Da traf ich neulich einen alten Herrn,
der hatte Hühner zum Fressen gern.

Er schlich des Nachts durch die Kolonie,
stahl die Viecher und killte sie.

Er trug nach Hause, die er gestohlen,
und brauchte lange keine mehr holen.

Doch die er hatte entfederte er,
zog mit dem Messer scharf über sie her.

Er schlitzte sie auf vom Bauch bis zum Rücken,
und konnte sich so an ihrem Fleisch entzücken.

Nun lagen vor ihm die Schenkel und Schnitzel,
die Brüste und Hälse und’s innre Kalmitzel.

Er kochte jetzt das was zum Kochen war
und machte daraus Ragout fin sogar.

Die Schenkel, schön braun und acht an der Zahl,
verzehrte er gleich und ganz ohne Qual.

Die Brüste war’n ihm ein besond’rer Genuss,
er aß sie mit Speck, ganz ohne Verdruss.

Er trank dazu Bier und Wein durcheinander –
und hatte die Sinne nicht mehr beieinander.

Als er dann die Schenkel und Brüste gegessen,
da wurde er müde und weltvergessen.

Er ließ einen Furz, danach schlief er ein
und träumte tatsächlich vom Fußballverein.

Drei Tage und Nächte schlief er in der Küche,
dann wachte er auf durch Wohlgerüche.

Das Ragout fin stand noch auf dem Herd
und wurde von ihm jetzt heiß begehrt.

Er fraß es hinein so wie es dort stand,
bis ihm der Sinn nach Leben entschwand.

Er fiel auf den Boden, mit ihm ging’s bald aus,
es kam ihm jetzt oben und unten heraus.

So lag er ne Weile in seiner Not,
drei Stunden später – war er tot!


© Werner Leder. Alle Rechte vorbehalten, besonders das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung, sowie Übersetzung. Kein Teil des Textes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder verarbeitet werden!


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Wer nicht Maß hält, muss leiden.

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