständig kommen die mit irgendwelchen Sachen -
mit mir nicht, ich schwör, ich wett'!
Montags treff ich mich mit meiner Frauengruppe
und mittags koch ich immer Erbsensuppe.
Dienstags bin ich ab 11 Uhr
Serienmördern auf der Spur.
Am Nachmittag ab fünf genau
gibt's meine Lieblingssendung im TV.
Mittwochs treff ich mich mit der Uschi im Café.
Das kann ja keiner wollen, dass ich die nich mehr seh!
Am Donnerstag muss ich mal Pause machen.
Der ganze Stress und diese Sachen.
Ich brauch die Zeit für mich allein,
das wird doch wohl für jeden zu verstehen sein.
Freitags geh ich die Oma besuchen,
da gibt's umsonst Kaffee und Kuchen.
Ich tu nur meine soziale Pflicht,
Also -arbeiten kann ich da nicht!
Und am Wochenende
manikür ich mir die Hände
(außerdem ist da ja Wochenende)
Da wird doch nicht arbeiten gegangen,
das kann keiner von mir verlangen!
Und das werd' ich auch dem Beamten sagen.
Mir Arbeit suchen - das soll er mal wagen!"
Kommentar:Lieber Ezra,
ich lächle, aber in deinem Gedicht ist so viel Realität, dass mir das Lachen vergeht. Erinnert mich an alte, schlimme Zeiten, aber gefällt mir.
Liebe Grüße Wolfgang
Kommentar:Lieber Ezra, die Tatsache, dass du diese Szene auf dem Arbeitsamt beobachtet hast, also selbst dort mit einem Anliegen sitzend, stimmt mich eher nicht heiter über deine Zeilen, die zweifelsohne satirisch gut gelungen sind. Jede Medaille hat zwei Seiten.
Lieben Gruß,
Ikka
Re: Keine Zeit
Autor: Datum: 27.01.2020 8:43 Uhr
Kommentar:haha geiles Gedicht :-)
Kommentar schreiben zu "Keine Zeit"
Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Heute habe ich die Wahl der Qual, denn ich will mir die Zeit vertreiben, die mich vertreibt, damit ich nicht auf ewig etwas Übles anstellen kann. Soll ich mich, aus Verlegenheit, einfach [ ... ]